Himmlischer Sonntag – Das Wort zum Wort zum Sonntag

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Himmlischer Sonntag – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Benedikt Welter, veröffentlicht am 3.7.2021 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Pfarrer Welter freut sich, dass er mit dem arbeitsfreien Sonntag wenigstens etwas hat, das heute tatsächlich der Allgemeinheit zugute kommt und das er irgendwie mit dem Christentum in  Zusammenhang bringen kann. Die historischen Details macht er sich passend oder lässt sie lieber gleich ganz weg.

Sonntag-Jubiläum

[…] Der Sonntag begeht in diesen Tagen sein tausendsiebenhundertjähriges Jubiläum. Genau am 2. Juli 321 hat der römische Kaiser Konstantin den Sonntag zum staatlich geschützten Feiertag gemacht: Tag der Sonne.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Himmlischer Sonntag – Wort zum Sonntag, verkündigt von Benedikt Welter, veröffentlicht am 3.7.2021 von ARD/daserste.de)

Bis hierher dürfte die Darstellung von Herrn Welter noch mit der Geschichte übereinstimmen. Kaiser Aurelian hatte den Sonntag schon zum Feiertag für den „unbesiegten Sonnengott“ erklärt. Und Konstantin hatte diesen Feiertag dann später in die Gesetzgebung übernommen.

Im Beitrag „Freier Sonntag? Aber gerne.“ beleuchtet Frank Riegler dieses Thema aus nicht christlich geschönter Sicht:

  • Der Tag der Sonne ist für viele Kulturen der Antike ein besonderer Tag, ein Feiertag gewesen. Dem hat sich Kaiser Konstantin angeschlossen. Er hat sich als Sonnenkönig gesehen.
    (Quelle: Frank Riegler via hpd.de: „Freier Sonntag? Aber gerne.“)

Freier Sonntag – aber wozu?

Die nun folgende Darstellung von Herrn Welter dürfte allerdings eher eine christlich zurechtgebogene Wunschvorstellung sein:

Konstantin hat den Sonntag zum staatlich geschützten Feiertag gemacht. Damit die Christenmenschen ohne große organisatorische Anstrengungen den Gottesdienst zur wöchentlichen Osterfeier besuchen können.

Freilich war es Konstantin nicht um das Wohl der Allgemeinheit gegangen. Der Sonntag sollte wie vorher schon für die Verehrung des „sol invictus“ frei gehalten werden. Also zur Verehrung des „unbesiegten Sonnengottes“.

Als „Sonnengott“ hatte sich der machthungrige und gnadenlose Kriegsherr Konstantin selbst gottgleich in seinem eigens zu diesem Zweck errichteten Tempel in der eigens zu diesem Zweck errichteten und nach ihm benannten Stadt verehren lassen.

Das Christentum war dabei nicht mehr als ein hervorragend geeignetes ideologisches Konstrukt für die Legitimierung und Befriedigung der eigenen, ganz profanen Gier nach Macht und Reichtum. Schon damals wussten Laudatoren in ihren Festreden die kriegerischen Erfolge von Konstantin als Beweis göttlicher Unterstützung zu lobpreisen.

Grundstein für Symbiose aus Staat und Klerus

Hier war der Grundstein gelegt worden, auf dem später die, je nach Perspektive äußerst erfolgreiche bzw. äußerst fatale Symbiose aus Staat und Klerus entstehen konnte. Eine Symbiose, die der Kirche das Überleben bis heute ermöglicht hat. Und unter der wir als Säkularstaat bis heute leiden.

  • Er [Konstantin, Anm. v. mir] begann, die bestehende „Ordnung“ durch einen Krieg nach dem andern und die Beseitigung eines Mitregenten nach dem andern zu zerstören und dabei das Reich mit der christlichen Kirche zu verbinden. Diese „Revolution“ Konstantins führte zwar zur größten Umwälzung in der Geschichte des Christentums, sie brachte eine neue Herrenschicht, den christlichen Klerus, behielt jedoch die alten, auf Krieg und Ausbeutung beruhenden Verhältnisses [sic] bei.
    (Quelle: Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums, Band 1, Seite 217)

Einen Kaiser Konstantin für die Festlegung des Sonntages zu rühmen erscheint in etwa so absurd, wie Hitler für den Bau von Autobahnen zu rühmen. Ich erlaube mir hier den Nazivergleich, weil tatsächlich ein Zusammenhang besteht, wie wir gleich noch sehen werden.

