Gute Aussichten – Das Wort zum Wort zum Jahresbeginn – Goldene Rosine für Dr. Wolfgang Beck

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Gute Aussichten – Das Wort zum Wort zum Jahresbeginn, gesprochen von Dr. Wolfgang Beck, veröffentlicht am 30.12.2017 von ARD/daserste.de

[..] Klar könnte man auch vor allem die Probleme sehen. Was da in einem Jahr alles schiefgehen und im Desaster enden kann! Aber die Bedenkenträger verschaffen sich schon ausreichend Aufmerksamkeit.*

Zum Beispiel immer wieder gerne in der religiösen Verkündigungssendung „Wort zum Sonntag.“ Denn hier spielen Probleme, Desaster und Bedenken immer wieder eine wichtige Rolle.

Schließlich hat man ja ein Heilsversprechen zu verkaufen. Und jeder Heilsverkäufer weiß: Nur wenn es den Menschen schlecht geht, werden sie zu potentiellen Kunden. Je schlechter es Menschen geht (egal ob tatsächlich oder nur gefühlt), desto empfänglicher werden sie auch für religiöse Heilsversprechen. Ganz gleich, wie illusorisch und absurd diese auch sind.

So funktioniert das religiöse Heilsversprechen heute

Das Schema ist immer das gleiche: Formuliere ein Problem, eine Angst, eine Ungewissheit, von der sich möglichst viele Menschen betroffen fühlen. Und stelle dann im nächsten Schritt das Vertrauen auf deinen lieben Gott als die einzig brauchbare Antwort und Lösung dar. Gute Aussichten gibts also wenn überhaupt nur für die, die sich Gott unterwerfen.

Weil sich heute niemand mehr vor postmortaler Dauerbestrafung durch Höllenqualen fürchtet, hat man diesen Faktor einfach durch reale, diesseitige Probleme und Bedrohungen ersetzt. Ein paar Verzweifelte wird man so immer finden, die dann auf das fiktive Heilsversprechen hereinfallen.

Bei der Frage, ob ich selbst eher skeptisch oder doch hoffnungsvoll und optimistisch bin, finde ich eine Situation hilfreich, die in der Bibel, im Alten Testament an einer entscheidenden Stelle, beschrieben wird: Die Israeliten waren aus Ägypten geflohen und werden – so ihre Tradition – in der Wüste als Menschen in einer schwierigen Situation dargestellt. Sie müssen sich religiös und als Gemeinschaft neu sortieren und finden. Und am Ende könnten sie einfach in das Gelobte Land ziehen und Gott dankbar sein, dass sie gerettet wurden. Doch nun, bevor der entscheidende Schritt in die neue Heimat getan wird, gibt es heftige Bedenken: Es kann gefährlich werden; man hört schlimme Dinge von diesem fremden Land.

Ja, komisch, gell? Uuuupsi – da wohnen ja schon welche! Ob die ihre dicken Trauben einfach so mit uns teilen möchten?

Das scheint Gott aber nicht weiter gestört zu haben. Ganz im Gegenteil: Die Bibel ist ja voll von Geschichten die belegen, dass dieser Wüstengott ganz offensichtlich ein Faible für sadistische Spielchen hat. Und sowas finden Sie hilfreich, Herr Dr. Beck? Oder was genau meinen Sie?

Ihr müsst euch nur trauen, das Land zu betreten besetzen

Die Früchte sollen den Zurückgebliebenen zeigen, wie großartig das Land ist. Die Kundschafter müssen sich abmühen mit dem, was sie entdeckt haben. Die Früchte sind wie eine riesige Zusage: Dort ist es gut, ihr müsst euch nur trauen, das Land zu betreten.

Herr Dr. Beck, die Legende, aus der Sie hier erzählen, haben Sie vorher aber auch schon mal ganz gelesen, oder? Das auserwählte Volk muss sich nicht nur trauen, das Land zu betreten. Vielmehr muss es sich trauen, einen Angriffs- und Vernichtungskrieg gegen die Völker zu führen, die dort schon wohnen.

Und am Erfolg dieser Landbesetzung müssen die Leute natürlich erstmal Zweifel haben. Gute Aussichten hin oder her. Denn nur so kann der Kriegsgott Jahwe glänzen – indem er sein nüchtern betrachtet chancenloses Volk bei der Landnahme unterstützt.

Das ist die eigentliche Aussage dieser Legende: Einzig mit Gottes Hilfe haben Menschen Aussicht auf Erfolg und Glück. Wenn sie bereit sind, sich ihm (bzw. seinen irdischen Vertretern) unterzuordnen, dann können sie beruhigt auch andere Völker ausrotten. Deus vult.

