Füreinander da sein, nicht wegschauen – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Wolfgang Beck, veröffentlicht am 4.3.23 von ARD/daserste.de
Darum geht es
Ein weiteres „Wort zum Sonntag“ nach altbekanntem Schema: Herr Beck biegt sich ein biblisches Textfragment zurecht, ermahnt und segnet.Zweckdienliche Uminterpretierung einer Bibelstelle
„Menschen bringen die Kranken aus ihren Familien und Menschen mit Behinderungen aus ihren Häusern auf die Straßen. So beschreibt es die Bibel von den ersten Jünger*innen um Petrus (Apg 5,15). Da haben Menschen offenbar die Hoffnung, dass sie von Jesu Jüngern geheilt werden.
Menschen, die krank sind oder eine Behinderung haben, werden aus den Hütten und Häusern in die Öffentlichkeit gebracht. Das ist das Entscheidende hier: Sie werden nicht mehr versteckt, müssen nicht mehr im Verborgenen leben. Sie treten ins Freie.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Füreinander da sein, nicht wegschauen – Wort zum Sonntag, verkündigt von Wolfgang Beck, veröffentlicht am 4.3.23 von ARD/daserste.de)
Wenn man diesen einen Punkt aus dem Kontext herauspickt und den Rest weglässt, dann kann man das so darstellen.
Und wenn wir aber den gesamten Text dieser biblischen Legende berücksichtigen, dann wird schnell klar, dass die Kranken, die hier vors Haus gebracht werden nur Mittel zum Zweck sind:
(Apg 5,12-16 MENG)
- Durch die Hände der Apostel aber geschahen viele Zeichen und Wunder unter dem Volke, und alle (Gläubigen) pflegten sich einmütig in der Halle Salomos zu versammeln;
- von den übrigen aber wagte sich niemand dort störend an sie heranzudrängen, sondern das Volk hielt sie hoch in Ehren.
- Und immer mehr kamen solche hinzu, die an den Herrn glaubten, ganze Scharen von Männern und Frauen;
- ja man brachte die Kranken sogar auf die Straßen hinaus und legte sie dort auf Betten und Bahren, damit, wenn Petrus käme, wenigstens sein Schatten auf den einen oder andern von ihnen fiele.
- Aber auch aus den rings um Jerusalem liegenden Ortschaften strömte die Bevölkerung zusammen und brachte Kranke und von unreinen Geistern Geplagte dorthin, die dann alle geheilt wurden.
Hier geht es in erster Linie um Petrus und seine Crew. Diese legendenhaften Schilderungen dienen dem Zweck, der gerade neu entstandenen jüdischen Splittersekte eine übertriebene Relevanz anzudichten.
Tatsachenbericht – oder Legende?
Allerdings lassen sich die wundersamen Begebenheiten, spektakulären Massenaufläufe, die angeblichen serienmäßigen Wunderheilungen, kurz: der in der Bibel als massiv dargestellte gesellschaftliche Impact der ersten Christen außerbiblisch nicht belegen.
Hätten die Ereignisse tatsächlich so stattgefunden und hätten sie tatsächlich für so viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit gesorgt, wie es in der Bibel ausführlich behauptet wird, dann wären außerbiblische Erwähnungen zu erwarten. Nicht-biblische Quellen, die bestätigen, dass es sich hier um historische Ereignisse handelt. Und nicht nur einfach um frei erfundene und/oder maßlos übertriebene Legenden.
Auch unabhängig von der Frage nach der Historizität können wir sicher festhalten, dass die hier zitierte Geschichte nicht das hergibt, was Herr Beck gerne hineininterpretieren möchte: Wir haben es hier nicht mit einem biblischen Beispiel für Inklusion und Teilhabe zu tun.
Kein biblisches Beispiel für Inklusion und Teilhabe
Die Kranken treten nicht, wie von Herrn Beck behauptet, ins Freie.
Sie werden vor die Häuser auf Betten und Bahren gelegt, damit Petrus an ihnen seine Wunderheilungskräfte (Heilung durch Beschattung) unter Beweis stellen kann. Falls er mal zufällig vorbeikommen sollte.
Diese Interpretation entspricht dann auch genau diesem angeblichen Jesuswort (Hervorhebung von mir):
(Joh 9, 1-3 MENG)
- Im Vorübergehen sah er [Jesus, Anm. v. mir] alsdann einen Mann, der von Geburt an blind war.