Eine recht ausführliche und vor allem nicht legendenhaft verklärte Darstellung des Kaisers Konstantin liefert Karlheinz Deschner im 5. Kapitel des 1. Bandes seiner zehnbändigen „Kriminalgeschichte des Christentums.“ Neben einigen anderen Zitaten hatte Deschner diesem Kapitel ein Zitat von Percy Bysshe Shelley vorangestellt:

  • „…dieses Ungeheuer Konstantin… Dieser kaltblütige und scheinheilige Rohling durchschnitt seinem Sohn die Kehle, erdrosselte seine Frau, ermordete seinen Schwiegervater und seinen Schwager und unterhielt an seinem Hofe eine Clique blutdürstiger und bigotter christlicher Priester, von denen ein einziger genügt hätte, die eine Hälfte der Menschheit zur Abschlachtung der anderen aufzureizen.“
    (Quelle: Percy Bysshe Shelley, Zit. n. Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums, Band 1, Seite 213)

Konstantin zählt sicher auch zu jenen charismatischen Figuren des Christentums, vor denen Herrn Welters Kollege Dr. Beck im „Wort zum Sonntag“ gerade erst noch gewarnt hatte.

Ansonsten zeichnen die von Deschner zusammengefassten historischen Schilderungen das Bild eines Menschen, mit dem man beim besten Willen nicht in Verbindung gebracht werden möchte. Sollte man meinen.

Machtpolitische Überlegungen

Frank Riegler kommt ebenfalls zu einer anderen Einschätzung, was die wie auch hier von Herrn Welter kolportierte Rolle Konstantins für das Christentum angeht:

  • Die christlichen Kirchen hingegen beschreiben Konstantin als christlichen Kaiser, der das Christentum zur Staatsreligion erhoben habe. Historisch betrachtet ist das falsch.
  • Zum einen ließ er sich erst auf dem Sterbebett taufen (man weiß ja nie was kommt). Zum anderen hat erst Kaiser Theodosius das Christentum aus machtpolitischen Überlegungen circa 50 Jahre später zur neuen Staatsreligion erhoben.
    (Quelle: Frank Riegler via hpd.de: „Freier Sonntag? Aber gerne.“)

Dies spricht eher dafür, dass Konstantin den Sonntag zu seiner eigenen Verehrung als arbeitsfreien Tag übernommen hatte. Die Darstellung von Herrn Welter legt die Vermutung nahe, dass wir es hier einmal mehr mit bekannt beschönigender christlicher Legendenbildung zu tun haben.

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass es dem Christentum offensichtlich nicht gelungen war, den Sonntag einheitlich zum Beispiel in „Tag des Herren“ umzubenennen. Diese Bezeichnung hatte sich nur in einigen Ländern, zum Beispiel Frankreich (Dimanche) und Italien (Domenica) durchgesetzt. Auch die Bezeichnungen der restlichen Wochentage gehen alle auf nicht-christliche Namen zurück.

Reichskonkordat: Für die Sonntagsruhe mindestens genauso bedeutsam, aber nicht erwähnt

Ebenfalls interessant erscheint der Umstand, dass Herr Welter zwar an Konstantin erinnert, nicht jedoch an das Reichskonkordat:

  • Als Reichskonkordat wird der am 20. Juli 1933 zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich geschlossene Staatskirchenvertrag bezeichnet. In diesem völkerrechtlichen Vertrag wurde das Verhältnis zwischen dem Reich und der römisch-katholischen Kirche geregelt. Es ist weiterhin gültig.
    (Quelle: Wikipedia:Reichskonkordat)

Dieser Vertrag zwischen Vatikan und Nazidiktatur steht im direkten Zusammenhang mit unserer heute noch gesetzlich geregelten Sonntagsruhe. Hier waren explizit „störende Veranstaltungen während der Hauptzeit des Gottesdienstes vorboten“ worden:

  • Die Sonntagsruhe ist im bundeseinheitlichen Arbeitszeitgesetz und in Landesgesetzen festgeschrieben, womit ein allgemeines Beschäftigungsverbot mit wenigen Ausnahmen verbindlich festlegt ist. Dabei werden auf Grund des Reichskonkordats an Sonn- und Feiertagen auch störende Veranstaltungen während der Hauptzeit des Gottesdienstes verboten. (Quelle: Wikipedia: Sonntagsruhe)

