Kommentar zu Sonntagsfrage: Woher kommt das? Asche auf mein Haupt

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Kommentar zu Sonntagsfrage: Woher kommt das? Asche auf mein Haupt, Originalartikel (angeblich am 14.02.2016) veröffentlicht von domradio.de, Verfasser nicht genannt

Wer die Redensart „Asche auf mein Haupt“ nutzt, der hat etwas angestellt und möchte sagen, dass er bereut, was er getan hat oder aber zumindest einsieht, dass es nicht die Schuld anderer ist, dass etwas schief gelaufen ist.*

[…] Als Amnon seine Schwester Tamar vergewaltigte, „warf Tamar Asche auf ihr Haupt und zerriss das Ärmelkleid, das sie anhatte, und legte ihre Hand auf das Haupt und ging laut schreiend davon“ (2. Samuel 13, 19).*

[…] Wer „Asche auf sein Haupt“ streut, der will sich selbst anklagen, will zeigen, dass er etwas bereut und auch bedauert.*

Mit anderen Worten: Tamar klagt sich selber dafür an, dass sie von ihrem Bruder vergewaltigt wurde!? Sie streut sich Asche aufs Haupt um anzuzeigen, dass sie es einsieht, dass es nicht die Schuld ihres Vergewaltigers ist, dass sie vergewaltigt wurde? Wie krank ist das denn?

Wie krank das wirklich ist, sieht man spätestens, wenn man sich die ganze Geschichte** durchliest, statt sich nur einen gerade zum Thema passenden Satz herauszupicken. Da wird ausführlich beschrieben, wie sich der Vergewaltiger zunächst beraten lässt, wie er die Schwester am einfachsten ins Bett bekommt.

Schon einen Satz später kann Absalom die ganze Aufregung nicht verstehen und spielt die Vergewaltigung als Bagatelle herunter:

  • Nun, meine Schwester, schweig still; es ist dein Bruder, und nimm die Sache nicht so zu Herzen. (2. Samuel 20, Lutherbibel 1912)

Na klar, warum läuft sie auch in bunten Kleidern herum und fällt auch noch auf den Trick ihres Vergewaltigers rein…

Dieses Verhalten passt natürlich genau zur biblischen „Logik,“ die man aus heutiger Sicht nicht anders als unvorstellbar pervers, sadistisch, grausam, ungerecht und Menschenverachtend bezeichnen muss.

In der Bibel finden sich viele weitere Belege für das schier unerträglich erniedrigende biblische Frauenbild. Zum Beispiel befiehlt Gott angeblich, dass Jungfrauen gesteinigt werden müssen, weil sie beim Sex nicht geschrien haben:

  • Wenn eine Jungfrau verlobt ist und ein Mann trifft sie innerhalb der Stadt und wohnt ihr bei, so sollt ihr sie alle beide zum Stadttor hinausführen und sollt sie beide steinigen, dass sie sterben, die Jungfrau, weil sie nicht geschrien hat, obwohl sie doch in der Stadt war, den Mann, weil er seines Nächsten Braut geschändet hat; (5. Mose 22,23-24, Luther-Bibel 1984)

Man kann den Menschen, die diese widerlichen Gewaltphantasien vor vielen hundert Jahren zu Papier brachten, heute keinen Vorwurf machen – die wussten es nicht besser und konnten sich nur an den Werten der damaligen Zeit orientieren – einer vorgeschichtlichen Zeit, viele hundert Jahre vor Erfindung von Menschenrechten oder der Gleichberechtigung von Mann und Frau.

Einen Vorwurf, und zwar einen schweren, müssen sich allerdings Leute gefallen lassen, die solche, zum Glück heute weltfremden und in den meisten Kulturkreisen längst überholten Unterdrückungs- und Erniedrigungsphantasien dazu verwenden, einen Sinn und gar Werte für die heutige Gesellschaft daraus ableiten zu wollen.

Umso schlimmer ist es, dass es den Menschen, die sowas tun, offenbar nicht von allein auffällt und dass man sie tatsächlich darauf hinweisen muss, was das, was sie da von sich geben, tatsächlich bedeutet und aussagt.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalartikel von domradio.de.
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