  • Als der Kanaanäer, der König von Arad, der im Negeb wohnte, hörte, dass Israel auf dem Weg von Atarim heranzog, griff er die Israeliten an und machte Gefangene. Da gelobte Israel dem HERRN: Wenn du mir dieses Volk in meine Hand gibst, dann vollziehe ich den Bann an ihren Städten. Der HERR hörte auf Israel und gab die Kanaaniter in seine Hand. Israel vollzog an ihnen und an ihren Städten den Bann. Daher nannte man den Ort Horma, Bannung. (4. Mo 21, 1-3 EU)

„Den Bann vollziehen“ bedeutet: Gnadenlos und vollständig vernichten, zerstören, ausrotten. Ihr müsst euch nur trauen…

Da erschlugen die Israeliten Og und seine Söhne und sein ganzes Volk; keiner von ihnen konnte entrinnen.

Und wenns erst mal läuft, dann aber richtig. Gute Aussichten für die, die Gott vertrauen!

  • Der HERR sagte zu Mose: Hab keine Angst vor ihm; denn hiermit gebe ich ihn mit seinem ganzen Volk und seinem Land in deine Hand. Mach mit ihm, was du schon mit dem Amoriterkönig Sihon gemacht hast, der in Heschbon wohnte! Da erschlugen die Israeliten Og und seine Söhne und sein ganzes Volk; keiner von ihnen konnte entrinnen. Die Israeliten aber nahmen sein Land in Besitz. (4. Mo 21, 34-35 EU)

Wenn man wie Mose das vom lieben Gott Jahwe auserwählte Volk ins auserwählte Land führen soll, hat man es nicht immer einfach. Zu lasch, zu nachgiebig sind die Gotteskrieger. Lassen sie doch einfach die Frauen am Leben, die Weicheier! So wird das nichts mit „Gute Aussichten“, ihr Luschen! Der liebe Gott macht keine Gefangenen (Hervorhebung von mir):

  • Der HERR sprach zu Mose: Nimm für die Israeliten Rache an den Midianitern! Danach wirst du mit deinen Vorfahren vereint werden. Da redete Mose zum Volk und sagte: Rüstet einen Teil eurer Männer für das Heer! Sie sollen über Midian herfallen, um die Rache des HERRN an Midian zu vollziehen. […] Sie zogen gegen Midian zu Feld, wie der HERR es Mose geboten hatte, und brachten alle männlichen Personen um.
  • Neben den anderen, die sie erschlugen, brachten sie auch die Könige von Midian um: Ewi, Rekem, Zur, Hur und Reba, die fünf Könige von Midian. Auch Bileam, den Sohn Beors, brachten sie mit dem Schwert um. Die Frauen von Midian und deren kleine Kinder nahmen die Israeliten als Gefangene mit. All ihr Vieh und ihr Besitz und ihre Habe plünderten sie. Alle Städte im Siedlungsgebiet der Midianiter und ihre Zeltdörfer brannten sie nieder. Alle Menschen und das ganze Vieh, das sie erbeutet und geraubt hatten, nahmen sie mit.
  • […] Als Mose, der Priester Eleasar und alle Anführer der Gemeinde ihnen aus dem Lager heraus entgegengingen, geriet Mose in Zorn über die Befehlshaber des Heeres, die Hauptleute der Tausendschaften und die Hauptleute der Hundertschaften, die von dem Kriegszug zurückkamen. Und Mose sagte zu ihnen: Warum habt ihr alle Frauen am Leben gelassen? Siehe, sie haben in der Sache mit Pegor auf den Rat Bileams den Israeliten Anlass gegeben, dem HERRN untreu zu werden, sodass die Plage über die Gemeinde des HERRN kam. Nun bringt alle kleinen Knaben um und tötet ebenso alle Frauen, die schon mit einem Mann geschlafen haben! Aber alle Mädchen, die noch nicht mit einem Mann geschlafen haben, lasst für euch [als Sex-Sklavinnen, Anm. v. mir] am Leben! (aus 4. Mo 31 EU)

Gerechtigkeit bei einer kriegerischen Landnahme!?

Mut und Optimismus sind nicht naiv. Die Israeliten standen angesichts der großen Früchte im Gelobten Land aber auch vor der Herausforderung, dass es gerecht zugeht.

Mut und Optimismus sind nicht naiv. Aber Sie, Herr Dr. Beck, muss man wohl als naiv bezeichnen. Nämlich dann, wenn Sie wirklich ernsthaft im Zusammenhang mit ausgerechnet dieser Geschichte von Gerechtigkeit sprechen.

