Kommentar zu NACHGEDACHT 120: Streben nach Ganzheit

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Kommentar zu NACHGEDACHT 120: Streben nach Ganzheit, Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 26.4.2015 von osthessen-news.de

Nach was strebt der Mensch? Was will er im Leben erreichen? Glück, Geld, Zufriedenheit? Ich denke, dass das Ziel existenzieller Natur ist.*

Der Mensch strebt, wie jedes andere Individuum auch, auf seine ganz individuelle Art und Weise nach Mehrung des eigenen Wohls und Vermeidung von Wehe. Das ist das existenzielle Ziel der Natur.

Das Streben zielt darauf ab, ganz zu sein.
Eine in sich ganze Person. Die Theologin Dorothee Sölle formulierte dies als zentralen Wunsch des Menschen, der auch religiösen Charakter hat. Nur zu häufig fühlen wir uns doch eben nicht komplett. Ein Teil fehlt. Das berühmte letzte Puzzleteil, das das Bild vollenden könnte.*

Das gilt besonders für Menschen, denen eingeredet wurde, nicht „ganz“, nämlich schuldig und sündig zu sein. Diese eingeredete Schuld ist der religiöse Charakter, nicht der Wunsch, sich davon zu befreien. Durch die Behauptung, es würde ein Teil fehlen, wird die Tatsache geschickt verschleiert, dass eine Religion, um im Bild zu bleiben, Teile eines anderen Puzzles darstellt, die einfach nicht mehr zum „Lebenspuzzle“ eines aufgeklärten Menschen im 21. Jahrhundert passen.

Erst wenn man sich dieser nicht passenden Teile entledigt hat, hat man Platz, um das Puzzle mit passenden Teilen weiterzupuzzlen. Die Vorstellung, dass das Bild jemals vollendet sein könnte, ist irreführend, weil die Suche nach Antworten auf wissenschaftlicher Basis ergebnisoffen ist.

[…] Im religiösen Sinn beschrieb Dorothee Sölle den Wunsch, ganz zu sein, als unversehrt sein: nicht voll Angst, sondern gestärkt und glücklich, voller Hoffnung.*

Frei von Angst, gestärkt, glücklich und voller Hoffnung kann sein, wer sich von religiösen Dogmen befreit hat. Ausgerechnet einer Religion, die genau das Gegenteil bewirkt, diese Fähigkeiten zuzuschreiben, ist heuchlerisch und perfide. Religionen leben davon, dass ihre Anhänger schwach, angstvoll und unglücklich sind, sonst müssten sie ja nicht auf eine „Erlösung“ im Jenseits hoffen und das exklusive Heilsversprechen wäre hinfällig.

Die Bibel spricht immer wieder über Menschen, die an einem „Nicht-ganz Sein“ leiden.*

Was auch nicht weiter verwundert, wenn man bedenkt, von wem, wie und besonders wann sie geschrieben wurde. Statt eines nebulösen „Nicht-Ganz-Seins“, gegen das laut Bibel am besten ein Exorzismus-Zauber wirkt, sind die moderne Medizin, Psychologie und Psychotherapie aufgrund von wissenschaftlich gewonnenen Erkenntnissen heute in der Lage, psychische Erkrankungen sehr viel besser zu verstehen und zu behandeln als in vormittelalterlicher Zeit. Während die Kirche bis heute am Exorzismus festhält.

Aber die Bibel zeigt auch viele Wege der heilsamen Begegnung mit Gott, der das vermisste Ganz-Sein herstellen kann.*

Mindestens genausoviele Wege der unheilsamen Begegnung mit Gott zeigt die Bibel genauso, deshalb sind diese Aussagen schlicht und ergreifend irrelevant.

*Das Online-Portal Osthessennews fordert jede Woche unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ mit „liberal-theologischen“ Gedanken zum Nachdenken auf. Alle als Zitat gekennzeichnete Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.

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