Money, Money, Money – Das Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 5 Min.

Money, Money, Money – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Alexander Höner (evangelisch), veröffentlicht am 19.07.2025 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Als religiösen Beitrag zu seiner oberflächlichen Pauschal-Kritik an der angeblich egoistischen und ignoranten Jugend hat Herr Höner nichts weiter als eine aus der Zeit gefallene fromme Redewendung gefunden.

Anders als der Titel „Money, Money, Money“ vermuten lässt, geht es heute nicht um das milliardenschwere Vermögen der evangelischen Kirche. Und auch nicht um das nach wie vor äußerst lukrative Geschäftsmodell, bestehend aus Fremdfinanzierung und dem Verkauf von Illusionen. Sondern um eine stark pauschalisierende Kritik an Jugendlichen, die nach Wohlstand und Reichtum streben.

Wo siehst du dich in zehn Jahren?

Aufhänger ist der Abiball seiner Tochter.

Einer der Höhepunkte: Die Austeilung der Abi-Bücher und besonders die Steckbriefe der Abiturienten darin. Eine der Fragen: „Wo siehst Du Dich in zehn Jahren?“

So ne typische Bewerbungsfrage. Ich find‘ die blöd. Immer schon. Zehn Jahre. Das ist ne halbe Ewigkeit. Wer kann denn so etwas schon überblicken? Früher hat man bei solchen Prognosen immer hinzugefügt: „So Gott will und wir leben.“

(Quelle der so als Zitat markierten Abschnitte: Money, Money, Money – Wort zum Sonntag, verkündigt von Alexander Höner (evangelisch), veröffentlicht am 19.07.2025 von ARD/daserste.de)

Stimmt: Früher waren solche Sprüche noch weit verbreitet. Denn da war auch noch der Glaube weit verbreitet, dass das irdische Geschehen im Allgemeinen und das eigene Schicksal im Besonderen vom Willen des jeweils geglaubten Gottes abhängen würden.

Mit allmählicher Überwindung von solchen magisch-mythologischen Phantasien verschwinden nach und nach auch solche Redewendungen aus dem allgemeinen Sprachgebrauch.

Dem scheint Herr Höner entgegenwirken zu wollen, da er genau diese Floskel als Abschluss-Satz seiner heutigen Fernsehpredigt wählt.

Robuster Materialismus

Bevor der kommt, bedient Herr Höner noch mit vagen und pauschalisierenden Klischees das Bild von einer egoistischen und gewinnorientierten Jugend-Generation:

Was die heutigen Abiturienten sich wohl wünschen? Was ist in zehn Jahren? XXX Ich bin überrascht. Die meisten schreiben so etwas wie: Irgendwo am Strand und finanziell ausgesorgt. Hauptsache ich und Hauptsache reich. Die Shell-Jugendstudie sieht hier einen Trend: „Robuster Materialismus gewinnt bei der Generation Z als Wertorientierung an Bedeutung.“ Das heißt, dass neben einem hohen Lebensstandard auch Macht, Einfluss und Durchsetzungsstärke angestrebt werden.

Heißt es das wirklich? Oder macht es sich Herr Höner zu einfach, wenn er den von der Shell-Studie attestierten „robusten Materialismus“ so interpretiert?

Wenn man bedenkt, dass Herr Höner ja hauptberuflich ein auf archaisch-mythologischen Narrativen basierendes, magisch-esoterisches und dualistisch-religiöses Weltanschauungskonzept vertreibt, dann kann seine Interpretation des robusten Materialismus wenig erstaunen.

Dieser lässt sich so definieren:

Stichwort: Robuster Materialismus

  • Einheit der Welt: Der Materialismus liefert einen konsistenten Monismus, der die Welt als durchgehend materiell beschreibt. Dadurch wird eine klare ontologische Basis geschaffen, die insbesondere durch moderne Naturwissenschaften und Evolutionstheorie unterstützt wird. Zum Beispiel erklärt die Evolutionstheorie die Entwicklung von Leben und Bewusstsein als natürliche Prozesse, ohne auf übernatürliche oder geistige Substanzen zurückzugreifen.
  • Empirische Überprüfbarkeit: Materialistische Positionen basieren auf empirischen Daten und wissenschaftlichen Methoden, was eine kontinuierliche Annäherung an die Realität ermöglicht. Dies stützt sich auf das Prinzip, dass wir die Welt so erfahren, wie sie ist, und unsere Erkenntnis sich stetig durch Beobachtung und Experiment weiterentwickelt.
  • Ablehnung von Dualismus: Indem der Materialismus nur eine Substanz – Materie – anerkennt, vermeidet er die metaphysischen Schwierigkeiten, die der Dualismus mit sich bringt, etwa das Problem der Interaktion zwischen Geist und Materie.

