Wenn Wunsch auf Wirklichkeit trifft: Die kognitive Dissonanz und ihre Folgen

Lesezeit: ~ 3 Min.

Wenn man als Atheist mit einem (gottes-)gläubigen Menschen diskutiert, kommt das Gespräch nicht selten an einen kritischen Punkt. Während der gläubige Mensch von der realen Existenz seines Gottes ausgeht und oft auch eine aktive Einmischung ins Weltgeschehen behauptet, wird der Atheist von der realen Wirklichkeit ausgehen, in der die Naturgesetze gelten.

Selbst wenn man sich als Atheist in die Sichtweise eines religiösen Menschen hineinversetzen kann, so wird es für einen Atheisten ausgeschlossen sein, eine um Götter erweiterte Wirklichkeit als Grundlage für eine ernsthafte Diskussion zu akzeptieren. Argumentationen, die von dieser, bis zum Beweis des Gegenteils fiktiven Realität ausgehen, sind zwangsläufig beliebig, weil ja auch eine fiktive Realität beliebig ist.

Wenn dann also im Lauf der Unterhaltung „Wunsch“ auf „Wirklichkeit“ trifft, dann bedeutet das für den religiösen Menschen ein nicht zu unterschätzendes Problem: Die so genannte „kognitive Dissonanz.“

  • Kognitive Dissonanz bezeichnet in der (Sozial-)Psychologie einen als unangenehm empfundenen Gefühlszustand, der dadurch entsteht, dass ein Mensch mehrere Kognitionen hat – Wahrnehmungen, Gedanken, Meinungen, Einstellungen, Wünsche oder Absichten –, die nicht miteinander vereinbar sind. (Quelle: Wikipedia)

Das Problem besteht also in Wirklichkeit gar nicht zwischen dem Gläubigen und dem Atheisten, sondern zwischen zwei unterschiedlichen Wirklichkeiten, die der Gläubige zwar wahrnimmt (kognitiv), aber verständlicherweise nicht miteinander vereinbaren kann (Dissonanz).

Solange Gläubige nicht mit der realen Wirklichkeit konfrontiert werden, leiden sie meist gar nicht oder nur kaum unter diesem Dilemma – sie ignorieren einfach die objektiv unüberwindbare Dissonanz. Erst wenn jemand auf die Einhaltung der realen Wirklichkeit besteht, wird es schwierig, weil sie dann nicht mehr ignoriert werden kann.

Leider ist den meisten Gläubigen der Effekt der kognitiven Dissonanz nicht bekannt (oder sie ignorieren diesen einfach ebenfalls). Ob bewusst oder unbewusst – die Dissonanz hat für den Gläubigen ein unangenehmes Gefühl zur Folge, und viele Menschen neigen dazu, jemanden oder etwas für unangenehme Gefühle verantwortlich machen zu wollen.

Wie belastend dieser Zustand sein muss, sieht man, wenn sich eigentlich friedliche, fröhliche, freundliche Menschen mit eigentlich guten Umgangsformen und ganz unabhängig von Intelligenz oder akademischem Grad plötzlich verhalten wie trotzige kleine Kinder, denen man das Spielzeug weggenommen hat.

Statt das eigentliche, nämlich eigene Problem als solches zu erkennen und zu akzeptieren, bekommt der sein Fett weg, der auf die Einhaltung der realen Wirklichkeit besteht. Einige echte Beispiele aus der persönlichen Erfahrung:

  • „Gut das du ein Kind bist das alles weiss
  • zu gütig, uns amfeststehenden wissen über GOttes nichtexistenz teilhaben zu lassen! freilich: mir fehlen die beweise“
  • „ach ja. und das Dogma „existenzbehauptung muss bewiesen werden“ gilt einfach in Ewigkeit Amen? das ist ja super bequem!
  • „[…] du solltes von deinem hohen Ross herunter kommen. […] Die Klugheiten, auf die du dich berufst, sind ja nichts Neues.“
  • „‚Ja mei, ohne Hirn bist hoid oafach nur a Depp!‘ – Sollte das auf Sie zutreffen? – Ich hoffe doch nicht!“

Diese und ähnliche, durchaus auch noch deftigere Aussagen kommen einer Bankrotterklärung gleich. Sowas schreibt nur, wer entweder sowieso einen Mangel an Umgangsformen hat oder aber gerade unter dem unschönen Gefühl einer kognitiven Dissonanz leidet.

Wenn ein Gespräch an diesen Punkt gekommen ist, wird es meistens sinnvoller sein, es erstmal zu beenden. Manche, für aufgeklärte Menschen völlig einleuchtende, weil logisch begründbare Tatsachen, erscheinen gläubigen Menschen als geradezu ungeheuerlich.

Eine Reaktion, wie man sie von einem erwachsenen, an sich vernünftigen Menschen eigentlich erwarten würde, ist einem Gläubigen in einer solchen Situation einfach nicht möglich, weil schon der geringste Zweifel die größte Gefahr für ein religiös erweitertes Weltbild ist.

Eine Aussage wie „Stimmt, es gibt tatsächlich einen krassen Widerspruch zwischen meinen religiösen Vorstellungen und der Wirklichkeit, wie ich sie sonst kenne“ wäre für einen Gläubigen eine wesentlich größere Hürde als ein Verstoß gegen die Etikette in Form einer Beleidigung des Gesprächspartners.

Dann ist es Zeit für etwas Entspannung. Deshalb haben wir eine Seite erstellt, die den oben dargestellten Umstand in höflichen, einfachen Worten beschreibt:

www.awq.de/entspanne-dich

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