Konrad – ein tierischer Osterzeuge – Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 9 Min.

Konrad – ein tierischer Osterzeuge – das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Johanna Vering, Münster, veröffentlicht am 19.04.2025 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Für Frau Vering symbolisiert der Hahn, dass es immer weiter geht. Und wenn es nicht mehr weitergeht, gehts bei ihr trotzdem weiter.
Abermals krähte der Hahn...

Nachdem im letzten „Wort zum Sonntag“ schon der Esel dran glauben musste, ist heute der Hahn dran.

Da sind wir mal gespannt, ob die restlichen Bremer Stadtmusikanten, also ein Hund und eine Katze auch noch drankommen…?

Hunde treiben sich in etlichen Bibelstellen herum (tot und lebendig), während Katzen tatsächlich nur ein einziges Mal erwähnt werden, und das auch nur im apokryphen Buch Baruch.

Wobei: Wer braucht schon die Gebrüder Grimm, wenn er die Bibel hat!

Abermals krähte der Hahn

Los gehts, wie meistens, mit der Herstellung eines Bezuges zur Gegenwart und zur Realität.

Zum Informations-, Unterhaltungs- und Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gehört offensichtlich auch, dass eine katholische Theologin und Bauernhof-Betreiberin im Fernsehen über ihre Haustiere plaudert. Diesmal über ihren Hahn Konrad.

Der dient natürlich, saisonal passend, nur dazu, gleich im Anschluss die biblische Federvieh-Legende ins Fernsehen bringen zu können:

[…] Konrad hat einen berühmten biblischen Artgenossen. Von dem biblischen Hahn wird berichtet, dass er – natürlich – auch kräht, als der Tag anbricht. Allerdings ist das deshalb so bedeutend, weil das mehr als ein Weckruf ist: Petrus, einem der Jünger Jesu, wird nämlich durch den Schrei schlagartig klar, dass er ein Lügner ist. Was war geschehen? Jesus hatte ihm vorausgesagt, dass er ihn verleugnen würde: drei Mal würde er behaupten, Jesus nicht zu kennen. Und dann würde der Hahn krähen. Und so kam es auch. Ich stelle mir vor, dass Petrus wahrscheinlich mit dem Hahnenschrei schlagartig klar wurde: Jesus hat Recht gehabt. Ich habe versagt. Ich kann Jesus nicht mehr retten. Er wird sterben. Und Petrus weiß: Es gibt kein Zurück mehr. Ich muss damit jetzt leben. Der Hahn wird hier zum Zeichen der grausamen Gewissheit.

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Konrad – ein tierischer Osterzeuge – Wort zum Sonntag, verkündigt von Johanna Vering, Münster, veröffentlicht am 19.04.2025 von ARD/daserste.de)s

Wie hätte der liebe Gott („so sehr hat Gott die Welt geliebt…“) denn seinen eingeborenen Sohn hingeben sollen, wenn sich irgendwer in der Geschichte auch nur minimal anders als beschrieben verhalten hätte?

Oder allgemeiner: Wie bringt man es fertig, auch nur die simpelsten Implikationen, die die Annahme eines allmächtigen, allgütigen und ins irdische Geschehen eingreifenden Gottes mit sich bringen würde einfach komplett zu ignorieren, wenn man an einen solchen glaubt?

Illusorische Detailangaben suggerieren Historizität

Dass es sich laut kritischer Bibelforschung bei dieser Geschichte um eine kerygmatische Legende handelt, also um ein sehr wahrscheinlich frei erfundenes, theologisch-rhetorisches Stilmittel zur „Glaubensstärkung“ und nicht um einen „Bericht“ (Von wem sollte dieser Bericht auch stammen?), scheint Frau Vering nicht für erwähnenswert zu halten.

Sie kann wohl davon ausgehen, dass zumindest die leichtgläubigen Gläubigen – offenbar genau wie sie – nicht zwischen Legende und Fakten unterscheiden, wenn ihnen eine Bibelstelle in den Kram passt.

