Gedanken zu: Kirchenpräsident Volker Jung: „Die Welt braucht Botschaften gegen Angst und für den Frieden“

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Gedanken zu: Kirchenpräsident Volker Jung: „Die Welt braucht Botschaften gegen Angst und für den Frieden“, Originalartikel veröffentlicht am 21.12.2016 von Osthessennews

Die Ankündigung der Engel in der Heiligen Nacht ‚Fürchtet Euch nicht!‘, ist ein Aufruf an die Menschen, das Leben und Gottes Liebe mit anderen zu teilen und gemeinsam für den Frieden einzustehen.“

Was Herr Kirchenpräsident Volker Jung hier als Weihnachtsbotschaft verkündet, ist allerdings nicht die ganze Wahrheit. Soweit man in Bezug auf vormittelalterliche Mythen und Legenden überhaupt von Wahrheit sprechen kann. Denn natürlich haben Menschen allen Grund, sich zu fürchten. Und zwar dann, wenn sie den Gott, um den es hier geht, für wahr halten.

Wer irgendwelche Zweifel daran hat, ob man diesen Gott tatsächlich fürchten sollte, dem sei die Lektüre des einzigen Buches empfohlen, auf dem die christliche Religion basiert.

Sowohl im Alten Testament, in dem Gott Jahwe als kriegslüsternes, rach- und eifersüchtiges Monstrum dargestellt wird. Als auch im Neuen Testament, wo die anonymen Autoren ihren Jesus unmissverständlich klar stellen lassen, dass Gott nur denen gegenüber gnädig sein könnte, die sich ihm bedingungslos bis zur Selbstaufgabe unterwerfen.

Desweiteren belegt ein Blick in die 10bändige Kriminalgeschichte des Christentums erschreckend eindrucksvoll, dass man sich zwar nicht vor diesem Gott (mangels Existenz), sehr wohl aber von dessen selbsternannten Vertretern auf Erden fürchten konnte.

Volker Jung und der Frieden auf Erden

Die Weihnachtsgeschichte mit dem zentralen Wunsch nach „Frieden auf Erden“ dürfe sich nicht auf das Fest beschränken, so Jung. Sie gelte zudem allen Menschen.

Ob ¨Frieden auf Erden¨ tatsächlich der zentrale Wunsch der Weihnachtslegende ist, wage ich zu bezweifeln. Ausgerechnet das, was auf Grundlage dieser Geschichte von Menschen in den letzten knapp 2000 Jahren veranstaltet wurde, hat in Summe mit Sicherheit nicht zu mehr ¨Frieden auf Erden¨ beigetragen. Im Gegenteil.

Auch die Aussage, dass der christliche Mythos für alle Menschen gelte, entbehrt jeder Grundlage. Denn dass das eben nicht der Fall ist, geht ebenfalls unmissverständlich aus der Bibel hervor. Jesus betonte, dass er nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel geschickt worden war. Auch der Friedensappell war auf die beschränkt, die bereit waren, sich eben diesem Gott zu unterwerfen.

Dass die biblischen Texte zumindest auch so ausgelegt werden können, dass sich damit problemlos eine Vernichtung Un- und Andersgläubiger rechtfertigen lässt, zeigt ebenfalls ein Blick in die unheilvolle christliche Geschichte. Zur Friedensbwegegung mutierte die christliche Kirche erst, nachdem sie von Aufklärung und Säkularisierung so weit entmachtet worden war, dass ihr gar nichts anderes mehr übrig blieb. Und selbst dann wurden noch Atombomben als ¨Werkzeuge der Nächstenliebe¨ von christlichen Pfarrern gesegnet.

