Magdalena Kiess: Keine Eselei – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Magdalena Kiess, veröffentlicht am 12.4.25 von ARD/daserste.de
Darum geht es
Eselei am Abend: Frau Kiess befeuert heute die Legende von der christlichen Moral nicht mit Bull-, sondern mit Donkeyshit.Eselei zum Palmsonntag
Der inhaltliche Gehalt der heutigen Sendung lässt sich wieder mal in wenigen Worten zusammenfassen:
- Der liebe Gott (gemeint ist der aus der biblisch-christlichen Mythologie) steht auf Bescheidenheit.
- In der fiktiven bzw. abgekupferten Biografie seines irdischen Stiefsohns spielen Esel eine tragende Rolle.
- Die Sturheit eines Esels ist in Wirklichkeit „unterscheidende Klugheit“, die auch Jesus auszeichnet.
- Der „Palmsonntag“ sei somit ein Appell, einen moralischen Kompass zu entwickeln – Zitat: „energisch wie Jesus oder still und bedacht wie die Eselin.“
Dem biblischen Esel hatte auch Stadtpfarrer Buß aus Fulda schon mal einen ähnlich hohlen „Impuls“ gewidmet, deshalb genügt im Großen und Ganzen ein Verweis auf den zugehörigen Beitrag.
WERTE – welche Werte?
[…] Jesus – verkörperte DIESELBE Weisheit der Unterscheidung. Er sagte „JA“ zu seinem Auftrag und entschieden „Nein“ zu erstarrten religiösen Vorschriften. Er brachte eine Revolution – aber durch WERTE.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Magdalena Kiess: Keine Eselei – Wort zum Sonntag, verkündigt von Magdalena Kiess, veröffentlicht am 12.4.25 von ARD/daserste.de)
Daran, dass es sich bei der christlichen Moral um eine Legende handelt, ändert sich weder durch stupides Wiederholen, noch durch Versalien-WERTE etwas.
Jesus war, sollte er gelebt haben, Anführer einer jüdischen Weltuntergangssekte für Arme.
Und die Werte, die der biblisch-literarischen Kunstfigur des Gottessohns Jesus Christus in den Mund gelegt worden waren, sind größtenteils, wie auch seine restliche Biographie, entweder von den Mythen anderer „Gottessöhne“ abgekupfert – oder nach heutigen Standards bei Licht betrachtet moralisch höchst fragwürdig bis verwerflich. Von wegen Revolution, von wegen WERTE.
Die Legende von der christlichen Moral
Für den Teil der geschätzten Leserschaft, die AWQ.DE schon länger verfolgen (einmal mehr meinen herzlichen Dank an dieser Stelle an alle Stammleser!) ist klar, dass an dieser Stelle diese beiden Buchtipps nicht fehlen dürfen:
- Andreas Edmüller: Die Legende von der christlichen Moral – Warum das Christentum moralisch orientierungslos ist
- Heinz-Werner Kubitza: Jesus ohne Kitsch – Irrtümer und Widersprüche eines Gottessohns
Wer nach der Lektüre dieser beiden Bücher immer noch behauptet, die biblisch-christliche im Allgemeinen und die Gottessohnlegende im Besonderen sei eine wertvolle, brauchbare, gar überlegene Moralquelle, dem oder der ist nicht mehr zu helfen.
Was der Grund dafür sein könnte, dass es Gläubige in der Regel die Lektüre solcher Bücher vermeiden.
Prädikat: Unbrauchbar, schon allein wegen der Prämissen
Schon eine nur oberflächliche Prüfung der für ihr religiöses Kartenhaus behaupteten Prämissen würde dieses unrettbar zum Einsturz bringen.