Wörtlich heißt es im entsprechenden Absatz 31:

  • Insoweit das Reich und die Länder sportliche oder andere Jugendorganisationen betreuen, wird Sorge getragen werden, dass deren Mitgliedern die Ausübung ihrer kirchlichen Verpflichtungen an Sonn- und Feiertagen regelmässig ermöglicht wird und sie zu nichts veranlasst werden, was mit ihren religiösen und sittlichen Überzeugungen und Pflichten nicht vereinbar wäre.
    (Quelle: vatican.va: SOLLEMNIS CONVENTIO* – INTER SANCTAM SEDEM ET GERMANICAM REMPUBLICAM – KONKORDAT ZWISCHEN DEM HEILIGEN STUHL UND DEM DEUTSCHEN REICH)

Auch hier ging es primär nicht um das Erholungsbedürfnis der arbeitenden Bevölkerung. Sondern um kirchliche Bedürfnisse.

Diese Sonderprivilegierung nimmt man also offenbar lieber stillschweigend dankend an.

Dabei hätte sich der der Bogen sowohl historisch, als auch ideologisch betrachtet problemlos von Konstantin bis ins Dritte Reich spannen lassen können.

Ich gehe kaum davon aus, dass im übernächsten „Wort zum Sonntag“ unter dem Motto: „Wir feiern 88 Jahre Reichskonkordat“ an diese Vertragsschließung erinnert werden wird. Und das, obwohl sie der Kirche so viele, bis heute gültige Sonderprivilegien beschert hatte…

Ohne Judentum kein Sonntag?

Denn nach christlicher Zählweise ist der Sonntag der erste Tag der Woche. Und das trifft mit dem zweiten Tausendsiebenhundertjahre-Jubiläum zusammen; auch dafür steht Kaiser Konstantin: Siebzehnhundert Jahre jüdisches Leben in Deutschland nämlich.

Ich räume ein, dass mir möglicherweise noch entsprechende historische Informationen fehlen, aber zumindest ausgehend  von der folgenden Schilderung kann ich nicht nachvollziehen, inwiefern Kaiser Konstantin für „Siebzehnhundert Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ stehen soll:

  • Noch anno 313 hatte er [Konstantin, Anm. v. mir] umfassende Toleranz verkündet und in seinem Erlaß, zusammen mit Licinius, erklärt „den Christen und allen Menschen freie Wahl zu geben, der Religion zu folgen, welcher immer sie wollten“; hatte er gemeinsam mit Licinius, „in gesunder und durchaus richtiger Erwägung“ beschlossen, „daß jedem die Freiheit gegeben werde, sein Herz jener Religion zuzuwenden, die er selbst für die ihm entsprechende erachtet“. Nach dem Konzil von Nicaea freilich sah Konstantin in einem Brief an alle Kirchen die Juden „durch gottloses Verbrechen befleckt“, „mit Blindheit des Geistes geschlagen“, „von Sinnen gekommen“, schimfte er sie ein „verhaßtes Volk“ und bescheinigte ihnen „angeborenen Wahnsinn“. Das Betreten Jerusalems, das er und seine Mutter mit Kirchen füllten, gestattete er Juden bloß an einem Tag im Jahr. Christliche Sklavenhaltung verbot er ihnen ganz, womit ihre folgenschwere Verdrängung aus der Landwirtschaft beginnt. Die Judaisierung eines Christen kostete das Leben. Auch erneuerte Konstantin ein Gesetz Trajans, vor 200 Jahren erlassen, das die Konversion eines Heiden zum Judentum mit dem Feuertod bedroht. Dabei dehnte der christliche Kaiser diese Strafe auf jede jüdische Gemeinde aus, die einen bekehrten Heiden aufnahm sowie auf alle, die den Übertritt eines Juden zum Christentum verhinderten. Konstantins älterster Sohn, Konstantin II., setzte die antijüdische Gesetzgebung seines Vaters noch rigoroser fort; wie überhaupt dessen Judenfeindschaft auch die Politik seiner Nachfolger prägt.
    (Quelle: Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums, Band 1, Seite 272-273)

Außer religiöse Toleranz zu heuchlen, hatte Kaiser Konstantin auch Juden, „Ketzer“ und Heiden bekämpft.

