Kommentar zu NACHGEDACHT 163: Guter Rat ist nicht teuer

Lesezeit: ~ 3 Min.

Kommentar zu NACHGEDACHT 163 Guter Rat ist nicht teuer, Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 21.02.16 von Osthessennews

[…] dass sie gelernt habe, Menschen keinen Rat mehr zu geben, sondern ihnen aufmerksam zuzuhören und mit dem Ratsuchenden dann selbst Lösungsmöglichkeiten erarbeite.

Vorteil bei dieser Methode ist es, dass der Fragende selbst Antworten entwickelt, was wiederum bedeutet, er könnte sie auch selbst als Lösungsschritte in der Realität nutzen.*

Dabei ist zu beachten, dass ein Ratsuchender zunächst mal nur Antworten selbst entwickeln kann, die ihm im Rahmen seiner eigenen Realität zur Verfügung stehen. Wenn die persönliche, individuelle Realität mit der natürlichen Wirklichkeit weitgehend übereinstimmt, dann stehen die Chancen gut, dass jemand auch eine brauchbare Lösung finden kann, die in der realen Wirklichkeit funktioniert.

Ein Lösungsansatz, der zum Beispiel auf der Wirksamkeit von Gebeten an Götter basiert, ist bestenfalls nutzlos und schlimmstenfalls schädlich, nämlich dann, wenn wegen eines naiven Gottvertrauens wirklich erforderliche Schritte übersehen oder ignoriert werden.

[…] Denn was bringt ihm ein Rat mit einer konkreten Anweisung, den er selbst nicht umsetzen kann?

Dazu ist es hilfreich, sich (stark vereinfacht) zu verdeutlichen, was ein „Rat“ denn überhaupt ist und wie er etwas bewirken kann. Ein „Rat“ besteht aus einer oder mehreren Informationseinheiten, die wir als Ratsuchender von einem Ratgebenden bekommen. Diese Informationen werden von unserem Gehirn verarbeitet. Sie werden zum Beispiel gespeichert, gewichtet, mit schon vorhandenen Informationen verknüpft und für Entscheidungen herangezogen.

Somit bestimmt maßgeblich (wenn nicht ausschließlich) die Prägung unseres Unterbewusstseins, wozu wir in der Lage sind und wozu nicht, also ob wir einen Rat umsetzen können oder nicht. Oder andersrum: Niemand kann sich gegen die Prägung seines Unterbewusstseins für oder gegen etwas entscheiden. Dabei spielen natürlich sehr viele Faktoren eine wichtige Rolle, zum Beispiel: Wissen, Erfahrung, Gefühle, Gewissen, Vertrauen, Inoktrination…

[…] Und ich weiß noch wie heute, dass die Mutter meines Mannes diesen Rat an mich richtete, der eine Aufforderung war: „Christina, du machst das jetzt und ziehst das durch!“

Ab diesem Zeitpunkt habe ich danach gehandelt.

Natürlich gibt es Situationen, in denen man sich getrost auf seine Intuition verlassen kann, wenn man zum Beispiel mit rationellem Abwägen der Für und Wider nicht zu einer Entscheidung kommt oder in Gefühlsangelegenheiten.

Ein Handeln aufgrund eines unbegründeten Befehls („du machst das jetzt…“) setzt voraus, dass diese Entscheidung nicht mehr weiter hinterfragt, sondern in „blindem Gehorsam“ ausgeführt wird. Eine mögliche Ursache könnte ein großes Vertrauen sein („sie weiß es einfach besser als ich…“), aber auch eine diffuse Unterwürfigkeit, wie sie häufig im Zusammenhang mit religiöser Indoktrination zu finden ist und wie sie zum Beispiel schon in den ersten der 10 Gebote ausdrücklich und unmissverständlich gefordert wird und für deren Missachtung die schlimmsten Strafen angedroht werden (Hervorhebung und [Ergänzung] von mir):

  • „Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; [nur] bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.“ (5.Mose 5,9, Einheitsübersetzung)
  • Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht. (5.Mose 5,11, Einheitsübersetzung)

Die Bibel (AT und NT) ist voll von übelsten, grausamsten, widerlichsten Strafandrohungen gegen Menschen, die den angeblichen Gotteswillen bezweifeln oder nur hinterfragen. Wer mit einem solchen inhumanen Wertebild groß geworden ist, ist naturgemäß „anfälliger“ für das unkritische Annehmen von Befehlen.

Wer von Kind an gelernt hat, dass es besonders tugendhaft ist, Befehle von angeblich höhergestellten Wesen ungefragt auszuführen, wird dieses Verhalten auch später häufiger an den Tag legen als jemand, der gelernt hat, Befehle grundsätzlich kritisch zu hinterfragen. Denn auch ein „Bauchgefühl“ kommt aus dem Gehirn und nicht aus dem Bauch, und somit spielt die Prägung des Unterbewusstseins auch für die Intuition eine wichtige Rolle.

[…] Und ich konnte die Worte auch annehmen, weil mein Bauchgefühl zugestimmt hat.

Wie oben schon beschrieben: Niemand kann sich gegen die Prägung seines Unterbewusstseins für oder gegen etwas entscheiden. Allerdings verändert sich die Prägung des Unterbewusstseins natürlich durch jede neue Informationseinheit und deshalb hat jeder Mensch die Chance, sich weiterzuentwickeln** und sich zum Beispiel von „Wahrheiten“ zu verabschieden, wenn diese aufgrund neuer Erkenntnisse oder Erfahrungen als irreal erkannt wurden.

*Das Online-Portal Osthessennews fordert jede Woche unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ mit „liberal-theologischen“ Gedanken von Christina Leinweber zum Nachdenken auf. Alle Zitate stammen aus dem oben genannten und verlinkten Artikel.

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