- Da fragten ihn seine Jünger: »Rabbi, wer hat gesündigt, dieser Mann oder seine Eltern, daß er als Blinder geboren worden ist?«
- Jesus antwortete: »Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern; sondern (dazu ist es geschehen) damit das Wirken Gottes an ihm offenbar würde.
Körperliche Beeinträchtigungen sind laut Jesus also dazu da, damit an den davon betroffenen Menschen das Wirken Gottes offenbar werden kann.
…auch ein bisschen wie Zauberei
Eigentlich konnte ich mit diesen biblischen Erzählungen von Wundern und Heilungen lange nicht besonders viel anfangen. Diese Geschichten wirken auf einen modernen Menschen doch irgendwie reichlich naiv, vielleicht auch ein bisschen wie Zauberei.
Wie praktisch immer, wenn Religionsverkünder irgendwas einräumen, benennt auch hier Herr Beck zwar das Problem, ohne jedoch weiter darauf einzugehen, zu welchem Schluss man mit dieser Einschätzung kommen muss.
Wenn unreine Geister eine Krankheitsursache sein soll (oder göttliche Absicht, wie in 2. Mo 4,11 zu lesen) und dann auch noch behauptet wird, dass alle (vermittels Magie und Zaubersprüchen, oder, bei Jesus, auch mal mit Dämonen-Austreibung oder einer Augensalbe aus gottessöhnlicher Spucke und Dreck) geheilt wurden, dann ist das nicht nur ein bisschen wie Zauberei.
Das sind vielmehr starke Indizien dafür, dass hier jemand, wie in der Werbung üblich, übertrieben, oder auch einfach zum eigenen Vorteil gelogen hat.
Ausgerechnet die Wundergeschichten, die ja als die damals unzweifelhafte Beweise dafür in die biblischen Legenden eingebaut worden waren, dass diese Leute den „einzig wahren“ Gott auf ihrer Seite haben müssen, entlarven jetzt den Schwindel und die Schwindler.
Die eigentliche Aussage, nämlich dass Petrus & Co. deshalb über ganz außerordentliche magische Superheilkräfte verfügten („…schon sein Schattenwurf genügt, und du bist geheilt!“) und deshalb in der Bevölkerung hoch angesehen waren, weil sie Mitglieder der „richtigen“ Sekte waren, spielt für Herrn Beck also gar keine Rolle.
Wunderheilung? Egal!
Stattdessen verschiebt Herr Beck den Fokus auf einen unverfänglichen, arg zurechtkonstruierten Nebenschauplatz:
Aber ein Detail fasziniert mich: Noch bevor es um die Heilung der Einzelnen oder eine besondere Begegnung geht, erfolgt eigentlich so etwas wie eine Heilung der Gesellschaft.
Eigentlich so etwas wie… – oder mit anderen Worten: Nicht wirklich. Oder: überhaupt nicht.
Nein, Herr Beck, beim besten Willen geht es hier nicht um „eine Heilung der Gesellschaft“. Auch nicht „eigentlich so etwas wie.“
Es geht hier um Legendenbildung. Um eine anschaulich gestaltete erzählerische Konstruktion einer weiteren göttlichen Machtdemonstration. Die Kranken werden, nochmal frei nach Johannes 9, an die Straße gestellt, damit das Wirken Gottes an ihnen offenbar würde.
Die Lahmen und Kranken sind nur Statisten, damit sich der Hauptdarsteller durch angebliche Wunderheilungen profilieren kann. Zu denen er nur deshalb fähig ist, weil er an den „richtigen“ Gott glaubt.
In die Mitte der Menschen? Nein, an den Straßenrand…
Warum das wichtig ist? Es gibt zu allen Zeiten üble Mechanismen, mit denen Not und konkrete Menschen mit schlimmen Schicksalen verdrängt werden. Sie werden abgedrängt und unsichtbar. Ganz anders bei dieser biblischen Erzählung: Menschen an die Straße zu bringen heißt, sie sichtbar zu machen. Raus aus den dunklen Nischen und Hinterzimmern! Nach vorne und in die Mitte der Menschen! Ins Zentrum der Aufmerksamkeit!
Nein, Herr Beck. Nochmal: In der biblischen Geschichte geht es nicht um Teilhabe und Inklusion. Bis solche Ideen auch nur angedacht werden konnten, sollten noch viele Jahrhunderte vergehen.
