Kommentar zu NACHGEDACHT (55) Lohnt sich eine Beziehung?, Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 10.01.2014 von Osthessennews
[…] Der Mensch, der uns am besten kennt und den wir am nächsten an uns ran lassen, kann uns am meisten verletzen. […] Also lieber schnell abschotten vor solcher Verletzung, oder?
Nein, das ist nicht der Königsweg – jedenfalls kann ein Christ so etwas nicht ernst meinen. Dann hat man den Sinn nicht verstanden. *
Welchen Sinn meinen Sie? Den Sinn einer Abschottung oder den Sinn des Christseins? Was hat denn die Frage nach Sinn in Bezug auf das Zulassen menschlicher Beziehungen mit einer Religion zu tun? Eine Religion kann auch zu solchen Fragen keine brauchbaren Antworten liefern, weil sie ja nur auf Hoffnungen, Wünschen und Fiktionen und nicht auf der realen Wirklichkeit aufgebaut ist.
Es spielt deshalb auch keine Rolle, welchen Sinn Gläubige in ihre jeweilige Religion hineininterpretieren oder aus ihr herauslesen möchten, wenn schon die Grundlagen dieser Religion nur erfunden und deshalb beliebig auslegbar sind.
Gerade auf solch einer Erde, die oft voller Hass und Gleichmut ist, braucht man solch einen starken Gegenpol wie die Liebe. *
..und zwar die natürliche, tatsächlich vorhandene Liebe und nicht etwa die angebliche Liebe von frei erfundenen Göttern. Letztere ist nämlich nichts weiter als eine, nur vermeintlich hoffnungsvolle Illusion.
[…] „Mein Herz will ich ihm schenken und alles, was ich hab.“ […] Man muss aber sagen: Im Lied ist auch von göttlicher Liebe die Rede. *
Und genau deshalb ist es auch völlig irrelevant, wie stark diese Liebe angeblich ist oder auch nicht, weil es sich ja nur um die Illusion von Liebe handelt, eine von Menschen erdachte und beliebig ihrem Gott zugeordnete Liebe, die in Wirklichkeit nichts weiter als ein naiver Wunsch ist. Noch niemals hat auch nur einer der knapp 3000 Götter, die sich die Menschen schon ausgedacht haben, tatsächlich für Liebe gesorgt – dafür aber für unzählige Tote, die in seinem genauso vermeintlichen und angeblichen Auftrag schon ermordet wurden – meist schon nur deshalb, weil sie nicht an den richtigen oder an keinen Gott glauben wollten.
Und in der zwischenmenschlichen Liebe? Sollte man da wirklich alles schenken und geben?*
Es ist zum Glück jedem Menschen selbst überlassen, wie viel er in einer Beziehung schenken und geben will. Auch in dieser Hinsicht ist es hilfreich, mit sich selbst im Reinen und sich auch seiner eigenen Bedürfnisse und Wünsche bewusst zu sein. Wer seine eigenen Empfindungen bewusst wahrnimmt und beachtet, der kann besser abwägen, wieviel Nähe und wieviel Distanz ihm oder ihr gut tun.
So wäre es zum Beispiel natürlich fatal, wenn Partner an einer unglücklichen Partnerschaft nur deshalb festhalten, weil sie ihre Ehe irgendwann mal „vor Gott“ geschlossen hatten. Keine fiktive überirdische Instanz, sondern das eigene Wohlbefinden sollte der Maßstab sein, an dem man das Handeln ausrichten sollte. Und wer eine Partnerschaft auf dieses Kriterium hin überprüft wird recht schnell herausfinden, ob er oder sie zuviel „verschenkt“ und vielleicht zu wenig „bekommen“ hat.
Ich kenne keine Kosten-Nutzen-Rechnung, die mir angibt, wie viel man ausgeben sollte.*
Die braucht man auch nicht. Dies individuell und subjektiv herauszufinden, ist Teil der Lebensbewältigung und -gestaltung.
*Unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ fordert Osthessennews jede Woche zum Nachdenken auf. Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.
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