Das Geheimnis der drei Tage – Das Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 7 Min.

Das Geheimnis der drei Tage – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Anke Prumbaum, veröffentlicht am 8.4.23 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Mit dem Schicksal eines Frühchens erzeugt Frau Prumbaum heute Empathie und positive Emotionen, die sie dann zur Glaubensreklame nutzt.

Wieder die drei!

Zum Einstieg bedient sich Frau Prumbaum am Schicksal eines Frühchens aus der Klinik, in der sie als Seelsorgerin tätig ist. Das kleine Mädchen musste erst drei Tage stabil sein, um schließlich aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen werden zu können.

Über die triviale Erkenntnis, dass sich drei Tage je nach Situation mal sehr kurz und auch mal endlos lang anfühlen können, kommt Frau Prumbaum ohne weitere Umschweife zum religiösen Teil ihrer Verkündigung:

[…] Drei Tage sagt auch das alte Glaubensbekenntnis der Kirche. Am dritten Tage auferstanden von den Toten. Wieder die drei. Karfreitag – Karsamstag – Ostersonntag. In drei Tagen kann ganz viel passieren. Und auch ganz wenig.

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Das Geheimnis der drei Tage – Wort zum Sonntag, verkündigt von Anke Prumbaum, veröffentlicht am 8.4.23 von ARD/daserste.de)

Hund, Katze, Maus! Lirum Larum Löffelstil! Pi Pa Po! Abra, Kadabra, Simsalabim! Immer wieder die drei! Das kann doch kein Zufall sein!

Ist es auch nicht. Alle möglichen Zahlen haben in allen möglichen Mythologien alle möglichen Bedeutungen.

Und es gibt – nicht nur in der religiösen Esoterik – Menschen, die anderen Menschen vorgaukeln, dass sie die diversen angeblichen Zahlencodes dank ihres streng geheimen Geheimwissens durchschauen und deuten können würden.

Medizinische Erkenntnis vs. Biblische Zahlenspielereien

Die Festlegung, dass ein Frühchen erst drei Tage stabil und somit „alarmfrei“ sein muss, um die Klinik verlassen zu können, beruht auf medizinischer Erkenntnis.

Gewonnen von Menschen, die sich nicht damit abfinden wollten, den früher noch sehr häufig auftretenden Kindstod als gottgegebenes Schicksal hinzunehmen, wie die Priesterkaste es behauptete und forderte. Zu einer Zeit, in der man als einzige Maßnahme höchstens noch versuchte, das Kind mit niemals erhörten Bittgebeten und bizarren Taufritualen vor der ewigen Höllenqual zu bewahren, die ihm laut ihrer Religion bevorstand, wenn es ungetauft starb.

Bei der biblischen Auferstehungslegende ist die Dauer von drei Tagen einfach nur ein alt bekanntes sprachliches Stilmittel.

Drei Tage. Manches geht halt nicht so schnell. Wär vielleicht schön, wäre angenehmer, hoppdiwopp, Tod, Leben, schnell das Schwere hinter mir lassen. Aber so ist es oft nicht. Es dauert.

Dünnes Eis, Frau Prumbaum. Stichwort: §217 StGB. Sie mögen freilich alles Sie betreffende Schwere so lange geduldig erleiden, wie Sie es für sich selbst für richtig halten. Zum Beispiel, wenn Sie die Begegnung mit Ihrem Schöpfer aus irgendwelchen Gründen vielleicht noch ein wenig hinauszögern möchten oder müssen. Weil es ja vielleicht doch noch nicht ganz gereicht haben könnte. Trotz des Berufes…

…was mich echt immer aufregt

Dafür ist der Karsamstag da. Heute. Karsamstag ist nicht Ostersamstag, auch wenn man das in schöner Regelmäßigkeit in Zeitungen und in Fernsehprogrammen lesen kann, was mich echt immer aufregt, weil ich es wichtig finde, heute den Karsamstag zu begehen. Es ist der Tag in der Mitte.

Quelle: Netzfund

Diese echte Aufregung kann ich sehr gut nachvollziehen. Hätte Jesus den Riesenkürbis nicht besiegt, wäre wohl keiner von uns heute hier!

