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NACHGEDACHT (77) NACHGEDACHT (77)

Eines der schlimmsten Gefühle... Gedanken von Christina LEINWEBER

22.06.14 - Ich habe für mich das schlimmste Gefühl entdeckt - gespürt - erfahren. Es war noch nicht einmal in seiner schlimmsten Ausprägung. Es kam hervor, weil ich meinen Geldbeutel verzweifelt gesucht habe. Ich wusste nicht mehr, wo er war, wo ich ihn das letzte Mal hatte. Und da kam es hervor, schleichend, unerbittlich, stetig größer werdend: das Gefühl von Ohnmacht.

Schwäche, ohne Macht zum Handeln - so könnte es definiert werden. Wenn keine Handlungsmöglichkeit mehr vorhanden ist, dann scheint die Aussicht auf eine Lösung der Verhältnisse verschlossen. Und meine Ohnmacht war nur klein - was ist dann, wenn sie aus einem viel wichtigeren, wesentlicheren Grund hervor kommt? Mein Geldbeutel war irgendwann wieder da, aber das Gefühl und die Erinnerung hielten an.

Ohnmacht erhält von mir Platz eins der schlimmsten Gefühle, noch höherklassiger als Angst. Denn die Angst kommt bei der Ohnmacht frei Haus dazu. Mein Mitsucher meinte noch: "Die Nerven verlieren, hilft jetzt nicht." Aber das waren nur nette Worte, geholfen haben sie nicht. Was macht man denn in solch einer ausweglosen Situation? Wie bezwingt man so etwas?

Tatsächlich war auch Jesus einmal in solch einer Situation. Das Markus- und Matthäusevangelium liefern uns den Ausruf purer, schonungsloser Ohnmacht: "Mein Gott, mein Gott warum hast du mich verlassen?" So ruft Jesus qualvoll vom Kreuz hinab - er fühlt sich verlassen, der Sohn Gottes ist machtlos. Aber gläubige Christen wissen - auch diese unerträgliche Situation wurde gelöst. Der Glauben hat schlussendlich gesiegt. Die Sache Jesu, sein Wirken hat auch die Ohnmacht des Todes überwunden. Das Leben Jesu hat gesiegt.

Über das alles war sich Jesus aber selbst nicht mehr bewusst, auch er war verzweifelt. Aber dann hat doch der Glaube gesiegt. Der Glaube darüber, dass die schlimmen, einengenden Gefühle, die uns das Leben nehmen, nicht die Oberhand am Ende haben. Das Gute siegt doch, vielleicht nicht sofort, aber irgendwann. (Christina Leinweber) 

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ZUR PERSON:
Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hat inzwischen ihr 1. Staatsexamen in der Tasche und ist seit Anfang November 2013 im Schuldienst des Landes Hessen. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 77 Wochen) in der Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++


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