Jahrhunderte, in denen Menschen mit Behinderungen auch und gerade auch mit biblisch-christlicher Begründung aus der Gesellschaft ausgegrenzt wurden – und in einigen Regionen der Erde bis heute ausgegrenzt werden.
Biblisch-christliche Legitimierung für Ausgrenzung von Kranken und Behinderten
Während sich christliche Einrichtungen heute in einigen Ländern für den Schutz von Kindern, die aufgrund einer Behinderung als „des Teufels“ oder als „verflucht“ diffamiert, verstoßen und auch ermordet werden engagieren, berufen sich sowohl die Peiniger, als auch die Beschützer auf die selbe „heilige Schrift.“ Welche sich damit für ethische Entscheidungen einmal mehr als unbrauchbar erweist.
Das, worauf Herr Beck hinaus möchte, hat mit der zitierten Bibelstelle herzlich wenig zu tun:
Es ist das Statement, dass das Schicksal dieser Menschen alle angeht und sie ganz selbstverständlich mit dazu gehören.
Wer eine biblische Legitimierung für die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung sucht, befolgt zum Beispiel einfach dieser Anweisung aus der göttlich geoffenbarten biblischen Wahrheit:
»Keiner, dem die Hoden zerquetscht oder die Harnröhre abgeschnitten ist, darf in die Gemeinde des HERRN aufgenommen werden.
(5. Mose 23,2 MENG)
Für die von Herrn Beck erwähnte „Selbstverständlichkeit“ gäbe es so viel bessere Argumente als eine bis zur Unkenntlichkeit verbogene Bibellegende.
Gute Argumente für Inklusion und Teilhabe
Die Nennung von fünf Gründen, die für Inklusion und Teilhabe sprechen, ist für eine KI eine Sache von Sekundenbruchteilen:
- Gerechtigkeit und Menschenwürde: Jeder Mensch hat das Recht auf Teilhabe und Inklusion in der Gesellschaft, unabhängig von seiner körperlichen oder geistigen Verfassung. Es ist ein Grundrecht, das auf der Anerkennung der Menschenwürde basiert.
- Bereicherung der Gesellschaft: Menschen mit Behinderung bringen ihre einzigartigen Fähigkeiten und Perspektiven in die Gesellschaft ein. Durch ihre Teilhabe und Inklusion wird die Vielfalt und die kulturelle Bereicherung der Gesellschaft gefördert.
- Soziale Integration: Menschen mit Behinderung sind oft von sozialer Isolation und Diskriminierung betroffen. Inklusion und Teilhabe helfen ihnen, ein vollwertiges und aktives Leben in der Gemeinschaft zu führen und sich sozial zu integrieren.
- Wirtschaftliche Vorteile: Menschen mit Behinderung können durch ihre Fähigkeiten und Talente einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten und zum Wirtschaftswachstum beitragen.
- Menschenrechte und Inklusion als globaler Trend: Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung sind ein globales Thema. Die UN-Behindertenrechtskonvention fordert die Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung in allen Bereichen des Lebens und in allen Ländern der Welt.
Quelle: ChatGPT auf die Frage nach fünf Gründen für Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft
Vielleicht ist diese Form einer „Heilung aller“ von den toxischen Mechanismen des Verdrängens sogar die eigentliche, die zentrale Heilung, die Menschen erleben können. Wie das konkret aussehen kann?
Kirchenasyl als Form einer „Heilung aller“?
Als positives Beispiel bringt Herr Beck jetzt „Schwester Mechthild Thürmer“ ins Spiel. Das Verfahren gegen die Ordensfrau wegen Gewährung von „Kirchenasyl“, oder, juristisch gesprochen, „Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt“ in drei Fällen war gerade eingestellt worden.
[…] Sie bringt auf ihre Weise die Menschen, die in Not sind, an die Straße, also in die Öffentlichkeit. Sie hält den Blick auf Schicksale wach, die unfassbar hart und schmerzlich sind. Und sie leistet damit auf ihre Weise einen großen Dienst an unserer Gesellschaft, die gerne Menschen mit besonderer Not abdrängt und unsichtbar macht. Die Geflüchteten haben bei ihr eine zweite Chance erhalten.