Es geht in den Evangelien hier nicht um eine Berichterstattung. Sondern darum, mit einer Legende das anschließende angebliche „Erlösungsgeschehen“ für die Schäfchen glaubwürdiger und nachvollziehbarer zu machen und um es mit plausibel klingenden Details realistischer erscheinen zu lassen. Da kommts dann auch nicht darauf an, ob der Hahn in dieser Geschichte zwei- (bei Markus) oder dreimal gekräht haben soll.

Katholisch-dystrophisch

Der Hahn fungiert in dieser Geschichte nur als Zeitgeber, nicht als „Zeichen der grausamen Gewissheit.“ Zu dem macht ihn erst Frau Vering, damit sie was zu erzählen hat:

Ich erzähle Ihnen diese düstere Verleugnungsgeschichte in der Osternacht, weil der biblische Hahn für mich auch dafür steht: es geht weiter! Es gibt keinen Stillstand, auch wenn ich mir manchmal noch so sehr wünsche, dass die Welt aufhört sich zu drehen, damit es nicht noch schlimmer wird.

Ein Hahn wird bei guter Haltung etwa 5-10 Jahre alt, dann hat er ausgekräht. Diesem Umstand ist sogar ein eigenes Lied gewidmet.

Wenn Christen solche dystrophischen Phantasien zum Besten geben, dann frage ich mich immer wieder, wie es kommt, dass sie offenbar ihrem eigenen Heilsversprechen (oder, wie Matthias „Skydaddy“ vom Ketzerpodcast es zu formulieren pflegt, ihren eigenen Scheiß) nicht glauben.

Denn dem zufolge ist das irdische Geschehen ja nur der Eingangstest, um später – bei gottgefälliger Führung – auf ewig an der himmlischen Herrlichkeit partizipieren zu dürfen, während der liebe Gott parallel alle, die sich nicht von ihm lieben lassen wollten in der Hölle – ebenfalls auf ewig – dauerquält.

Have a break – have a Grabesruhe

Dass diese Zukunftsangst nur geheuchelt ist, wird im nächsten Abschnitt deutlich:

Es gibt immer einen neuen Tag und damit eine neue Chance. Das ist für mich Ostern! Das Dunkle, der Tod, hat nicht das letzte Wort. Jesu Grab war leer nach drei Tagen Grabesruhe. Jetzt geht es weiter – anders als bisher – anders als gedacht. Ich bin mir so sicher: es gibt sie, die Auferstehung.

Frau Vering, bei Ihnen als Katholikin kann mit „Auferstehung“ ja nur die Auferstehungslegende des göttlichen Stiefsohns aus der biblischen Mythologie gemeint sein.

Was meinen Sie: Wären Sie genauso „so sicher“, dass es sie gibt, die Auferstehung, wenn Sie zum Beispiel in eine Familie hineingeboren worden wären, in der die Eltern ihre Kinder nicht mit dem christlichen, sondern zum Beispiel mit dem hinduistischen Glauben indoktriniert haben? Auf welches und wessen Heilsversprechen hätten Sie so sicher vertraut, wenn Sie nicht im 21., sondern zum Beispiel im 6. Jahrhundert auf Ihrem Bauernhof gelebt hätten?

Religiös glauben: Behauptungen für wahr halten, auch wider besseres Wissen

Hier zeigt sich einer der wichtigsten Kritikpunkte, die ich gegen die Verbreitung der Methode des Glaubens im religiösen Sinn vorzubringen habe:

Religiöser Glaube ist deshalb brandgefährlich, weil er von seinen Anhängern verlangt, offenkundig unwahre Behauptungen ohne Überprüfung, ohne gültige Argumente und auch wider besseres Wissen für wahr zu halten.

Und wer erstmal einen Weg gefunden hat, Behauptungen wie „es gibt sie, die Auferstehung“ an der eigenen Vernunft und intellektuellen Redlichkeit vorbeizuschmuggeln und für wahr zu halten, der müsste konsequenterweise auch jede beliebige andere Behauptung mit vergleichbarer (nicht vorhandener) „Faktenlage“ genau „so sicher“ für wahr halten wie die schon Geglaubten.

