Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Buß: Gebet an der Krippe

Lesezeit: ~ 3 Min.

Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Buß: Gebet an der Krippe, veröffentlicht am 25.12.21 von osthessennews.de

Darum geht es

Pfarrer Buß merkt offenbar nicht, dass in seinem Gebet die Liebe Gottes als das sichtbar wird, was sie gemäß biblisch-christlicher Mythologe tatsächlich ist: Eine Erpressung zur Unterwerfung.

In seinem heutigen „Impuls“ trägt Pfarrer Buß das Gebet „An Weihnachten angekommen“ des evangelischen Theologen Jörg Zink vor.

Der fiktive Dialog zwischen dem Betenden und dem gerade geborenen unehelichen Sohn der biblischen Patchwork-Familie endet so:

Ich spreche weiter: Ich habe dir nichts schenken können.
Ich weiß auch nicht, wie man das macht. Was gebe ich dir?

Das Kind antwortet: Du weißt wie wenig Liebe oft bei solchen
Geschenken ist. Hast du denn ein wenig Liebe für mich?

Ich bekenne: Ich habe keine großen Gefühle für dich.
Ich weiß nur eins – und ich weiß nicht einmal, ob das Liebe ist – :
Ich brauche dich trotz allem

Da spricht das Kind: Ich nehme das an, als ob du mir etwas ganz
Liebes gesagt hättest, denn dass du mich brauchst, das ist genug.

(Quelle: Jörg Zink: An Weihnachten angekommen, Zit. n. Impulse von Stadtpfarrer Buß: Gebet an der Krippe)

Dieses Gedicht beschreibt meiner Meinung nach sehr anschaulich den Unterschied zwischen gegenseitiger Liebe auf der einen und Abhängigkeit und Unterwerfung auf der anderen Seite.

Fragwürdige Form von Liebe

Stellen wir uns kur vor, es würde sich um einen Dialog zwischen zwei realen, erwachsenen Menschen (egal welchen Geschlechts) handeln.

Man braucht kein Psychologe zu sein, um eine Partnerschaft als potentiell toxisch einzuschätzen, die darauf basiert, dass der eine Partner dem anderen versichert ihn zu brauchen, und zwar sogar auch dann, wenn er nicht mal sicher ist, ob diese Abhängigkeit Ausdruck von Liebe sein soll.

Und umgekehrt würde man wohl auch die charakterlichen Eigenschaften des anderen Partners stark in Frage stellen. Dem es im Grunde ja egal ist, ob sich sein Partner ihm aus Liebe unterwirft oder nicht. Hauptsache, er beteuert seine Abhängigkeit.

Selbstverständlich ist hier kein Pauschalurteil angebracht.

Es gibt natürlich auch Beziehungen, die bestens ganz ohne Liebe auskommen. Und auch solche, die tatsächlich auf Unterwerfung und Abhängigkeit basieren.

Solange dies unter Erwachsenen und im beiderseitigen Einverständnis geschieht, ist dagegen freilich absolut nichts einzuwenden.

Liebe – oder Unterwerfung?

Kommen wir nun zurück zum Gedicht, das Stadtpfarrer Stefan Buß für seinen Weihnachtsimpuls herausgesucht hatte.

Da sollten natürlich sofort erstmal alle Alarmglocken schrillen, wenn ein katholischer Priester über „Liebes-“ und/oder Abhängigkeitsbeziehungen zwischen christlichen Erwachsenen und Kindern fabuliert.

Unterwerfung

Der fiktive Dialog im Gebet beschreibt tatsächlich sehr treffend das Verhältnis zwischen Mensch und der biblischen Gottesvorstellung, wie es in der Bibel dargestellt und propagiert wird.

Mit Liebe im Sinne von „stärkste Zuneigung und Wertschätzung“ (Wikipedia) hat dieses Verhältnis wahrlich nichts zu tun. Es sei denn, wir haben es mit einem masochistisch veranlagten Menschen und einem sadistischen Gott zu tun.

Nichts, womit man Glauben für gewöhnlich bewirbt…

Die Liebe des biblisch-christlichen Gottes ist keine Liebe, sondern eine Nötigung.

Eine klassische Erpressung, die sich als roter Faden durch das gesamte Neue Testament zieht. Und die in Markus 16,16 auf den Punkt gebracht wird:

  • Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.
    (Mk 16,16 LUT)

Ich kann mir kaum vorstellen, dass die meisten Christen ein solches Unterwerfungs- und Abhängigkeitsverhältnis im Sinn haben, wenn sie von der vermeintlichen Liebe ihres Gottes schwärmen.

Für gewöhnlich versuchen Berufschristen, den Aspekt, dass es sich bei der Liebe ihres Gottes in „Wirklichkeit“ um die Erpressung einer Unterwerfung handelt irgendwie zu verschleiern und am besten ganz zu verschweigen.

Ignoranz – oder Spaß an der Unterwerfung?

Quelle: Netzfund
Quelle: Netzfund

Nicht so Herr Stadtpfarrer Stefan Buß:

Dem ist dieser Umstand bei der Auswahl des Gebetes für seinen heutigen Impuls entweder gar nicht aufgefallen.

Natürlich könnte es auch sein, dass es genau das ist, was er persönlich unter „Liebe“ versteht: Unterwerfung und Abhängigkeit.

Ob Ignoranz oder Spaß an der Unterwerfung: In beiden Fällen frage ich mich, ob hier nicht vielleicht doch ein ursächlicher Zusammenhang mit dem Zwangszölibat vermutet werden kann.

Denn selbst wenn sich Herr Buß seine persönliche Sehnsucht nach Liebe durch religiöse Unterwerfung verschafft (was ihm selbstverständlich zugestanden sei), dann sollte man meinen, dass ihm wenigstens bewusst ist, dass er diese Neigung wohl kaum mit der breiten Masse seiner Schäfchen teilen dürfte, die er mit seinem „Impuls“ ja wahrscheinlich ansprechen möchte. Und die sich ziemlich sicher eine andere Form der Liebe vorstellt und erhofft, als zur Unterwerfung genötigt zu werden.

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