Einige der wichtigsten Kritikpunkte zum Thema „Kirchenasyl“ hat ChatGPT parat:
- Rechtsstaatliche Bedenken: Ein Kritikpunkt gegenüber Kirchenasyl ist, dass es den rechtsstaatlichen Prinzipien widerspricht, da die Kirchen sich über Entscheidungen von Gerichten hinwegsetzen und das Asylrecht eigenständig auslegen.
- Missbrauch: Ein weiterer Kritikpunkt gegenüber Kirchenasyl ist, dass es missbraucht werden kann. Einige Personen könnten das Kirchenasyl als Möglichkeit nutzen, um eine Abschiebung zu vermeiden, obwohl sie kein Recht auf Asyl haben.
- Unklare Verantwortlichkeiten: Kirchenasyl führt auch zu unklaren Verantwortlichkeiten und kann dazu führen, dass sich verschiedene Akteure gegenseitig die Verantwortung zuschieben. Dies kann zu einem Mangel an Koordination und Transparenz führen, was die Effektivität des Asylverfahrens beeinträchtigt.
- Schlechte Integration: Kirchenasyl kann auch zu schlechter Integration beitragen, da die Betroffenen während ihrer Zeit im Kirchenasyl oft isoliert und von der Gesellschaft abgeschnitten sind. Dies kann dazu führen, dass sie Schwierigkeiten haben, sich in Deutschland einzuleben und sich langfristig zu integrieren.
- Konflikte mit staatlichen Behörden: Kirchenasyl kann auch zu Konflikten mit staatlichen Behörden führen, da die Kirchen in manchen Fällen gegen die Entscheidungen der Behörden handeln. Dies kann zu Spannungen zwischen den beiden Institutionen führen und das Vertrauen in den Rechtsstaat untergraben.
(Quelle: ChatGPT Feb 13 Version auf die Frage nach fünf Kritikpunkten am Kirchenasyl)
Hauptsache man muss sich nicht damit befassen?
Zum Abschluss unterstellt Herr Beck der Gesellschaft noch Desinteresse an der Not und am Schicksal der Menschen, die beim Versuch, nach Europa zu fliehen leiden oder sterben:
[…] Von den Hunderten und Tausenden, die auf der Flucht ertrinken oder auf andere Weise umkommen, spricht kaum jemand. Hauptsache man muss sich nicht damit befassen. Die Not wird zur Routine. Bloß nicht sehen und hören, was da an unseren Europäischen Grenzen passiert.
Das halte ich für eine höchst fragwürdige Verallgemeinerung. Über Vorfälle wie das von Herrn Beck angesprochene Bootsunglück mit mindestens 60 Toten vor einer Woche wurde in den Medien genauso berichet wie über das Thema allgemein.
Es sind politische Entscheidungen, von denen maßgeblich abhängt, „was da an unseren Europäischen Grenzen passiert“ oder nicht passiert.
Heile Gesellschaft?
Umso wichtiger ist es, die Not, manchmal auf die Straße zu tragen, sie sichtbar zu machen. Eine Gesellschaft, die das nicht aushält, ist ganz und gar nicht heil.
Wie gerade schon geschrieben (und auch leicht nachprüfbar), war und ist die Not der nach Europa flüchtenden Menschen sehr wohl sichtbar. Und die Gesellschaft scheint dies offenbar ganz problemlos auszuhalten.
Womit der Ansatz von Herrn Beck, das sei, es, was eine „heile“ Gesellschaft auszeichnen würde meines Erachtens in die genau gegensätzliche Richtung zur (vermutlich) eigentlich beabsichtigten Aussage führt.
Denn solange eine Gesellschaft (oder auch ein politisches Gremium) die Konfrontation mit dieser Not aushält, konkret: Solange sie in Kauf nimmt, dass jedes Jahr mehrere tausend Menschen (hier die jährlichen Schätzungen) im Mittelmeer beim Fluchtversuch ertrinken und dass hunderttausende Menschen vor den europäischen Außengrenzen unter katastrophalen Umständen auf eine Fluchtmöglichkeit warten, solange gibt es keinen Grund, irgendetwas dagegen zu unternehmen.
Wie umgehen mit dem Leid?
Das größere Problem sehe ich gerade darin, was Herr Beck als Symptom einer heilen Gesellschaft postuliert. Solange die Not von Menschen noch weit genug weg stattfindet, hält die Gesellschaft diese Not augenscheinlich sehr gut aus.