Im biblischen Mythos erfahren wir jedenfalls, wie sehr Gerechtigkeit dem allmächtigen lieben Gott am göttlichen Allerwertesten vorbei geht:

  1. Wenn der HERR, dein Gott, dich in das Land geführt hat, in das du jetzt hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen, wenn er dir viele Völker aus dem Weg räumt – Hetiter, Girgaschiter und Amoriter, Kanaaniter und Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, sieben Völker, die zahlreicher und mächtiger sind als du – ,
  2. wenn der HERR, dein Gott, sie dir ausliefert und du sie schlägst, dann sollst du an ihnen den Bann vollziehen. Du sollst keinen Vertrag mit ihnen schließen, sie nicht verschonen
  3. und dich nicht mit ihnen verschwägern. Deine Tochter gib nicht seinem Sohn und nimm seine Tochter nicht für deinen Sohn!
  4. Wenn er dein Kind verleitet, mir nicht mehr nachzufolgen, und sie dann anderen Göttern dienen, wird der Zorn des HERRN gegen euch entbrennen und wird dich unverzüglich vernichten.
  5. So sollt ihr gegen sie vorgehen: Ihr sollt ihre Altäre niederreißen, ihre Steinmale zerschlagen, ihre Kultpfähle umhauen und ihre Götterbilder im Feuer verbrennen.
  6. Denn du bist ein Volk, das dem HERRN, deinem Gott, heilig ist. Dich hat der HERR, dein Gott, ausgewählt, damit du unter allen Völkern, die auf der Erde leben, das Volk wirst, das ihm persönlich gehört.
  7. Nicht weil ihr zahlreicher als die anderen Völker wäret, hat euch der HERR ins Herz geschlossen und ausgewählt; ihr seid das kleinste unter allen Völkern.
  8. Weil der HERR euch liebt und weil er auf den Schwur achtet, den er euren Vätern geleistet hat, deshalb hat der HERR euch mit starker Hand herausgeführt und dich aus dem Sklavenhaus freigekauft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten.
  9. Daran sollst du erkennen: Der HERR, dein Gott, ist der Gott; er ist der treue Gott; noch nach tausend Generationen bewahrt er den Bund und erweist denen seine Huld, die ihn lieben und seine Gebote bewahren.

Er zögert nicht, wenn er ihn hasst, sondern vergilt ihm ins Angesicht

  1. Denen aber, die ihn hassen, vergilt er ins Angesicht und tilgt einen jeden aus; er zögert nicht, wenn er ihn hasst, sondern vergilt ihm ins Angesicht.
  2. Deshalb sollst du das Gebot bewahren und die Gesetze und die Rechtsentscheide, auf die ich dich heute verpflichte, und du sollst sie halten.
  3. Wenn ihr diese Rechtsentscheide hört, sie bewahrt und sie haltet, wird der HERR, dein Gott, dir dafür den Bund und die Huld bewahren, die er deinen Vätern geschworen hat.
  4. Er wird dich lieben, dich segnen und dich zahlreich machen. Er wird die Frucht deines Leibes und die Frucht deines Ackers segnen, dein Korn, deinen Wein und dein Öl, den Wurf deiner Rinder und den Zuwachs an Lämmern und Zicklein, in dem Land, von dem du weißt: Er hat deinen Vätern geschworen, es dir zu geben.1
  5. Du wirst mehr als die anderen Völker gesegnet sein. Weder Mann noch Frau noch Vieh, nichts wird bei dir unfruchtbar sein.
  6. Alle Krankheiten wird der HERR von dir ablenken. Keine der schweren ägyptischen Seuchen, die du kennst, wird er dir auferlegen, sondern über alle deine Feinde wird er sie bringen.
  7. Du wirst alle Völker verzehren, die der HERR, dein Gott, für dich bestimmt. Du sollst in dir kein Mitleid mit ihnen aufsteigen lassen. Und du sollst ihren Göttern nicht dienen; denn dann liefest du in eine Falle.
  8. Wenn du überlegst: Diese Völker sind größer als ich – wie sollte ich sie ausrotten können?,
  9. dann sollst du vor ihnen keine Furcht haben. Du sollst an das denken, was der HERR, dein Gott, mit dem Pharao und mit ganz Ägypten gemacht hat:
  10. an die schweren Prüfungen, die du mit eigenen Augen gesehen hast, an die Zeichen und Wunder, an die starke Hand und den hoch erhobenen Arm, mit denen der HERR, dein Gott, dich herausgeführt hat. So wird es der HERR, dein Gott, mit allen Völkern machen, vor denen du Furcht hast.

