Tot und vergessen? – Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 2 Min.

Wort zum Wort zum Sonntag: „Tot und vergessen?“, gesprochen von Alfred Buß (ev.), veröffentlicht am 19.11.2016 von ARD/daserste.de

  • […] Alles keine geübten Gottesdienstbesucher, aber alle erstaunlich offen und bewegt. Eine wunderbare Gottesdienstgemeinschaft. All das hatte Otto geschafft.*

Genau. Otto hatte das geschafft. Die Leute waren nicht gekommen, um Gott zu dienen. Sondern sich von einem geschätzten Menschen zu verabschieden. Es war also eine Ottogemeinschaft und keine Gottesdienstgemeinschaft. Doch das hindert den Verkünder nicht daran, dieses Verhalten für christliche Zwecke zu instrumentalisieren:

Es entstand eine Atmosphäre, wie sie wohl bei den ersten Christen war. Ja, bei den frühen Christen hatten alle einen Namen, alle gehörten dazu, egal, welcher Herkunft, ob sie Sklaven waren oder Freie, egal auch, welchem Volk sie angehörten. Alle gehörten zu Christus.

Warum überwiegend Mitglieder der sozialen Unterschicht Mitglieder der Christensekte wurden, lässt sich historisch erklären. So hat zum Beispiel eine Glaubenslehre, die von ihren Anhängern keine besonderen Voraussetzungen verlangt, natürlich mehr Zulauf auch von Menschen, die bislang an keine oder an andere Götter geglaubt hatten. Hier gab es ein Heilsversprechen auch für all jene, die nicht dem Judentum oder einer anderern Religion angehörten.

Diese geschichtlichen Umstände werden heute gerne verklärt. Und wie auch hier so dargestellt, als sei die menschliche Würde des Individuums unabhängig seiner sozialen Stellung oder Herkunft eine frühchristliche Tugend.

Tot – in Gottes Gedächtnis?

Auch die Toten gehören zu Gott. Alle. Wie auch Otto. Sie sind aufgehoben in Gottes Gedächtnis. Für immer und ewig. Gott sei Dank.

Herr Alfred Buß scheint sich seiner Sache sehr sicher zu sein, wenn er solche Aussagen trifft. Dabei gibt er hier einmal mehr vor, Dinge zu wissen, die er nicht wissen kann. Was man als ziemlich anmaßend und heuchlerisch bezeichnen könnte.

Das kann man sehr einfach daran erkennen, dass man in diesem Zitat das Wort „Gott“ durch jede beliebige andere Phantasiefigur ersetzen kann. Ohne dass sich dadurch irgendetwas an der Plausibilität oder Wahrhaftigkeit dieser Behauptungen ändert.

Herr Buß, woher wissen Sie, dass alle Toten zu Gott gehören? Und zwar zu diesem von Ihnen angenommenen, und nicht zu irgendeinem anderen Gott? Was heißt überhaupt „…gehören zu…“ in diesem Zusammenhang? Was heißt „aufgehoben in Gottes Gedächtnis“ ? Was ist der Unterschied zwischen „immer“ und „ewig“? Und warum sollte man diesem Gott dafür danken?

Warum sollte man einem allmächtigen, allgütigen und allwissenden Gott überhaupt für irgendetwas danken?

Die gebräuchliche Bezeichnung für solche absichtlich unklare, verklärende und im Grunde völlig nichtssagende Phrasen wie die von Gottes Totengedächtnis lautet „Geschwurbel.“

Otto wird sicher noch einige Zeit im Gedächtnis der Menschen aufgehoben sein, die ihn kannten und schätzten. Abgesehen davon ist davon auszugehen, dass auch er einfach wieder das wird, was er vor seiner Geburt war. Tot ist tot.

Alles andere ist Spekulation. Oder, wie in diesem Falle, Fiktion. Und sollte deshalb von Leuten, die ernst genommen werden möchten, nicht wie eine Tatsache behauptet werden. Und schon gar nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Denn dafür zahlen auch Menschen Gebühren, die die religiösen Wahngedanken des Herrn Buß nicht teilen.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Artikel.

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