Gedanken zu: Rentzing – Das Kreuz hält Himmel und Erde zusammen

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Gedanken zu: Rentzing – Das Kreuz hält Himmel und Erde zusammen, Originalartikel veröffentlicht am 3.10.16 von IDEA

Wir schreiben das Jahr 2016. Tag der Deutschen Einheit. Dresden. Die allgemeine Lage ist in vielerlei Hinsicht problematisch, innen- und weltpolitisch. Einfache, schnelle Lösungen sind nicht in Sicht. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen hält sich die Kirche für geeignet und gefordert, an einem nicht kirchlichen Feiertag etwas beitragen zu können und zu müssen:

Nach Rentzings Worten öffnet der horizontale Balken des Kreuzes die Arme für die Welt. Das könne allerdings schnell zur Überforderung führen. Deshalb sei der vertikale Balken ebenso wichtig, denn er richte den Blick auf Gott empor, so Rentzing.*

Was genau steht da? Herr Rentzing vermenschlicht eines der wohl grausamsten, perfidesten Todesfolterungsgeräte, das sich Menschen je ausgedacht haben. Würde jemand außerhalb der religiösen Scheinwirklichkeit solche Gedanken öffentlich verkünden, würde man wohl dessen Geisteszustand in Frage stellen.

Und es wird noch schlimmer. Eine Überforderung sei zu befürchten. Wer oder was überfordert werden könnte und wodurch, geht aus dem Artikel nicht hervor. Ebensowenig, wessen Arme mit diesem bizarren Vergleich überhaupt gemeint sein sollen.

Herr Rentzing und die Realität

Diese Äußerungen könnte man bis hierher noch unter dem Stichwort „Kranke Phantasie“ abhaken. Und Herrn Rentzing wünschen, dass sich irgendwann mal jemand ihm und seiner offensichtlichen Probleme mit der Wirklichkeit annimmt. Doch dann vermischt Rentzing seine religiösen Wahngedanken mit der irdischen Realität:

Diese Blickrichtung sei heilsam, denn Frieden sei nie allein Werk des Menschen. Vielmehr sei er ein Geschenk Gottes.

Herr Rantzing maßt sich hier allen Ernstes an, Menschen die Fähigkeit abzusprechen, Frieden zu stiften. Frieden als ein „Geschenk Gottes“ zu bezeichnen, ist nicht nur bar jeder Realität, sondern auch  unfassbar arrogant.

Es ist schon erschreckend genug, wenn ein erwachsener Mensch ansonsten wohl klaren Verstandes überhaupt noch ernsthaft an überirdische Wesen wie Götter glaubt. Wenn sich allerdings jemand dazu hinreißen lässt, die Gottheit des jeweiligen eigenen Aberglaubens als unverzichtbaren Teil eines jeden Friedensprozesses darzustellen, der beleidigt damit alle Menschen, die sich tatsächlich für Frieden einsetzten und einsetzen.

Dazu noch ausgerechnet dieser Gott Jahwe, den sich ein primitives Wüstenvolk in der Bronzezeit als unsympathischen, inhumanen, eifer-, rach- und kriegssüchtigen Wüsten-Wetter-Berge-Provinzialgott ausgedacht hatte. Ein Gott, in dessen vermeintlichen Namen und Auftrag Millionen von Menschen verfolgt, gefoltert und ermordet wurden. Ohne dass er je außerhalb der Phantasie von Menschen existiert hätte.

Zu behaupten, ausgerechnet dieser Gott schenke den Menschen Frieden, erscheint in Anbetracht der 10bändigen Kriminalgeschichte des Christentums und der inhumanen biblischen Gesamtaussage schier pervers. Und natürlich stellt sich auch hier einmal mehr die Frage, warum Gott seinen Frieden offenbar nur sporadisch verschenkt. Ist er vielleicht doch nicht allmächtig? Oder nicht allwissend? Vielleicht ist er auch ein Sadist. Oder einfach nicht existent.

Lasst uns wenigstens noch mitarbeiten…

Außerdem waren Bahá‘í, Buddhisten, Juden, Muslime und Sikhs vertreten.

Warum waren keine Vertreter der natürlichen, irdischen Wirklichkeit vertreten? Des Humanismus? Der Aufklärung? Also Menschen, die nach realen Lösungen für reale Probleme suchen, statt religiöse Wahngedanken mit der irdischen Wirklichkeit zu vermischen? In deren Weltsicht die Würde und Freiheit des Menschen an oberster Stelle stehen? Und kein erfundenes Phantasiewesen?

Man verpflichte sich dazu, auch hierzulande für die Religionsfreiheit Andersgläubiger einzutreten und „zum Wohl der Gesellschaft mit Partnern aus anderen Religionen und der nicht-religiösen Gesellschaft zusammenzuarbeiten“.

Noch vor gar nicht allzu langer Zeit verstand sich die christliche Kirche noch als dem Staat übergeordnet. Nach und nach schwand dieser Machtsanspruch immer mehr. Heutzutage scheint man sich schon damit begnügen, mit der nicht-religiösen Gesellschaft wenigstens noch zusammenarbeiten zu dürfen.

Wenn die Zusammenarbeit darin besteht, die eigenen religiösen Wahngedanken und Phantasien als relevant für die reale Wirklichkeit öffentlich zu verkünden, dann kann die Gesellschaft darauf getrost verzichten. Und für eine Zusammenarbeit sind sicher keine Sonderprivilegien und staatliche Subventionen in Milliardenhöhe mehr erforderlich.

Christen sollten in jedem Notleidenden Christus sehen. Timmerevers: „Der Dienst der Nächstenliebe ist für die Glaubwürdigkeit des Evangeliums von entscheidender Bedeutung. Wir gewinnen an Glaubwürdigkeit, wo wir helfen.“

Dieses Statement entlarvt die vielgepriesene christliche Nächstenliebe als das, was sie eigentlich ist: Mittel zum Zweck. Der Appell zur Nächstenliebe gilt gar nicht des Nächsten wegen. Sondern der eigenen Glaubwürdigkeit. Und in erster Linie der Verbesserung der eigenen Chancen auf eine angebliche Belohnung im Jenseits.

Verdient nicht jeder Notleidende Hilfe – um seiner Selbst willen? Und nicht, weil jemand eine literarische Phantasiegestalt in ihm sieht?

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Artikel.

 

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