Das Wort zum Wort zum Sonntag über Edith Stein

Lesezeit: ~ 5 Min.

Das Wort zum Wort zum Sonntag über Edith Stein, verkündigt von Benedikt Welter, veröffentlicht am 13.08.2022 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Die Biographie von Edith Stein macht sie zur katholischen Vorzeigenonne. Ihre Mörder handelten im angeblichen Auftrag ausgerechnet des Gottes, nach dessen großer Liebe sie „glaubend auf der Suche“ war.

Ihre wechselhafte Geschichte macht Edtih Stein zur katholischen Vorzeige-Nonne: Geboren in einer jüdischen Familie, hatte sie es als Jugendliche erstmal geschafft, sich vom Glauben zu befreien.

Später sollen es dann vor allem Christen aus ihrem Umfeld, sowie eigene „mystische Erlebnisse am Schreibtisch „gewesen sein, die Frau Stein dazu brachten, ihren ursprünglichen Religionsanbieter zu wechseln und ihre Freiheit vom Glauben gegen ein Dasein als katholische Nonne einzutauschen.

Vom Judentum über Atheismus zur katholischen Vorzeigenonne

Edith Stein

Ihre Hinrichtung in Auschwitz als „Jüdin und Christin“, veranlasst von einem Regime, das Millionen von Menschen im angeblichen Namen und Auftrag eben jenes Gottes ermordete, dem sich auch Edith Stein unterworfen hatte, machte sie dann auch noch zur Märtyerin.

Viel mehr kann man eigentlich nicht unternehmen (bzw. an Schicksal erleiden müssen), um von der katholischen Männerwelt zur Heiligen stilisiert zu werden. Als Beispiel für besonders gottgefälliges Verhalten.

Bei näherer und vor allem nicht selektiver und verklärender Betrachtung fallen einige Ungereimtheiten auf:

[…] Edith Stein und ihren Mitschwestern war klar, dass sie nach den Nazi-Gesetzen als Jüdin in Gefahr war. Anfang August 1942 hat die Gestapo sie und ihre Schwester Rosa aus einem Kloster in den Niederlanden herausgeholt. Da hat sie zu Rosa gesagt: „Wir gehen für unser Volk.“

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Wort zum Sonntag über Edith Stein, verkündigt von Benedikt Welter, veröffentlicht am 13.08.2022 von ARD/daserste.de)

…zur Sühne für den Unglauben des jüdischen Volkes…

  • Einige Jahre später, am 31.Dezember 1938, gelang ihr die Flucht vor den Nazis in die Niederlande. Sie lebte fortan im Karmel Echt. Dort verfaßte sie ihr Testament: „Ich bitte den Herrn, daß er mein Leben und Sterben annehmen möchte für die Heiligung und Vollendung unseres heiligen Ordens, namentlich des Kölner und des Echter Karmels, zur Sühne für den Unglauben des jüdischen Volkes, und damit der Herr von den Seinen aufgenommen werde und sein Reich komme in Herrlichkeit…“
  • Also war sie doch so kleinmütig, vom „Unglauben des jüdischen Volkes“ zu sprechen? Glaubte sie wirklich, daß Gott sein Volk Israel verstoßen habe? Hielt sie sich tatsächlich für eine christliche Märtyrerin? Über die Antworten auf diese Fragen kann man letztlich nur spekulieren. Immer wieder wird ein Satz zitiert, den sie bei der Verhaftung in Echt zu ihrer Schwester Rosa gesagt haben soll: „Komm, wir gehen für unser Volk.“
  • In seiner Predigt anläßlich der Seligsprechung Edith Steins am 1.Mai 1987 nannte Papst Johannes Paul II. sie eine „Jüdin, Philosophin, Ordensfrau, Märtyrerin“. Anläßlich dieser Seligsprechung kam es weltweit, vor allem von jüdischer Seite, zu Kritik an verspätetem Triumphalismus und krampfhafter Sinngebung (siehe auch taz vom 2.Mai 1987). Edith Stein ist den Weg ins Vernichtungslager nicht für andere gegangen, wie etwa Janusz Korczak seine Waisenkinder begleitete. Sie wurde für ihr Judentum, ihre sogenannte „nichtarische“ Herkunft in Auschwitz ermordet, nicht aber für ihr Christentum.
  • Streng genommen erfüllte Edith Stein keineswegs die Voraussetzungen einer Seligen, sie erlebte keine Wunder und wurde nicht aus Haß gegen den christlichen Glauben ermordet. Sie im nachhinein, allein auf ihr Testament gestützt, zur christlichen Märtyrerin hochzustilisieren, grenzte in den Augen der Kritiker an billige Vereinnahmung. Schon ihr Biograph James Raphael Baaden nannte es „den Holocaust irgendwie katholisieren“.
  • Der kirchliche Standpunkt in diesem Prozeß ist der umstrittenen Karmelgründung auf dem Gelände von Auschwitz 1984 vergleichbar. Das vieldiskutierte Kreuz am Ort jüdischen Leidens wurde von vielen als geschmacklos empfunden, als Ausdruck einer ungebrochen antijüdischen Haltung der Kirche, das Judentum in seinem Selbstverständnis nicht zu akzeptieren.
    (Quelle: Sabine Hatscher via taz.de am 7.8.1992: „Komm‘, wir gehen ür unser Volk“)