Ohne Judentum kein Sonntag?

Denn ohne Judentum kein Sonntag.

Ohne Judentum kein Schabbat. Und offenbar gibt es Kirchenhistoriker, die den christlichen Sonntag eben nicht für einen „verschobenen Schabbat“ halten:

  • Kirchenhistorikern zufolge wurde der Sonntag bei den frühen Christen ursprünglich aber gar nicht als Konkurrenz zum Schabbat eingeführt, sondern als eine Art Gedenktag, an dem man zusätzliche Gebete sprach, um der Auferstehung des Herrn zu gedenken. Historiker sind sich einig darüber, dass der Sonntag seinen eigenen Ursprung hat, also ursprünglich kein verschobener Schabbat sein sollte.
    (Quelle: christen-pro-israel.de: Buch „Schabbat Schalom für Einsteiger“, Zit. n. „Vom Schabbat zum Sonntag“, veröffentlicht am 5.6.2019)

Auch dieser Beitrag geht nochmal auf das von Herrn Welter ganz anders dargestellte Verhältnis von Konstantin zum Judentum ein:

  • Konstantins Hass auf „jüdische Gebräuche“
    In Nicäa verlangte Konstantin einen einheitlichen christlichen Kalender für sein Reich auf der Basis des julianischen Kalenders. Es ist ein offizieller Brief des Kaisers erhalten, in dem er das Ergebnis des Konzils allen Kirchen mitteilt. Hier heißt es:
    „Wir haben gute Nachrichten für euch! Von jetzt an müssen wir Ostern nicht länger nach den Traditionen der Juden feiern!“
    An die Kirchen im Osten, die bis dahin noch treu die jüdisch-christlichen Feiertage entsprechend des hebräischen Kalenders gefeiert hatten, schreibt Kaiser Konstantin:
    „Es wurde festgestellt, dass es besonders unwürdig ist, bei dem heiligsten aller Feste (Anmerkung: gemeint ist Ostern) den Gebräuchen der Juden zu folgen, die ihre Hände mit dem größten aller Verbrechen beschmutzt haben und deren Geist verblendet ist. (…) Wir sollten uns von der abscheulichen Gesellschaft der Juden trennen, denn es ist wahrlich beschämend für uns, sie damit prahlen zu hören, dass wir ohne ihre Anleitung dieses Fest nicht feiern könnten. Außerdem ist es unsere Pflicht, nichts gemein zu haben mit den Mördern unseres Herrn.“
    (Quelle: ebenda)

Vielleicht kann ja Herr Welter noch etwas Licht ins Dunkel bringen, wie er zu seiner Darstellung der geschichtlichen Zusammenhänge kommt, wie er sie hier präsentiert.

Alles nur geklaut

Die Sieben-Tage-Woche aus dem biblischen Schöpfungs-Bericht ist eines der großen Geschenke des Judentums an die Welt. […] Als Konstantin den Sonntag staatlich geschützt hatte, haben Christen ihr Ostern zu ihrem Sabbat gemacht. „Alles nur geklaut.“, hätten „die Prinzen“ vielleicht gesungen.

Somit ist der Sonntag ein weiterer Termin, den sich das Christentum für seine Zwecke einverleibt hatte. Auch das sieht das Judentum zumindest laut des gerade schon zitierten Bericht zufolge anders:

  • Die Heiligkeit des Schabbats wurde von Gott selbst gleich zu Anbeginn der Welt festgelegt. Der Schabbat war also bereits zu Zeiten von Adam und Eva ein heiliger Tag. Er ist damit keine Erfindung des jüdischen Volkes und deshalb auch nicht lediglich eine austauschbare jüdische Tradition.
    (Quelle: ebenda)

Strafe für Sabbatschändung

Wer die alttestamentarischen Mythen für wahr und bedeutsam hält, der müsste konsequenterweise auch die dort zum Sabbatgebot niedergeschriebenen Anordnungen berücksichtigen:

