Zu Maria Himmelfahrt

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Am 15. August feiert die katholische Kirche Mariä Aufnahme in den Himmel, umgangssprachlich auch bekannt als Maria Himmelfahrt.

Die angebliche „Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in den Himmel“  war am 1. November 1950 (!) durch Papst Pius XII. als Dogma festgelegt worden. Also keine 20 Jahre, bevor die ersten Menschen zum Mond flogen. Menschliche Himmelfahrt vs Maria Himmelfahrt. Mit Leib und Seele.

Es handelt sich dabei um eine weitere der vielen Absurditäten, die von gläubigen Christen geglaubt werden müssen. Im genauen Wortlaut liest sich das dann so:

  • „Wir verkünden, erklären und definieren es als ein von Gott geoffenbartes Dogma, dass die Unbefleckte, allzeit jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde.“

Guter Draht zum Märchengott

Da gab es also einen Menschen, der sich anmaßte, ein religiöses Märchen als eine „von Gott geoffenbarte“ unumstößliche Wahrheit zu „definieren.“

Wenn dieser Mensch tatsächlich in der Lage gewesen sein sollte, göttliche Offenbarungen wie auch immer empfangen oder zumindest als solche zuverlässig identifizieren zu können, dann stellt sich die Frage, was das für ein Gott ist, dass er ausgerechnet Märchen offenbart, statt irgendetwas Sinnvolles?

Zum Beispiel einen Aufruf, dass die Menschen in ihrem eigenen Interesse fair miteinander umgehen sollen? Dass sie auf ihre Umwelt achtgeben sollen? Dass sie selbst für sich und ihr Handeln verantwortlich sind?

Und warum muss Gott überhaupt einen so umständlichen Weg wählen, um mit der von ihm angeblich bevorzugten Trockennasenaffenart zu kommunizieren? Als angeblich allmächtiges Wesen? Was soll die umständliche Heimlichtuerei? Wie wärs einfach mit einer E-Mail, SMS oder WhatsApp-Nachricht an alle? Oder

Wers nötig hat…

Die Methode, ganz offensichtlich völlig irreale, unbewiesene und unbeweisbare Behauptungen zum Dogma zu erklären, sagt viel über die Ideologie aus, die solche unredlichen Methoden nötig hat.

Wenn sich Vertreter anderer Religionen oder Kulte solch abstruse Geschichten ausdenken und sie als von ihrer Gottheit geoffenbart behaupten, ernten sie bestenfalls ein mitleidiges Lächeln. Oder man stellt ihren Geisteszustand in Frage.

Oder man stelle sich vor, jemand würde öffentlich ernsthaft fordern, es für wahr zu halten, dass Rapunzels Haupthaar 12,35 Meter lang war. Dies lässt sich zwar geschichtlich auch nicht beweisen. Aber im Schriftbeweis (Grimms Märchen) gibt es einige Stellen, aus denen sich das schließen lässt.

Jeder religiöse Glaube ist Aberglaube

Dass vergleichbare Aussagen im eigenen, christlichen Aberglauben objektiv betrachtet mindestens genauso lächerlich sind wie die Geschichten, die sich zum Beispiel Südseevölker über ihre Götter erzählen, fällt den Christen meist nicht auf.

So gibt es auch für Maria Himmelfahrt – wen wunderts – keinerlei historische Belege. Und noch nicht mal ein direktes biblisches Zeugnis. Die wenigen Bibelstellen, die deshalb als Beleg herangezogen werden müssen, bedürfen einer abenteuerlichen Umdeutung, um daraus eine „Leibliche Aufnahme in den Himmel“ konstruieren zu können.

Damit zählt der Mythos von Maria Himmelfahrt zu den zu glaubenden Inhalten, die selbst von der Kirche als weder historisch, noch als biblisch halbwegs plausibel anerkannt werden. Und die aber als Dogma trotzdem genau so zu glauben sind.

Natürlich macht es keinerlei Unterschied, ob jemand wirklich daran glaubt oder nicht. Das einzige Kriterium, das wirklich zählt, ist, nicht aus der Kirche auszutreten. Alles andere ist in Wirklichkeit völlig einerlei.

