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REGION NACHGEDACHT 114

Stärken stärken - von Christina LEINWEBER

15.03.15 -
"Zu dick, zu dünn, zu klein, zu groß, zu laut, zu leise, zu selbstbewusst, zu schüchtern. Zu viele Fehler! Du kannst das nicht! Du musst an dir arbeiten! - Damit du so wirst, wie ich es will! Damit du so wirst, wie alle sind. Damit du zur Norm gehörst!" Schonmal gehört? Schonmal gesagt bekommen? Wer so spricht, sucht Fehler. Sucht das, was nicht da ist. "Defizitorientierung" nennt man dieses Denken, welches unsere Gesellschaft Tag für Tag in Ungnade bringt.

Stärken stärken! Warum immer die Schwächen suchen? Die Frage lautet doch fast nie: Was kann die Person? Was zeichnet sie aus? Sondern: Was kann sie nicht? Wo macht sie Fehler? In einer Welt, die immer mehr auf "höher, schneller, weiter" konzentriert ist, fallen die herunter, die das Tempo nicht bestehen. Deswegen hat jeder Angst! Angst davor, seinen Job zu verlieren. Angst davor, nicht mehr zur Norm zu gehören. Nicht bestehen. Nicht gut genug sein. Unsere Identitäten sind dauerhaft unter Beschuss, weil uns wieder einer sagen könnte, dass wir trotz Anstrengung nicht genug sind.

Die Fastenaktion der evangelischen Kirche bricht in diesen unsäglichen Sog aus "kleinmachender" und eben nicht konstruktiver Kritik: 7 Wochen ohne...! Schaffen wir es, mal nicht Kritik zu bekommen und Kritik auszuteilen? Ich finde die Idee sehr gut, aber zweifle daran, dass wir uns daran halten können. Kritik ist so tief in uns verwurzelt. Menschen können sich ja sogar selbst ganz gut ganz klein machen. Also kommen wir da nicht mehr raus?

Doch! Ändern können wir nicht die Anderen. Aber uns! Die Kritik wird weiter kommen. Sie lässt sich nicht so einfach abstellen. Aber man sollte den Umgang damit üben. Es gehört zu uns, andere zu bewerten und von anderen bewertet zu werden. Wenn wir das Machtspiel, das dahinter steckt, erkannt haben, kann man damit viel besser umgehen. +++ (Christina Leinweber)

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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hat inzwischen ihr 1. Staatsexamen in der Tasche und ist seit Anfang November 2013 im Schuldienst des Landes Hessen. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 114 Wochen) in der Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++


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