Hauptsache Frieden

Jetzt könnte man natürlich argumentieren, dass es doch egal sei, warum sich jemand für Frieden einsetzt. Das mag auf den ersten Blick so erscheinen, ist allerdings zu kurz gedacht. Denn wie Herr Kirchenpräsident Volker Jung schon richtig erkannt hat, müssen moderne ethische Standards für das Zusammenleben der globalen Weltbevölkerung im 21. Jahrundert für eben diese gelten können. Und zwar unabhängig davon, wer welchen Gott für wahr erachtet. Bis nach christlicher Auffassung Friede einkehrt, müsste sich zunächst die ganze Menschheit zum Christentum bekennen. Andere Religionen sehen das genauso, allerdings genau umgekehrt.

Phantasiewesen als oberste Instanz?

Deshalb ist eine Wüstenreligion, deren moralische Standards aus der Bronzezeit und aus dem Vormittelalter stammen, denkbar ungeeignet als Quelle für eine moderne Ethik. Denn in dieser stehen die Würde und Freiheit des Individuums an oberster Stelle. Und kein Wetter-Berge-Wüsten-Kriegs-Lieber-Gott.

Jung: „Not und Krieg sind nicht das, was Gott will. Gott will, dass wir leben – in Frieden miteinander leben. Deshalb ist Gott Mensch geworden.“

Hierzu ist anzumerken, dass Herr Jung offenbar Dinge weiß, die er nicht wissen kann. Denn weder existiert eine allgemein verbindlich anerkannte Definiton dessen, was mit ¨Gott¨ überhaupt gemeint sein soll. Und deshalb ist es auch unsinnig, zu behaupten, was dieser Gott angeblich will und was nicht.

Natürlich ist es Herrn Volker Jung belassen, sich seinen Wunschgott so zu erfinden, wie er ihm gefällt. Wenn er sich einen friedlichen Gott ausmalt, der nicht (wie Jesus dereinst) von sich behauptet, nicht gekommen zu sein, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert, umso besser.

Nur handelt es sich dabei um nichts weiter als Hirngespinste, während die irdischen Probleme nun mal real sind. Nicht um irgendwelcher Götter Willen, sondern um der Menschen und der Umwelt zuliebe sollte man sich für Frieden einsetzen.

Warum für Frieden eintreten?

Nicht um, wie in der Bibel beschrieben, die eigenen Chancen auf eine postmortale, fiktive Belohnung zu erhöhen und sich vor der ebenso fiktiven Bestrafung durch ewige Höllenqualen zu schützen, sondern weil Menschen als soziale Wesen mit der Fähigkeit zu Empathie und Altruismus ausgestattet sind. Menschen sind nicht nur besonders kluge Tiere, sie können auch richtig lieb sein.

Wäre es tatsächlich so, wie von Herrn Volker Jung behauptet und Gott würde Not und Krieg nicht wollen, dann müsste sich dieser Gott als angeblich allmächtiges und allwissendes Wesen fragen lassen, warum er dann nichts dagegen unternimmt. Und warum er, wenn er so friedliebend sein sollte wie er hier imaginiert wird, nicht in der Lage war, eine friedliche Welt zu erschaffen.

Durch die angebliche Menschwerdung war jedenfalls rein gar nichts gewonnen. Im Gegenteil. Aber wer würde schon ernsthaft von einem Wesen, das sich seinen eigenen Sohn als Menschenopfer für sich selbst zu Tode foltern lässt, um damit bestimmten Menschen seine Liebe zu beweisen erwarten, dass ausgerechnet diesem Wesen der Friede auf Erden ein Anliegen sei?

Weder in der irdischen Wirklichkeit, noch in der christlichen Scheinwirklichkeit ergibt diese Geschichte irgendeinen nachvollziehbaren Sinn. Daran ändern auch Berge von theologischen Abhandlungen nichts. Oder Verkündigungen von Herrn Kirchenpräsident Volker Jung.

Statt sich also mit Mythen und Legenden aus längst vergangenen Zeiten zu befassen, wäre eine Focussierung auf die Herausforderungen unserer heutigen Zeit und unserer heutigen Wirklichkeit wünschenswert. Dazu braucht es weder Götter, noch Engel, noch Gottessöhne.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genanten und verlinkten Originalartikel.

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