Gute Nachrichten aus Fulda: Silvestergottesdienst im Dom „Dramatischer Mangel beim Priesternachwuchs“ – Bischof Algermissen sorgt sich – Lösung für Priestermangel

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Gute Nachrichten aus Fulda: Silvestergottesdienst im Dom „Dramatischer Mangel beim Priesternachwuchs“ – Bischof Algermissen sorgt sich – Lösungsvorschlag für Priestermangel und Gedanken zu einem Beitrag verfasst von (bpf), veröffentlicht am 1.1.2018 von Osthessennews

Zum Jahresabschluss vermeldete die Kirchenpresse gleich zwei gute Nachrichten aus Fulda:

[..] Den dramatischen Mangel an priesterlichen Berufungen, der auch im Bistum Fulda spürbar sei, bereitet Bischof Heinz Josef Algermissen große Sorgen. Dies machte der Oberhirte am Sonntagabend in seiner letzten Silvesterpredigt als amtierender Bischof im Fuldaer Dom deutlich.*

Neben der erfreulichen Tatsache, dass dies die letzte Predigt des amtierenden Fuldaer Oberhirten in einem Silvestergottesdienst war, kann auch das stark zurückgehende Interesse am Beruf „katholischer Priester“ als gute Nachricht angesehen werden.

Priestermangel? Lösung in Sicht!

Priestermangel? Lösung in Sicht!Die diesbezüglich großen Sorgen des Herrn Algermissen relativieren sich schnell. Denn schließlich lebt der Bischof ja auf Staatskosten. Und auch vor Altersarmut braucht sich Herr Algermissen keine Sekunde zu fürchten. Dem kann der Priestermangel, zumindest was seine Zukunft angeht, herzlich egal sein.

Und solange die katholische Kirche an ihrer ebenso diskriminierenden wie unfassbar lächerlichen Auffassung festhält, Frauen seien nicht genauso wie Männer in der Lage, Backoblaten in Menschenfleisch und Wein in Menschenblut zu verzaubern, so lange braucht sich sowieso niemand über Priestermangel zu beschweren.

Und wer wie die katholische Kirche zehntausende von Frauen wegen angeblicher Zauberei hat verbrennen lassen, kann ja auch kaum so tun, als würde man Frauen keine Zauberkräfte zutrauen…

Theologie-Geschwurbel zum Priestermangel, Teil 1

„Wir leben als Christen nicht aus uns selbst, sondern von Jesus Christus, und darum versammeln wir uns besonders am Sonntag, um in Treue zu seinem Vermächtnis und Auftrag seinen Tod zu verkünden und seine Auferstehung zu preisen.“

Herr Agermissen, Sie leben nicht aus sich selbst, sondern von Jesus Christus? Können Sie bitte mal mit eigenen Worten erklären, was genau Sie damit meinen? Und was hat die in der biblischen Legende beschriebene Auferstehung Ihrer Meinung nach tatsächlich bewirkt? Also außerhalb der menschlichen Phantasie?

Ein Priester könne nur durch einen anderen Priester ersetzt werden, und ohne ihn könne die Eucharistie als Herzstück der Kirche nicht gefeiert werden, meinte der Oberhirte. „Ohne Eucharistie verliert aber die Welt die leibliche Gegenwart Christi. Kirche ohne Eucharistie ist ein Widerspruch in sich selbst.“

Herr Algermissen, Sie machen sich im Zusammenhang mit Ihrer Religion Gedanken über Widersprüche? Ernsthaft?

Haben Sie schon mal über den Widerspruch zwischen Ihrem Verstand, Ihrer Vernunft, Ihrer intellektuellen Redlichkeit und zwischen der Vorstellung, es sei irgendwie sinnvoll oder gar unentbehrlich, eine Oblate in einer geheimnisvollen Zeremonie in Menschenfleisch zu verzaubern, um dieses dann als solches kollektiv zu verzehren nachgedacht?