Das erinnert mich an einen aktuellen Beitrag aus der hiesigen Lokalpresse. In dem sich der stellvertretende Redaktionsleiter darüber aufregt, dass der Bedeutungsverlust schon so weit fortgeschritten ist, dass sich Leute mit lustigen Memes in den sozialen Medien schon einen „Frohen Karfreitag“ wünschen. Und das, obwohl er an diesem Tag doch seiner Christenpflicht nachkommen und ungestört tiefste Trauer zelebrieren möchte.

Ob „Ostersamstag“ oder „Froher Karfreitag“: Eine Ignoranz, wie sie die Christen sonst für gewöhnlich und ganz selbstverständlich anderen Weltanschauungen gegenüber an den Tag legen, scheint sie selbst hier tief zu treffen.

Umso erfreulicher, dass sich auch hier der allgemeine Bedeutungsverlust zeigt, den religiöser Glaube gerade in weiten Teilen erfährt. Zumindest hierzulande und im Mainstream der „Großkirchen“.

Ostern. Leben. Fülle. Alles gut.

Mittendrin und es ist noch nicht da, was wir so herbeisehnen und die Welt auch braucht: Ostern. Leben. Fülle. Alles gut. Nein, noch nicht. Dieser Weg vom Karfreitag bis Ostern dauert drei Tage, und die braucht er auch.

Diese Climax braucht er vor allem deswegen, damit auch das einfältigste aller Schäfchen versteht: Der war drei Tage tot, also muss er wirklich tot gewesen sein.

Nicht nur in der Literatur werden gerne mal kleine Pausen eingefügt, um die Spannung zu steigern und um so das anschließende Ergebnis aufzuwerten. Jeder, der zum Beispiel mal ein DSDS-Finale mitverfolgt hat weiß, wie einfach dieser Trick funktioniert.

Jesus: Volles Programm beim Trip ins Jenseits

Und schließlich hatte der gerade frisch gestorbene Jesus ja auch ein volles Programm bei seinem Wochenend-Jenseitstrip zu bewältigen:

Die Christen gedenken am Karsamstag, dem Tag der Grabesruhe Jesu Christi, seines Abstiegs in die Unterwelt, bei dem er nach seiner Kreuzigung die Seelen der Gerechten seit Adam aus dem Limbus patrum befreit habe.

(Quelle: Wikipedia)

Hätten Sie’s gewusst? Ich hatte jedenfalls von dieser ja wirklich bemerkenswerten und sicher auch für einen gerade toten Halbgott nicht eben mal en passante durchführbare Befreiungsaktion im christlichen Mainstream bis heute noch niemals auch nur ein Wort gehört.

So detailliert mag man die Absurditäten des biblischen Legendenschatzes heute vermutlich nicht mehr verkündigen. Da genügen dann einfach ein paar „Rote Heringe„: Sinn- und zusammenhanglos hingeworfene Brocken wie „Ostern. Leben. Fülle. Alles gut.“

Besser kann man die Lächerlichkeit und Inhaltsleere des Kernstückes der christlichen Verkündigung nicht auf den Punkt bringen.

Kein Wort also darüber, was Jesus in der Unterwelt getrieben hat, ob er auch Neandertaler-Seelen gerettet hatte oder erst ab Homo sapiens, was mit ihrer Begriffs-Ansammlung konkret gemeint sein soll und worin der Zusammenhang zur biblisch-christlichen Mythologie bestehen soll.

Ich vermute, dass es Frau Prumbaum & Co. sicher schon längst gedämmert sein dürfte: Solchen Unsinn kann man dem Publikum heute nicht mehr zumuten, wenn man auch noch irgendwie ernst genommen werden und sich nicht selbst der Lächerlichkeit preisgeben möchte.

…doch er fand den Schalter nicht

Frau Prumbaum verrät nun, dass sie ihren jährlichen Ostergottesdienst von Samstagnacht auf Sonntagmorgen verlegt hat. Um so den dreitägigen Spannungsbogen einzuhalten. Und weil sich die Morgendämmerung so schön für die Osterzeremonie instrumentalisieren lässt:

Zu erleben, dass das Licht wiederkommt. Das ist Ostern. Wunderschön. Ein Gottesgeschenk.