Das erklärt auch, warum Religionen (v. a. absolutistisch-monotheistische wie das Christentum) bei weltlichen Populisten und Demagogen so beliebt sind. Denn die verlangen von ihren Anhängern ja auch, dass man ihnen ebenfalls alles glaubt, nur weil sie es behaupten.

Da ist es natürlich von Vorteil, wenn die Weltanschauung und das kritische Denken der Anhänger schon vorher durch religiösen Glauben korrumpiert worden waren. Das funktioniert auch heute noch, nicht nur in Russland und in den USA.

Auferstehung à la Vering

Um sich nicht der Absurdität des christlichen Auferstehungsmythos stellen zu müssen, rudert Frau Vering lieber schnell wieder zurück ins Diesseits, genauer: auf ihren Bauernhof.

Nach dem Tod, aber auch schon davor: viel kleiner bei mir, bei uns im Leben. Ich erinnere mich an Tage auf unserem Bauernhof: Da war ich froh zu wissen, es geht weiter. Nachdem wir zuhause tagelang um meine sterbenskranke Oma gebangt haben, zum Beispiel, bis sie es doch nochmal geschafft hat und ein paar weitere Jahre gelebt hat. Oder nachdem mein Opa gestorben ist. Der hat echt eine Lücke in unsere Familie gerissen. Oder nach heftigen Streitereien oder, ganz praktisch, nachdem ein riesiger Baum auf das frisch sanierte Stalldach geknallt ist. Es ging und es geht weiter.

Mit anderen Worten: Solange man lebt, geht es für einen selbst immer weiter. Ach was.

Und wenn das letzte Stündlein geschlagen hat, wie vor ein paar Stunden beim amtierenden Stellvertreter Christi auf Erden, dann schalten Christen eben vom rationalen zum mythisch-mythologischen Denken um und trösten sich mit einer Jenseitsfiktion, die so absurd ist, dass sie sie niemals für wahr halten würden, wenn sie sie nicht zumeist schon mit der Muttermilch eingetrichtert bekommen hätten oder wenn sie aus einer anderen als der von ihnen geglaubten Mythologie stammen würde.

Gläubige, die das mal testen möchten, sei unsere kleine Webseite https://godbye.de empfohlen.

Kein billiger Trost – was denn sonst?

Und das trägt mich auch aktuell, wenn einige Machthaber durchdrehen und die Welt auf den Kopf stellen. Wenn Kriege einfach durchgezogen werden, ohne nach links und rechts zu schauen. Es geht weiter: Das soll kein billiger Trost sein. Für mich ist das eher ein Zuspruch, der mich stärkt.

Wie man als geistig gesunder, erwachsener Mensch mit Schulbildung im 21. Jahrhundert diese Banalität nicht als „billigen Trost“, sondern gar als stärkenden Zuspruch empfinden kann, ist mir unbegreiflich.

Wie gerade schon angedeutet: Die Machthaber, die gerade durchdrehen und die Welt auf den Kopf stellen, sind ausgerechnet genau die, die das im angeblichen Namen und Auftrag desselben Herrn tun, für den auch Frau Vering wirbt. Und die sind sich mindestens genauso so sicher wie Frau Vering, dass sie mit ihrer Interpretation des biblisch-christlichen Glaubenskonstruktes richtig liegen.

…solange noch das Lämpchen glüht…

Weil es immer auch die Chance gibt, einen neuen Blick auf die Dinge zu werfen.

Das ist freilich zu kurz, bzw. nur einseitig gedacht: Denn solange es noch weitergeht, kann es ja auch mit den Faktoren weitergehen, die Leid verursachen.

Mit dem Aspekt, dass ein „Weitergehen“ für manche Menschen in bestimmten Situationen zum Beispiel aber auch eine unerträgliche Qual bedeuten kann, war Frau Vering vielleicht noch nie konfrontiert worden. Das ist dann kein „bitteres Ende“ sondern „bitter bis zum Ende.“

Klar: Solange ich lebe, bei Bewusstsein und auch sonst noch dazu in der Lage bin, habe ich, ganz allgemein gesprochen, noch zumindest theoretisch eine Chance, mein eigenes oder das Leid anderer Menschen zu mildern.