Der böse Gegenwind…

[…] Tatsächlich gebe es immer wieder Interessierte, die die Anmeldung zum Theologiestudium im Grunde wollten, dann aber doch den Mut „im Gegenwind“ verlören.

Ich fände es mal interessant zu erfahren, welche Gründe tatsächlich Menschen dazu bringen, sich doch nicht für ein Theologiestudium zu entscheiden. Denn „Gegenwind“ sagt ja nichts darüber aus, welche Gründe das konkret sein sollen.

Ich kann mir vorstellen, dass es einfach die Absurdität des christlichen Belohnungs-Bestrafungssystems sein dürfte, das Menschen dazu bringt, von einem Theologiestudium Abstand zu nehmen. Der sprichwörtliche Hund liegt im Fundament Ihres Glaubensgebäudes begraben:

  • Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gesetzloses getan haben, und werden sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. (Mt 13, 41-42 EU)

Ich deute es als sehr hoffnungsvolles Zeichen für die Menschheit, dass immer weniger Leute heute noch solche Lehren verbreiten möchten und sehe den Priestermangel positiv.

Neben den Gewissensgründen gibt es freilich noch viele weitere, die gegen die Ergreifung des Berufes des katholischen Zeremonienmeisters sprechen. Wie zum Beispiel Zölibat. Oder das exklusive, inhumane Parallel-Arbeitsrecht der Arbeitgeberin.

Dafür beten und gleichzeitig dagegen sein?

Bei vielen Katholiken sei durchaus der Wunsch nach Priesterberufungen lebendig, und sie beteten dafür, aber ohne dass man dabei auf die eigene Familie schauen würde. „Wenn dann wirklich ein Sohn Priester werden möchte, hat er bei Eltern und Geschwistern den stärksten Widerstand.“

Tja, Heuchlerei und Bigotterie sind eben nicht nur bei den Hirten, sondern offenbar auch bei den Schafen verbreitet. Wenns denn tatsächlich so ist wie von Algermissen behauptet.

Aber ernsthaft: Wer möchte schon tatenlos zusehen, wie der eigene Sohn einen beruflichen Weg in eine religiöse Scheinwirklichkeit einschlägt? Und seine Studienzeit den Scheinproblemen einer angemaßten Wissenschaft widmet?

Mit dem Ziel, andere Menschen ebenfalls auf den Holzweg zu führen? Damit auch diese daran glauben, ihre einzige Hoffnung liege im Glauben an einen schizophrenen Wüstengott, den sich Menschen in der Bronzezeit ausgedacht hatten?

Wobei ja Menschen, die es für sinnvoll halten, gegen Priestermangel (oder für bzw. gegen irgendetwas anderes) zu beten, ihr rationales Denken und ihre intellektuelle Redlichkeit sowieso schon deaktiviert haben müssen…

Algermissen kennt ungehört Berufene, Schuld haben die bösen Mitmenschen

[…] Algermissen unterstrich, er kenne ich junge Menschen, die eine Berufung in sich trügen, dabei aber eben keine Ermutigung in ihrer Familie, in Schule und Gemeinde erführen, „sodass der Ruf Christi ungehört versickert“. Er zeigte sich überzeugt, dass Gott für seine Kirche genügend Priester berufe. „Es ist an uns, Möglichkeiten zu schaffen, damit dieser Ruf nicht abgewürgt wird.“

Herr Algermissen, was genau meinen Sie denn mit „Berufung“? Wie können Sie das, was Sie als Berufung bezeichnen, von einer Einbildung unterscheiden?

Angenommen, Christus würde, wie von Ihnen offenbar angenommen, tatsächlich Menschen als seine Diener berufen. Wenn jetzt dieser Ruf in jungen Menschen „ungehört versickert“, woran können Sie dann feststellen, dass diese eine solche Berufung in sich tragen? Wenn diese Menschen diesen Ruf ja nicht mal selbst vernehmen? Stellen Sie sich solche Fragen nicht, wenn Sie Ihre Verkündigung für den Silvestergottesdienst vorbereiten?