  • Als nun die Israeliten in der Wüste waren, fanden sie einen Mann, der Holz auflas am Sabbattag. Und die ihn dabei gefunden hatten, wie er Holz auflas, brachten ihn zu Mose und Aaron und vor die ganze Gemeinde. Und sie legten ihn gefangen, denn es war nicht klar bestimmt, was man mit ihm tun sollte. Der HERR aber sprach zu Mose: Der Mann soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen draußen vor dem Lager. Da führte die ganze Gemeinde ihn hinaus vor das Lager und steinigte ihn, sodass er starb, wie der HERR dem Mose geboten hatte.
    (Quelle: 4. Mose 15, 32-36 LUT)

Da meines Wissens heute niemand mehr von der Gemeinde gesteinigt wird, wenn er am Samstag (oder Sonntag) Stöchchen sammelt, scheint es ja doch eine Möglichkeit zu geben, biblische Anordnungen irgendwann mal aufzuheben.

Denn die frühen Christen haben die religiösen Schutzbestimmungen der jüdischen Bibel zum Sabbat genommen und auf ihren Sonntag übertragen: So wird aus dem Mini-Ostertag zusätzlich ein gesellschaftlicher Ruhetag. Sonntagsruhe. Mein Favorit.

…und das, obwohl Sie am Sonntag doch arbeiten müssen, Herr Welter…?

Da die Anordnung, Sabbatschändung mit Steinigung zu bestrafen genauso in der Bibel steht wie die angeblich göttliche Festlegung des wöchentlichen Ruhetages, müssen die Gläubigen ihre Maßstäbe, nach denen sie beurteilen, welche biblischen Behauptungen gelten sollen und welche nicht ja irgendwo anders her genommen haben als aus der Bibel. Das würde mir als Christ zu denken geben.

Sonntag frei – aber nicht für alle

Riegler weist in seinem Artikel noch darauf hin, dass der Sonntag als Ruhetag nicht etwa für alle Menschen (schon gar nicht für die besonders hart arbeitende Landbevölkerung), sondern nur für „eine kleine Gruppe der städtischen Bevölkerung“ gegolten habe:

  • Der Vollständigkeit halber muss angemerkt werden, dass dieser Ruhetag nur für eine kleine Gruppe der städtischen Bevölkerung galt. Die Landbevölkerung war ausdrücklich ausgenommen, in der Antike die große Mehrheit.
    (Quelle: Frank Riegler via hpd.de: „Freier Sonntag? Aber gerne.“)

Es sollte noch viele hunderte Jahre dauern, bis sich Gewerkschaften bilden konnten, die dann tatsächlich im Interesse aller Arbeiter sogar einen zweiten arbeitsfreien Tag erstritten hatten.

Eight days a week

Pfiffig, dass die frühen Christen nicht nur den Sonntag weiterhin als „ersten Tag der Woche“ zählen, sondern den Sonntag auch als den „achten Tag“ beschreiben.

Da das Leben der Menschen damals (und auch später noch) vermutlich auch am Sonntag nicht viel erfreulicher war als an den anderen Tagen, erweiterte man die Wirklichkeit eben einfach noch um einen fiktiven achten Tag.

An der Hinzudichtung eines fiktiven himmlischen Tages lässt sich erkennen, dass der Sonntag offenbar nicht allzu erholsam ausgefallen sein (oder ausfallen) durfte . Zumal ja auch der Sonntag, der „Tag des Herrn“ hier zu den „sieben Plagetagen“ gezählt wird.

Schon damals galt, was Luther später so formulierte: Man darf dem Pöbel nicht zuviel pfeifen, er wird sonst gern toll…

Göttlicher Gugelhupf-Bullshit

Wie jetzt – acht Tage in der Siebentage-Woche? Jap. Da kommt der Himmel mit ins Spiel. Der Sonntag gibt unseren irdischen sieben Plagetagen einen himmlischen Schub, gewissermaßen ein Himmels-Tuning: Da verbinden sich Himmel und Erde; im Dahinfließen der Zeit lässt uns der Sonntag himmlische Ewigkeit schmecken So was wie ein göttlicher Gugelhupf.

Und für mich klingt das Dahinfließen dieser Zeilen nicht pfiffig, sondern bullshittig. Jap.

Das ist, von außen betrachtet, genau das immer gleiche sinnfreie Geschwurbel, das immer dann ins Spiel kommt, wenn irgendwie noch religiöse Fiktion untergebracht werden muss. Netter kann ichs leider nicht formulieren yo.

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