„Wunderschön“ kann eine Morgendämmerung bestimmt sein. Wobei Menschen, die nicht an „Wunder“ glauben, wohl eher Beschreibungen wie „ergreifend“, „bewegend“ oder „stimmungsvoll“ verwenden dürften.

Ein Gottesgeschenk ist sie aber nicht:

Wir wissen heute, warum es jeden Morgen hell wird

Dass es morgens hell wird geschieht aufgrund der Rotation der Erde um ihre eigene Achse, wodurch sich die Position der Erde in Bezug auf die Sonne ändert. Die genaue Zeitpunkt der Morgendämmerung hängt von der geographischen Lage und von der Jahreszeit ab.

Hätte man eigentlich wissen können, statt von „Gottesgeschenk“ zu sprechen, wie die Menschen zu der Zeit, in der man es tatsächlich noch nicht besser wusste…

Die Annahme, dass die Morgendämmerung der Großzügigkeit eines Gottes (und dann auch noch ausgerechnet des Gottes aus der biblisch-christlichen Mythologie, also das genaue Gegenteil von Großzügigkeit!) zu verdanken wäre ist nicht plausibel, nicht erforderlich und kann aufgrund der besseren naturwissenschaftlichen Erklärung verworfen werden.

Aber das fliegt nicht rein und dreht alles Leid im Nullkommanix. Es kommt in die Stille, in die Schwere und in die Traurigkeit. Da wo nichts passiert, wo alles gescheitert ist.

Klar: Man sollte sich immer noch ein bisschen Luft nach oben bzw. einen zeitlichen Puffer bewahren, wenn der liebe Gott mal wieder länger braucht als erbeten…

Jesus ist tot. Karfreitag. Jesus liegt im Grab. Karsamstag. Sonst nichts. Ende. Kein Osterfeuer. Pause. Muss ich aushalten.

Ein Drei-Tage-Weg. Am dritten Tag wird es erst hell. Ostermorgen. Das Grab ist leer. Jesus ist auferstanden.

Auch am Freitag war es morgens hell geworden. Und auch am Samstag.

Drei Tage Dunkelheit gibts in der biblischen Mythologie auch, aber an einer ganz anderen Stelle und in anderem Zusammenhang (2. Mose 10, 21-23).

Und sollte Frau Prumbaum sich mit ihren gestammelten Wortfetzen auf die Perspektive des toten Jesus beziehen: Wenn der tatsächlich tot war, dann musste der auch keine Dunkelheit oder sonst irgendwas aushalten. Denn die Voraussetzung dafür wäre ja gewesen, nicht tot zu sein.

Eine Sinn wahrende bzw. wenigstens inhaltlich korrekte Widergabe ihrer „Heiligen Schrift“ scheint Frau Prumbaum mindestens genauso egal zu sein wie eine Kompatibilität ihrer Behauptungen mit der irdischen Realität.

Solcher Unsinn macht es nicht gerade leichter, religiösen Verkündern, frei nach Georg Kreisler, „ihr Geschwätz zu verzeihen.“

Worum gehts denn eigentlich überhaupt?

Leider verrät Frau Prumbaum vor lauter Drei-Tage-Palaver auch diesmal wieder nicht, was die von der biblischen Mythologie behauptete Auferstehung denn nun eigentlich konkret so unfassbar Tolles bewirkt haben soll. Oder wenigstens: Irgendeine Folge dieses Ereignisses.

Und ich meine hier nicht die mythomotorischen Auswirkungen, wie sie zum Beispiel in der 10bändigen Kriminalgeschichte des Christentums dokumentiert sind.

Ich meine die von Frau Prumbaum verschwiegenen, aber ja wohl doch angenommenen, oder genauer: geglaubten Folgen der angeblichen Auferstehung an sich.

Irgendetwas muss es da ja geben. Etwas, das sich von einer rein menschlichen Fiktion und Einbildung unterscheiden lässt. Denn andernfalls wäre die Grundlage des ganzen Heilsversprechens ja nichts weiter als genau das: Ein menschliches Hirngespinst. Eine Menschengemachte Fiktion, verbunden mit der Illusion, es handle sich um etwas Tatsächliches.

