Gedanken zu NACHGEDACHT 155: Fürchtet euch nicht!

Lesezeit: ~ 4 Min.

Gedanken zu NACHGEDACHT 155 Fürchtet euch nicht! …. Gedanken von Christina LEINWEBER, Original-Artikel verfasst von Christina Leinweiber, veröffentlicht am 27.12.15 von osthessennews.de; alle als Zitat gekennzeichnete Abschnitte stammen aus dem Original-Artikel von Christina Leinweber.

[…] Am meisten freue ich mich dann immer auf den Auftritt des Verkündigungsengels. Er spricht die entscheidenden Worte an die Menschen in der Kirche. Und auch am Heiligabend sprach er sie. Für alle hörbar.*

Der „Verkündigungsengel“ war in Wirklichkeit auch an diesem „Heiligabend“ wieder kein Engel, sondern ein Mensch, also ein Angehöriger der Trockennasenaffenart „Homo sapiens sapiens.“ Auch dadurch, dass diese Worte für alle hörbar waren, wurden sie auch diesmal wieder nicht wahrhaftiger oder realer. Die Fähigkeit, diese Worte zu sprechen und sie zu hören, verdanken wir der Evolution (und natürlich auch u.a. der Entdeckung der Elektrizität, die für den Betrieb von Mikrofonen und Lautsprechern erforderlich ist).

Mitten in der Nacht sprach er vor vielen tausend Jahren die Hirten an, die die Botschaft bekamen, die so viel verändern sollte.*

Zwei sind jetzt nicht wirklich viele, oder? Aber es stimmt: Wieviele Millionen Morde, wieviel Leid hätte wohl verhindert werden können, wenn sich ausgerechnet diese Religion damals nicht hätte durchsetzen können?

[…] Gerade jetzt, für uns, zählt er [der Ausspruch „fürchtet euch nicht“, Anm.d.Red.] genauso und könnte ich ihn mit meinen Worten heute versprachlichen, würde ich es so ausdrücken:

„Habt keine Angst. Es gibt etwas, das euch trägt. Eure Angst kann besiegt werden. Das kleine Kind möchte euch erlösen, indem es euch zeigt, wie Gott ist und was euch Gott schenken möchte: Es ist die eine Liebe voller Gnade und eine Liebe, die für alle Menschen da sein soll. Lasst euch davon anstecken und tragt die Liebe weiter. Denn sie ist das, was das Leben erträglich macht.“*

Diese Interpretation der Autorin zeigt erschreckend eindrucksvoll, wie illusorisch und damit sogar gefährlich solche angeblichen Heilsversprechen auch heute, knapp 2000 Jahre nach ihrer ersten schriftlichen Dokumentation (bzw. Erfindung), für erwachsene, eigentlich aufgeklärte Menschen sein können.

Was passiert wohl, wenn ein Mensch, der sein Leben ohne die angebliche Liebe eines angeblichen Gottes gar für unerträglich hält, eines Tages realisiert, dass es diesen Gott mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gar nicht gibt oder dass ein solcher zumindest noch niemals in irgendeiner beweisbaren Art und Weise in Erscheinung getreten ist? Und dass er, der Mensch, für sein Glück selbst verantwortlich ist?

Wer auf die Erlösung (wovon eigentlich?) durch ein kleines Kind hofft, der sollte sich zunächst bewusst machen, dass Jesus, so er denn existiert hat, sich selbst mit allergrößter Wahrscheinlichkeit eben nicht in der Rolle des Erlösers gesehen hat. Eine solche Aussage wäre für einen Juden reine Blasphemie gewesen. Jesus hatte lediglich (wie viele andere Propheten vor und nach ihm) eine unmittelbar bevorstehende Erlösung durch Gott angekündigt. Erst nachdem diese Prophezeiung Jahr um Jahr (zum Glück bis heute) nicht eintreten wollte, begannen Heidenchristen Jahrzehnte nach dem Tod Jesu damit, den Ankündiger selbst nach und nach zum Erlöser umzudeuten.

Die Vorstellung der Erlösung durch das kleine Kind Jesus wäre demnach also nicht nur hoffnungslos naiv, sondern sie würde auch der historischen Gestalt Jesus und seiner eigentlichen Aussage in keinster Weise gerecht – im Gegenteil.

