In dieser Frage wollte ein Besucher wissen, ob es nicht seltsam sei, wenn ein angeblich einziger und allmächtiger Gott als oberstes Gebot seinen absolutistischen Allmachtsanspruch festlegen muss.
Bei Vertretungs-Beantwortungspfarrerin Sabine Löw wurde diese offensichtliche Unlogik zu einer „Vielschichtigkeit des Monotheismus.“ Nicht um eine „metaphysische Spekulation über Gottes Wesen, sondern vielmehr um den Liebesbund mit Gott“ gehe es.
Mit anderen Worten: Wer oder was Gott sein soll oder ob es ihn überhaupt gibt, spielt gar keine Rolle, Hauptsache die Menschen akzeptieren und LIEBEN ihn.
Warum man einen angeblich allmächtigen, allwissenden und omnipräsenten Gott, der seine Allmacht nicht dazu nutzt, etwas gegen das Leid auf der Welt zu tun und der auch sonst noch niemals irgendwie persönlich in Erscheinung getreten ist, auch noch „mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft“ LIEBEN sollte, bleibt erwartungsgemäß unbeantwortet.
Martin Luther hat den Satz geprägt: „Woran du aber dein Herz hängst, das ist dein Gott“.*
Nicht Martin Luther hat diesen Satz geprägt, sondern Leute, denen dieser Satz gut in den Kram passte. Sätze, die ebenfalls von Martin Luther stammen und die kaum als von ihm geprägt zitiert werden, gibts auf martin-luther-2017.de. Durch einen völlig beliebigen Gottesbegriff wird Gott völlig beliebig und damit bedeutungslos.
Die Gebote der Bibel sind keine Verbote – sondern: Ge-Bote = Wegweiser für das Leben.
Diese naive Wunschvorstellung entspricht in keiner Weise dem biblischen Text. Denn dieser enthält sehr wohl unmissverständliche Angaben, was denen droht, die sich nicht an die Ge-Bote halten (Hervorhebungen von mir):
- Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; (Quelle: 2. Mose 20,5 EU)
- Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht. (Quelle: 2. Mose 20,7 EU)
Der religiöse Holzweg ist also nicht nur mit Wegweisern, sondern auch mit Stacheldraht und Selbstschussanlagen gesäumt.
Wir Menschen tun gut daran, wenn wir Gott in unserem Leben die höchste Ehre geben, an ihn glauben, zu ihm beten, Gott LIEBEN – und eben auch: Gott durch uns wirken lassen.
Warum tun Menschen gut daran, ein bis zum Beweis des Gegenteils rein fiktives Wesen, von dem es nicht mal eine allgemeinverbindliche Definition gibt und das noch niemals auch nur ein Mal seriös beweisbar in Erscheinung getreten ist, zu verehren, an es zu glauben, zu ihm zu beten oder es gar zu LIEBEN?
Was, wenn auf einmal wieder mal jemand herausfindet, dass Gott durch uns wirken möchte, indem er uns wieder mal alle Un- und Andersgläubigen umbringen lässt, wie es Jahrhunderte lang der Fall war und in anderen Religionen bis heute der Fall ist?
Die Tatsache,dass ein angeblich alleiniger, allmächtiger Gott den Menschen als oberstes Gebot befiehlt, keine anderen Götter neben ihm zu haben, lässt nur zwei mögliche Schlüsse zu:
- Er ist nicht der einzige Gott.
- Er ist nicht allmächtig.
- Oder: Die, die sich ihn und seine angeblichen Eigenschaften ausgedacht hatten, hatten einen schwach ausgeprägten Sinn für Plausibilität.
Diese Details waren jedenfalls für die Menschen, die sich die 10 Gebote damals ausgedacht hatten, offenbar kein Problem. In anderen als im religiösen Bereich ist heute niemand mehr bereit, eine solche völlig unlogische Gedankenkonstruktion als Basis für irgendetwas Sinnvolles oder Bedeutsames anzuerkennen.
*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Artikel.
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