Könnte es sein, dass Sie schlicht und einfach nur nicht die Tatsache anerkennen möchten, dass die von Ihnen vertretene Religion gerade dabei ist, zumindest hierzulande trotz milliardenschwerer staatlicher Subventionierung und einzigartiger Sonderprivilegierung in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden?

Und dass Sie deshalb Schuldige suchen, die Sie dafür verantwortlich machen können, dass immer weniger Männer katholische Priester werden möchten?

Ich bin ebenfalls überzeugt, dass Götter stets genügend Priester für ihre Kirchen berufen. Traditionell, ausnahmslos und seit jeher: Keinen einzigen.

Gottes führende Begleitung

Der Abend von Silvester verlange nach Vergewisserung und Halt, „damit uns auf dem Weg in die Zukunft das Vertrauen auf Gottes führende Begleitung nicht abhandenkommt“, hatte Bischof Algermissen zu Beginn seiner Predigt betont. „In solchen Stunden spüren wir unwillkürlich, dass Zeit zu Ende geht.“

Wenn Gottes führende Begleitung darin besteht, dass er tatenlos dabei zusieht, wie täglich Menschen und andere empfindungsfähige Lebewesen unerträgliches Leid ertragen müssen, wieso sollte man diesem Gott dann auch noch vertrauen?!

Einem Gott, der trotz Allmacht und Allgüte keine weniger leidvolle als diese Welt erschaffen konnte oder wollte? Nein, danke.

Herr Algermissen, spüren Sie in solchen Stunden tatsächlich, dass die Zeit Ihrer Religion zu Ende geht? Oder welche Zeit meinen Sie? Mit einem Silvestergottesdienst geht doch nicht die Zeit zu Ende? Höchstens vielleicht ein Jahr, also nur ein Zeitabschnitt?

Theologie-Geschwurbel – Teil 2

Das Heilsereignis, dass Gott in Jesus Christus in Raum und Zeit kam und seitdem Anteil nehme am menschlichen Leben, sei „Angelpunkt der ganzen Menschheitsgeschichte“ und „die große Zeitenwende“.

Was hat dieses „Heilsereignis“ denn tatsächlich, also außerhalb menschlicher Phantasie bewirkt? Abgesehen davon, dass dieses „Heilsereignis“ in erster Linie für unvorstellbar viel Unheil gesorgt hat? Und dass es erst besser wurde, nachdem die Kirche durch Aufklärung und Säkularismus weitestgehend entmachtet worden war?

Ist Ihnen wirklich nicht bewusst, was es für Ihren Gott bedeutet, wenn Sie ihn „außerhalb von Raum und Zeit“ verorten? Der löst sich sofort in völliger Beliebigkeit auf! Und wie äußert sich denn die angebliche göttliche Anteilnahme am menschlichen Leben konkret?

Was meinen Sie: Nimmt Ihr Gott auch Anteil am Leben von Un- und Andersgläubigen? Von verhungernden Kindern? Und woran könnten diese erkennen, dass es ausgerechnet Ihr allgütiger Wetter-Berge-Wüsten-Kriegs-Rache-Lieber-Gott Jahwe ist, der da gerade seine Finger oder was auch immer in seinem sadistischen Spiel hat?

Anmaßung à la Algermissen

„Angelpunkt der ganzen Menschheitsgeschichte“ erscheint mir eine ziemlich grotesk-lächerlich-überhebliche Anmaßung zu sein. Die allermeisten Menschen, die bis jetzt gelebt haben, haben nie von Ihrem Wüstengott und seinem Sohnemann gehört.

Für den größten Teil der heutigen Weltbevölkerung ist Ihr Gott völlig bedeutungslos. Und das, obwohl er angeblich der einzige Gott überhaupt sein soll! Ein schwaches Ergebnis für einen allmächtigen Monogott…

Umgekehrt hat sich die Menschheit schon tausende von Göttern ausgedacht. Auch Ihr Gott ist gerade dabei, diesen Göttern in die Bedeutungslosigkeit zu folgen.