Wer sich auf Aussagen von Jesus beruft oder auf dessen Versprechen vertraut, sollte sich außerdem bewusst machen, dass er sehr wahrscheinlich gar nicht gemeint war: Jesus hatte sich als Jude mit seinen Aussagen ausdrücklich nur an jüdische Gläubige gewandt, nicht etwa an Un- oder Andersgläubige. Die „Ausweitung“ auf Heidenchristen erfolgte erst viel später, nachdem diese die weitere Aus- und Umgestaltung ihrer Religion übernommen hatten. Wer sich mit damit befasst erkennt schnell, wie gerade auch die Person Jesus nach den Wünschen und Vorstellungen späterer Evangelisten immer wieder uminterpretiert wurde.

Die wenigen Fakten, die die ersten Jahrzehnte nach Jesu Tod nur mündlich von unklaren und unbekannten Quellen praktisch ausschließlich im Umfeld der damaligen Anhänger Jesu überliefert worden waren (schließlich erwartete man ja jeden Tag die angekündigte Erlösung durch Gott, für was da noch einen Schriftgelehrten bemühen…) wurden, nachdem die Erlösung einfach nicht beginnen wollte, mehr oder weniger kreativ ausgeschmückt, beliebig verändert und z.B. auch so angepasst, dass sie dem Leser als Erfüllung von alttestamentarischen Prophezeiungen erscheinen sollten.

So wurde zum Beispiel einfach mal die Geschichte gefälscht und der angebliche Geburtsort Jesu nach Bethlehem verlegt, um eine diesbezügliche Prophezeiung (die angebliche Abstammung von David) zu erfüllen. Es ist beeindruckend, wie genau Bibelforscher (wohlgemerkt gläubige Theologen, keine Atheisten!) überwiegend sehr einhellig einzelne Geschichten oder auch nur Halbsätze heute als historisch wahrscheinlich oder als mehr oder weniger gut erfunden identifizieren können. Wer sich näher dafür interessiert, wie die Christen ihren Gott erfunden haben, dem seien z.B. die Bücher „Der Jesuswahn“ und „Abermals krähte der Hahn“ zur Lektüre empfohlen.**

Ohne an dieser Stelle weiter ins Detail gehen zu wollen, bleibt festzuhalten, dass es nichts weiter als trügerische Sicherheit ist, die hier versprochen wird. Wer sich tatsächlich darauf verlässt, von einem Gott oder von Jesus – egal ob in Form der historisch belegbaren Person, die vor 2000 Jahren gelebt haben könnte, oder ob vom „erfundenen“ Erlöserjesus, den es so, wie ihn die Bibel beschreibt, sicher niemals gegeben hat – irgendeine Art von Liebe oder Sicherheit erwarten zu können, der befindet sich, salopp gesagt, auf dem Holzweg. Dieselbe Liebe oder Sicherheit kann genauso auch z.B. das Pinkfarbene Unsichtbare Einhorn oder der Prinz von Rapunzel bieten.

Immer wieder hören wir die Botschaft, immer wieder wird sie alle Jahre wiederholt.*

Und trotzdem werden es jedes Jahr weniger, die noch darauf hereinfallen, und immer mehr, die die Religionen und ihre scheinheiligen Heilsversprechen schon überwunden haben. Immer mehr Menschen wird bewusst, dass sie einer Täuschung aufsitzen, wenn sie auf eine wie auch immer geartete Gottesliebe hoffen oder vertrauen, weil Liebe zum Glück etwas sehr Irdisches ist und nichts mit erdachten Göttern, Gottessöhnen, archaischen Mythen und Märchen zu tun hat!

Für die Verkündigung dieser Wirklichkeit braucht es dann auch keine „Engel“ mehr, oft reichen schon der gesunde Menschenverstand und vielleicht ein paar gute Bücher.**

Und so ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch der aktuell gültige Gott bei den anderen Göttern landet, die sich die Menschheit im Lauf ihrer Existenz mangels besseren Wissens schon ausgedacht hatte: Im Märchenbuch.

*Unter der Rubrik „Nachgedacht“ fordert osthessen-news.de jede Woche mit „liberal-theologischen“ Gedanken zum Nachdenken auf. Alle Zitate stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.

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