Kommentar zu NACHGEDACHT 98: Hände weg vom Überfluss

Lesezeit: ~ 2 Min.

Kommentar zu NACHGEDACHT 98: Hände weg vom Überfluss, Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 23.11.2014 von osthessen-news.de

Eigentlich wollte ich nie über Konsumüberfluss schreiben, weil es mir zu nah am „Moralaposteln“ ist – und besonders noch zur Weihnachtszeit, was ja leider das Fest des Konsumüberflusses schlechthin geworden ist.*

Diese Bedenken sind gerechtfertigt, weil man als Anhänger einer Religion ja zwangsläufig zum „Moralapostel“ wird und damit auch möglicherweise an sich sinnvolle Überlegungen zu Gerechtigkeit und Umverteilung zur Farce werden, wenn sie auf einem religiösen Moralismus basieren, statt sich an den Bedürfnissen der Individuen zu orientieren.

Was passiert denn mit allen frischen Waren, die nicht gekauft wurden? Vielleicht werden sie sinnvoll am nächsten Tag verwertet, aber fest steht doch: Es wird zu viel weggeworfen.*

Deshalb haben bereits einige Länder Gesetze erlassen, dass Lebensmittel nicht mehr weggeworfen werden dürfen. Auch kümmern sich viele Tafeln um die Verteilung von übriggebliebenen Lebensmitteln.

Des Pudels Kern liegt aber nicht bei den Produzenten, sondern Konsumenten.*

Das ist eine einseitige Sichtweise. Was ist mit den Menschen, die von der Produktion der Waren leben? Was ist mit der Verantwortung der Werbung, die Menschen einredet, dass sie immer mehr konsumieren müssen? Natürlich haben auch die Konsumenten einen Einfluss auf das Angebot, aber eine schlichte, religionstypische Gut-Böse-Zuweisung wird dem Sachverhalt auch in diesem Fall nicht gerecht.

Es ist leider so, dass wenn wir in einen Laden kommen und unsere geliebten Brötchen oder unsere Lieblingswurst nicht mehr im Regal liegen, wir die Nase rümpfen und uns ärgern.*

Ist das so? Oder schließen Sie mit der pauschalen Verallgemeinerung Ihres Verhaltens (Sie schreiben schließlich von „wir“) vielleicht von sich auf andere?

Wir möchten alles zu jeder Zeit kaufen können und deswegen müssen es uns die Geschäfte bis eine Minute vor Ladenschluss anbieten?!*

Auch das ist wieder eine, wenn auch als Frage formulierte, recht plumpe Sichtweise. Kaufleute handeln (wenn sie erfolgreich sein wollen), ökonomisch, das heißt, sie bieten das an, womit sie Geld verdienen und sie werden sehr wohl kalkulieren, ob es sich lohnt, Waren „bis eine Minute vor Ladenschluss“ anzubieten oder nicht.

Aber wir sollten unsere sehr hohen Ansprüche runterfahren – auch einmal nur das kaufen, was da ist.*

Was soll das denn helfen? Wenn ich etwas bestimmtes kaufen möchte, kaufe ich es, wenn es da ist. Es ist völlig töricht, etwas, das ich eigentlich nicht haben will, nur deshalb zu kaufen, weil es gerade „da“ ist.

Überlegen wir uns doch einmal, wie viel wir brauchen und wie viel wir aber haben wollen. Das steht zumeist in keiner Relation.*

Das ist eine weitere Pauschalisierung, die genaugenommen gar nichts aussagt. „Haben wollen“ schadet niemandem.

Ich weiß wie es ist, wenn man abends die übrige Ware wegpackt und sich denkt: So viele Menschen wären davon satt geworden. Ich habe aber nicht einmal gedacht: Wie gut, dass wir heute alles angeboten haben.*

Und warum haben Sie sich dann, wenn Sie diese Erkenntnis schon hatten, nicht dafür eingesetzt, dass Lebensmittel nicht weggeworfen, sondern zum Beispiel an Bedürftige verschenkt werden?

Und ist Ihnen nicht bewusst, dass es vielleicht nun mal erforderlich war, „heute alles angeboten“ zu haben, um damit den Wettbewerbsvorteil zu erreichen der nötig war, um Ihnen Ihr Gehalt überweisen zu können? Manche Sachverhalte sind etwas komplexer als „Gut“ und „Böse“…

*Das Online-Portal Osthessennews fordert jede Woche unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ mit „liberal-theologischen“ Gedanken zum Nachdenken auf. Alle Zitate stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.

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