Außerdem wird der HERR, dein Gott, Panik unter ihnen ausbrechen lassen, so lange, bis auch die ausgetilgt sind, die überleben konnten

  1. Außerdem wird der HERR, dein Gott, Panik unter ihnen ausbrechen lassen, so lange, bis auch die ausgetilgt sind, die überleben konnten und sich vor dir versteckt haben.
  2. Du sollst nicht erschreckt zurückweichen, wenn sie angreifen; denn der HERR, dein Gott, ist als großer und Furcht erregender Gott in deiner Mitte.
  3. Doch der HERR, dein Gott, wird diese Völker dir nur nach und nach aus dem Weg räumen. Du kannst sie nicht rasch ausmerzen, weil sonst die wilden Tiere überhandnehmen und dir schaden.
  4. Doch wird der HERR, dein Gott, dir diese Völker ausliefern. Er wird sie in ausweglose Verwirrung stürzen, bis sie vernichtet sind.
  5. Er wird ihre Könige in deine Hand geben. Du wirst ihren Namen unter dem Himmel austilgen. Keiner wird deinem Angriff standhalten können, bis du sie schließlich vernichtet hast.
  6. Ihre Götterbilder sollt ihr im Feuer verbrennen. Du sollst nicht das Silber oder Gold haben wollen, mit dem sie überzogen sind. Du sollst es nicht an dich nehmen, damit du dabei nicht in eine Falle läufst. Denn es ist dem HERRN, deinem Gott, ein Gräuel.
  7. Du sollst aber keinen Gräuel in dein Haus bringen, damit du nicht selbst wie er dem Bann verfällst. Du sollst Grauen und Abscheu vor ihm haben, denn er ist dem Bann verfallen.
    (5. Mo 7 EU)

Wort Gottes: Gute Aussichten – für alle beliebigen Zwecke

Dass es bei diesen Schilderungen um nachträglich erfundene und eingeschobene Macht- und Gewaltphantasien handelt, macht die Sache nicht besser. Denn schließlich gilt ja die gesamte biblische Mythen- und Legendensammlung als übergeordnetes „Wort Gottes.“ Wer möchte, kann sich jederzeit auch auf diese Stellen berufen, um zum Beispiel eine Landnahme, einen Angriffskrieg oder einen Genozid religiös zu rechtfertigen. Gute Aussichten auch für Fundamentalisten, Fanatiker und sonstige Spinner aller Art.

Das ist das Fatale an „heiligen Schriften“ wie der Bibel: Sie enthalten neben heute noch irgendwie halbwegs zumindest unverfänglichen (Halb-)sätzen hauptsächlich jede Menge Schilderungen, die aus heutiger Sicht unmenschlich, grausam, widerlich, abstoßend, wirr und insgesamt einfach nur noch bedeutungslos erscheinen. Die Bibel gilt zurecht als das am meisten überschätzte Buch der Menschheit.

Wo es viel gibt, darf eben erst recht niemand benachteiligt oder ausgebeutet werden.

Herr Dr. Beck, lesen Sie doch bitte nochmal ganz in Ruhe die gerade zitierte Bibelstelle. Und überlegen Sie dann mal, inwieweit sich diese Geschichte für einen Aufruf zu Gerechtigkeit eignet. Steht in dieser Geschichte irgendwo auch nur ein Wort von Gerechtigkeit?

Ganz reales Leid, bis heute

Sicher ist es auch Ihnen nicht entgangen, dass dieser biblische Mythos bis heute für Leid und Tod sorgt. Und zwar für echtes Leid und echte Tote. Kein mythologisches Leid, keine Toten in einer Legende. Und bis heute berufen sich religiöse Fanatiker auf Bibelstellen wie diese, um Besitzansprüche geltend zu machen:

  • Euer Gebiet soll von der Steppe und vom Libanon an bis zum großen Strom, zum Eufrat, reichen – das ist das ganze Land der Hetiter – und bis hin zum großen Meer, wo die Sonne untergeht. (Josua 1, 4 EU)

Unklar ist, ob der Libanon noch zum verheißenen Land dazugehört oder nicht. Wer hätte gedacht, dass sich Menschen auch tausende Jahre später noch wegen Unklarheiten in biblischen Märchen gegenseitig ganz real die Köpfe einschlagen.

