Was du tun sollst

Lesezeit: ~ 2 Min.

RELIGION
ist nicht der Glaube
an einen Gott.

RELIGION
ist der Glaube,
dass Gott dir sagt,
was du tun sollst.

Was du tun sollst

Religion is not the belief there is a God
Religion is the belief God tells you what to do

– Christopher Hitchens

Religion, also das gewissenhafte Einhalten von Regeln und Vorschriften, macht es erforderlich, dass es solche Anweisungen gibt. Nur an die Existenz eines nicht in Erscheinung tretenden Gottes zu glauben, hätte noch keine Auswirkung auf das eigene Leben.

Deshalb ist es nicht der Glaube an Gott, sondern daran, dass dieser auch bestimmte Eigenschaften, Absichten und Erwartungen oder Forderungen hat.

Da sich aus leicht nachvollziehbaren Gründen noch niemals auch nur ein Gott tatsächlich zu Wort gemeldet hat, handelt es sich bei diesen Absichten bis zum Beweis des Gegenteils um ebenso menschliche Fiktionen wie Götter es auch sind.

Was du tun sollst

Indem man Verhaltensregeln durch einen behaupteten göttlichen Willen zu legitimieren versucht, bedient man sich in Wirklichkeit nur der mythologischen Macht eines solchen imaginären Wesens. Um so die Bedeutung der selbst aufgestellten Regeln zu untermauern.

Der göttliche Wille entspricht immer dem Willen und den Wünschen derer, die sich diesen ausgedacht haben. Oder die sich anmaßen, den Willen Gottes zu kennen. Und deshalb wurde das „was du tun sollst“ über die Jahrhunderte immer wieder an die jeweils vorrangigen Zwecke und Ziele angepasst.

Früher wünschten sich die Menschen Gott als einen mächtigen Unterstützer in ihrem Kampf gegen Verfolgung und Unterdrückung. Gott konnte gar nicht blutrünstig genug dargestellt werden. Und lieb war Gott wenn überhaupt nur zu denen, die sich ihm bedingungslos unterwarfen. Wobei ein allmächtiger, allwissender Gott kaum als lieb bezeichnet werden kann, wenn er keine bessere als diese Welt erschaffen konnte. Oder wollte.

Ich mache mir meinen Gott, wie er mir gefällt

Da dieses Gottesbild nicht mehr zu einer durch Aufklärung und Säkularisierung entmachteten Kirche passte, wurde Gott dementsprechend umgeformt. Aus dem eifersüchtigen Kriegs- und Rachegott wurde der liebe Gott, wie ihn die Christen heute behaupten und verehren. Die früher im Vordergrund stehende Dauerbedrohung durch einen strafenden, richtenden Gott verschwand mehr und mehr.

Heute stellt man sich Gott lieber als einen „liebevollen, verzeihenden Vater“ vor. Als jemand, der sich am Fehlverhalten der Menschen nicht stört. Wurden früher alle Unglücke und Katastrophen noch als „Strafe Gottes“ oder als Ausdruck von „Gottes Zorn“ interpretiert, findet man solche Ansichten heute praktisch nur noch bei fundamentalistischen Religioten.

Und das mit der Bestrafung wird nach Möglichkeit so weit weg wie möglich gerückt. Das „jüngste Gericht“ wird aus der irdischen Wirklichkeit abstrahiert und auf ein nebulöses (ebenfalls nur erfundenes) Jenseits beschränkt.

So auch in der Verkündigung* von Kardinal Woelki, dem ein Ausrutscher ein blaues Auge beschert hatte:

Und so scheint es Herrn Woelki nicht weiter zu stören, dass seine Argumentation völlig unlogisch ist. Denn natürlich werden alle möglichen angenehmen und positiven Wahrnehmungen sehr wohl dem Wirken des behaupteten Liebe Gottes zugeschrieben.

Was freilich genauso absurd ist wie die Vorstellung, Gott strafe Kardinäle, indem er ihnen ein Veilchen verpasst. Warum aber sollte das eine zutreffen und das andere nicht?

Ganz einfach: Was Gott den Menschen sagt, was er von ihnen angeblich will, haben sich Menschen ausgedacht. Und die in der Bibel beschriebenen Absichten Gottes lassen sich so beliebig auslegen, dass Gott sowohl der strafende Richter für die Fundamentalisten, als auch der verzeihende, liebevolle Vater für Herrn Woelki sein kann. Was du tun sollst, wenn du an Gott glaubst, sagen dir in Wirklichkeit Menschen. Und nicht Gott.

*Quelle des Videoclips: domradio.de
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