Kommentar zu NACHGEDACHT 123: Momente, Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 17.5.2015 von osthessen-news.de
[…] Ganz positiv gedacht sind wir also immer auf einem Weg, der uns alles bescheren kann uns aber wohl irgendwann auch an ein Ziel führen wird.*
Diese Aussage ist vermutlich absichtlich so vage und nebulös formuliert, dass sie genaugenommen gar nichts aussagt. Natürlich sind wir „immer auf einem Weg“, wenn damit gemeint ist, dass alles, was passiert, durch vorhergehende Ursachen determiniert ist. Diese Erkenntnis widerlegt übrigens die von Religionen gerne verbreitete Mär vom „freien Willen“, den ein Gott angeblich einer bestimmten Trockennasenaffenart namens Mensch verliehen haben soll.
Als gläubiger Christ (auch als liberaler) reicht es natürlich nicht zu glauben, dass diese unvorstellbar komplexe Kette von Ursachen und Wirkungen (von Religionen gerne auch als „göttliche Vorsehnung“ fehlinterpretiert) „wohl irgendwann auch an ein Ziel führen wird.“ Das Heilsversprechen, auf dem der christliche Glaube aufbaut, ist die Erlösung im Jenseits. Ohne dieses, natürlich fiktive und illusorische „Ziel“ wird die gesamte Religion noch mehr zur Farce, als sie es erst schon ist.
Das „Ziel“ unseres Lebensweges ist demnach nicht „wohl irgendwann auch“, sondern „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ganz bestimmt“ das völlig natürliche, endgültige und an sich unspektakuläre Ende desselben. Da von einem Leben nach dem Tod genausowenig auszugehen ist wie von einer wie auch immer gearteten „Erlösung“, ist es sicher sinnvoller, statt auf ein fiktives, jenseitiges Ziel wie eine Erlösung oder eine Wiedergeburt hinzuleben, lieber (selbst-)verantwortlich den Lebensweg aktiv zu gestalten, zum Beispiel, indem man religiöse Dogmen überwindet und anfängt, selbständig zu denken, getreu dem Motto: Lieber Heidenspaß als Höllenqual!
*Das Online-Portal Osthessennews fordert jede Woche unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ mit „liberal-theologischen“ Gedanken zum Nachdenken auf. Alle als Zitat gekennzeichnete Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.
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