Konkret: Eine Moral, die den Glauben an die Existenz und das Eingreifen eines bestimmten Wetter-Berge-Wüsten-Rache-Kriegs-Provinzial-Stammesgottes, den sich ein halbnomadisches Wüstenvölkchen in der ausgehenden Bronzezeit aus früheren Gottesbildern zweckdienlich zusammengepfriemelt hatte voraussetzt, scheidet schon allein deshalb als brauchbare Moralquelle für allgemeinverbindliche ethische Standards der Weltbevölkerung im 21. Jahrhundert aus.
Mach’s wie Jesus – oder wie der Esel
In gewohnt glitschiger Manier, aber rhetorisch geschickt (wenn auch logisch falsch) geht Frau Kiess einer Debatte über die christliche Moral und deren angeblichen WERTEN aus dem Weg:
Der Palmsonntag fordert uns heraus: Entwickle deinen moralischen Kompass! Habe den Mut, zu unterscheiden, welcher Stimme du folgst! Ob energisch wie Jesus oder still und bedacht wie die Eselin.
Die durch Jesus laut biblischer Legendensammlung verkörperte biblische, göttlich fundierte „Moral“ spielt hier überhaupt keine Rolle mehr.
Er dient, neben der Eselin, fälschlicherweise hier als Protagonist für kluges Unterscheiden.
Und ausgerechnet dafür ist ausgerechnet der biblische Jesus freilich eine denkbar schlechte Wahl:
Donkeyshit
Der religiös-fundamentalistisch-fanatische Jesus verkörpert, anders als die Eselin, eben nicht ein kluges, kritisches Abwägen.
Sondern das genaue Gegenteil: Unverrückbaren, unbeirrbaren, unbedingten Götterglauben. Der nicht in Frage gestellt und natürlich unter keinen Umständen aufgegeben werden darf.
Alle Appelle von Jesus, die heute von Christen zu Zeichen für revolutionäre Mitmenschlichkeit umgedeutet oder aus dem Kontext gerissen werden, beruhen auf der festen Überzeugung, der „Weltuntergang“ stünde unmittelbar bevor. Und auf dem ebenso festen Glauben daran, dass der liebe Gott, der sich selbst jedoch nicht als lieb, sondern als eifersüchtig und gnadenlos darstellt dereinst höchstpersönlich mit seinem unmenschlichen und selbst- bzw. ungerechten Himmel-Hölle-Belohnungs-Bestrafungskonzept für „ausgleichende Gerechtigkeit“ sorgen würde.
Die tierische Metapher für Christen ist nicht der Esel. Sondern das Schaf.
Ein kurzer Blick in die „Kriminalgeschichte des Christentums“ zeigt, dass dieses seine Unbrauchbarkeit als Moralquelle in den nunmehr rund 2000 Jahren seines Bestehens erschreckend brutal und vielfältig immer wieder unter Beweis gestellt hat und bis heute stellt:
Ausgerechnet in den Ländern und Regionen, in denen das Christentum gerade wieder einen Aufschwung erlebt, werden ethische Standards (denn um die geht es, nicht um irgendwelche angeblich biblischen WERTE) mit christlicher Legitimierung und biblischer Begründung mit Füßen getreten – oder gleich ganz abgeschafft.
Somit ist die Stimme von Jesus eine von denen, die einer gründlichen Prüfung zu unterziehen sind.
Die beiden genannten Bücher bieten hierzu wertvolle Hilfestellungen – auch für alle, die Frau Kiess‘ Ratschlag befolgen wollen, eine gewissenhafte Unterscheidung der Stimme, der sie folgen wollen vorzunehmen.
Der religiöse Wolpertinger:
Wölfe die sich in Schafspelze kleiden und stur wie die Esel jedes Wort glauben, welches ihnen der Klerus erzählt…
„Er (Jesus: AE) sagte „JA“ zu seinem Auftrag und entschieden „Nein“ zu erstarrten religiösen Vorschriften.“ Ach, Frau Kiess!
In der Bergpredigt sagt Jesus klipp und klar, er sei nicht gekommen, um die alten Gesetze aufzuheben oder abzuschwächen, sondern sie zu verschärfen. Vielleicht sollte Frau Kiess bei Gelegenheit das NT lesen, bevor sie im Fernsehen Unsinn darüber erzählt und das Geld der Gebührenzahler missbraucht.
