Die Konstruktion des Mythos Weihnachten

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Einige Infos zur Entstehung des Mythos Weihnachten gibts heute im Gastbeitrag von Marcus Müller:

  • Jesus ist nicht am 25. Dezember im Stall geboren
  • Der Weihnachtsmann existiert erst seit dem 19. Jahrhundert (aber wurde nicht von Coca-Cola™ erfunden)
  • Der Weihnachtsbaum geht auf Verbindung römisch-”heidnischer” Bräuche und den Paradiesbaumbrauch zurück und wurde auch erst im 19. Jahrhundert zur Mode

Weihnachten feiern die Christen die Geburt ihres Retter Jesus Christus, das “Christkind”.

Mythos WeihnachtenAllerdings ist Jesus gewiss nicht an diesem Tage geboren – so wie auch nicht im Jahr 0 (das es gar nicht gibt) oder 1. In der Bibel ist jedenfalls davon nicht die Rede, außer in einigen Anhaltspunkten, die bedeuten dass er NICHT im Dezember geboren worden sein kann.

Jesus ist vermutlich auch nicht in Bethlehem, sondern in Nazareth geboren, was aber nicht zu den Prophezeiungen des Alten Testaments passt.

Die Geburt im Stall findet man in der Bibel übrigens auch nicht. Laut Matthäus gingen die Weisen (zahlenmäßig nicht auf drei spezifiziert) in ein Haus, laut Lukas in einem Raum in einer Herberge. Laut Ostkirche war es eine Höhle oder Grotte.

Tatsächlich ist der 25. Dezember erst seit 336 in Rom belegt. Bekannt ist, dass Kaiser Aurelian den 25. Dezember 274 als Feiertag für den Sonnengott Sol Invictus festlegte (nach dem damaligen julianischen Kalender Wintersonnenwende (heute am 21./22. Dezember), was dann im Übergang zum Christentum wohl beibehalten wurde, nur der gefeierte Gott wurde gewechselt.

Der Weihnachtsmann wiederum hat auch eine schrittweise Genese hinter sich:

Nikolaus von Myra (ca. 270-350) war ein Heiliger der Ost- und lateinischen Kirchen, um den sich einige Wohltätigkeits-Legenden ranken, die mit denen um den gleichnamigen Abt Nikolaus von Sion (der 564 starb) fusionierten. Die verschmolzene Figur wurde nach dem 6. Jahrhundert zunehmend am 6. Dezember als Nikolaustag gefeiert.

Der Geschenkebrauch und die Befragung nach der Artigkeit der Kinder gehen auf die neutestamentliche Perikope vom Gleichnis von den anvertrauten Talenten zurück, die nach Perikopenordnung auf den 6. Dezember fällt.

Luther kritisierte die ausufernde Heiligenverehrung und propagierte diesen Geschenkebrauch auf Weihnachten zu verlegen, damit die Kinder Christus und nicht den heiligen Nikolaus verehren.

Bestandteil des Mythos Weihnachten: Der Weihnachtsbaum

Das Schmücken eines Weihnachtsbaumes geht vermutlich auf den Mithras-Kult zurück, bei dem die ihm folgenden Römer zu dessen Ehren einen Baum schmückten. Teilweise wurden auch Tannenzweige ins Haus gehängt, um Geister zu vertreiben und die Hoffnung auf den grünen Frühling ins Haus zu holen.

Im Mittelalter schmückte man vielerorts zu den Paradiesspielen am 24.12. als Gedenktag Adam und Eva einen Paradiesbaum mit Adam, Eva und der Schlange aus Holz und Äpfeln, was durchaus auch ein Laubbaum sein konnte. Erst im 18. Jahrhundert verbreitete sich der Brauch weiter.

Der Weihnachtsmann als aus dem Nikolaus und Knecht Ruprecht weiterentwickelte Figur entstand erst im 19. Jahrhundert und löste vor allem in Norddeutschland das Christkind und den Nikolaus als Gabenbringer ab. Knecht Ruprecht mutierte beim Weihnachtsmann nur zur Rute.

Die Verwandlung der Kleidung vom Bischofsgewandt mit Mitra und Stola ging über einen braun in Pelz / Fell gekleideten rundlichen bärtigen Elfen zum schließlich rot weiß gefärbten Gewand, das in den USA laut der New York Times 1927 normiert und durch die Coca Cola®™ Company durch ihre jährliche Werbekampagne (bei der der Auslieferfahrer Lou Prentiss als Vorbild der Zeichnungen diente) nachhaltig verbreitet wurde.

Süßer die Kassen nie klingeln…

Eigentlich feiert Weihnachten aber vor allem der Einzelhandel. Manche Branchen machen Weihnachten mehr als 25% des Jahresumsatzes, wovon die christlichen Kirchen nicht begeistert sind, da Weihnachten so zur Ware verkommt und das Weihnachtsgeschäft schon Ende September eingeläutet wird.

Vielleicht wird also weniger der Heiland als vielmehr der Gott Mammon gefeiert?

Gastbeitrag von Marcus Müller

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