Die leere Krippe – Das 300. Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 10 Min.

Die leere Krippe – Das 300. Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Lissy Eichert, veröffentlicht am 18.12.2021 von ARD/daserste.de

Die Geschichte des Schweizer Bibel-Geschichten-Dazuerfinders Max Bolliger, mit der sich Frau Eichert heute in ihre Fernsehpredigt hineinplaudert ist schnell nacherzählt:

Humpelhirte kommt zu spät – und wird trotzdem geheilt!

Ein Hirte mit Gehbehinderung hat erst kein Interesse, sich mit seinen Kollegen auf die Suche nach einem Kind zu machen. Dann plagt ihn die Neugier, er schnappt sich seine Krücken und findet schließlich den Stall des Geschehens.

Allerdings hatte sich da die biblische Teenie-Mutter mit ihrer kleinen Patchworkfamilie schon aus dem Staub gemacht.

„Warum liegt hier Stroh rum und warum hat es eine Delle?“, fragt sich da der Hirte. Und schwupps ist er nicht mehr mürrisch, sondern, wie man es heute wohl ausdrücken würde, voll geflasht.

Und, wie er später feststellt, ganz nebenbei auch noch von seiner Gehbehinderung geheilt.

Im richtigen Leben?

[…] Schöne Geschichte. Doch im richtigen Leben? Patienten ringen mit dem Tod. In der Ukraine wächst die Angst vor Krieg. Geflüchtete frieren in Wäldern oder hängen in Lagern fest. Morgen ist es fünf Jahre her, dass 13 Menschen beim Bummel über den Berliner Weihnachtsmarkt durch ein Attentat getötet wurden.

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Die leere Krippe – Wort zum Sonntag, verkündigt von Lissy Eichert, veröffentlicht am 18.12.2021 von ARD/daserste.de)

Frau Eichert, das erste ist genau das: Eine ausgedachte Geschichte. Menschliche Fiktion. Da hatte jemand eine schon bestehende biblische Legende einfach weitergesponnen. Das wäre ungefähr so, wie wenn Sie sich eine neue Episode „Benjamin Blümchen“ ausdenken würden.

Und das andere ist eine Aufzählung negativer Ereignisse aus der irdischen Wirklichkeit. Negativ, weil durch sie echte Menschen echtes Leid erleiden mussten oder müssen.

Was das Märchen jetzt mit realem Leid echter Menschen zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht wirklich.

Im richtigen Leben geschehen, anders als in Ihrer gewohnt einseitigen Darstellung, nicht nur negative, sondern auch viele positive Ereignisse. Aber weil Sie sich diese nicht auf die Kirchenfahne schreiben können, konzentrieren Sie sich verständlicherweise auf die negativen Aspekte.

Schließlich wollen Sie ja gleich noch Ihr Glaubenskonstrukt als positives Element in Ihrer Verkündigung unterbringen.

Grund für Optimismus?

Und warum halte ich dann immer noch fest an der Hoffnung, dass alle Trauer, die Verzweiflung, all die Wut sich irgendwann wandeln, auflösen, vielleicht sogar geheilt werden?

Laut Heiner Müller ist Optimismus nur ein Mangel an Information.

Eine weniger sarkastische Antwort: Sie halten an Ihren Hoffnungen fest, weil Ihr Gehirn evolutionsbedingt versucht, Ihren Überlebenswillen so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Näheres weiß Richard Dawkins in „Das egoistische Gen.

Dieser Selbsterhaltungstrieb funktioniert oft auch dann noch, wenn die Lage nicht nur ausweglos scheint, sondern wenn sie tatsächlich ausweglos ist.

Und sogar auch dann, wenn Ihre Hoffnung in Wirklichkeit nur aus einer irrealen Illusion oder aus Wunschvorstellungen bestehen sollte.

…und weg isser

Spannend finde ich, dass die Krippe in der Geschichte leer ist. Die Familie ist mit dem Jesuskind längst weitergezogen. Gott ist weg – und ist doch da? Das macht mich neugierig.