Und (eigentlich) genauso klar: Wer nicht mehr lebt, hat auch keine Chance mehr, einen neuen Blick auf die Dinge zu werfen, die ihn dann aber sowieso nicht mehr tangieren. Weil die Reizaufnahme und -weiterleitung, sowie die Informationsspeicherung und -verarbeitung eine funktionierende (im menschlichen Fall biologische) „Hardware“ voraussetzt.

Einzige Ausnahme sind die Katholiken, deren Glaubenslehre ihnen ja bekanntlich eine leibliche Auferstehung in Aussicht stellt, woran sie per Dogma zu glauben haben.

Lebbe geht weiter irgendwie gut

Bei uns auf dem Bauernhof ist es Konrad, der die neuen Tage ankündigt. Konrad heißt übrigens übersetzt: der kühne Ratgeber. Das wusste ich bisher auch nicht. Konrad signalisiert mir jedenfalls mit seinem Krähen jeden Morgen: das Leben geht weiter. Und durch Jesu Auferstehung bin ich zuversichtlich: es wird auch irgendwie gut werden.

Meine Ratlosigkeit der Kritiklosigkeit von gläubigen Christen ihren Heilsversprechen gegenüber hatte ich ja gerade schon zum Ausdruck gebracht.

„Irgendwie gut“ – diese Formulierung legt nahe, dass Frau Vering erstens selbst keinen Schimmer hat, was damit konkret gemeint sein soll.

Und zweitens, dass ihr das Schicksal, das ihren glaubensfreien oder andersgläubigen Mitmenschen laut der biblisch-christlichen Mythologie, deren Wahrheitsgehalt sie sich „so sicher“ ist, droht, völlig egal ist:

Zeitlich unbegrenzte psychische und physische Dauerfolter mit Höllenqualen bei vollem Bewusstsein und ohne Aussicht auf Begnadigung, auf Befehl eines als gnadenloser, kleinlicher und selbstsüchtiger Rachegott beschriebenen, magisch-mythologischen Himmelswesens. Und zwar als Strafe dafür, zu Lebzeiten sich nicht ihm, sondern einem anderen oder keinem Gott unterworfen zu haben.

Das ist es, wovon die inszenierte vorübergehende innerfamiliäre Todesfolterung angeblich erlöst haben soll – also natürlich nur die Christen: Nicht vom Tod, sondern von der brutalsten Form göttlicher Bestrafung, die sich kranke Hirne damals auszudenken im Stande waren.

In der Bibel liest sich das so (Hervorhebungen von mir):

  1. Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn hingegeben hat, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben.
  2. Denn Gott hat seinen Sohn nicht dazu in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde.
  3. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht (an ihn) glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt hat.
(Johannes 3,16-18 MENG)

Seitdem der christliche Mainstream die Höllenstrafe praktisch vollständig verleugnet (Kickerikiii!!!), ergibt das gesamte Belohnungs-Bestrafungskonzept überhaupt keinen Sinn mehr – nicht mal mehr innerhalb der biblischen Binnenlogik.

Aber das machte den Schäfchen nichts aus, sie fühlten sich überlegen und glaubten einfältig und zufrieden bis an ihr Lebensende. Und wenn sie dann gestorben sind, dann glauben sie noch immer...

Pardon, zurück zum Thema.

Vier Hennen für ein Halleluja

Bei Frau Vering begegnen wir der katholischen Weichspül-Wischiwaschi-Wohlfühl-Kuschelglaube-Variante: „Ich habe nichts zu befürchten, ich gehöre ja wegen meines Glaubens zu den Guten. “ Und: Solange es sich für mich gut anfühlt, ist mir der Rest egal.

Auf die Parallelen zwischen Gott und seinen Anhängern weißt sogar die Bibel, wenn auch in falscher Reihenfolge selbst hin. Denn natürlich schuf nicht Gott den Mensch nach seinem Vorbild, sondern umgekehrt.