Die Erkenntnis dieser Tatsache könnte Ihre abfällige, selbstgerechte und verachtende Haltung Menschen gegenüber erklären, denen Sie ihre Würde und ihren Lebenssinn absprechen. Den Un- und Andersgläubigen, die Sie als ein „großes Sicherheitsrisiko für die Mitwelt“ wahrnehmen. Und da wundern Sie sich über Priestermangel?

Dankbar – für eine hoffnungsvolle Illusion

Die daraus folgende Hoffnungsperspektive sei viel mehr als bloße Zuversicht. „Aus dieser inneren Quelle lebten und dienten im zu Ende gehenden Jahr 2017 viele in unserem Bistum, die ich bei meinen Pastoralbesuchen in den Gemeinden vor Ort getroffen habe. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Die daraus folgende Hoffnungsperspektive ist eine bestenfalls hoffnungsvolle Illusion. Eine (Selbst-)täuschung.  Die gerade so lang anhält, wie sich jemand noch nicht von ihr ent-täuscht hat. Vergleichbar mit der Wirkung von Drogen oder Alkohol.

Wieso sollte man einem Gott, der von seiner bevorzugten Trockennasenaffenart verlangt, ihn entgegen jede Logik, Vernunft und auf Kosten der persönlichen intellektuellen Redlichkeit für wahr zu halten und zu verehren, auch noch dankbar dafür sein?

Ihm, der bei Licht betrachtet durch permanente Abwesenheit bzw. Untätigkeit glänzt? Trotz angeblicher Allmacht und Allgüte? Der nur genau so lange existiert, wie noch jemand an ihn glaubt? Oder wie ihn jemand im Silvestergottesdienst verkündet?

Wirkliche Erneuerung des Glaubens

Dabei unterstütze der [sic!] allerdings die Einsicht von Papst Benedikt XVI., in seiner Freiburger Rede während des Deutschlandbesuchs im September 2011 zur Sprache gebracht: „Wenn wir nicht zu einer wirklichen Erneuerung des Glaubens finden, wird alle strukturelle Reform wirkungslos bleiben.“

Eine wie ich finde interessante Einsicht. Nur: Wie soll eine „wirkliche Erneuerung des Glaubens“ im 21. Jahrhundert noch funktionieren? Wo sich doch schon die Methode des Glaubens, also des Für-wahr-haltens von offensichtlich unwahren Dingen als unbrauchbar erwiesen hat?

Das christliche Kartenhaus fällt schon dann in sich zusammen, wenn man sich eine Karte nur mal etwas näher betrachtet… Was soll denn da nach einer Erneuerung noch übrig bleiben?

Die Gedanken sind frei

Natürlich sind die Gedanken (seit Aufklärung und Säkularisierung) frei. Und jeder mag glauben, was auch immer ihm glaubwürdig erscheint. Nur sollten die Anhänger von Göttern, Geistern Gottessöhnen und sonstiger Esoterik diese Neigung als ihre Privatangelegenheit behandeln.

Von einer wirklichen Erneuerung des Glaubens könnte man sprechen, sobald die milliardenschwere staatliche Subventionierung und umfangreiche Sonderprivilegierung der Staatskirchen endlich beendet ist. Dann könnten sich die verbliebenen Anhänger auch voll und ganz auf ihre Glaubensinhalte konzentrieren. Denn schließlich führt der schnöde Mammon nach christlicher Auffassung ja nur in Versuchung (zumindest die Anderen).

Neu würde der Glaube vermutlich auch dadurch, dass die mit nichts zu rechtfertigende systematische frühkindliche Indoktrinierung endlich beendet werden würde. Und nach kürzester Zeit wäre auch der Priestermangel kein Problem mehr. Weil der Bedarf an Priestern rapide abnehmen würde.

Dann könnte man auch weiterhin ganz entspannt darauf verzichten, Frauen Oblaten in Menschenfleisch verzaubern zu lassen.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalbeitrag zu Herrn Algermissens letzter Silvesterpredigt als Bischof und zu seinen Priestermangel-Sorgen.

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