Dein Weihbischof Ansgar und die Realität

Lesezeit: ~ 4 Min.

Herr Puff, der sich im Internet lieber als „dein Weihbischof Ansgar“ bezeichnet, demonstriert in seinem neuesten Youtube-Clip einen Realitätsverlust, bei dem man nicht mehr sicher sagen kann, ob das jetzt tatsächlich noch ernst gemeint sein soll. Oder vielleicht doch selbstironische Satire?

Ausgerechnet einen Sparkassendirektor, der einem Kunden einfach mal so 250.000 Euro Schulden erlässt und noch 5.000 Euro drauflegt, solle man sich mal vorstellen. Wie toll das wäre.

Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie barmherzig der imaginäre Freund von Weihbischof Ansgar doch ist:

Vor der Kulisse einer echten Sparkasse erzählt Herr Puff seine absurde Geschichte. Das dabei aufgesetzte Dauergrinsen, bei dem einem unweigerlich das Attribut grenzdebil in den Sinn kommt, macht es noch schwerer zu beurteilen, ob dieser Beitrag tatsächlich ernst gemeint sein soll.

Sein Gott würde den Menschen ihre Schulden vergeben, behauptet Weihbischof Ansgar fröhlich feixend. Als ob er das irgendwoher wissen könnte.

Göttlicher Schuldenerlass: Wunsch und Wirklichkeit

Geht man vom biblischen Gott aus, so sieht es ziemlich düster aus in Sachen göttlicher Barmherzigkeit. Der erlässt nämlich Schulden keineswegs einfach so. Ganz im Gegenteil. Da ist zunächst erstmal daran zu erinnern, dass Gott die Schuld, von der er seine Untertanen (und auch nur diese!) angeblich befreit, diesen vorher selbst aufgebürdet hat.

Genau genommen natürlich nicht Gott, sondern die Menschen, die ihn sich ausgedacht haben. Die haben sich auch das Märchen vom freien menschlichen Willen ausgedacht. Weil ohne einen solchen göttliche Schöpfungen ja wohl kaum gegen ihren Schöpfer schuldig werden könnten.

Weder diese Form der Schuld, noch die in diesem Zusammenhang oft genannte Sünde haben etwas mit Bankschulden zu tun. Außer in der Zauberwelt von deinem Weihbischof Ansgar.

Auch der christliche Herr Bankvorstand kann sich jederzeit auf seinen Gott berufen. Den er ja vor jedem Essen darum bittet: „Herr, vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“

Genau so, wie sein Herr ihm seine Schuld nicht vergibt, vergibt auch die Bank nicht ihren Schuldigern. Wobei die Schulden, die die Bank nicht vergibt, echt sind. Im Gegensatz zu Gott.

Gott verlangt Menschenopfer für Schuldenerlass

Als Gott das letzte Mal den Menschen ihre Schulden erlassen hat, forderte er dafür ein unvorstellbar grausames Menschenopfer. Ein Mensch, zu dem er in einem rätselhaften Vater-Sohn-Verhältnis steht, musste qualvoll zu Tode gequält werden. Nur, damit Gott einigen Menschen deren Schulden erlassen möge. Wenn sich so ein barmherziger Gott verhält, dann hat er eine wahrlich perverse Auffassung von Barmherzigkeit.

Auch alle anderen Aussagen über die angebliche Barmherzigkeit des christlichen Wüstengottes Jahwe erscheinen in einem ganz anderen Licht, wenn man sie näher betrachtet. Zunächst werden sämtliche christliche Heilsversprechen ausschließlich den Angehörigen der eigenen Glaubensgemeinschaft in Aussicht gestellt.

Und von denen dürfen auch wiederum nur die darauf hoffen, die sich diesem Gott bis zur Selbstaufgabe unterwerfen. Und ihr Leben nach äußerst fragwürdigen religiösen Moralismen ausrichten, die aus einer Mythensammlung aus dem Vormittelalter und aus der Bronzezeit stammen.

Ob Gott dann dereinst tatsächlich nach seinen eigenen, nach denen seines Sohns oder nach irgendwelchen anderen Maßstäben richtet, ist indes völlig unklar. Wer sich Gott nicht vollständig unterwirft, wird postmortal so lange gequält, bis er Gott dann doch irgendwann liebt. Und für alle anderen hält der barmherzige, liebe Christengott eine zeitlich unbegrenzte, physische und psychische Bestrafung bereit. All das lässt sich problemlos mit der Bibel rechtfertigen und „begründen.“ Wenns in den Kram passt. Ansonsten einfach weglassen.