Text mit KI zusammengefasst

Wie Herr Höner von diesem Begriff zu seiner Interpretation „Hauptsache ich und Hauptsache reich“ kommt, darüber lässt sich nur spekulieren.

Konsistenz, eine klare ontologische Basis oder natürlich auch Überprüfbarkeit sind Dinge, die man in Religionen vergebens sucht. Von religiösen Glaubensinhalten bleibt nichts mehr übrig, wenn man ihnen mit den Werkzeugen zu Leibe rückt, die hier zum Einsatz kommen.

Wenn man allerdings bedenkt, was jemand, der offensichtlich noch immer davon ausgeht (zumindest behauptet er das), sein Schicksal würde abhängen vom Willen eines bestimmten Wetter-Berge-Wüsten-Stammes-Kriegs-Rachegottes, den sich die Anführer eines halbnomadischen Wüstenvölkchens vor ein paar tausend Jahren aus früheren Gottesvorstellungen für ihre Zwecke zusammengebastelt hatten, der hat einem „robusten Materialismus“ auch nichts besseres entgegenzusetzen als Klischees und Pauschalisierung.

Ja, hier macht es sich Herr Höner zu einfach, wenn er diesen Begriff zum Beleg für seine These vom Egoismus und Ignoranz der sprichwörtlichen „heutigen Jugend“ umdefiniert.

A propos einfach: Ich mache es mir heute aus Zeitgründen auch mal einfach und habe mich auch bei der Zusammenfassung der Kritikpunkte an der heutigen Sendung von einer KI unterstützen lassen:

Pauschalierung und Generationenklischees

1. Fataler Rückgriff auf Klischees

Es wird suggeriert, dass „die Jugend von heute“ in erster Linie nach Reichtum, Luxus und Sicherheit strebt. Die Autorin stützt sich dabei auf Beobachtungen im eigenen Umfeld sowie auf einen Befund aus der Shell-Jugendstudie, wonach ein „robuster Materialismus“ verbreitet sei. Doch das Bild bleibt zu vage und einseitig:

  • Individualität bleibt außen vor: Die Motive der Jugend sind vielfältig, von altruistischen Träumen bis hin zu sozialem Engagement. Mit einer Fokussierung auf das Streben nach Geld geraten diese Nuancen zu sehr in den Hintergrund.
  • Stichwort Medienwirkung: Dass Social Media Reichtum und materielle Sicherheit sichtbar zelebrieren, ist eine richtige Beobachtung – die daraus abgeleitete pauschale Prägung ganzer Jahrgänge bleibt jedoch unbewiesen und ignoriert Gegenbewegungen wie Minimalismus, Nachhaltigkeit oder politisches Engagement junger Menschen.

2. Problematische Verknüpfung mit Studienergebnissen

Die Shell-Jugendstudie wird als Kronzeuge genannt, ihre Aussagekraft jedoch kaum hinterfragt:

  • Die Studie selbst stellt Trends und Differenzierungen fest, betont aber die Heterogenität der jugendlichen Lebenswelten.
  • Kritiker monieren seit Jahren, dass Durchschnittswerte schnell zu Generalisierungen führen und marginalisierte oder alternative Lebensentwürfe unter den Tisch fallen.

3. Reflexion über das eigene Erleben fehlt

Der Text schließt mit einer positiven Note: Einige Jugendliche hätten „das große Ganze“ im Blick. Hier offenbart sich, was im gesamten Text zu kurz kommt – der ausführliche, offene Dialog mit den Betroffenen selbst. Die abgemilderte Hoffnung am Ende wirkt wie ein nachträgliches Korrektiv, dem ein ehrlicher Austausch auf Augenhöhe und eine Auseinandersetzung mit der Frage nach Sinn und Werten vorausgehen müsste.