In der Geschichte findet der Hirte in der Krippe nur noch eine Strohmulde. Und vermutet, dass bis vor Kurzem noch das neugeborene Kind drin gelegen hatte. Zumindest in Form seines gerade geborenen außerehelichen zweiten Drittels ist „Gott“ hier also nicht mehr da.

Quelle: Netzfund

Der Beweis dafür, dass Gott doch da gewesen sein muss, besteht in der „Verwandlung“ des Hirten, dessen Verbittertheit in der Geschichte auf einmal „wie weggeblasen“ war. Per Fern- oder Phantomblasung gewissermaßen.

Die Message des Märchens soll wohl sein: Du brauchst Gott gar nicht zu finden – es genügt ihm, dass du nach ihm suchst, dann macht er dich zu einem glücklichen Menschen und heilt deine Krankheiten.

Praktisch: Somit braucht sich niemand Gedanken zu machen, warum dieser Gott nirgends zu finden ist…

Inneres Wissen?

Also mache ich mich auf – wie der humpelnde Hirte – und folge meinem inneren Wissen: Gott lässt sich in Allem suchen und in Allem finden.

Frau Eichert, was meinen Sie denn konkret mit „inneres Wissen“?

Oder anders gefragt: Was untscheidet Ihr „inneres Wissen“ von „Och menno, das wünsch ich mir so ganz ganz sehr…. so dolle, dass es mir sogar egal ist, dass ich mir hier selbst etwas in die Tasche lüge, indem ich mir vorgaukle, ich wüsste etwas, was ich in Wirklichkeit gar nicht wissen kann!“ ?

Also ungefähr vergleichbar mit dem Verhalten von Kindern in der Trotz- und Fabulierphase? Was ja auch prima zu dem göttlichen Versteckspiel passen würde?

Natürlich können Sie alles Beliebige und somit auch Götter in Allem suchen, wenn Ihnen danach ist. Was das „Gott in Allem finden“ angeht, halte ich allerdings starke Zweifel für angebracht.

Suchen und Finden

Woran erkennen Sie zum Beispiel, ob es tatsächlich ein Gott ist, den Sie meinen, gefunden zu haben? Und nicht irgendetwas anderes? Vielleicht sogar etwas viel Plausibleres als ein Gott?

Und dann auch noch ausgerechnet gerade der von Ihnen geglaubte Gott? Bei den vielen tausend Göttern, die sich die Menschheit schon ausgedacht hat? Welche Gottheiten würden Sie vermutlich suchen und meinen gefunden zu haben, wenn Sie sich nicht für das Christentum, sondern zum Beispiel für den Hinduismus oder für Scientology entschieden hätten (oder wie auch immer Sie zu Ihrem Glauben gekommen sein mögen)?

Ja, ich stimme zu: Nach Göttern kann man natürlich überall suchen. Man kann ja auch überall nach Aliens, der Zahnfee oder nach Benjamin Blümchen suchen, wenn es einem Spaß macht oder sinnvoll erscheint.

Götter lassen sich, eine ausreichende Gleichgültigkeit der Redlichkeit im Umgang mit der Wirklichkeit vorausgesetzt, praktisch überall und in alles Beliebige hineininterpretieren. Das gilt für den Bibelgott, aber natürlich genauso auch für alle anderen Gottesvorstellungen. Allerdings ist der Gott damit nicht gefunden. Vielmehr ist ein Plätzchen gefunden, in das man dann seine Gottesvorstellung hineinstopfen kann.

Was genau ist jetzt die Hoffnung…?

Das ist die Hoffnung, aus der ich lebe.

Es sei Ihnen freilich selbst überlassen, aus jeder beliebigen Hoffnung heraus zu leben, die Ihnen irgendwie hoffnungsvoll erscheint. Das ist Ihre persönliche Privatangelegenheit.

Weil Sie sich damit aber vor eine Fernsehkamera stellen, wüsste ichs jetzt doch schon gerne genauer:

Erst fragen Sie sich, warum Sie fest an der Hoffnung festhalten, dass alle Trauer, die Verzweiflung, all die Wut sich irgendwan wandeln, auflösen, vielleicht sogar geheilt werden.