Edith Stein: Lächend zur Glaubenssuche nach Auschwitz

[…] Dass das, worauf Edith Stein ihr Leben gesetzt hat, mehr als fromme Theorie war, beschreibt eine Zeitzeugin. Sie ist ihr auf dem Bahnhof begegnet, wo die Menschen für die Züge nach Auschwitz zusammengetrieben wurden.

„… Die eine Nonne, die mir sofort aufgefallen war mit ihrem Lächeln, das … wie ein warmes Leuchten aufging… als ich dieser Frau begegnete … wusste ich sofort: das ist ein wahrhaft großer Mensch. … Bei einem Gespräch sagte sie: Die Welt besteht aus Gegensätzen … Letzten Endes aber wird nichts bleiben von diesen Kontrasten. Die große Liebe allein wird bleiben …“

Diese große Liebe war und blieb das, worauf Edith Stein ihr Leben gesetzt hat. Suchend und glaubend und glaubend immer auf der Suche.

Aus dem Umstand, dass Frau Stein fröhlich lächelnd ihrem tödlichen Schicksal entgegen getreten war, folgt noch lange nicht, dass das, worauf Edith Stein ihr Leben gesetzt hatte tatsächlich mehr war als fromme Theorie.

Genauer: Fromme Einbildung. Eine Illusion, die möglicherweise tatsächlich irgendwie tröstlich erscheinen mag. Vor allem, wenn sowieso schon alles zu spät ist.

Es ist die rein menschliche Wunschvorstellung von einer „großen Liebe“ eines Gottes, den sich ein kleiner Wüstenstamm in der ausgehenden Bronzezeit aus früheren Gottesbildern zusammengebastelt hatte. Und der, wie alle anderen Götter auch, nicht von einer eben solchen Wunschvorstellung zu unterscheiden ist.

Gott mit uns – und mit uns natürlich auch!

Die Koppelschlösser der Wehrmachtsoldaten trugen die Aufschrift „Gott mit uns!“.

Gemeint war der selbe Gott, nach dessen Liebe Frau Stein laut Herrn Welter suchend und glaubend und glaubend immer auf der Suche gewesen sein soll.

Durch die einseitige, selektive Tradierung von einzelnen Biographien kann schnell in Vergessenheit geraten (oder gebracht werden), welche Rolle die christlichen Kirchen während der Nazidikatur tatsächlich spielten.

Deshalb hier noch einige Zitate, die deutlich machen, dass ein religiös motivierter Widerstand gegen die Nazidikatur die Ausnahme und keinesfalls Standpunkt der Kirchenfunktionäre war:

  • „Jetzt ist das ganze deutsche Volk in allen seinen Gliedern, auch den katholischen, zur Mitarbeit und zum Aufbau des Neuen aufgerufen. Es darf nun nicht mehr so kommen, dass der Katholizismus abwartend und tolerierend, oder nur geduldet, in dieser Zeitenwende dasteht. Wir legen, vertrauend auf den Führer der deutschen und völkischen Bewegung und vertrauend auf die volksverwurzelten Kräfte des Katholizismus, mit Hand an, den neuen Reichs- und Volksbau zu schaffen.“
    – August Weber, Vorsitzender des Katholischen Lehrerverbands des Deutschen Reichs, Kundgebung, 1. April 1933
  • „Dass sich im öffentlichen Leben unter der neuen Regierung manches gebessert hat: Die Gottlosenbewegung ist eingedämmt, die Freidenker können nicht mehr offen gegen Christentum und Kirche toben, die Bibelforscher können nicht mehr ihre amerikanisch-kommunistische Tätigkeit entfalten.“
    – Kardinal Faulhaber in einem Schreiben an die bayer. Staatsminister München, 5. Mai 1933