Für Gläubige indes stellt das Thema oft nicht das geringste Problem dar. Je absurder, je weniger plausibel eine Geschichte, desto stärker muss ja der Glaube sein, um trotzdem daran festhalten zu können. Religiöser Glaube ist somit nichts anderes als ein positiv bewerteter Denkverzicht.

Peterchens Mondfahrt oder Maria Himmelfahrt: Die Gedanken sind frei

Nun ist natürlich grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden, dass sich jemand einen Gott ausdenkt, sich von diesem Gott Geschichten „offenbaren“ lässt und diese dann seinen Anhängern wie Wahrheiten verkünden. Das machen andere ja auch und der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Ein auferlegter und praktizierter Denkverzicht beeinträchtigt zweifellos das klare Denken. Was nicht nur für die Betroffenen selbst auch außerhalb derer religiösen Scheinwirklichkeit negative Folgen haben könnte. Auch die meisten Christen dürften in praktisch allen Bereichen eine kritische, prüfende Vorgehensweise zur Erkenntnisgewinnung nutzen. Es hat sich einfach am besten bewährt, sich zunächst ein Bild über die Plausibilität einer Aussage zu machen, bevor man sie glaubt.

Und nicht-plausible Behauptungen zunächst erstmal als Hypothese zu behandeln, statt sie unbewiesen zu glauben. Umso absurder erscheint es, dass sie ausgerechnet dort, wo es um nichts weniger als um die eigene Weltsicht geht, diese Methoden nicht anwenden. Und stattdessen glauben.

Einmal mehr: Trennung von Staat und Kirche

Richtig problematisch und kritikwürdig wird es, wenn eine Institution, die von ihren Anhängern verlangt, Dinge wie Maria Himmelfahrt wider Verstand, Vernunft, Logik, Wissen und Redlichkeit für wahr zu halten, dann aber auch noch meint, auch auf das Leben der Allgemeinheit Einfluss nehmen zu müssen und zu dürfen.

Wenn eine solche Institution dann noch jährlich milliardenschwer staatlich subventioniert und auf vielfältigste Art und Weise sonderprivilegiert wird, um ihre Ideologie bei Alt und Jung verbreiten zu können, kommt dies einem Skandal gleich.

Wer als Grundlage für seine Ideologie auf eine antike Mythensammlung zugreift, deren Inhalte nach bestimmten zweckmäßigen Gesichtspunkten zusammengestellt und zum „Wort Gottes“ erhoben wurden und sonst nichts weiter als „persönliche Empfindungen“ oder theologische, scheinwissenschaftliche Annahmen und päpstliche Dogmen zur Belegung seiner Behauptungen vorzuweisen hat, kann und darf heute nicht mehr ernst genommen werden, wenn er sich zu gesellschaftlichen, politischen oder sonstigen Themen öffentlich äußert, die die Allgemeinheit betreffen.

Schlesische Himmelfahrt

Die Vorstellung, dass Menschen aus göttlichem Umfeld in den Himmel auffahren, ist nicht christlichen Ursprungs. Vergleichbare Mythen gab es schon in früheren Kulten zuhauf. Ein erkleckliches Grüppchen an Gottessöhnen, Halbgöttern und Gottesmüttern dürfte sich da schon zur Linken oder Rechten ihrer jeweiligen Hauptgötter tummeln.

In einer schlesischen Volksweise, in der es eigentlich um ein bestimmtes Wohnmöbel geht, kommt ebenfalls eine Himmelfahrt vor.

Aus theologischer Sicht lässt sich allerdings bisher noch nicht zweifelsfrei sagen, ob das Mitnehmen von Kanapees zur Verwohnweltlichung der himmlischen Ewigkeit in Form einer ewiglichen, unbedingten Sofawerdung hin gedacht werden kann.

Hierzu bedarf es vermutlich noch einiger weiterer göttlicher Offenbarungen. Oder Inspirationen. Weil das etwas weniger unplausibel klingt.

Maria Himmelfahrt

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