Dann geben Sie vor, (innerlich) zu wissen, dass sich Gott in allem suchen und finden lässt. Also auch in aller Trauer, Verzweiflung und Wut.

Und worin genau besteht jetzt konkret Ihre Hoffnung, die Sie gar für Ihre Lebensgrundlage halten?

Aufhören, verstehen zu wollen: So gehts los…

Ich habe aufgehört, Gott verstehen zu wollen. Gott ist immer größer und immer anders.

Wenn Sie wissen, dass Gott immer größer und immer anders ist, dann haben Sie doch schon angefangen, Ihren Gott zu verstehen?

Woraus schließen Sie denn, dass Ihr Gott „immer größer und immer anders“ ist? Vielleicht daraus, dass sich Gottesvorstellungen nicht mit der irdischen Wirklichkeit außerhalb der menschlichen Phantasie und Einbildung in Einklang bringen lassen?

Haben Sie schon bemerkt, dass Sie in dieser Aussage „Gott“ durch alle beliebigen Buchstabenkombinationen ersetzen können, ohne dass sich etwas ändert?

Aufgehört, etwas verstehen zu wollen kommt aus meiner Sicht einem intellektuellen Offenbarungseid gleich. Und genau das ist es, was religiöse Glaubenskonstrukte von ihren Anhängern einfordern:

  • „Eine der wirklich schlechten Auswirkungen der Religion ist, dass sie uns lehrt, es sei eine Tugend, sich damit zufrieden zu geben, etwas nicht zu verstehen.“
    – Richard Dawkins

Wie potentiell lebensgefährlich es auch außerhalb religöser Gebilde sein kann, wenn Menschen „aufhören, etwas verstehen zu wollen“ und stattdessen lieber irgendwelchen Bullshit glauben, lässt sich gerade ganz aktuell und in erschreckendem Ausmaß beobachten.

Götterglaube: Bestens erforscht und nicht sooo schwer zu verstehen

Ich finde, Ihr Gott ist sehr einfach zu verstehen. Er ist weder „immer größer“, noch ist er „immer anders.“

Ich halte das für eine leicht zu durchschauende Ausrede von Gläubigen, die versuchen, sich damit gegen die Tatsache zu immunisieren, dass sich auch ihr Gott nicht von einer menschlichen Erfindung und Einbildung unterscheiden lässt.

Frau Eichert, auch Ihr Gott entspringt, wie alle anderen Götter auch, der menschlichen Phantasie. Er ist eine Ihnen bestenfalls hoffnungsvoll erscheinende Fiktion, von Menschen erdacht aus Angst, Unwissenheit und immer zu bestimmten Zwecken.

Die Entstehung von Religion im Allgemeinen und monotheistischen Gottesvorstellungen im Besonderen sind gründlich erforscht. Und das sozio-kulturelle Phänomen „monotheistische Religion“ ist jetzt auch nichts, was übermäßig schwer zu verstehen wäre. Die Wissenschaft hatte einen ausreichend langen Zeitraum, um sich damit auseinanderzusetzen. Ich meine hier die Wissenschaft, nicht die Theologie.

Es sind die Priester und entsprechend religiös ausgerichtete Theologen, die dieses Glaubenskonstrukt mit wichtigtuerischem Brimborium und salbungsvollen Worten zu einem nebulösen „Geheimnis des Glaubens“ erheben (bzw. verschleiern). Damit sichern sie sich ihre Deutungshoheit – und ihre Geschäftsgrundlage.

Geheimnis des Glaubens?

Könnte man irgendetwas über diesen Gott wissen, bräuchte man es ja nicht mehr zu glauben.

Definiert man sich einen Gott ohne Eigenschaften („Gott entzieht sich der menschlichen Erkenntnis“), dann erfüllt dieser Gott damit die Eigenschaft der Nichtexistenz.

Ein Gott, der „immer größer und immer anders“ ist, hätte damit ja schon mal zwei Eigenschaften. Und anhand derer müsste er ja von anderen Göttern, die nicht immer größer und nicht immer anders sind unterscheidbar sein.