Sie, Herr Dr. Beck, scheinen sich jedenfalls sehr sicher zu sein, dass niemand weiß oder nachschaut, was da wirklich in den biblischen Geschichten steht, die Sie für Ihre Verkündigung verwenden.

Vertrauen und Zuversicht

[…] Ich wünsche Ihnen, dass bei Ihnen auch das Vertrauen und die Zuversicht überwiegen, um daraus für alle etwas Gutes zu machen. Wie bei den großen Früchten in der biblischen Tradition gilt dann auch im Blick auf das vor uns liegende Jahr: das wird bestimmt richtig gut!

In der von Ihnen genannten biblischen Geschichte geht es nicht darum, für alle etwas Gutes zu machen. Sondern um ein kleines, ohnmächtiges Wüstenvolk, das nur dank göttlicher Unterstützung in der Lage ist, ein Land für sich zu beanspruchen und gewaltsam in Besitz zu nehmen. Weil es ihm Ihr Gott angeblich versprochen hat.

Herr Dr. Beck, wenn Sie wünschen, dass Vertrauen und Zuversicht überwiegen, dann frage ich mich, worauf man denn Ihrer Meinung nach vertrauen sollte? Auf die Unterstützung des Berge-Wetter-Wüsten-Kriegs-Rache-Schizo-Gottes Jahwe, den Sie als den lieben Gott verehren?

Übrigens: Sobald auch nur geringste Zweifel an der göttlichen Übermacht aufkommen, schlägt der eifersüchtige Rachegott erbarmungslos zu. Denn das einzige, was für ihn zählt, ist die bedingungslose Unterwerfung seiner Anhänger. Ein reichlich seltsames Gebaren für einen allmächtigen Monogott… Und wohl kaum eine gute Basis für Vertrauen und Zuversicht.

Biblische Wüstenmythologie ist heute irrelevant

Wäre es nicht viel einfacher, einleuchtender und sinnvoller, wenn Sie für Ihren Aufruf zu Optimismus, Mut und Gerechtigkeit auf die absurden, grausamen und unmenschlichen biblischen Mythen und Legenden einfach verzichten würden?

Die Menschheit ist doch schon viel weiter. Unsere modernen ethischen Standards basieren nicht auf dem erfundenen Willen eines zornigen Kriegsgottes, den sich Menschen in der Bronzezeit ausgedacht hatten.

Die biblischen Geschichten spielen heute keine andere Rolle mehr als beliebige andere Göttersagen, Mythen und Legenden auch: Menschen mit einer Vorliebe für Gewalt, Menschenverachtung und Phantasy können ihnen vielleicht noch einen gewissen Unterhaltungswert abgewinnen.

Für die Beantwortung ethischer oder sonstiger Fragen, die die irdische Wirklichkeit betreffen, ist die absurde biblische Wüstenmythologie längst irrelevant.

Herr Dr. Beck, ich lade Sie zu einem Experiment ein: Versuchen Sie doch mal, Ihren Neujahrs-Appell so zu formulieren, dass er ohne eine bis ins Gegenteil verbogene alttestamentarische Geschichte auskommt. Und allgemein ohne religiöse Mythologie.

Worauf basieren Werte wie Gerechtigkeit tatsächlich? Worauf können Menschen tatsächlich vertrauen und hoffen? Und zwar unabhängig davon, welche imaginäre Freunde sie für wahr halten?

Goldene Rosine am Band – Dezember 2017 geht an Dr. Wolfgang Beck

Goldene Rosine am BandFür das völlig beliebige Umdeuten einer widerwärtigen, unmenschlichen und grausamen alttestamentarischen Geschichte zu einem Optimismus- und Gerechtigkeitsappell verleihen wir Herrn Dr. Beck hiermit die Goldene Rosine am Band** im Dezember 2017.

Zum Neujahr lieferte Herr Dr. Beck im „Wort zum Sonntag“ nochmal ein besonders krasses Beispiel für biblisches Rosinenpicken.

Herzlichen Glückwunsch.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalbeitrag mit dem Titel Gute Aussichten.

**Die Goldene Rosine am Band verleihen wir in loser Folge an religiöse Verkündiger, die in ihren Verkündigungen unter Beweis gestellt haben, dass sie ihr theologisches Handwerk beherrschen. Indem sie aus der biblischen Mythen- und Legendensammlung gezielt die (Halb-)Sätze herauspicken und wunschgemäß so uminterpretieren, dass sie ihren Wünschen und Vorstellungen entsprechen. Ungeachtet der eigentlichen Aussage der jeweiligen Stelle, die praktisch immer eine andere als die Gewünschte ist.

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