Lebensfreude… Gedanken zu Nachgedacht … (221)

Lesezeit: ~ 3 Min.

Lebensfreude…, Gedanken zu Nachgedacht … (221), verfasst von Christina Lander, veröffentlicht am 02.04.17 von Osthessennews

Die Gegenwart ist das, was wir tatsächlich in den Händen halten. Das Morgen wird immer ungewiss bleiben. So freuen wir uns lieber heute über das, was uns sicher ist und was wir wirklich erreicht haben.*

Ich halte es ebenfalls für eine gute Idee, sich auf die diesseitige, Gegenwart zu konzentrieren. Und auf das, was wirklich ist.

Ein gewisser (Zweck-)optimismus kann selbst ein sonst eher freudloses Leben sicher angenehmer machen. Oder zumindest leichter erträglich. Denn schließlich treten meist 99% der Dinge, über die man sich Sorgen macht, nie ein.

Gedanken zur Lebensfreude

Aber natürlich ist Lebensfreude auch eine sehr subjektive Angelegenheit. Die von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich wahrgenommen werden kann. „Keine Termine und leicht einen sitzen“ – so definierte zum Beispiel Harald Juhnke Lebensfreude.

Natürlich haben sich auch alle möglichen Denker und Philosophen Gedanken zur Lebensfreude gemacht. Hier nur drei Beispiele:

  • „Kommt zu einem schmerzlosen Zustand noch die Abwesenheit der Langeweile hinzu, so ist das irdische Glück im wesentlichen erreicht.“
    Arthur Schopenhauer, Aphorismen zur Lebensweisheit, 1. Aufl. 1976 Frankfurt/M, Leipzig: Insel, 1976, S. 122
  • Uneingeschränkte Lebensfreude ist das beste Rezept, anderen auf die Nerven zu gehen!
    (Judy Garland)
  • Die ihrer Alltagsarbeit froh werden, sind weitaus glücklicher als die Freizeitfanatiker.
    (Hans Bernhard Meyer)

Während manche Menschen also schon die bloße Abwesenheit von Schmerzen als große Lebensfreude empfinden, nutzen andere die Angebote einer riesigen Konsum- und Bespaßungsindustrie, um ihren Lebensfreude-Level hoch zu halten. Wie so vieles andere fällt auch das Thema Lebensfreude in den Bereich der persönlichen Freiheit.

Lebensfreude aus religiöser Sicht

Weil NACHGEDACHT ja ursprünglich mal eine religiöse Verkündigung war, möchte ich noch kurz auf die Frage eingehen, was denn Religionen zur Lebensfreude beitragen können.

LebensfreudeGläubige Christen biegen sich ihren christlichen Glauben oft so zurecht, dass sie daraus Lebensfreude schöpfen. Es wäre ja auch töricht, sich ein Leben lang darüber den Kopf zu zerbrechen, ob es denn für die Aufnahme in die versprochene ewige jenseitige Herrlichkeit gereicht hat.

Oder ob vielleicht doch erst noch der Gang durchs Fegefeuer ansteht. Also durch den imaginierten Ort, an dem virtuelle Backups von toten Menschen so lange gequält werden, bis sie einsehen, dass Gott verlangt, dass sie sich von ihm lieben lassen möchten wollen müssen.

Aber selbst als „guter Christ“ kann man sich natürlich nie sicher sein, ob der liebe Gott vielleicht doch nach seinen vielleicht ganz anderen Maßstäben zu einem ganz anderen Urteil kommt. Und man selbst an den Ort ewiger physischer und psychischer Bestrafung, die Hölle.

Denn schon im Diesseits macht man ja zwangsläufig immer wieder die Erfahrung, dass dieser vermeintliche Gott alles andere als berechenbar ist. Unzähliges Leid und Elend ist zu ertragen.

Dieser Gott scheint zumindest eine andere Auffassung von Lebensfreude zu haben als wir Menschen. Wenn ein allmächtiges, allgütiges Wesen mit Superkräften nicht in der Lage ist, eine bessere als diese Welt zu erschaffen, kann mit diesem Wesen etwas nicht stimmen. Oder mit dessen behaupteten Eigenschaften.

Feindschaft, viel Mühsal, Schmerz und Schweiß

Aber Lebensfreude stand ja auch nie auf der christlichen Agenda (Hervorhebungen von mir):

  • Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse. Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir, sooft du schwanger wirst. Unter Schmerzen gebierst du Kinder. Du hast Verlangen nach deinem Mann; er aber wird über dich herrschen. Zu Adam sprach er: Weil du auf deine Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem zu essen ich dir verboten hatte: So ist verflucht der Ackerboden deinetwegen. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln lässt er dir wachsen und die Pflanzen des Feldes musst du essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Ackerboden; von ihm bist du ja genommen. (1. Mo 3, 15-19 EU)

Leid ertragen und auf Belohnung hoffen, lautet die Devise

Und die Stellen im „Neuen Testament“, die man heute gerne so auslegt, als sei damit Lebensfreude gemeint, sollen eigentlich nur aussagen, dass durch die vermeintlich kurz bevorstehende Ankunft Gottes gar kein großer Aufriss mehr erforderlich sei. Wozu auch? Wo doch die eigentliche Freude sowieso erst fürs Jenseits vorgesehen und das Ende nah ist…

Besonders in der katholischen Abteilung galt und gilt teilweise bis heute das Streben nach Lebensfreude nicht wirklich als tugendhaft. Stattdessen favorisiert man dort das Sich-schuldig-fühlen. Und das geduldige Aushalten allen Leids, wodurch man sich eine Verbesserung der Chancen einer jenseitigen Belohnung verspricht. Sich über selbst Erreichtes zu freuen wird da eher als Überheblichkeit gebrandmarkt.

Selbst wenn solche Ideen den meisten Menschen heute als absurd und hanebüchen erscheinen dürften, ist die Wirkung einer Indoktrination mit solchen – pardon, Hirngespinsten nicht zu unterschätzen.

Wie wäre es stattdessen mit der einfachen Maxime:

  • Tue was du willst, ohne gleichberechtigte Interessen Anderer oder der Umwelt zu verletzen.

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*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalbeitrag.
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