Kommentar zu NACHGEDACHT 88: Was wir alles können…sollten

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Kommentar zu NACHGEDACHT 88: Was wir alles können…sollten, Original-Artikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 14.9.2014 von osthessen-news.de

Superkoch sein, auch im Alltag, jeden Tag – den Garten perfekt in Szene gesetzt – eigene Bilder malen, eigenes Brot backen, am besten auch selbst die Wurst herstellen – die Wohnung immer aufgeräumt, die Wäsche gewaschen – der Job läuft, aufwärts auf der Karriereleiter – Inneneinrichtung perfekt, Kleidung passt wie angegossen, Diät läuft, abends Joggen und morgens Frühgymnastik. Merken Sie, was ich Ihnen sagen will? Das gehört alles zu einem Leben.*

Es ist wirklich faszinierend, mit welch vielfältigen Fähigkeiten und Möglichkeiten die Evolution die Trockennasenaffenart „Mensch“ ausgestattet hat. Wohl keine anderes Individuum hat und hatte jemals so viele verschiedene Möglichkeiten, das eigene Wohl zu mehren und Wehe zu vermeiden. Vielen Dank, Evolution! (Und an der Stelle auch mal: Vielen Dank an Charles Darwin fürs Erkennen derselben!)

In diesem einen Leben werden mehrere Aufgaben glanzvoll erfüllt: Koch, Gärtner, Künstler, Bäcker, Metzger, Inneneinrichter, Geschäftsmann/-frau, Model, Diät- und Abnehmcouch in einem. […]*

Ja, wenns Spaß macht, warum nicht? Wer seine (möglichst nach eigener Vorliebe selbstgewählte) Aufgabe „glanzvoll erfüllt“, der verhält sich damit einwandfrei gemäß des natürlichen „Prinzipes Eigennutz“. Der Bäcker A, der die besonders guten Brötchen backt, kann damit mehr Geld verdienen, als der Bäcker B, der seine Aufgabe weniger „glanzvoll“ erfüllt und schlechtere Brötchen backt. Gleichzeitig fördert Bäcker A damit neben seinem eigenen Wohl auch das Wohl seiner Mitmenschen, die sich über die besonders guten Brötchen freuen können. Was ist eine Abnehmecouch?

Denken Sie, dass diese Person glücklich ist?
Weil die Person so viel kann, so viel macht, so viel tut? Ich kann es Ihnen nicht sagen, aber es hört sich viel an, was sie kann. Ist es zu viel?*

Die Art und Weise, oder auch der Umfang, wie jemand sein persönliches Glück verfolgt, sagt erstmal noch nichts darüber aus, ob eine Person damit auch tatsächlich glücklich ist, auch nicht, ob jemand sehr vielseitig aktiv ist oder nicht. Wenn jemand, wie in Ihrer Einleitung beschrieben, seine Aufgabe „glanzvoll erfüllt“ und Spaß dabei hat, dann gehe ich davon aus, dass er oder sie damit auch glücklich ist.

Es macht sicher glücklich, viel zu können und auch viel zu machen, wenn man Sachen macht, die das persönliche Wohl fördern. Wie „viel“ oder „wenig“ das ist, ist die persönliche Sache eines jeden Individuums.

Wissen Sie, wie ich auf diesen Gedanke komme, eine Idee von solch einer perfekten Person zu beschreiben?*

Wissen nicht, aber ich habe Vermutungen…

Weil ich Fern gesehen habe. Hört sich komisch an, aber: Im Fernsehen wird neuerdings oder auch schon viel länger suggeriert, dass wir das alles können müssen. Es gibt für jeden Bereich gleich mehrere Sendungen, die auch Wettbewerbscharakter haben, […]*

Wer das Fernsehprogramm als Grundlage für sein Wertesystem hernimmt, der braucht sich nicht zu wundern, wenn er sich unzureichend und minderwertig fühlt.

Das überträgt sich ins Private. Und daraus kann eine Überforderung werden. Denn sollten wir alles machen, nur weil wir es machen könnten?*

Wir sollten alles machen, was unser Wohl vermehrt und Wehe vermeidet, und zwar, ohne dabei gleichberechtigte Interessen anderer zu beeinträchtigen. Was, wieviel oder wie wenig das ist, ist unsere eigene Sache, genauso unabhängig vom Fernsehprogramm wie von religiösen Dogmen.

Alles machen und können ist ein Zustand der Seltenheit.*

„Alles machen und können“ ist eine Illusion und damit belanglos.

Wir Menschen brechen auch einmal unter der ganzen Last zusammen, werden traurig oder krank.*

Wegen des Fernsehprogrammes? Wieviele von 100.000 Menschen brechen, wie von Ihnen behauptet, unter der „ganzen Last“ zusammen und wieviele nicht? Wie sieht es in anderen Regionen der Erde aus?

Besonders dann, wenn sich Menschen nicht bewusst machen, was ihr persönliches Wohl wirklich fördert und was ihnen „Wehe“ bereitet und wenn Menschen nicht ihre eigenen, natürlichen Bedürfnisse als oberstes Ziel ihrer Handlungen auffassen, zum Beispiel, weil ihnen von ihrer Religion eingeredet wurde, dass sie schuldig, sündig, unzulänglich und auf Erlösung angewiesen sind.

Und erst dann zeigt sich das, was wir wirklich im Leben können sollten: Hilfe annehmen, Ruhe gönnen, eine Auszeit nehmen und auch beten, dass alles wieder besser wird.*

Wer sich ernsthaft darauf verlässt, dass Gebete erhört werden, der braucht sich nicht zu wundern, wenn er enttäuscht wird. Deshalb der wichtige Hinweis an alle, denen es nicht gut geht und die auf die Erhörung ihrer Gebete hoffen: Noch niemals ist je auch nur einer der Götter, die sich die Menschheit seit Beginn ihres Bestehens schon ausgedacht hat, in irgendeiner nachweisbaren Form in Erscheinung getreten. Selbst wenn es, entgegen aller Vernunft und Wahrscheinlichkeit, tatsächlich einen Gott geben sollte, so ist es trotzdem töricht und (selbst-)verantwortungslos, sich von einem solchen Gott irgendetwas zu erwarten. Oder verkürzt ausgedrückt: GEBETE WERDEN NICHT ERHÖRT!

Denn wenn nichts mehr geht, dann müssen wir nur eins können: Vertrauen haben, in das Leben.*

Sie schreiben es – wir müssen Vertrauen haben in das Leben, genauer: in uns selbst! Und statt auf Hilfe von einem fiktiven Gott zu hoffen, sind wir selbst gefordert, uns unserer Bedürfnisse und Fähigkeiten bewusst zu werden – und natürlich auch, Hilfe anzunehmen, wenn es erforderlich sein sollte.

Ich wünsche allen Lesern, die im Moment krank oder traurig sind, dass Sie die Kraft für dieses Vertrauen aufbauen können und sich bald wieder besser fühlen.*

Ich schließe mich an und ergänze vorsorglich: “ – und zwar ohne jegliche Art von göttlichem oder sonstigem Segen.“

*Das Online-Portal Osthessennews fordert jede Woche unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ mit „liberal-theologischen“ Gedanken zum Nachdenken auf. Alle als Zitat gekennzeichnete Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.

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