Oder für Monotheisten, die (anders als die Bibel) von nur einem einzigen Gott ausgehen: Wenn ein Gott etwas anderes sein soll als eine personifizierte menschliche Wunschvorstellung, dann müsste er sich auch von einer solchen unterscheiden lassen.

Frau Eichert, das waren nur ein paar Ansätze, mit denen Sie Ihre Gottesvorstellung mal unter die Lupe nehmen und versuchen könnten, Ihren Gott, genauer: Ihre Gottesverstellung doch zu verstehen.

Meine Vermutung: Sie haben aufgehört, Ihren Gott verstehen zu wollen, weil Ihnen dämmert, dass Sie die Vorstellung eines tatsächlich existierenden und handelnden Gottes, der Sie womöglich sogar belohnt, wenn Sie sich so verhalten, wie Sie es für Gottgefällig halten, redlicherweise aufgeben müssten.

Suchet, und ihr werdet gerettet werden?

Weil Sie das aber aus beruflichen (und womöglich auch aus persönlichen) Gründen nicht können und/oder möchten, mogeln Sie Ihren Wunschgott an Ihrem Verstand, Ihrer Vernunft und Ihrer intellektuellen Redlichkeit vorbei:

Aber an der Suche nach Gott halte ich fest. Im Guten wie in der Zerrissenheit der Welt. Im bangen Warten, wie es wohl weitergeht. Was auf mich, auf uns zukommt. Denn wenn ich Gott suche, bin ich gerettet.

Ich fasse Ihre bisherigen Aussagen nochmal kurz zusammen, Frau Eichert:

  • Sie wissen innerlich, dass sich Ihr Gott in Allem suchen und finden lässt.
  • Das ist die Hoffnung, aus der Sie leben.
  • Sie haben aufgehört, Gott verstehen zu wollen.
  • Gott ist immer größer und immer anders.
  • Trotzdem halten Sie an der Suche nach Gott fest.
  • Denn wenn Sie Gott suchen, sind Sie gerettet.

Und das ist die Quintessenz Ihres Glaubens, Frau Eichert? Das ist es, was bei Ihnen vom biblisch-christlichen Glaubenskonstrukt mit seinem archaischen und unmenschlichen Belohnungs-Bestrafungskonzept noch übrig geblieben ist? Ein wilder Mix aus absurden und völlig widersprüchlichen Phantasievorstellungen?

Ich erlaube mir die Einschätzung, dass die Not nicht allzu groß sein kann, wenn man meint, davor gerettet werden zu können, indem man nach einem Gott sucht.

Für mich klingen diese Aussagen zusammengefasst sinngemäß wie: „Ich weiß zwar, dass das Schnäpsken am Morgen meine Probleme nicht löst, aber ich gönne mir trotzdem eins – das rettet mich vorübergehend vor der Wirklichkeit.“

Die Suche nach Gott rettet – wie und wovor?

Ohne nähere Informationen kann man hier freilich nur spekulieren: Glauben Sie denn tatsächlich, dass Ihr Gott Sie rettet, wenn Sie nur nach ihm suchen? Wovor müssen Sie denn überhaupt gerettet werden?

Wie kommen Sie auf die Idee, dass Ihre Rettung überhaupt in einem Zusammenhang steht mit einer Suche nach einem bestimmten Berge-Wetter-Wüsten-Kriegs-Rache-Provinzial-Stammes-Gott, den sich Menschen mal in der ausgehenden Bronzezeit ausgedacht hatten?

Welche Anhaltspunkte haben Sie dafür, dass Ihr Gott beobachtet, wer alles nach ihm sucht (und zwar ehrlich und aufrichtig und nicht nur zum Schein!) und dann nach seinen unbekannten Maßtäben welche davon „rettet“? Das Märchen von Max Bolliger!? Oder wie stellen Sie sich das konkret vor?

Die Azteken hatten ebenfalls nach ihren Göttern gesucht und waren mindestens genauso fest davon überzeugt, von diesen unter bestimmten Umständen gerettet zu werden. Wer hatte die denn gerettet damals, zumindest bis zum Untergang ihrer Kultur? Auch Ihr Gott?