Wie also umgehen mit diesem Thema, von dessen Komplexität viele Leute vermutlich schlicht überfordert sind?
Wie zum Beispiel der Papst. Der die „Gottesmutter“ öffentlich darum bat, sie möge den Ersthelfern, die er als „Brüder und Schwestern“ bezeichnete helfen.
Tja, jeder tut, was er kann… Und wie anders sollte die katholische Kirche auch einen Beitrag leisten können, ohne das Multimilliarden-Vermögen antasten zu müssen…? Eben.
…und die Politik?
Laut diesem Artikel aus der Tageszeitung „Junge Welt“ plant das FDP-geführte Verkehrsministerium „offenbar schärfere Auflagen für private Seenotretter“:
Das Mittelmeer soll wohl Massengrab bleiben: Das von Volker Wissing (FDP) geführte Bundesverkehrsministerium will offenbar die Schiffssicherheitsverordnung so verschärfen, dass die Arbeit der Rettungsorganisationen erheblich behindert würde. Das ergaben Recherchen des ARD-Magazins »Monitor«, wie der WDR am Dienstag nach jW-Redaktionsschluss berichtete. Die Europäische Union kriminalisiere »schon seit Jahrzehnten Flucht«, erklärte Hasan Özbay von der Organisation »Seebrücke« dazu in einer Mitteilung vom Mittwoch. Erst am zurückliegenden Wochenende waren vor der kalabrischen Küste mehr als 60 Geflüchtete ertrunken, nachdem sie Schiffbruch erlitten hatten. Grund sei die von Özbay kritisierte Abschottungspolitik der EU.
(Kristian Stemmler via jungewelt.de, Ausgabe vom 02.03.2023: Abschottungspolitik – Rettung nicht erwünscht)
Auf EU-Ebene sieht der Plan laut wsws.org so aus:
Folgende Punkte wurden auf dem EU-Flüchtlingsgipfel beschlossen:
(Ela Maartens via wsws.org am 14.2.23: EU beschließt massive Verschärfung ihrer Flüchtlingspolitik)
- eine weitere Aufrüstung der EU-Grenzagentur Frontex, um die „Festung Europa“ noch stärker abzuschotten,
- die massenhafte Abschiebungen von Geflüchteten ohne dauerhaftes Bleiberecht,
- eine enge Zusammenarbeit mit den autoritären Regimen in den Herkunftsländern.
Das alles spricht dafür, dass die politische Priorität auf einer Verstärkung der Abschottung liegt.
Einen gesegneten Sonntag für Sie.“
Fazit
Die Flüchtlingsproblematik ist ein vielschichtiges und komplexes Thema. Eines, von dem abzusehen ist, dass es die Weltbevölkerung auch noch in Zukunft beschäftigen wird.
Wer da heute trotzdem noch auf göttliche Hilfe (Herrn Becks „gesegneter Sonntag“) oder auf gottesmütterliche Unterstützung (Papst Franziskus) vertraut, der zeigt damit, dass er nicht in der Lage oder willens ist, zwischen religiösem magisch-esoterischem Wunschdenken und irdischer Wirklichkeit zu unterscheiden. Keine Position, um anderen Menschen mangelndes Interesse oder mangelndes Mitgefühl zu unterstellen.
Wie die Weltbevölkerung in Zukunft mit Flüchtenden, Fluchtursachen oder auch mit Migration am besten umgehen sollte, lässt sich nicht in wenigen Sätzen abschließend beantworten.
Es ist auch hier Sache der Menschen, ethisch vertretbare Antworten zu finden und (hoffentlich) humanistischen Werten entsprechend zu handeln. Schließlich geht es um Menschen. Und nicht um Götter.
Wenn Herr Beck den Aspekt der Wunderheilung als göttliche Machtdemonstration sowieso weglässt, dann hätte er sich die gesamte Bibelstelle auch einfach gleich ganz sparen können. Nur hätte seine Verkündigung dann nicht den Zweck einer Kirchenwerbesendung erfüllt.
Umdefinierte Bibelstellen, Segnungen von Sonntagen oder Bittgebete (nicht mal päpstliche) sind da, um es höflich auszudrücken, wenig hilfreich.
Christentum und Inklusion? 😳? Ernsthaft, Herr Beck?