Welchen Unterschied würde es machen, wenn die Auferstehungsgeschichte nur eine Legende (oder umgekehrt: ein tatsächliches Ereignis) gewesen wäre? Und zwar einerseits faktisch – und andererseits aus der Perspektive von Gläubigen, innerhalb der biblisch-christlichen Binnenlogik.

Eine echte Menschengeschichte!

Lea hat es übrigens hinbekommen. Eine echte Ostergeschichte! Nach drei Tagen ohne Alarm ist sie mit ihren Eltern nach Hause gegangen. Ins Leben.

Nein, Frau Prumbaum. Ihre Geschichte vom Frühchen Lea ist eine menschliche Geschichte.

Und eine Geschichte von der erstaunlichen Leistungsfähigkeit moderner Medizin. Egal, ob sie sich tatsächlich ereignet hat oder nicht: Sie ist zumindest plausibel.

Ihre Ostergeschichte hingegen ist einfach nur eine weitere Version eines Auferstehungsmythos, wie sie schon vor dessen Entstehung in zahllosen Religionen, teilweise auch praktisch identisch ausgedacht, aber auch immer wieder adaptiert und an die jeweils geglaubte Götterwelt angepasst festgeschrieben und tradiert worden waren.

Was ist denn da jetzt konkret so unvorstellbar toll…!?

Das Paradoxe in der christlichen Lehre - Quelle: KEVINFRANK.NET

Sollte tatsächlich ein Mensch gelebt haben, dessen Biographie als Vorlage für die Erfindung des biblischen Gottessohnes verwendet wurde, dann hatte es sich dabei um einen Menschen gehandelt. Und der ist nicht wieder auferstanden, wenn er tot war. Sollte er doch wieder „auferstanden“ sein, dann war er noch nicht tot. So banal, so einleuchtend.

Alle anderen Optionen können und sollten wir auch in der biblisch-christlichen Mythologie genauso sicher der menschlichen Phantasie zuordnen, wie das sogar auch Christen tun – natürlich nur, solange es nicht um ihr eigenes biblisch-christliches Glaubenskonstrukt geht.

Was um alles in der Welt ist daran so nur schwer zu begreifen und zu akzeptieren? Und umgekehrt: Was um alles in der Welt ist am biblischen Auferstehungsmythos so dermaßen verlockend, dass Christen es zum ultivmativen Dreh- und Angelpunkt ihres Glaubens machen und bereit sind, dafür jegliche Vernunft und intellektuelle Redlichkeit über Bord zu werfen?

Was auch immer die Gründe sein mögen – von Frau Prumbaum erfahren wir dazu heute nichts. Außer den oben schon zitierten sinn- und zusammenhanglos hingeworfenen Brocken „Ostern. Leben. Fülle. Alles gut.“ Wenns ja wenigstens noch einen (oder drei) Eierkuchen dazu gäbe…

Fazit

Das „Geheimnis der drei Tage“ aus der Überschrift konnten wir problemlos lüften: Diese drei Tage dienen der Spannungssteigerung und sollen außerdem Zweifel ausräumen, Jesus sei vielleicht gar nicht wirklich tot gewesen.

Frau Prumbaum vermischt heute wiedermal irdische Realität und religiöse Wunsch- (bzw. Wahn-)vorstellung, um auf Kosten eines (vermutlich) realen menschlichen Schicksals Reklame für das Glaubenskonstrukt zu machen, mit dessen Verbreitung Sie Ihr Geld verdient.

Das finde ich lächerlich und verachtenswert zugleich.

Lächerlich, weil die Bedeutung des Ostergeschehens offenbar so absurd ist, dass Frau Prumbaum lieber kein konkretes Wort darüber verliert und es bei einer diffusen Freude über irgendetwas belässt, das sie offenbar für außerordentlich erfreulich hält und offenbar in irgendeinem ursächlichen Zusammenhang mit ihrer Mythologie wähnt.

