Kardinal Woelki: „Ich bete für Sie“ – Bonifatius im Jahr 2017

Lesezeit: ~ 5 Min.

In seiner aktuellen Verkündigung  auf domradio.de hält Herr Bischof Woelki die gewaltsame Zerstörung des heidnischen Glaubens durch Bonifatius für eine glaubwürdige und bedeutsame Bezeugung der Stärke seines Gottes. Außerdem erfahren wir, dass er offenbar darunter leidet, eventuell nicht genug dafür zu tun, seinen Gott mutig genug zu verkünden.


Quelle: domradio.de

Zerstörung von Heiligtümern anderer Religionen als Beleg für die Überlegenheit des eigenen Gottes

[…] Viele der Menschen verehrten damals noch heidnische Götter, und so setzte Bonifatius ein starkes Zeichen, als er in der Nähe von Fritzlar eine große Eiche fällte, die dem heidnischen Gott Thor geweiht war.

Hier fällt mir als Erstes das süffisante Grinsen auf, das Herrn Woelki ganz kurz an einer Stelle übers Gesicht huscht. Wenn er nämlich davon spricht, dass die Menschen damals hierzulande noch heidnische Götter verehrten. Fast schon entschuldigend sagt er das. So wie wenn die Eltern über ihr eigentlich dafür schon zu altes Kind sagen: „Der glaubt noch an den Osterhasen/Weihnachtsmann/Klapperstorch…“

Die Peinlichkeit, dass auch sein Gott genauso wie alle anderen Götter bis zum Beweis des Gegenteils nur ein Produkt menschlicher Phantasie ist, scheint Herrn Woelki nicht bewusst zu sein. Oder nicht zu stören.

Viel bedenklicher finde ich allerdings den Umstand, dass Herr Woelki dieses Vorgehen von Bonifatius als Beispiel für die Macht seines Gottes bringt. Denn das Zerstören von Heiligtümern anderer Religionen ist ein nicht tolerierbarer, verachtenswerter Gewaltakt.

Der so genannte IS wendet genau dieselbe Methode heute noch an, um seinen Glauben zu verbreiten. Die Bilder der von IS-Kämpfern zerstörten Heiligtümer anderer Kulturen und Religionen dürften auch bis zu Herrn Woelki vorgedrungen sein.

Bonifatius ein glaubwürdiger Zeuge seiner Botschaft?

Weil die Götter das Fällen der Eiche damals nicht bestraften, musste der Gott der Christen, den Bonifatius verkündete stärker sein. So wurde Bonifatius zu einem glaubwürdigen Zeugen seiner Botschaft.

BonifatiusWie kann es sein, dass ein Monogott, also ein Gott, der der einzige Gott sein soll, gegen andere Götter kämpft? Irgendwas scheint mit dem christlichen Monogott nicht zu stimmen: Denn schließlich verlangt der von seinen Anhängern als oberstes Gebot, dass diese keine anderen Götter neben ihm haben sollen. Also ist er doch kein Monogott?

Diese Frage bewältigen Theologen gerne damit, indem sie irgendwelche Dinge oder Personen zu diesen anderen Göttern (genauer: Götzen) erklären. So auch Herr Woelki etwas weiter unten.

Wenn das Ausbleiben einer Beobachtung, die sich als Zorn Thors hätte deuten lassen für Herrn Woelki ausreicht, um damit die Überlegenheit seines Wüstengottes glaubwürdig zu bezeugen, dann sollte der heutige Wissens- und Erkenntnisstand der Menschheit beiweitem ausreichend sein, um auch diesen Gott als menschliche Fiktion mit höchst zweifelhaften Eigenschaften zu entlarven.

Den sich ein orientalisches Wüstenvolk in der Bronzezeit zu bestimmten Zwecken und ihrem damaligen Wissens-, Erkenntnis- und Entwicklungsstand entsprechend ausgedacht hatte.

Und das Beste: Zum Beweis der Machtlosigkeit Gottes musste kein einziger geweihter Baum gefällt werden.

Auch wir [die Bischöfe] sind bemüht, Zeugnis zu geben und unseren christlichen Glauben in unsere Zeit hineinzusprechen. Aber gelingt uns das? Ich für meine Person, ich selber hätte manchmal gerne mehr Mut und mehr Kraft. Ich möchte deutlicher Zeichen meiner Christusnachfolge setzen.

Na klar – Herr Woelki verdient ja auch ein geradezu fürstliches Gehalt damit, dies zu tun. Ein Gehalt, das er  in Deutschland vom Staat bezahlt bekommt. Dienstwohnung, Dienstwagen und Fahrer inklusive. Dafür, dass er Menschen eine Illusion als Wahrheit verkündet.

Fremde Götter?

Zu Zeiten des Bonifatius liefen die Menschen fremden Göttern hinterher.

Nein. Sie liefen ihren Göttern hinterher. Genauso, wie Sie Ihrem Gott hinterherlaufen. Wer welchen Göttern hinterher läuft, hat mit dem Gott selbst praktisch nichts zu tun. Denn in welcher Region welche Religion herrscht, ist in erster Linie die Folge von gewonnenen Kriegen. Oder von verlorenen.

Und heute? Die Götzen von Kommerz und Konsum verführen uns überall. Wir laufen selbst ernannten Promisternchen oder Fußballgöttern hinterher.

Jahwe? ...nie von ihr gehört...
Jahwe? …nie von ihr gehört…

Interessanterweise bezeichnen Gläubige nur alle anderen vermeintlichen Götter als „Götzen.“ Genauso, wie sie ihren eigenen Glauben natürlich als Glauben, andere Glauben aber als Aberglauben bezeichnen.