Weihbischof Ansgar und die Realität…

Glauben bewahren
Weihbischof Ansgar nimmt seinen Beruf ernst.

Wenn man wie Weihbischof Ansgar einer Organisation angehört, die Steuerersparnisse in Milliardenhöhe für sich beansprucht, kann es offenbar schon mal passieren, dass man die Realität ein bisschen aus dem Blick verliert. Und dann Wunsch und Wirklichkeit durcheinanderbringt.

Zu behaupten, es gäbe einen Gott, der den Menschen ihre Schulden erlassen kann, ist genauso absurd wie zum Beispiel die Behauptung, Onkel Dagobert würde uns unsere Schulden erlassen. Wer sowas ernsthaft öffentlich behauptet, führt Menschen bewusst in die Irre.

Es gibt keinen einzigen seriösen Anhaltspunkt, der diese Behauptung irgendwie bestätigen würde. Bis zum Beweis des Gegenteils handelt es sich dabei um ein rein menschliches Hirngespinst. Eine Selbsttäuschung oder, in diesem Falle, eine Täuschung Anderer.

Dass Herr Weihbischof Ansgar Puff nicht weiß, dass ausgerechnet ein Sparkassendirektor ein denkbar schlechtes Beispiel für Barmherzigkeit ist, muss man ihm wohl nachsehen. Wer wie er vom Staat ein fürstliches Gehalt dafür bezieht, dass er Menschen Märchen erzählt, hat womöglich nicht so viel Erfahrung mit so realen Themen wie Banken und Schulden.

…zwei Welten stoßen aufeinander

Und selbst, wenn man mal kurz von der biblisch-christlichen erweiterten Scheinwirklichkeit ausgeht: Hier findet sich ein barmherziger Gott nur, wenn man konsequent alles weglässt, was gegen diese naive Wunschvorstellung spricht. Und das ist eine ganze Menge. Genaugenommen die biblische Gesamtaussage.

Herr Weihbischof Ansgar, was meinst du:** Wie oft ist es schon vorgekommen, dass die Sparkasse einem Sparkassenkunden 250.000 Euro Schulden einfach mal so erlassen und dafür noch 5.000 Euro geschenkt hat? Und was meinst du: Wie oft ist es schon vorgekommen, dass dein Gott (nicht irgendeiner, sondern der von dir verehrte!) nachweislich einem Menschen irgendeine Schuld erlassen hat?

Also nicht in deiner religiösen Wunschphantasie, sondern in der realen, natürlichen Wirklichkeit? Und wie stellst du dir das ganz konkret vor?

Auf ein Wort…

Du, Herr Weihbischof Ansgar. Dein Gott wird dir sicher vergeben, wenn du mal einen Abend auf seine Verehrung verzichtest. Und stattdessen mal ganz ehrlich in dich hineinhorchst. Ob das, was du da so veröffentlichst, wirklich in irgendeiner Hinsicht sinnvoll ist. Oder wenigstens irgendwie tatsächlich hilfreich für die Menschheit.

Nicht, weil du dir einen verzeihenden Gott ausgedacht oder dir einen solchen hast aufschwatzen lassen, sollten Menschen fair miteinander umgehen. Die Gesetze und Schuldenerlasse deines Gottes mögen vielleicht in deiner religiösen Scheinwelt gelten.

Bevor du öffentlich irgendwelche Aussagen über die Eigenschaften deines Gottes machst und davon Verhaltensratschläge für die irdische Menschheit ableitest, kümmere dich doch bitte erstmal um einen Beleg dafür, dass es deinen Gott überhaupt gibt. Ohne einen solchen ist dein Gott eine Fiktion. Und öffentliche Verkündigungen über angebliche Eigenschaften eine Irreführung.

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**Eigentlich duze ich mir nicht persönlich bekannte, erwachsene Menschen nicht. Bei Herrn Puff, der mich ja als „mein Weihbischof Ansgar“ anspricht, mache ich mal eine Ausnahme.

 

 

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