Für Konrad geht es übrigens auch gut weiter, das kann ich schon mal verraten: nach Ostern ziehen vier neue Hennen bei ihm ein. Ich wünsche Ihnen und den Menschen um Sie herum von Herzen frohe Ostern!

Frau Vering, was glauben Sie: Kommt ihr Hahn auch in den Himmel, wenn er irgendwann mal, durch das Zutun Ihres Gottes, versteht sich, von der Stange gefallen sein wird? Immerhin hatte er sein Leben ja als tierischer Osterzeuge auf einem katholischen Bauernhof verbracht…

Als Theologin können Sie diese Frage doch sicher beantworten und auch sagen, wie sicher Sie sich sind, dass Ihre Antwort stimmt – und warum.

Ergänzung

In diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben darf natürlich ein Hahn, der es auf den Buchtitel eines bedeutenden kirchenkritischen Werkes geschafft hat. Gemeint ist natürlich Karlheinz Deschners „Abermals krähte der Hahn“:

Abermals krähte der Hahn ist bis heute für viele Karlheinz Deschners wichtigstes Buch: Unzähligen Menschen gab die akribische Arbeit das Gefühl, mit ihren Zweifeln am Christentum richtig zu liegen. Denn Deschner zeigt, dass bereits die Grundlagen des christlichen Glaubens fragwürdig sind und sich die spätere Kriminalgeschichte des Christentums fast schon folgerichtig daran anschloss. Gegenstand des erstmals 1962 erschienenen Werkes ist vor allem die Alte Kirche. Untersucht werden die frühen Auseinandersetzungen, die Entstehung des Hierarchischen Apparates, der Umgang mit Abweichlern im eigenen Lager und mit konkurrierenden Erlösungsreligionen. Die Kontinuitäten der Politik der Päpste – „Stellvertreter“ Christi immerhin – weisen schließlich bis ins 20. Jahrhundert.

(Quelle: alibri.de: Karlheinz Deschner: Abermals krähte der Hahn, https://www.alibri.de/Shop/Produktdetail/ProductID/872)

Die Bedeutung des Buchtitels fasst die KI Perplexity wie folgt zusammen:

Perplexity: Warum wählte Karlheinz Deschner den Titel „Abermals krähte der Hahn“ für sein gleichnamiges Buch?

Karlheinz Deschner wählte den Titel „Abermals krähte der Hahn“ für sein Buch als bewusste Anspielung auf eine zentrale Szene im Markusevangelium des Neuen Testaments. Dort sagt Jesus zu Petrus: „Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Nachdem Petrus Jesus tatsächlich dreimal verleugnet hat, heißt es: „Und abermals krähte der Hahn“ (Markus 14,72)1.

Mit diesem Titel greift Deschner das Motiv des Verrats und der Verleugnung auf. Er setzt es als Symbol für das, was er als die zentrale Problematik der Kirchengeschichte betrachtet: den Verrat der Kirche und ihrer Vertreter an den eigenen Idealen und Gründungsmythen. Die Szene mit Petrus steht für Deschner sinnbildlich für die „permanente, schon mit der Alten Kirche beginnende Pervertierung der Ideale der ‚Bergpredigt‘, voran Armut und Frieden, ins krasse Gegenteil – schamloser Luxus und blutige Gewalt gegen Andersdenkende“2. Der Hahnenschrei markiert den Moment, in dem die Verleugnung offenbar wird – so wie Deschner in seinem Buch die Diskrepanz zwischen christlichem Anspruch und kirchlicher Wirklichkeit enthüllt.

Der Titel steht damit programmatisch für Deschners Anliegen, die Geschichte des Christentums kritisch zu beleuchten und aufzuzeigen, wie oft und gravierend die Kirche nach seiner Auffassung die eigenen Werte verraten und verleugnet hat245. Die biblische Anspielung macht deutlich, dass es ihm nicht nur um einzelne Missstände, sondern um einen grundlegenden Verrat an den Ursprüngen und Idealen des Christentums geht.