Krücken zurücklassen

Dafür steht die Krippe. Als Einladung. Wir brauchen Orte, an denen wir das Schwere – die vielen Krücken – zurücklassen können.

Krücken sind doch dazu da, das Schwere leichter erträglich zu machen…?

Könnte die leere Krippe auch eine Einladung sein, die Krücke „Glauben“ zurückzulassen? Und zu überlegen, wie ein Weltbild ohne religiöse Realitätsflüchte in magisch-esoterische Phantasiewelten aussehen könnte?

Stattdessen ein möglichst wirklichkeitskompatibles Weltbild? Mit Fairness statt unrealistischer Nächstenliebe? Und mit Menschlichkeit statt Göttlichkeit? Mit Wissen (wollen) statt Glauben (müssen)?

Ich vermute, dass vielen Menschen gerade seit Beginn der Corona-Situation bewusst geworden ist, dass Glaube, Kirche und Religion für ihre Lebenswirklichkeit genauso irrelevant und überflüssig geworden sind wie alle anderen Glaubenskonstrukte, an die sie noch nie geglaubt haben. Wobei derzeit freilich niemand so effektiv für Kirchenaustritte sorgt wie die Kirche selber – das muss man neidlos anerkennen.

Ein fiktives Heilsversprechen (von dem die wenigsten Christen, mit denen ich mich unterhalten habe sagen konnten, worin dieses beim Christentum überhaupt konkret bestehen soll) mag einen gewissen Placeboeffekt bewirken können. Quasi eine Art Krücke, um im Bild der Geschichte zu bleiben.

Höchste Zeit, diese Krücke wegzulegen und zu beginnen, selbst zu laufen!

Heilige Orte

Wie der Hirte. Der die Geschichte vom Gotteskind im Stall erst nicht glauben konnte. Und dann die leere Krippe als seinen „heiligen Ort“ entdeckt, einen Ort, der so erfüllt ist von Liebe und Frieden, dass er wie verwandelt weiterzieht.

Bei einem realen Ereignis dieser Art könnte man versuchen herauszufinden, was genau den Sinnes- und Wesenswandel sowie die Spontanheilung hervorgerufen hatte. Geschehen solche Dinge in religiösem Kontext, dann spielt es keine Rolle, um welche Religion es sich handelt.

Nebenbei: Interessant finde ich die Gänsefüßchen, die Frau Eichert ihrem „heiligen Ort“ verpasst hat. Was wohl einen „heiligen Ort“ von einem heiligen Ort unterscheidet?

Isch geh Krippe

Gehen wir also zur Krippe. Einfach mal nachschauen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie immer neu Ihren „heiligen Ort“ entdecken, den Ort, an dem Sie Frieden und Liebe finden.

Ein Ort, an dem man Frieden und Liebe findet, muss beileibe kein „heiliger“ Ort sein.

Heilig im religiösen Sinn bedeutet „einer Sphäre des Göttlichen, Vollkommenen oder Absoluten angehörig“ (Quelle: Wikipedia:heilig).

Ausgerechnet an Orten, an denen der Bibelchristengott sein Unwesen treibt, würde ich nicht nach Frieden und Liebe suchen. Denn dessen in der Bibel beschriebene Frieden ist eine Farce, seine Liebe eine Erpressung.

A propos Sphären: Wer gerade keinen Stall mit leerer Krippe zur Verfügung hat, kann diese Sphären auch mit psychoaktiven Substanzen, Meditation oder durch externe Stimulation bestimmter Hirnareale hervorrufen. Ganz ohne nach irgendwelchen Göttern suchen zu müssen.

Im „Wort zum Sonntag“ scheiden diese Möglichkeiten freilich aus. Wenn sich da irgendetwas Positives ereignet, muss immer Gott die Ursache sein. Oder zumindest Menschen, die an den richtigen Gott glauben.