Und verachtenswert, weil sie dafür das (wahrscheinlich reale) Schicksal (zum Glück mit gutem Ausgang) eines kleinen Kindes instrumentalisiert, um damit Empathie und positive Emotionen zu triggern, die dann aber ihrem Glaubenskonstrukt zugute kommen sollen. Weil das mit der Kreuzigung ja schließlich auch drei Tage gedauert hatte. Wieder die drei.

Und ich wünsche Ihnen jetzt für morgen: gesegnete Ostern!

Frau Prumbaum, Sie können sich Ihre Segnungen getrost sparen – Dr. Andreas Edmüller persönlich hat nachweislich bereits für alle Zukunft und auch rückwirkend alles überkonfessionell gesegnet was es gibt und was man sich nur vorstellen kann – und alles andere auch!

Das glauben Sie nicht? So geht es mir mit der Wirkung Ihres Segens auch…

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16 Gedanken zu „Das Geheimnis der drei Tage – Das Wort zum Wort zum Sonntag“

  1. Im Limbus Patrum werden bzw. wurden die Seelen derer aufbewahrt, die gottesfürchtig waren (Adam, Eva, Abraham, Propheten etc.), aber Jesus (!) nicht kannten. Die theologischen Experten sind sich einig, dass damit der Verlust der Gottesschau verbunden war: Strafe muss sein … ohne Jesus geht da nix. Klingt plausibel: Was sonst wäre von einem wie Jahwe zu erwarten?

    Die Theologen sind sich allerdings uneinig, ob zusätzliche, milde Strafen oder Gefühle der Glückseligkeit mit diesem Aufenthalt einhergingen. Fun fact: Bis heute konnte man sich nicht einigen, was im mittlerweile leeren Limbus Patrum genau vorging. Kaum zu glauben …

    Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich seit vielen Jahren argumentiere, die Theologie habe an der Universität nichts verloren?

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    • „Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich seit vielen Jahren argumentiere, die Theologie habe an der Universität nichts verloren?“

      – Argumente für diese Forderung liefern die Verkünder jedenfalls mehr als genug…

      Antworten
  2. Poetischer Realismus von Heinrich Heine in Betreff des Phänomens der Erdrotation:

    „Das Fräulein stand am Meere
    und seufzte lang und bang,
    es rührte sie so sehre der Sonnenuntergang.

    Mein Fräulein! Sei`n sie munter,
    das ist ein altes Stück;
    hier vorne geht sie unter
    und kehrt von hinten zurück.“

    Ich gehe mal davon aus, dass Heine nicht zur bevorzugten Lektüre von Frau Prumbaum gehört.

    Konfrontiert mit solch despektierlichen Äusserungen über Gottes wundersame Schöpfung würde ihre zur Schau gestellte Freundlichkeit ruck-zuck in feindselige Entrüstung oder überhebliche Verachtung umschlagen lassen.
    Denn wer religiöser Zahlenmystik huldigt und die Auferstehung Jesu von den Toten für bare Münze nimmt, kann schlechterdings mit Naturwissenschaft nicht viel am Hut haben oder verkauft uns Zuhörer wider besseres Wissen für dumm.
    Letzteres nennt man gemeinhin Scharlatanerie.

    Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man das WzS glatt für eine Satire-Sendung halten.

    Ich grüble übrigens darüber nach, ob Jesus nach der Auferstehung einen Drei-Tage-Bart hatte.
    Wer kann mir weiterhelfen?

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    • Mmh, interssante Frage. Wenn ihn die Römer als Folterung – soll ja damals mit glühenden Kohlen gemacht worden sein – nicht rasiert haben, sollte es mindestens ein Vier-Tage-Bart sein. Nach dem berühmten Gemälde von Leonardo da Vinci hatte er am Gründonnersag allerdings noch einen Vollbart. Nach anderen zuverlässigen Portraits hatte er den auch noch am Kreuz. Und laut Kinderbibel hatte er den auch noch in Emmaus. Also es spricht alles für einen Vollbart 🙂

