Kommentar zur Kiliani-Kindergarten-Wallfahrt nach Würzburg

Lesezeit: ~ 6 Min.
Kiliani-Leichenteile im Wuerzburger Dom
Idealer Rahmen für eine Kindergarten-
Veranstaltung: Verehrung der Leichenteile
von Kilian & Co im Würzburger Dom.***

Kommentar zu: Kiliani-Wallfahrtswoche 2016: „Kilian, Kolonat und Totnan“ schallt’s durch den Dom, Originalartikel verfasst von Markus Hauk, veröffentlicht am 8.7.2016 von bistum-wuerzburg.de

Wehrlose Kindergartenkinder, das Jüngste gerade mal zweieinhalb Jahre alt, mussten in Würzburg zu Kiliani eine religiöse Kiliani-Indoktrinationsveranstaltung über sich ergehen lassen.

Dabei wurden sie von unverantwortlichen Erwachsenen dreist belogen und mit religiösen Wahngedanken infiziert.

Hauptveranstaltungsort war der Würzburger Dom, in dem auch Leichenteile zur Schau gestellt und verehrt werden.

Bischof Hofmann begrüßt am Portal die Kinder und ihre Begleiter und segnet sie mit Weihwasser. „Das soll Euch innerlich wie äußerlich erfrischen.“*

Was passt wohl besser zu einer Kiliani-Veranstaltung als ein Wasserritual heidnischen Ursprungs?

Schlimm genug, wenn ein erwachsener Mensch im 21. Jahrhundert noch an eine innerlich erfrischende Wirkung von verzaubertem Wasser glaubt. Noch schlimmer, wenn er solchen Unsinn wehrlosen Kindern gegenüber verzapft und diese auch noch ungefragt in seine bizarren Rituale einbezieht.

Gott hat Dich lieb. So wie dich auch Schneewittchen lieb hat.

Am 8. Juli erinnere die Kirche von Würzburg an die Frankenapostel, die die Botschaft nach Franken gebracht haben: „Gott hat Dich lieb!“

Das entspricht nicht direkt dem Wortlaut. Genaugenommen ist das einfach gelogen. Die Botschaft, die die „Frankenapostel“ nach Franken gebracht haben, heißt im heutigen Wortlaut (Hervorhebung von mir):

  • Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, / und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, / empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, / gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, / hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, / aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; / von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. / Ich glaube an den Heiligen Geist, / die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, / Vergebung der Sünden, / Auferstehung der Toten / und das ewige Leben. / Amen.

Kein Wort von „Gott hat dich lieb.“ Und „Vergebung der Sünden“ kann jedenfalls kein Zeichen von göttlicher Liebe sein, wenn nicht mal eindeutig klar ist, nach welchen Maßstäben der erfundene Wüstengott Jahwe aus der Bronzezeit überhaupt „richten“ wird.

Und weil es sowieso völlig unlogisch ist, an eine Vergebung von Sünden durch einen Gott zu glauben, der diese Sünden ja vorher erst erfunden und als solche festgelegt haben soll. Dieser „Liebesbeweis“ ist so heuchlerisch und hohl, wie wenn man einem Kind vor dessen Geburtstag sein Lieblingsspielzeug wegnehmen und es ihm zum Geburtstag wieder schenken würde.

Was man nicht weiß, muss eben geglaubt werden

Abgesehen davon sind auch praktisch alle restlichen Inhalte des christlichen Credos bis zum Beweis des Gegenteils schlicht erstunken und erlogen. Deshalb müssen sie ja auch geglaubt werden.

Was Gläubige (selbst ansonsten aufgeklärte, anständige, vernünftige und klar Denkende) aber nicht weiter zu stören scheint. Schon gar nicht die, die ihr Geld zum Beispiel im Rahmen von Kilani-Kindergartenwallfahrten mit der Verbreitung dieser Ideen verdienen.

Dafür haben sie sich eine riesige künstliche Scheinwirklichkeit ausgedacht. Die ist so groß, dass es ihnen gar nicht mehr aufzufallen scheint, dass die wichtigste Grundlage, das Fundament ihres religiösen Kartenhauses, gar nicht existiert.