Abglanz der göttlichen Herrschaft…

  • „Es fällt uns Katholiken auch keineswegs schwer, die neue starke Betonung der Autorität im deutschen Staatswesen zu würdigen und uns mit jener Bereitschaft zu unterwerfen, die sich nicht nur als eine natürliche Tugend, sondern wiederum als eine übernatürliche kennzeichnet, weil wir in jeder menschlichen Obrigkeit einen Abglanz der göttlichen Herrschaft und eine Teilnahme an der ewigen Autorität Gottes erblicken (Röm. 13. 1ff). […] Wir wollen dem Staat um keinen Preis die Kräfte der Kirche entziehen, und wir dürfen es nicht, weil nur die Volkskraft und die Gotteskraft, die aus dem kirchlichen Leben unversiegbar strömt, uns erretten und erheben kann.“
    – Hirtenbrief der kath. deutschen Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe, 8. Juni 1933
  • „Diözese und Bischof werden am Aufbau des neuen Reiches freudig mitarbeiten.”
    – Der kath. Bischof von Aachen, Joseph Heinrich Peter Vogt, 10. Juli 1933
  • „In unserer heiligen katholischen Kirche haben wir das Führerprinzip bereits von dem Stifter unserer Kirche Jesus Christus erhalten.“
    – Der kath. Bischof von Osnabrück, Herrmann Wilhelm Berning, Katholikentag in Bremen, September 1933
  • „Ich kenne nur einen Feind: Wer diesen Staat Adolf Hitlers nicht will. Mit solchen werde ich sehr kurz fertig. Das bin ich nicht nur meiner Kirche schuldig, sondern meinem Staat, meinem Volk und meinem wunderbaren Führer.“
    – Der ev. Bischof von Hamburg, Franz Tügel, 5. März.1934, vor der Synode, unmittelbar nach seiner Wahl zum Bischof

(Zitiert nach: http://www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de/wir-gruessen-euch-alle-als-die-sa-jesu-christi-und-die-ss-der-kirche-zitate-von-fuehrenden-geistlichen-ueber-hitler-und-den-nationalsozialismus/ – dort finden sich noch viele weitere Zitate zum Thema.)

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3 Gedanken zu „Das Wort zum Wort zum Sonntag über Edith Stein“

  1. Diese Heuchler wühlen emsig selbst im tiefsten Dreck (der Geschichte), wenn sich auch nur die kleinste Chance für sie zeigt, etwas zu ihren Gunsten umzudeuten…

    Die Aussagen/Zitate diverser Kirchenvertreter machen die ganze Sache noch viel schlimmer, und passen dabei doch so genau ins Bild!

    Dass die Kirche noch nicht auf ihrer eigenen Schleim-/Blutspur ausgerutscht ist, grenzt an ein Wunder und beweist mal wieder die Macht der Indoktrination und die entsetzliche Willfährigkeit und Dummheit, der breiten Masse, welche ihr sorglos wie ein Fähnchen im Wind folgt…

    Mir ist schlecht, ich geh mal eben KOTZEN!!!

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  2. Aus dem Parteiprogramm der NSDAP:

    24. Wir fordern die Freiheit aller religiösen Bekenntnisse im Staat, soweit sie nicht dessen Bestand gefährden oder gegen das Sittlichkeits- und Moralgefühl der germanischen Rasse verstoßen.
    Die Partei als solche vertritt den Standpunkt eines positiven Christentums, ohne sich konfessionell an ein bestimmtes Bekenntnis zu binden. Sie bekämpft den jüdisch-materialistischen Geist in und außer uns und ist überzeugt, daß eine dauernde Genesung unseres Volkes nur erfolgen kann von innen heraus auf der Grundlage:

    Gemeinnutz vor Eigennutz

    Quelle: http://www.documentarchiv.de/wr/1920/nsdap-programm.html

    Antworten
  3. Da wurde mal wieder die braune Naziweste mit ordentlich Weißem Riese gewaschen!

    Dieser geschickt herbei geführte Imagechance der christlichen Kirchen nach dem Naziregime ist ein Faustschlag ins Gesicht der Millionen Opfer.
    Da bleibt nur die Hoffnung das dies bei dem tausendfachem vergewaltigen von Kindern nicht wieder gelingt.

    Religion ist schädlich, immer und überall!

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