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REGION NACHGEDACHT 146

Einfach ´mal Mund halten?! - Gedanken von Christina LEINWEBER

ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hatte dann ihr erstes Staatsexamen in der Tasche, bestand nach einjähriger Refendarzeit in Lauterbach auch das zweite Staatsexamen und ist seit Beginn des Schuljahres 2015/2016 Lehrerin an einer Fuldaer Mädchenschule. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 145 Wochen) in der Serie NACHGEDACHT Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht.

25.10.15 - Eine Freundin hat mir etwas erzählt und ich habe meine Meinung dazu gesagt. Und „zack“ war es geschehen. Ich wurde belehrt, dass ich mir über das Thema kein Urteil bilden dürfe, weil meine Erfahrung in diesem Punkt fehle. Gut, dann wusste ich es - Meinung nicht erwünscht – lieber einfach ´mal Mund halten, Christina?! Sie können sich vielleicht vorstellen, wie schwierig das für mich ist. Ich habe gerne einen Standpunkt, doch dieser hat einen schweren Tritt gegen das Schienbein bekommen. Autsch!

So – wie ist es denn jetzt richtig: Darf ich nicht mehr urteilen? Ist urteilen eigentlich dasselbe wie Meinung sagen? Ohje, mir kreist es im Kopf und ich fange mal ganz von vorne an, um mich zu ordnen: Meinungsfreiheit steht im Gesetz, sie ist mein Recht und vielleicht sogar mein höchstes Gut. Davon leben wir doch in einer Demokratie. Viele Meinungen, viele Gesichter, eben alles bunt. Wäre es nicht fatal, wenn man seine Meinung nicht mehr äußern dürfte, weil jemand die Zäsur darüber legt?

Weitere Ideen: Es kommt ja nicht nur auf das „Meinungsäußern“ an sich an, sondern wie man es macht. In der Schule lernen wir, unsere Meinung ordentlich zu begründen. Schülerinnen und Schüler wird gelehrt, wie sie nicht nur eine Behauptung aufstellen, sondern wie sie diese auch ordentlich belegen und mit einem Beispiel untermauern können. Erst dann ist die Meinung standfest und geht quasi nicht ins haltlose „Rumquatschen“. Aber die wichtigste Frage ist doch: Braucht man für diese Art von Meinungsäußerung tatsächlich immer die eigene Erfahrung? Oder reicht es nicht, wenn man sich auf allgemein gültige Wertmaßstäbe bezieht, die die Gesellschaft normativ anerkannt hat? Beispiel: Ich muss doch nicht selbst etwas klauen oder beklaut werden, um darüber meine Meinung zu äußern. Diebstahl ist nicht in Ordnung, weil es gegen die allgemein anerkannte Moral geht, andere zum eigenen Vorteil zu bestehlen.

Allerdings ist mir auch ein Beispiel eingefallen, das für die Position meiner Freundin spricht: Ich muss einen Kuchen erst probieren, bevor ich darüber ein Produkturteil schreibe. Erfahrung ist für die Meinungsäußerung also doch auch vonnöten. Gut, dann ist es irgendwie wie immer: Es gibt nicht den einen Weg, sondern viele. Man darf wohl seine Meinung sagen, wenn sie gut begründet ist, aber man muss auch ´mal wissen, wann man lieber den Mund hält. +++


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