Sie wünschen sich einfach, dass ihr imaginärer Freund die Menschen lieb hat und tun so, als wäre es so. Und spannen dazu auch Kiliani & Co. vor ihren Wunschkarren.

Den dafür erforderlichen Denk- und Realitätsverzicht nehmen sie offenbar gerne in Kauf. Wer Kindern solche Lügen auftischt, muss sich Unverantwortlichkeit und Missbrauch vorwerfen lassen.

Bischöfliche Kinderverarschung zu Kiliani

Der Gottesdienst im Dom  ist auf das junge Publikum zugeschnitten. Wer begleitet uns auf unserem Weg, lautet die Frage, mit der sich ein Kindergarten beschäftigt hat. „Freunde gehen mit uns, die Eltern, die Großeltern“, tragen die Kinder vor. „Und Gott ist immer an unserer Seite“, ergänzt der Bischof.

Liebe Kinder,

der Bischof ist in Wirklichkeit nur ein älterer Mann, der sich verkleidet hat, so wie der Nikolaus oder der Weihnachtsmann. Obwohl er schon erwachsen ist, glaubt er immernoch an Wesen, wie du sie aus Märchen kennst: Froschkönig, Rumpelstilzchen oder Dornröschen.

Sein Märchenwesen nennt er „Gott.“ Er glaubt, dass es seinen Gott wirklich gibt. Das glaubt er so sehr, dass er einfach so tut, als ob es Gott wirklich geben würde. In Wirklichkeit gibt’s seinen Gott nur in Geschichten, die sich Menschen ausgedacht haben.

In Wirklichkeit weiß der Bischof natürlich auch, dass es Gott eigentlich gar nicht gibt. So, wie ihr ja auch wisst, dass es die Zahnfee in Wirklichkeit gar nicht gibt. Leider erzählt der Bischof trotzdem, dass Gott immer an unserer Seite wäre. Das ist gelogen. Der Bischof wünscht sich das vielleicht, aber es stimmt nicht. Lügen ist nicht gut. Das sagt der Bischof auch, aber er selber hält sich nicht daran.

Gott gibts in Wirklichkeit gar nicht

Die Menschen haben sich schon viele tausend Götter ausgedacht. Keinen einzigen Gott gibts in Wirklichkeit. Die Menschen können noch nicht mal sagen, wer oder was Gott überhaupt sein soll.

Früher wussten die Leute noch viel weniger als heute. Sie konnten sich vieles noch nicht erklären. Und sie hatten große Angst deswegen. Deshalb haben sie Götter erfunden. Heute wissen wir viel mehr als früher. Wir wissen zum Beispiel, dass Donner von Gewitter kommt und nicht von Göttern. Deshalb müssen wir heute nicht mehr an Märchenwesen glauben. Und wir müssen heute auch keine Angst mehr vor Donner haben.

Freunde, Eltern und Großeltern gibts in echt. Deshalb können die auch wirklich mit uns gehen. Gott ist nicht an unserer Seite. Das haben sich die Leute vor langer Zeit nur ausgedacht, obwohl es gar nicht stimmt.

Und manche Leute, wie auch der Bischof, tun heute noch so, als ob das stimmen würde. Der Bischof bekommt sehr viel Geld dafür, dass er sagt, dass es Gott wirklich gibt. Deshalb sagt er das einfach, obwohl es nicht stimmt.

Wenn es euch nicht gut geht oder wenn ihr Hilfe braucht, redet unbedingt mit jemandem, den ihr gut kennt. Das können Geschwister, Eltern, Großeltern oder auch Freunde sein.

Wenn ihr noch mehr wissen möchtet über den erfundenen Gott, schaut mal unter www.kwq.de nach! Und lasst euch nicht von Erwachsenen anlügen, auch nicht, wenn diese verkleidet sind und sich für sehr wichtig halten!

Wunsch und Wirklichkeit

„Kilian, Kolonat und Totnan haben die Liebe Gottes weitergegeben an uns.“

Was für ein verdrehter, heuchlerischer Sarkasmus. Die furchtbaren Folgen dieser angeblichen „Liebe Gottes“ füllen bis heute insgesamt 10 Bände der „Kriminalgeschichte des Christentums.“ Diese Liebe Gottes hat für mehr Leid und Elend gesorgt wie wohl kaum etwas anderes seit Bestehen der Menschheit.