Weitere kritische Punkte im Überblick

KritikpunktKurzbewertung
PauschalierungÜbersieht Diversität und Kritikfähigkeit der Jugend
Studie als BelegHinterfragt Repräsentativität nicht ausreichend
Wirklichkeitsferne PrognosenDie 10-Jahres-Frage zielt ins Leere
Soziale RahmenbedingungenRolle von Unsicherheit, Krisen, Leistungsdruck zu schwach ausgeführt
Chancen für DialogEigene Vorurteile überwinden und junge Perspektiven hören

Fazit: Zwischen Materialismus und Sinnsuche

Der Beitrag will zum Nachdenken anregen, läuft aber Gefahr, auf klassische Generationenklischees hereinzufallen.

Die Wirklichkeit ist komplexer: Junge Menschen stehen unter wirtschaftlichem Druck, kämpfen mit Unsicherheiten – aber sie engagieren sich, träumen, hinterfragen und sind differenzierter, als es pauschale Zukunftsprognosen nahelegen.

Eine ernsthafte Debatte über Werte, Ziele und gesellschaftliche Entwicklungen braucht mehr als Blicke in Abi-Bücher und Trendstudien. Sie verlangt das Gespräch mit denen, um die es geht – und genau das sollte sie uns wert sein.

Das kann doch nicht der einzige Trost sein!

Viel Geld, Sicherheit und Rückzug – eine ganz menschliche Reaktion, wenn’s enger wird. Aber das kann doch nicht das Hauptziel, der einzige Trost sein, dass jetzt jede und jeder nur noch für sich selbst guckt!

Ah stimmt ja – Sie haben ja auch Trost (der sich bei Licht betrachtet als illusorische, trügerische Vertröstung entpuppt) im Angebot, Herr Höner!

Ist das vielleicht der eigentliche Grund für Ihre einseitig negative Darstellung, die Sie am Schluss schnell doch noch, wenn auch wenig überzeugend versuchen zu relativieren:

Eine Abiturientin hat geschrieben: Millionärin werden und die Weltveränderung planen. Vielleicht will sie mit ihren Millionen ja die Welt gerechter und friedlicher machen. Bei meinen Gesprächen auf dem Abiball habe ich gemerkt: Trotz der coolen richy rich Sprüche sind da viele, die auch das große Ganze im Blick haben und nicht nur sich selbst. Jedenfalls bin ich nach der Feier optimistischer nach Hause gegangen.

Und die banale Moral von der Geschicht`? – Es gibt solche und solche. Und Pauschalisierungen waren noch nie förderlich.

Was machen eigentlich die Kirchenkonzerne mit ihrem hunderten von Milliarden umfassenden Money, Money, Money in Sachen Weltveränderung? Was haben die so im Blick, außer sich selbst?

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Money, Money, Money: Materialismus-Kritik und religiöse Realitätsflucht

Ihnen eine behütete Nacht und bis zum nächsten Mal – „so Gott will und wir leben.“

Schon die Prämissen, die für eine „behütete Nacht“ im christlichen Sinne erfüllt sein müssten sind so absurd, dass es schwer fällt, jemanden überhaupt ernst zu nehmen, der mit einem solchen Wunsch vor eine Kamera tritt.

Wie praktisch für Herrn Höner, dass er sich als Sprecher im „Wort zum Sonntag“ keiner Nachfrage oder gar Diskussion bezüglich seiner religiös erweiterten Phantasiewirklichkeit stellen muss, in der Menschen wie Schafe von einem magischen Himmelswesen behütet werden und dessen göttlicher Wille über Leben und Tod entscheidet.

Herr Höner, wie wärs, wenn Sie im ersten Schritt zunächst mal Ihre Weltanschauung einigermaßen mit der irdischen Wirklichkeit in Einklang bringen, bevor Sie sich mit pauschalisierender und klischeehafter Materialismus- und Gesellschaftskritik vor eine Kamera des öffentlich-rechtlichen Rundfunks stellen?

Ausgerechnet weniger Glaube würde Ihre Glaubwürdigkeit enorm steigern!

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