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  3. Dazu kommt noch der kleine Zeitberechnungs-Fehler in der Geschichte. Von Freitag nachmittag, ca. 15:00 Ortszeit (Todeszeitpunkt des Jesus laut Bibel „um die neunte Stunde“) bis Sonntag deutlich vor Sonnenaufgang (ca. 06:15 um diese Jahreszeit in Jerusalem, „kommt Maria Magdalena früh, als es noch finster war, zum Grab“ ) sind es bei mir maximal 39 Stunden und damit nur gut 1,5 Tage. Also deutlich weniger als die 3 Tage = 3 * 24 Stunden = 72 Stunden

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  4. „und kehrt von hinten zurück.“
    Ich stolpere zwar etwas über das Versmaß dieser letzten Zeile, aber ansonsten finde ich das Gedicht sehr passend. Ja, auch ER wird schon wieder auferstehen, das Stehaufmännchen.

    Ansonsten fällt die Heilige Dreifaltig nie so augenfällig auseinander wie in der sogenannten Leidensgeschichte.
    Der Heilige Geist hat zwar vor ca. 30 Jahren die Jungfrau Maria überschattet und damit das Ganze ausgelöst, aber jetzt ist er vollständig aus dem storyboard verschwunden. Aber wie Jesuitenpater und Theologe Hans Waldenfels richtig bemerkte (die mangelnde Entscheidungsfreude des Papstes kritisierend): „Doch man kann NICHT auf den Heiligen Geist warten und das als Ausrede nutzen, um keine Entscheidungen zu treffen.“
    Der Vater will mit seinem Sohn anscheinend nichts mehr zu tun haben, denn offenbar hat er ihn verlassen, und sein Sohn fragt sich am Kreuz hängend: WARUM ?
    Der Sohn sieht seinen Vater nur noch als Oberbefehlshaber, dem er in Nibelungentreue zu gehorchen hat.

    Zahlenmystik ist zwar in allen Religionen als primitives Argument sehr beliebt, aber wie man in diesem Zusammenhang auf die Zahl 3 kommt, will mir nicht einleuchten.
    Wenn man die Zahl der wichtigen Tage für die ganze Story zugrunde legt, dann komme ich auf 4 Tage: der Gründonnerstag gehört da unbedingt dazu; an ihm wurde ja angeblich das Abendmahl eingesetzt, durch das Jesus heute noch viel gegenwärtiger wird als er es ohnehin schon ist.
    Wenn man die Zeitdauer seines Quasi-Todes betrachtet, komme ich auf roundabout 1 ½ bis 2 Tage: Karfreitag ca. 15:00 bis Ostersonntag ca. ganz früh am Morgen.

    Überhaupt zum Thema Gründonnerstag. Da fallen einem doch etliche Ungereimtheiten auf wie z.B.:
    – Wieso hat es denn eigentlich einen „Verräter“, den inzwischen sprichwörtlichen Judas, gebraucht ? Soll man glauben, die Hohenpriester hätten nicht gewusst, wo der Ölberg ist ? Und dass der Tierquäler vom letzten Sonntag sich mit seiner Bande dort aufhält ? Und dass man ihren Anführer mit Kuss identifizieren müsste ? Wer soll das glauben ? Und was wirft das für ein Licht auf den Anführer ?
    – Petrus haut dem Malchus ein Ohr ab, heißt es lapidar ? Da müsste Petrus aber ein herausragender Meister der Schwertkunst gewesen sein, ihn nicht auch in die Schulter zu hacken. Wahrscheinlicher wäre das Drehbuch, wenn er dem Malchus den Schädel spalten wollte, aber nicht richtig getroffen hat.
    (Da fragt man sich auch, warum der Nachfolger Petri derart gegen Waffen wettert. Diejenigen seiner Vorgänger, die sich noch selbst das Schwert umgürteten und es auch benutzten, standen da wohl treuer in der Tradition dessen, dessen Stuhl sie geerbt haben.)
    – in diesem Zusammenhang ist auch sehr bemerkenswert, was NICHT passiert: die „Häscher“ hauen den Petrus NICHT in Stücke. Ich ziehe den Hut vor soviel Disziplin. Das erwartet man von heutigen Polizeibeamten; in Rechtsstaaten jedenfalls.
    – ebenfalls bemerkenswert, dass, jedenfalls nach dreien der vier Evangelisten, Jesus sich NICHT um das Ohr des Malchus kümmert. Erst dem erfindungsreichen Johannes fällt auf, dass das ziemlich. ziemlich schofelig vom Sohn Gottes gewesen wäre und lässt IHN das Ohr wieder anpappen. Ein ansonsten bis heute einmaliges Wunder.