Bis zum heutigen Tage werden täglich im vermeintlichen Namen und Auftrag von Göttern Menschen verfolgt, gefoltert und ermordet. Ein angeblich allmächtiger Gott, der so den Menschen seine Liebe beweist, ist ein perverser Psychopath. Gottes einzige Entschuldigung ist, dass er nicht existiert.

Wer Kindergartenkindern solche Lügen wie die vom „Lieben Gott“ auftischt, missbraucht die entwicklungsbedingt natürliche Kritik- und Arglosigkeit dieser Kinder zur Verbreitung von religiösen Wahngedanken und Lügen. Ein Bischofsgehalt jedenfalls scheint auch noch die letzten Skrupel aus dem Weg zu räumen.

Nach dem gemeinsamen Vaterunser und einem Lied zum Thema „Mit Gott überspringe ich Mauern“ endet der Gottesdienst.

Gleiches gilt für Leute, die Kindergartenkinder dazu anstiften, einen angeblich allmächtigen Gott darum zu bitten, dass dessen „Reich komme, wie im Himmel so auf Erden.“ Nicht nur, dass es völlig unlogisch und geradezu schwachsinnig ist, ein angeblich allmächtiges, allwissendes Wesen, das angeblich auch noch alles geschaffen hat und nach seinen Vorstellungen „lenkt“, um irgendwas zu bitten.

Diese Leute führen wehr- und kritiklose Kinder bewusst und absichtlich gezielt in die Irre. Weil diese Leute davon leben, dass jemand noch an ihren erfundenen Provinzgott aus der Bronzezeit glaubt.

Es ist selbstverständlich jedem Menschen überlassen, sich die Wirklichkeit nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und bei Bedarf auch beliebig um imaginäre Freunde zu erweitern. Andere Menschen und ganz speziell Kinder sollte man aber tunlichst verschonen, wenn man Wunsch und Wirklichkeit vermischt.

Kindergarten-Kiliani: Hoffentlich einmalig

„Das war schon ein einmaliges Erlebnis für die Kinder“, sagt Ursula Beizinger vom Kindergarten Mariä Himmelfahrt aus Bad Neustadt.

Stop fruehkindliche IndoktrinationHOFFENTLICH!

Was hätte man statt einer Kiliani-Wallfahrt für einen wirklich erinnerungswürdigen, spannenden, fröhlichen und vor allem kindgerechten Tag gestalten können! Ganz ohne falsche Versprechen und seltsame Rituale mit Zauberwasser-Zeremonien und Zaubersprüchen in düsteren Hallen, in denen Qual, Leid und Tod zur Schau gestellt werden…

Den Kindern bleibt zu wünschen, dass sie sich von dieser katholischen Kiliani-Kaffeefahrt und von der vermittelten Ideologie gut erholt haben.

Und dass ihre Erziehungsberechtigten verantwortungsbewusst, vernünftig und anständig genug sind, ihre Kinder vor der systematischen Indoktrination mit religiösen Wahngedanken künftig besser zu bewahren.

Anmerkung 1: Wer sich an Bezeichnungen wie „Lüge“ oder „Wahngedanken“ in Bezug auf religiöse Behauptungen stört, möge mal in sich gehen und prüfen, ob man eine Aussage wie „Gott hat dich lieb!“ redlich- und ehrlicherweise anders als eine Lüge oder eine Wahnidee bezeichnen kann.

Anmerkung 2: Ob sich Gott oder wenigstens die drei im Dom ausgestellten Schädel der „Frankenapostel“ über den kindlichen Besuch und den kindlichen Gesang freuten, geht aus dem Artikel nicht hervor.

Anmerkung 3: Die zuständige Pressestelle informiert im Originalartikel zwar darüber, dass für Redaktionen Bilder im Internet verfügbar seien. Unsere Anfrage nach Bildmaterial für diesen Artikel wurde trotzdem abgelehnt.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Artikel.
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***Foto by Steffen 962 (Own work) [CC0], via Wikimedia Commons

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