Die Geschichte Ihrer Religion ist die Geschichte der Diskriminierung von Andersgläubigen und Nichtgläubigen, Frauen, Homosexuellen und der Gewalt gegen sie alle. Ganz zu schweigen von den Gräueln der Sklaverei, die sehr lange als christliche Selbstverständlichkeit galt. Und wie war das noch mal bei der Landnahme im AT? Ich glaube, mich da an Völkermord zu erinnern. Und mit der Inklusion der Juden hatten die Christen es eigentlich auch nie so wirklich …
Aber das lässt sich garantiert alles weginterpretieren. Wozu gibt es Theologie?
Hier übrigens mein Podcast zum Thema Kirchenasyl; als Ergänzung zur KI: https://www.youtube.com/watch?v=A6dQymPNDPo
Schon komisch,
Im AT dürfen sich Menschen mit Krankheit oder Behinderung, obwohl vom „Allmächtigen“ so erschaffen, nicht dem Altar/Tabernakel nähern.
Im NT wurden sie nur zum Zweck vermeintlicher Wundertaten gebraucht…zumindest die paar Leutchen, die Jesus begegnen sollten, der Rest ist egal, der kann weg…
Dann faselt der Typ in seiner Impertinenz was von Inklusion aller Menschen…welch göttliche Liebe…
Zum Glück, Hodenkrebs sei Dank, hat der heilige BimBam offensichtlich beschlossen, dass ich mit nur einer Klöte keine Kirchen mehr besuchen darf!
Die Pfaffen können also entspannt aufatmen!
Und sollte mir Jesus begegnen, so hoffe ich doch, dass er noch beide Testikel hat, das erhöht im Gegenteil zu mir, die Trefferquote eines gezielten Tritts um ganze 50%!
Mann, oh Mann,
immer wieder dasselbe Ritual der berufsreligiösen Schönredner:
Stelle in der Bibel gesucht, Rosine gepickt und daraus geschlussfolgert:
Nehmt Euch ein Beispiel an der segensreichen, heilenden und ohne Unterlass Liebe verströmenden Christenheit, ihr Gottlosen!
Für den, der auch nur halbwegs seine sieben Sinne beisammen hat, kann über solch bemühte und dilettantische Deutungen von Bibelstellen nur immer wieder den Kopf schütteln.
Speziell in diesem aktuellen WzS ist es doch so, dass bei genauer Betrachtung der Bibelanekdote nichts anderes passiert, als was sich heutzutage noch in Lourdes, Kevelaer, Jasna Gora oder vergleichbaren Pilgerstätten abspielt, nur mit dem Unterschied, dass man heute dem Mummenschanz auf die Finger schauen kann und daher die Erfolgsquote beim Wunderheilen doch recht bescheiden ausfällt.
Wie man aber darauf kommen kann, das sowas mit Inklusion, Integration oder auch nur mit einer Absicht zur Sensibilisierung der Gesellschaft für die Lage von Kranken, Behinderten oder Flüchtlingen zu tun haben könnte, erschliesst sich mir nicht. Da wäre ja jedes städtische Krankenhaus erfolgreicher.
Was man unter christlicher Barmherzigkeit und Empathie für Benachteiligte und Kranke zu verstehen hat, weiss man spätestens seit dem segensreichen Wirken einer Mutter Teresa. 😉
Offenbar als ökumenische Unterstützung für den Kirchentag in Nürnberg scheint der katholische Pastoraltheologe Beck sein Wort zum Sonntag zu nutzen. „Schaut hin“ ist bekanntlich das Motto dieses millionenteuren Events.
Offenbar kann auch die „künstliche“ Intelligenz der ChatGPT klarer formulieren als die „theologische“ Intelligenz der Kirchenfürsten.
Ich muss den Heilsplan Gottes für mich zum besseren Verständnis kurz zusammenfassen: Gott schöpfert also auf der ganzen Welt Blinde und Lahme, damit der Jesus bei ein paar wenigen in Palästina vorbeikommen kann, um mit ihrer Heilung seine göttliche Herkunft zu beweisen (Joh 9, 1-3 MENG) Später dürfen auch Petrus und seine Kumpane in der Umgebung von Jerusalem ähnliches vollbringen. Damit das funktioniert, müssen Verwandte und Bekannte die Leidenden auf die Straße, in die Sonne (!) legen, damit der Schatten des Petrus über sie fällt. Wenn sie Pech haben, kriegen sie aber nur einen Sonnenbrand auf der Nase. Üblicherweise ist man in den heißeren Gegenden dieser Welt eher froh, wenn man in einem relativ kühlen Zimmer bleiben kann. Üblicherweise ist man als Kranker auch froh, wenn man nicht auf dem Flur eines Krankenhauses oder gar auf der Straße ausgestellt wird.
