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REGION NACHGEDACHT 90

Die Buhmänner in unserem Leben - von Christina LEINWEBER

28.09.14 - Letzte Woche war ich Gast auf einer Geburtstagsfeier. Als ich schon meine Jacke übergeschwungen hatte und zum Gehen bereit war, meinte ein anderer Gast doch noch einmal einen Witz über Lehrer zum Besten geben zu müssen. Ich bin es ja schon mittlerweile gewohnt – nach Lehramtsstudium und fast einem Jahr Referendariat – ab und zu einen Lehrerwitz zu hören. Wenn der Witz gut ist, lache ich auch mal mit. Man muss sich ja nicht immer so ernst nehmen. Allerdings spannte dieser Witz einen größeren Kontext auf: Am selben Abend, zur selben Zeit lief im Fernsehen eine Dokumentation über den Lehrerberuf, in der einige Vorurteile gegenüber Lehrern abgebaut werden sollten.

Eine sehr interessante Frage war, ob Lehrer Faulpelze seien oder die Prügelknaben der Nation. Ersteres könnte ich sofort verneinen, da meine Erfahrung mir oft genug gezeigt hat, dass im Lehrerberuf genau wie in anderen Berufsgruppen genug oder auch zu viel gearbeitet wird. Nur leider können das die meisten nicht sehen: Lehrer arbeiten sehr viel zu Hause. Dennoch möchte ich diesen Gedanken nicht allein stehen lassen, denn es ist logisch, dass ich meinen eigenen Beruf vertrete.

Vielmehr möchte ich Ihnen heute deutlich machen: Wenn die Gesellschaft die Lehrer zu den Prügelknaben der Nation küren würde – wie es in der Dokumentation infrage gestellt wurde – ist dies ein (leider) normales Verhalten, das sich in unserem Leben vielfach in andere Bereiche übertragen lässt. Jemanden zum Buhmann machen – jemandem die Schuld in die Schuhe schieben. Das tun wird doch ganz oft, oder? Bestimmt nicht nur mit den Lehrern. Wenn wir uns nicht eingestehen wollen, dass wir schuld sind, suchen wir einen anderen Schuldigen. Machen wir uns das einmal klar und schauen, wen wir schon oft zu unserem Buhmann erklärt haben. Und noch viel wichtiger: Erlösen wir diese Person von ihrer Rolle als Buhmann und greifen uns mal an die eigene Nase. (Christina Leinweber) +++


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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hat inzwischen ihr 1. Staatsexamen in der Tasche und ist seit Anfang November 2013 im Schuldienst des Landes Hessen. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 90 Wochen) in der Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++


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