    Den folgenden Passus schlage ich für den Ratzinger-Preis vor (Preis für Schwurbelei und Hirngespinste):
    „Aber das fliegt nicht rein und dreht alles Leid im Nullkommanix. Es kommt in die Stille, in die Schwere und in die Traurigkeit. Da wo nichts passiert, wo alles gescheitert ist.“
    Starke Konkurrenz findet sich in der Osterbotschaft des Papstes:
    „ Es ist Ostern, Pascha, was „Übergang“ bedeutet, denn in Jesus hat sich der entscheidende Übergang der Menschheit vollzogen: vom Tod zum Leben, von der Sünde zur Gnade, von der Angst zum Vertrauen, von der Verlassenheit zur Gemeinschaft. In ihm, dem Herrn über die Zeit und die Geschichte, möchte ich allen mit von Freude erfülltem Herzen sagen: Frohe Ostern“

    Für Heiterkeit ist jedenfalls gesorgt.

    Zum Schluss aber noch was Ernstes, etwas was mich immer wieder empört; wie ein einzelnes positives Ereignis quasi als Beweis einer UNENDLICHEN Güte Gottes herangezogen wird und der erschütternde Background vollkommen vernachlässigt wird: die Geschichte der kleinen Lea.
    Diese gar nicht mystischen DREI Tage sind ja wohl notwendig, weil in dieser Zeit noch Schreckliches mit dem Frühchen passieren kann. Dafür aber kann der „Herr über die Zeit und die Geschichte, der alles so herrlich regieret“ NATÜRLICH NICHT zur Verantwortung geszogen werden. Da sei Gott vor !!!

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    • Genauso ging es mir auch, als ich das Gedicht zum ersten mal gelesen habe.
      Gute Rezitatoren – wie z. B. Lutz Görner – kriegen das aber ganz passabel glatt gebügelt.

      Im Übrigen: Es ist zwar eine herkulische Aufgabe, aber es wäre doch sehr verdienstvoll, wenn sich mal jemand die Mühe machte, sämtliche Ungereimtheiten und rein logischen Fehler und inneren Widersprüche nur anhand des Bibeltextes – so in der Art, wie Sie es jetzt mit dem kleinen Ausschnitt aus der Passionsgeschichte exemplarisch vorgelegt haben –
      von Adam und Eva bis zur Offenbarung des Johannes digital oder in Papierform aufzulisten und zu veröffentlichen. Das offensichtlich Märchenhafte könnte man dabei sogar unkommentiert lassen und hätte trotzdem noch massenhaft Material zur Verfügung.

      Als Beispiel fällt mir da ein, dass durch die Sintflut ja eigentlich alle Lebewesen, die Gott geschaffen hatte, vernichtet werden sollten – ausser den Insassen der Arche natürlich. Anscheinend hat Gott aber die Meerestiere vergessen. Die kriegt man ja auch schlecht durch eine Flut kaputt. Mir ist auch nicht bekannt, dass Noah ein Aquarium an Bord hatte.

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    • Muss mich korrigieren: nicht bei John wird berichtet, dass Jesus das Ohr wieder anpäppt, sondern bei Luke:
      Lk 22,49 Als seine Begleiter merkten, was bevorstand, fragten sie: Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen? 50 Und einer von ihnen schlug auf den Diener des Hohepriesters ein und hieb ihm das rechte Ohr ab. 51 Da sagte Jesus: Lasst es! Nicht weiter! Und er berührte das Ohr und heilte den Mann.

      Offenbar waren auch mehrere wenn nicht alle „Begleiter“ Jesu mit Schwertern bewaffnet.

      Ganz interessant, in 4 Tabs den Bibleserver aufzurufen, und die 4 Versionen der „Leidensgeschichte“ miteinander zu vergleichen. Da passt nichts zusammen !

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