Zusammengefasst: Deschner wählte den Titel, weil der Hahnenschrei im Neuen Testament das Erkennen und Offenbarwerden eines Verrats markiert – und genau dieses Motiv sieht er als Leitmotiv der Kirchengeschichte, die er in seinem Buch kritisch analysiert12.

Quellen:

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Abermals_kr%C3%A4hte_der_Hahn
  2. https://frei-denken.ch/news/2016-06-27/buchvorstellung-abermals-kraehte-hahn-karlheinz-deschner-neuauflage-2015
  3. http://www.deschner.info/de/werk/05/kurzbeschreibung.htm
  4. https://www.alibri.de/Shop/Produktdetail/ProductID/872
  5. https://hpd.de/artikel/12199
  6. https://www.ezw-berlin.de/fileadmin/user_upload/ezw-berlin/publications/downloads/Information_6.pdf
  7. https://buchantiquariat.com/de/geist/155083-deschner-abermals-kraehte-der-hahn.html
  8. https://www.hugendubel.info/detail/ISBN-9783865691880/Deschner-Karlheinz/Abermals-kr%C3%A4hte-der-Hahn

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2 Gedanken zu „Konrad – ein tierischer Osterzeuge – Wort zum Wort zum Sonntag“

  1. Bei der Lektüre dieses WzS und der erschöpfenden Replik von Mark ist mir wieder bewusst geworden, dass die Bibel vergleichbar ist mit einem überdimensionierten Theaterstück oder Drehbuch – aus dem Genre Fantasy.
    Alles ist bis ins Kleinste vorgeschrieben, jeder hat seine Rolle zu spielen, nichts wird dem Zufall überlassen, Logik ist keine Bedingung, Widersprüchliches wird gerne in Kauf genommen, Spezialeffekte sind ein Muss.
    Der einzige Unterschied zwischen Bibel und Theater/Roman/Film ist, dass die Fans der Bibelerzählungen diese für bare Münze nehmen und deshalb nicht als Theaterstück, Roman, Märchen, Story oder Epos wahrnehmen, sondern als Wahrheit schlechthin, verkündet von einer himmlische Autorität, die sie Gott nennen.

    Und diese jeder Vernunft widersprechenden „Glaubenswahrheiten“ konnten nur deshalb Jahrtausende überleben, weil sie mit brutaler Gewalt unter Ausnutzung menschlicher Ängste einerseits und jenseitiger Verlockungen andererseits durchgesetzt wurden.

    Nun hatten wir aber mittlerweile die Aufklärung und die anschliessende Französische Revolution, und nun platzen diese eingebleuten Illusionen langsam, aber sicher, und das Resultat ist, dass auf die verzweifelten Apologie-Versuche, wie sie immer wieder auch im WzS zum Ausdruck kommen, nur noch mit Kopfschütteln und Haareraufen reagiert werden kann – und mit Kirchenaustritten reagiert wird.

    Man muss das WzS nur lange genug verfolgt haben, um festzustellen, dass die Beiträge immer kindischer wurden und werden. Oder waren die immer schon so und nur mein Denkvermögen ist kritischer geworden?
    Einerlei, dieses WzS hat sich wieder eine goldene Himbeere verdient. 😉

    Besonders gut hat mir die Geschichte mit den vier neuen Hühnern für Konrad gefallen. Hat mich so ein bisschen an die 72 Jungfrauen erinnert. 😉

    Antworten
  2. Wieder ein schönes Beispiel dafür, dass Religion den Verstand korrumpiert und ruiniert.
    Oder Frau Vering will uns wie ein schmieriger Gebrauchtwagenverkäufer ihre Religion andrehen, von der sie gut lebt, ohne den Unsinn selbst zu glauben.
    Um es auf Ihrem Niveau zu sagen, Frau Vering:
    Kikeriki Kikeriki!
    Wenn der Hahn dreimal kräht auf dem katholischen Mist, verliert man den Verstand und weiß nicht mehr, was wirklich ist. Kikeriki

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