Und genau dieser Gott ist es auch im Märchen, der die erstaunliche Wandlung des mürrischen, kranken und ungläubigen zum glücklichen, gesunden und gläubigen Hirten bei seiner Ankunft an der leeren Krippe bewirkt haben soll:

Das Nachwehen des heiligen Geistes, verursacht durch die Nachwehen der Maria. Vermutlich. Wer weiß das schon so genau…

In eigener Sache: 300. „Wort zum Wort zum Sonntag“

Dies war mein 300. „Wort zum Wort zum Sonntag.“

Ich bedanke mich an dieser Stelle einmal mehr ganz herzlich beim gesamten Stamm- und Gelegenheitspublikum für euer Interesse, euere Kommentare, Ergänzungen und Korrekturen!

Allen voran sind hier Sybille, FLO, Christian und natürlich Andreas Edmüller zu nennen, die mit Korrekturen, Ergänzungen und Kommentaren ( häufige Reaktion meinerseits: „…Mist, da hätte ich auch drauf kommen können…!“ ;)) die Qualität enorm steigern und immer wieder motivieren weiterzumachen.

Vielen Dank auch an alle, die mit Gastbeiträgen oder Veröffentlichungsgenehmigungen das Angebot auf AWQ.DE schon erweitert und aufgewertet haben.

Und herzlichen Dank natürlich auch an alle, die durch kleine Spenden in die AWQ-Kaffeekasse den Kaffeenachschub sichern 🙂

Wie gehts weiter?

In einem Interview wurde ich gefragt, ob das Jubiläum nicht ein guter Zeitpunkt zum Aufhören sei.

Um ehrlich zu sein: Dieser Gedanke kommt einem schon ab und zu in den Sinn. Schließlich hat man es immer mit einer sehr überschaubaren Sammlung an den immer selben kognitiven Verzerrungen, Denkfehlern, theologisch-rhetorischen Tricksereien und Scheinargumenten zu tun, wenn man sich mit christlichen Verkündigungen befasst.

Dementsprechend häufen sich auch die immer gleichen Richtigstellungen, Rückfragen und Gegenargumente im Lauf der Zeit.

Während es oft einfach unterhaltsam ist, sich über religiösen Bullshit lustig zu machen und die Absurditäten aufzudecken, regt sich nicht selten auch eine gewisse Abscheu gegen klerikale Arroganz und Ignoranz, gegen offensichtliche Lügen (die bei Christen doch eigentlich verboten sind?) – und natürlich auch immer wieder gegen den unredlichen Umgang mit der biblischen Mythen- und Legendensammlung.

Wort zum Sonntag, zusammengefasst

Wenn man die religiösen Aspekte weglässt, kann man die an sich unterstützenswerte Gesamtaussage der letzten 300 „Wort zum Sonntag“-Sendungen kurz und knapp zusammenfassen: „Sei kein Arschloch!“

Aber das Wort zum Sonntag ist nun mal eine kirchliche Verkündigungssendung. Und deshalb ist jedes noch so wichtige und aktuelle Thema letztlich nur ein Mittel zum Zweck, das eigene Image aufzupolieren und Kirche und Glaube eine Relevanz anzudichten, die diese längst verloren haben.

Schließlich bleibt – ganz ohne Gottvertrauen – die berechtigte Hoffnung, dass meine Beiträge irgendwen dazu anregen, Verkündigungen von Berufschristen, vor allem aber die eigenen Glaubensgewissheiten mal selbst kritisch zu hinterfragen. Um sich früher oder später zumindest schon mal von denen zu befreien, die sich als unglaubwürdig erwiesen haben.

Alleine dafür lohnt es sich, wie ich finde, noch ein bisschen weiter zu machen.

Marc von AWQ.DE

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5 Gedanken zu „Die leere Krippe – Das 300. Wort zum Wort zum Sonntag“

  1. Herzlichen Glückwusch zum 300ten!!!

    Auf die nächsten 300…,leider, denn ich befürchte, das mythische Geschwurbel wird auch in den kommenden Jahrzehnten nicht aufhören, auch wenn sich langsam ein Hoffnungsschimmer durch die sich stets vermindernde Anzahl von „Gläubigen“ abzeichnet.

    Auch wenns manchmal etwas redundant ist, so ist es doch immer wieder eine Freude, Ihre messerscharfen Analysen zu lesen.

    Vielleicht sollte man der ganzen Sache einfach mit etwas mehr Humor und (wohl verdientem) Spott begegnen und die satirische Seite des Wahns noch mehr in den Mittelpunkt stellen.

