Kommentar zu: Reliki.de-Umfrage: Hilft beten?

Lesezeit: ~ 3 Min.

Die katholische Kirche zeigt auf ihrer Webseite einen Film, in dem Kinder Erwachsene zum Thema „Hilft beten?“ interviewen. Wie kaum anders zu erwarten, kommen nur Erwachsene zu Wort, die natürlich selbstverständlich der Meinung sind, dass Beten hilft:

Deshalb hier nochmal speziell für die Kinder-Reporterinnen Charlotte und Sophia, aber natürlich auch für alle anderen, die der Meinung sind, dass „Beten hilft“:

Nach allem aktuellen Wissen spricht nichts für die Existenz von Göttern, aber alles dagegen. Wer betet sollte sich deshalb bewusst sein, dass sein Gebet von keiner überirdischen oder sonstigen höheren Macht erhört wird. Demzufolge wird auch keine solche Macht in irgendeiner Art und Weise in das Geschehen auf der Erde eingreifen, jedenfalls war das noch niemals der Fall.

Egal ob jemand im Gebet um etwas bittet, eine Frage stellt oder sein Leid klagt: Noch nie jemals hat irgendeiner der vielen tausend Götter geantwortet oder daraufhin in irgendeiner Art in den Lauf der Dinge eingegriffen.

Gebets-DilemmaSelbst wer gegen jede Vernunft und gegen jedes bessere Wissen an einen Gott glaubt, kommt mit ein ganz klein wenig Überlegen schnell darauf, dass Gebete nicht erhört werden: Angenommen, es gibt tatsächlich einen der vielen Götter, die sich die Menschen schon ausgedacht haben, und weiter angenommen, dieser Gott ist allmächtig. Dann bedeutet das, dass dieser Gott alles, was geschieht, bestimmt.

Wie wahrscheinlich ist es, dass sich ein Gott von seinem „Plan“ durch ein profanes Gebet eines Angehörigen einer bestimmten Trockennasenaffenart abbringen lässt? Würde ein allmächtiger Gott auch nur die kleinste Änderung in seinem „Plan“ zulassen, würde sich alles Folgende ebenfalls ändern und sein Plan wäre anders als vorher von ihm geplant.

Warum also beten erwachsene, vermutlich sonst klar denkende und psychisch gesunde Menschen? Na gut, wer sich ernsthaft fragt, warum Leute sterben müssen, (0:50) der befindet sich möglicherweise tatsächlich noch auf einer anderen Stufe als aufgeklärte Menschen im 21. Jahrhundert. Und wer Gott für das Gute, aber auch für das nicht so Gute (1:13) dankt, der kann sich den Dank genaugenommen auch ganz schenken, statt seine wertvolle, begrenzte Zeit mit dem Dank für alles, was sowieso geschieht an jemanden, der nicht existiert, zu verplempern.

Wenn man seine kurze, einzigartige und einmalige Lebenszeit sinnvoll im Diesseits nutzt, muss man sich auch nicht mehr vor dem Sterben-müssen fürchten.

Der Befragte, der durch „Beten“ ruhiger und gesammelter wird (1:40), spricht zwar zunächst davon, dass Beten kein Wunschkonzert sei. Kurz darauf beschreibt er aber, dass er doch davon ausgeht, dass Gott aufgrund eines Gebetes auf jemanden „besonders gut“ aufpassen würde. Also doch Wunschkonzert? Oder nur, wenn es um andere Menschen geht? Welche Logik liegt solchen Gedankengängen zugrunde?

Nutzlos: GebeteBesonders perfide und fatal: Wenn dem „besonders gut“ von Gott bewachten Menschen an diesem Tag nichts passiert, wird der Beter das für sein Verdienst halten und diesen Umstand dem Wirken seines angebeteten Gottes zuschreiben. Wie wirksam eine solche Autosuggestion (aber auch Fremd- oder Gruppen-Suggestion) wirken kann, beweist die Existenz von Religionen bis heute.

Liebe Kinder-Reporterinnen Charlotte und Sophia, liebe Frau Lippmann, lieber Herr Mennigmann:

  • Beten hilft höchstens in Form einer Autosuggestion. Indem sie beten, gaukeln sich Menschen etwas vor und beruhigen höchstens ihr Gewissen, allerdings nur scheinbar.
  • Kein Gebet wurde jemals von einem Gott erhört.
  • Gebete bergen die große Gefahr der Enttäuschung, wenn man nämlich merkt, dass man sich mit Gebeten zu einem Gott in einer Scheinwelt befindet, die mit unserer irdischen Wirklichkeit nichts zu tun hat.
  • Wer zu Gott betet, hat bei den rund 3000 Göttern, die sich die Menschheit schon erdacht hat, rein rechnerisch gesehen nur eine sehr geringe Chance, dass er auch tatsächlich den richtigen Gott anbetet.

Die Alternative zur sinnfreien Zwiesprache mit einer göttlichen Illusion könnte zunächst mal ein kritisches Hinterfragen des eigenen Standpunktes sein. Die gewonnene Zeit könnte man außerdem dazu nutzen, seine Probleme mit irdischen Mitteln anzugehen und persönlich Hilfe geben (oder anzunehmen), statt einen fiktiven Gott darum zu bitten.

Willkommen in der Wirklichkeit!

Viele Antworten auf Fragen von Kindern gibts auf unserer Webseite WWW.KWQ.DE!

 

 

 

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