Nein, ich schaue nicht hin, wenn jemand leidet und ich nicht helfen kann. Leute, die das tun, nennt man üblicherweise Gaffer. Zum Glück wird das jetzt durch die StVO geahndet, und zum Glück zeigen seriöse Nachrichten entsprechende Bilder nicht. Aber ich habe genug Phantasie um mir das Leid in der Ukraine und im Mittelmeer vorzustellen; das dreht mir den Magen um. Ich halte es nicht aus, da dauernd hinzuschauen. Und überhaupt: wer schaut und schaute denn auf die zig-tausend Kinder, die abseits der populären Krisen jeden Tag sowieso verhungern und verhungerten ? Mit entsprechenden Verlautbarungen wie der unsäglichen „Pillenenzyklika“ sorgen die Kirchenfürsten dafür, dass das immer mehr werden. Klar wird man sagen, das ist so eine Art transzendentes Hinschauen. Aber um das gemeinsam tun zu können werden hunderte Millionen Euro für Kirchentage und Weltjugendtage ausgegeben. Reale Euro ! Reale Ressourcen werden dafür verschwendet.
Und was ist unsere „Gesellschaft“ doch so schlecht, soo schlecht. Aber sie ist doch „christlich“ geprägt, wie einige unserer „Volks“-Vertreter nicht müde werden zu betonen und wie es mit dem Söder-Kreuz in den bayerischen Amtszimmern demonstriert wird !
Hauptsache man schaut und schaut, und man betet und betet. Für viel Geld in der Gemeinschaft der Gläubigen. Da kann man sich besonders edel und gut fühlen. Und dann kommt für ein paar Millionen extra noch der „Heilige Vater“ eingeflogen. Der sagt aber, dass man durch Beten den Heilsplan Gottes sowieso nicht ändern kann; und der sieht nunmal Flüchtlinge und Krieg und Erdbeben vor ! DEIN Wille Geschehe !. Vielleicht kommt in Lissabon ja sogar die Jungfrau Maria vorbei, auf dem Weg nach Fatima. Und die Sonne wird wieder mal angehalten und Schreckliches prophezeit. Da kann man dann schauen und staunen und glücklich sein, dass einem der Liebe Gott so viele schöne Aufgaben stellt, mit denen man sich im Idealfall die Heiligsprechung verdienen kann.
PS: laut kathweb-Lexikon ist
Pastoraltheologie
Als Pastoraltheologie wird eine Teildisziplin der praktischen Theologie bezeichnet, welche sich mit der seelsorglichen (pastorale) Begleitung und Betreuung im Hinblick auf die drei kirchlichen Grundvollzüge von Zeugnis, Diakonie und Liturgie befasst.
Also wohlgemerkt: da geht es nicht um die Ausübung dieser Aufgaben sondern um deren „pastorale“ Begleitung und Betreuung. D.h. darum, anderen zu sagen, wie sie das alles machen sollen.
Jawoll Herr Beck, Sie und die Bibel haben vollkommen Recht. Blinde, Lahme, Kranke und Flüchtlinge auf die Straße, ins Licht!
🤔🤔🤔 Halt Halt, Herr Beck, Sie haben tausende vergewaltige Kinder vergessen! Auf die Straße und ins Licht mit ihnen!
Diese bedauerlichen Einzelfälle sind Ihnen wahrscheinlich versehentlich entfallen, deshalb hole ich das für Sie hiermit nach.
Jetzt mach ich noch eine Zugabe:
Die Peiniger dieser gequälten Kinder, auf die Straße und ins Licht mit ihnen, damit der Schatten von Polizeiuniformen auf sie fällt!
Na Herr Beck, sind Sie noch da? Gehen Sie noch mit?
🤢🤮 Mit einer simplen „Haltet den Dieb“ Parole wollen Sie Schäfchen für Ihren sinnbefreiten Märchenglauben aus der Bronzezeit gewinnen?
Beck debunked!