Kommentar zum Rhön-Gedicht von Josef Kuhn

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Im Jahre 2001 feierte der Rhönklub sein 125jähriges Bestehen. Zu Beginn des von der damaligen Rhönklubpräsidentin Regina Rinke herausgegebenen Jubiläumsbuches findet sich ein Gedicht von Josef Kuhn, Burgwallbach.

Zu einigen Sätzen daraus hier einige Anmerkungen: 

Herr, du schufst das Rhöner Land,*

Wie wir heute wissen, entstand das Rhöner Land nicht durch das Schaffen eines Herrn, sondern durch ein komplexes, sehr lang dauerndes Zusammenspiel von Vulkanismus, Ablagerungen und Erosion:

Die Rhön ist Teil der Süddeutschen Großscholle (Süddeutsches Schichtstufenland). Im regionalgeologischen Sinn werden unter dem Begriff Rhön in erster Linie die überwiegend neogenen basischen Rhön-Vulkanite und deren Verwitterungsprodukte verstanden (Rhön im engeren Sinne). Die älteren Sedimentgesteine in der Umgebung der Vulkanitkomplexe werden eher nicht mit dazugezählt. Dies macht auch geomorphologisch Sinn, da das Gebiet der heutigen Rhön ohne die Vulkangesteine topographisch relativ unauffällig wäre. […] (Quelle: Wikipedia)

Die wirkliche Entstehungsgeschichte ist also um Längen spannender und interessanter als die erfundene und einfach behauptete Erschaffung durch einen ebenso erfundenen Herren.

gib, dass wir’s für dich erhalten,*

Nicht für einen fiktiven Herrn, sondern in erster Linie für uns selbst, unsere Umwelt und für unsere Nachkommen sollten wir das Land, in dem wir leben erhalten. Abgesehen davon hilft es sowieso nichts, einen von Menschen erdachten Gott, der, wie alle anderen Götter auch, noch niemals real in Erscheinung getreten ist, um irgendetwas zu bitten.

Wir sind selbst verantwortlich für unseren Planeten. Wir sind nicht nur die größte Bedrohung, sondern auch die größte (und einzig reale) Hoffnung für das Überleben auf der Erde. Sich einen Gott auszudenken und diesen um Unterstützung zu bitten, erleichtert nur scheinbar das Gewissen. In Wirklichkeit nimmt es einem aber nicht die Verantwortung ab, sich selbst zu kümmern. Es zeugt allerdings von einer arroganten Ignoranz der natürlichen Wirklichkeit, in der wir leben.

immer sehen deine Spur.*

Wir können in der Natur sicher viele Spuren sehen – allerdings keine, die irgendeinem übernatürlichen Wesen zuzuordnen wäre. Eine solche Zuordnung ist rein fiktiv und daher auch völlig beliebig. Genauso könnten wir hoffen, die Spuren des Fliegenden Spaghettimonsters oder des Unsichtbaren Pinkfarbenen Einhorns immer zu sehen.

Gläubig sei dir, Herr geweiht,
dieses Volk und diese Erde.*

Es ist zwecklos, einem erdachten Gott etwas zu weihen, weil es diesen Gott bis zum Beweis des Gegenteils nicht gibt, egal, wieviele Menschen sich das vielleicht auch heute noch wünschen. Es spricht nichts für, aber praktisch alles gegen die Existenz von Göttern.

Als Angehöriger „dieses Volkes“ und besonders „dieser Erde“ bitte ich höflich, aber bestimmt, davon Abstand zu nehmen, in irgendeiner Form irgendwem geweiht zu werden. Und wieso eigentlich nur „dieses Volk“? Was ist denn mit den anderen Völkern auf dieser Erde?

Bleib bei uns, dass Segen werde
uns zuteil für alle Zeit.*

Auch diese Bitte wird, wie jedes andere Gebet auch, ungehört und wirkungslos verklingen. Um „bei uns“ bleiben zu können, müsste dieses angebetete, übernatürliche Wesen ja erst mal bei uns gewesen sein, was es nachweislich nicht ist und auch noch nie war.

Genauso wenig wurde uns oder sonstwem jemals irgendein Segen eines solchen Wesens zuteil – weder früher, noch heute und nichts deutet darauf hin, dass das in Zukunft mal der Fall sein wird. Deshalb ist dieser Wunsch nichts weiter als eine egoistische („…bleib bei uns…“, „…uns zuteil…“) und eine völlig absurde, weil irreale Illusion.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus einem Gedicht von Josef Kuhn, Burgwallbach.

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