Für Gottesdiener muss es wohl schier unerträglich sein, wenn Menschen – aus welchen Gründen auch immer – andere Menschen oder Dinge toll finden. Offenbar hat auch Herr Woelki mitbekommen, dass sein Wüstengott, den sich Menschen in der Bronzezeit ausgedacht hatten, heute stark an Popularität eingebüßt hat.

Selbst strunzdoofe Promisternchen und noch so arrogante Fußballstars haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber Göttern, wenn es darum geht, die Gunst von Menschen zu erlangen: Sie existieren tatsächlich.

Doch wer erleidet eigentlich einen Schaden, wenn jemand andere Menschen toll findet? Höchstens Herr Woelki, der darauf angewiesen ist, dass jemand noch seinen Gott für bedeutsam hält.

Sich selbst zählt er jedenfalls wahrscheinlich nicht zu den Rattenfängern, als die er etwa die Vertreter anderer Ideologien zuverlässig entlarvt hat. Denn er gehört ja zu den Guten.

Gott spielt immer weniger die entscheidende Rolle

In unserem Tun und Handeln spielt Gott immer weniger die entscheidende Rolle.

Ein mutiges Bekenntnis für einen Bischof. Aber ich finde es begrüßenswert, dass auch er diese Tatsache offenbar erkannt hat (schließlich spricht er ja von uns, also auch von sich selbst):

Götter spielen nur so lange überhaupt eine Rolle, wie noch jemand lebt, der sie für wahr und bedeutsam hält. Denn außerhalb der menschlichen Vorstellungswelt lässt sich nichts in einen ursächlichen Zusammenhang mit Göttern bringen.

Am Grab des heiligen Bonifatius bitte ich Gott, dass er mir hilft, ein glaubwürdiger Zeuge zu sein, ein Bischof, der mitten im Leben steht. Der frei und frohgemut und vorallem frohgemut das Evangelium verkündet.

Wenn es einem allmächtigen, allwissenden und allgütigen Wesen ein Anliegen wäre, dass Menschen seine Botschaft empfangen, dann wäre es ein Kinderspiel für es, dafür zu sorgen.

Es könnte es problemlos verhindern, Menschen wie Herrn Woelki ein schlechtes Gewissen zu bereiten, weil sie meinen, Gott noch mehr und mutiger  verkünden zu müssen. Aber augenscheinlich nimmt Gott die seelischen Nöte seiner Anhänger völlig gleichgültig und teilnahmslos in Kauf.

Woelkis Gott meint es gut, ist stark, immer da und liebt Menschen

Denn ich weiß: Der Gott, den Bonifatius verkündete, der ist auch mein Gott. Ein Gott, der es gut meint mit uns Menschen. Ein starker Gott, der immer für uns da ist. Und der uns liebt.

So stellt sich also Herr Woelki seinen Gott vor. Nach biblischer Aussage sieht die Liebe dieses Gottes allerdings so aus:

  • Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. (Mk 16,16 EU)

Dieser Gott meint es also, wenn überhaupt, nur gut mit den Menschen, die bereit sind, sich ihm unterzuordnen. Und wie stark ist dieser Gott eigentlich wirklich?

  • Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen und an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld. (5. Mo 5, 9-10 EU)

Einen Gott, der sich selbst als eifersüchtig bezeichnet und der die Schuld, die sich Menschen aufladen, wenn sie ihn nicht anerkennen, bis in die 3. und 4. Generation bestraft und dessen oberstes Gebot ein unbedingter Absolutheitsanspruch ist, kann man kaum als stark bezeichnen. Diese Selbstbeschreibung lässt eher einen sehr schwachen, ängstlichen Gott vermuten. Und um einen Gott mit fragwürdigen moralischen Standards.

Ein Gott, wie ihn Herr Woelki hier beschreibt, ist nicht kompatibel mit der irdischen natürlichen und täglich beobachtbaren Wirklichkeit.

In dieser Freude des Glaubens nehme ich Sie heute alle mit in mein Gebet.

Tun Sie das, wenn es Ihnen hilft! Aber bitte nicht auf Kosten der Allgemeinheit. Vielen Dank.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte und das Video stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalbeitrag.
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2 Gedanken zu „Kardinal Woelki: „Ich bete für Sie“ – Bonifatius im Jahr 2017“

  1. Irgendwie kam ich über den Reiz-Namen Woelki auf diesen Beitrag und erinnerte mich sofort daran, dass Papst Franziskus heute nichts dagegen hat, wenn indigene Völker in Brasilien Bäume anbeten; im Gegenteil.

    „Am Grab des heiligen Bonifatius bitte ich Gott, dass er mir hilft, ein glaubwürdiger Zeuge zu sein, ein Bischof, der mitten im Leben steht.“
    Nun, diese Bitte hat Gott offenbar ignoriert.

    „Und heute? Die Götzen von Kommerz und Konsum verführen uns überall.“
    Wo bleibt nur die Axt, mit der man diese Götzen fällen könnte ???
    „Wir laufen selbst ernannten Promisternchen oder Fußballgöttern hinterher.“
    Nicht nur dass Fußballgötter tatsächlich existieren, sie sind auch keinesfalls selbsternannt; sie werden von den Medien gezüchtet; und sie müssen sich diesen Status sauer verdienen, denn es zählt nur „auf dem Platz“.
    Und wie auch im Beitrag kommentiert: was soll das WIR und UNS ? Er meint sich selbst doch gar nicht !

    Von da kam ich auf diese Seite:
    https://www.domradio.de/artikel/kardinal-woelki-warnt-vor-fake-news

    „Selbstkritisch räumte Woelki ein, auch die Kirche sende unentwegt Worte aus: „Pressestatements, … Worte zum Sonntag.“ …. Wir sind diejenigen, deren Geplapper unerwünscht ist.““
    Stimmt, H. Woelki !!!

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