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REGION NACHGEDACHT 113

"Wenn die Bibel lebt - Passionsspiele in Großenlüder" von Christina LEINWEBER

08.03.15 - Monat zu Monat, Woche zu Woche veränderte sich der sakrale Raum des Gotteshauses in Großenlüder. Der Altar wurde erhöht. Er sollte auf einer aus Holz gezimmerten Bühne nun erst einmal stehen bleiben. Ein ungewohntes Bild. Bänke wurden umgestellt. Das Allerheiligste blieb natürlich noch zentral zu erreichen. Die Gottesdienste liefen wie gewohnt ab. Als regelmäßiger Kirchgänger konnte man allerdings merken: Hier bewegt sich etwas. In Großenlüder ist etwas im Gange. Heute – ein halbes Jahr später – weiß man, warum: Ein Großprojekt ist der Grund für regelmäßige abendliche Treffen von Gemeindemitgliedern über Wochen und für das veränderte Kirchenbild. Die Passionsspiele haben begonnen.

Mittlerweile weiß der ganze Umkreis von Fulda und darüber hinaus, dass in Großenlüder passend zum Kirchenjahr der Leidensweg Jesu aufgeführt wird. Zehn Aufführungen, 250 Mitwirkende. Die Generalprobe wurde für Zuschauer geöffnet, damit die hohe Anfrage abgedeckt werden konnte. Warum plant ein kleiner, katholischer Ort ein solches Großereignis? Gibt es Parallelen zu dem großen Bruder der Passionsspiele in Oberammergau? Diese Bewohner setzten bereits vor vierhundert Jahren die Aufführung der letzten fünf Tage Jesu um, aus Dankbarkeit darüber, dass die Pest ein Ende gefunden hatte.

Fotos: Stefan Oestreich

In Großenlüder sind die Beweggründe fast identisch: Manfred Müller - Projekt- und Spielleiter - betonte mehrfach, dass auch er dankbar sei: für all das Gute in seinem Leben, für die Gemeinde, für Gott. Wie beim großen oberbayerischen Vorbild spielen in Großenlüder auch fast ausschließlich Mitglieder der Großgemeinde die traurige Leidensgeschichte: Jünger, die Frauen um Jesus, das Volk, die jüdischen Obrigkeiten und nicht zuletzt die Römer, die Jesus exekutierten, werden von Laien zum Leben erweckt. Wenn der alltägliche Postbote auf der Bühne zu einer biblischen Person wird, dann schaut man schon zwei Mal hin.

Aber viel wichtiger ist, dass die beinahe unglaubliche Geschichte um Jesu letzte Tage zum Anfassen nah wird. Der garstig breite Graben von 2000 Jahren wird überwunden. Ein Christ sollte die Leidensgeschichte kennen. Die Bühnenbilder, die musikalische Unterlegung und nicht zuletzt die Schauspieler leisten eine biblische Annäherung über das Wort hinaus.

Meine erste Frage zu den Passionsspielen war allerdings: Wird auch das leere Grab gezeigt? Denn nur wenn Tod und Auferstehung zusammen gedacht werden, ist das Geheimnis des christlichen Glaubens komplett. Aber die Passionsspiele und vielmehr die Bibel lassen uns nicht im Stich, wenn nach dem grausamen Tod das Grab leer ist - das erste Zeichen für die Auferstehung.

Eine Gemeinde ging konsequent zusammen einen Weg und brachte etwas Einzigartiges hervor. In Großenlüder ist dieses Engagement seit Jahren vorhanden, bereits in den 90-ziger Jahren wurden biblische Geschichten wie die des Propheten "Jona" und die der „Arche Noah" aufgeführt. Eine lebendige Gemeinde, die mit der Überzeugung von der Botschaft Gottes auch noch in den nächsten Tagen die Menschen in ihren Bann ziehen wird. (Christina Leinweber)

Die Passionsspiele in Großenlüder werden im Monat März noch zu folgenden Terminen aufgeführt: Freitag 13., Samstag 14. und Sonntag 15., Freitag 20. und Samstag 21. sowie Freitag 27. und Samstag 28. März. 
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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hat inzwischen ihr 1. Staatsexamen in der Tasche und ist seit Anfang November 2013 im Schuldienst des Landes Hessen. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 113 Wochen) in der Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++


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