Eine Lektüre des AT könnte auch nicht schaden. Spoiler: Ebenfalls weit und breit kein „moralischer Kompass“ …. sondern hirnlose, fraglose, klaglose, sklavische Unterwerfung.
Auch Großtheologe Ratzinger hat sich als Papst an der Eselei beteiligt. Allerdings interessiert er sich nicht für die Befindlichkeiten des requirierten Esel-Fohlens. Es kümmert ihn auch nicht, dass es heute als Tierquälerei gilt, wenn ein Erwachsener auf einem Esel-Fohlen reitet. Vielmehr sieht er darin nur Beweise für das Königtum Christi:
– dass er, der „Friedenskönig“, auf einem Esel reitet, wie es zu Davids Zeiten Privileg der Könige war
– dass er das Tier einfach so requiriert, weil „der Herr seiner bedarf“
– dass es ein Tier sein muss auf dem noch niemand geritten ist
»Er schickt zwei Jünger voraus, denen er sagt, sie würden einen Esel angebunden finden, ein Jungtier, auf dem noch niemand gesessen hat. Sie sollen es losbinden und es zu ihm bringen; auf eine etwaige Frage nach ihrer Legitimierung sollen sie sagen: „Der Herr bedarf seiner“ (Mk 11,3; Lk 19,31). Die Jünger finden den Esel, werden – wie vorhergesehen – nach ihrem Recht gefragt, geben die ihnen aufgetragene Antwort, und man lässt sie gewähren. So zieht Jesus in die Stadt ein auf einem geliehenen Esel, den er gleich hernach seinem Besitzer zurückgeben lässt.«
Benedikt XVI (2011-08-09T23:58:59.000). Jesus von Nazareth: Band II: Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung . Verlag Herder. Kindle-Version.
PS: kennt jemand eine Bibelstelle, die belegt, dass Jesus den Esel seinem Besitzer zurückgeben ließ ?
Ist es nicht auffällig, dass die Namen der Tiere „Ochse“, „Esel“, „Schaf“,
die im biblischen Zusammenhang eine durchaus positive Bewertung finden, in unserem heutigen umgangssprachlichen Gebrauch hingegen genau die gegenteiligen Assoziationen hervorrufen?
Es finden sich darüber hinaus in der Poesie, zumal in der Lyrik, zahlreiche Beispiele für die nicht gerade schmeichelhafte Bewertung dieser Tierarten.
Frau Kiess ficht das aber nicht an.
Sie geht nicht mit dem schnöden Zeitgeist, sie bleibt standhaft wie ein Esel.
Aber im Grunde ist es völlig wurst, auf wessen Rücken der gute Jesus gen Jerusalem transportiert wurde, Frau Kiess hätte sicher auch für ein Warzenschwein lobende Worte gefunden.
Mal nur so eine Frage?
In (Mk 11,1-10; Lk 19,29-38; Joh 12,12-19) steht:
Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf und er setzte sich darauf. Aber eine sehr große Menge breitete ihre Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Menge aber, die ihm voranging und nachfolgte, schrie: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!
Und ein paar Stunden später schrie dieselbe Menge: „Kreuzigt ihn! Kreuzigt ihn!“
Nun zur Frage:
Was zum Teufel hat der Kerl in den paar Stunden angestellt?
Mit welchen Taten hat er in der kurzen Zeit seinen Ruf ruiniert?
Der muss ja mordend und brandschatzend durch Jerusalem gezogen sein.
😱 Verdammt, schon wieder habe ich es mit Logik versucht. Junge, das ist Religion, das geht nicht mit Logik.
Um es treffender mit Rainald Grebe zu sagen: „Ohne Huhn ein Ei, das ist Zauberei. Ohne Poppen einen Sohn, das ist Religion.“