    Vielen Dank für Ihre unermüdliche wertvolle Arbeit im Zeichen der Aufklärung!

    Weiter so!!!

    Gruss

    FLO

    Antworten
  2. Finde den Unterschied:

    – Der Osterhase ist weg – und ist doch da? Das macht mich neugierig.

    – Also mache ich mich auf – wie der humpelnde Hirte – und folge meinem inneren Wissen: Der Osterhase lässt sich in Allem suchen und in Allem finden.

    – Ich habe aufgehört, den Osterhasen verstehen zu wollen. Der Osterhase ist immer größer und immer anders.

    – Aber an der Suche nach dem Osterhasen halte ich fest. Im Guten wie in der Zerrissenheit der Welt. Im bangen Warten, wie es wohl weitergeht. Was auf mich, auf uns zukommt. Denn wenn ich den Osterhasen suche, bin ich gerettet.

    Und noch was, Frau Eichert: Warum hoffen Sie nicht auf das Menschheitsprojekt Aufklärung – statt auf Ihren nebulös-verquasten „Gott“? Der Aufklärung und ihren Vertretern haben wir in jeder lebens- und existenzrelevanten Hinsicht enorme Fortschritte zu verdanken: Lebensqualität, Lebenserwartung, Gesundheit, Bildung, Wohlstand, Wissen, Verständnis der Welt, Gerechtigkeit und Moral …. Ach ja, klar, deshalb nicht: Ihre Religion bekämpft die Aufklärung ja mit Zähnen und Klauen. Und bei diesem verwerflichen Kampf machen Sie mit Ihrem hirnrissigen WzS natürlich mit.

    Antworten
  3. 300 mal WzWzS- Herzlichen Glückwunsch AWQ- ein verlässlicher Baustein zur Aufklärung!

    Die von uns allen bezahlte wöchentliche kirchliche Verkündigungssendung der öffentlichen Fernsehanstalten ernst nehmen wollen- sich mit ihr auseinandersetzen- analysieren- in die Bestandteile zerlegen- aufklären- entschwurbeln- aufdröseln- aufdecken des extra Verschwiegenen und Unterschlagenen recherchieren- nachforschen, auch in den von den Kirchlichen nicht ausgewählten, weil nicht so gefälligen Teilen der Grundlagenbücher,- klarlegen- entwirren der oft widersprüchlichen Aussagen der VerkündigerInnen- durchschauen der dahinterstehenden Absicht- Klarheit verschaffen gewandt- geschliffen- immer unterhaltsam- oft auch zum Schmunzeln- mit beeindruckenden Memes auf den Punkt gebracht- mit hilfreichen Links zu weiteren Informationen- rücksichtsvoll- menschlich- taktvoll, auch wenn bisweilen der Bogen von den Kirchenvertretern und -vertreterinnen überspannt wird und die Grenzen der Toleranz oft erreicht sind- aufrichtig- realistisch- im Hier und Heute verortet…

    Außer der fundierten und berechtigten Kritik am WzS gibt es aber immer die Alternativen aus einer humanistischen Weltanschauung, die die Grundwerte wie Respekt vor der Würde und den Rechten des Menschen, Rationalität und Säkularität als durchaus brauchbare Werkzeuge im gott/götter-befreiten Umgang der Menschen miteinander aufzeigen.

    Das ist ein besonderes Verdienst von AWQ; Unermüdlich wird ein gangbarer Weg beleuchtet, der Fragenden und Zweifelnden eine natürliche Richtschnur und auch den Ohne-Gott-Glücklichen immer wieder ein Denkanstoß sein kann.

    AWQ- bewirkt etwas und genau aus diesem Grund ist es so wichtig! Bitte weiter so!

    Antworten
  4. AWQ vielen Dank für 300 tolle und intellektuell redliche Kommentare und Erwiederungen. Da vermutlich diese sinnentleerte religiöse Fehlbildung (genannt Geschwurbel ohne Inhalt oder WzS) weiter geht, darf das nicht unwiedersprochen bleiben.

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