Hintergrund: Katholische Kirche und Sexualität

Lesezeit: ~ 3 Min.

Immer wieder stellen Religionsführer und sonstige Vertreter der katholischen Kirche unter Beweis, dass die Kirche offenbar große Probleme mit dem Thema Sexualität und Fortpflanzung hat.

condom-538601_640Der aktuelle Papst legte jetzt ein reichlich weltfremdes Schreiben zum Thema „Freude der Liebe“ vor – wer könnte sich auch besser zu diesem Thema äußern als ein zeitlebens zölibatär und vermutlich auch asexuell lebender Senior mit einer Weltsicht, in der zum Beispiel Homosexualität wie eine Erkrankung angesehen wird (Hervorhebungen von mir):

  • In Bezug auf die Familien kommt es hingegen darauf an, eine respektvolle Begleitung zu gewährleisten, damit diejenigen, welche die homosexuelle Tendenz zeigen, die notwendigen Hilfen bekommen können, um den Willen Gottes in ihrem Leben zu begreifen und ganz zu erfüllen. (Quelle)

…oder in der bei Ehekrisen den Eheleuten mangelnde Opferbereitschaft vorgeworfen wird:

  • Den Ehekrisen wird » oft übereilt und ohne den Mut zur Geduld, zur Prüfung, zu gegenseitiger Vergebung, zu Versöhnung und auch zum Opfer begegnet. (Quelle)

…und in der Familienplanung nach wie vor rigoros und ausdrücklich auch „an Orten mit hoher Geburtenrate“ abgelehnt wird:

  • Es ist wahr, dass das rechtschaffene Gewissen der Eheleute, wenn sie in der Weitergabe des Lebens sehr großzügig gewesen sind, sie zu der Entscheidung führen kann, die Kinderzahl aus genügend ernsten Gründen zu begrenzen, doch auch » dieser Würde des Gewissens zuliebe lehnt die Kirche mit aller Entschiedenheit Zwangseingriffe des Staates zugunsten von Verhütung, Sterilisation oder gar Abtreibung ab «. Diese Maßnahmen sind sogar an Orten mit hoher Geburtenrate unannehmbar, doch es ist auffallend, dass die Politiker auch in einigen Ländern dazu ermutigen, die unter dem Drama einer sehr niedrigen Geburtenrate leiden.  (Quelle)

BananaWarum verordnet der Oberhirte der Bevölkerung (wohlgemerkt der gesamten Bevölkerung und nicht etwa nur seinen Schafen!) so zwanghaft die Fortpflanzung, wo er doch selbst genausowenig zur Bevölkerungssteigerung beiträgt wie seine Unterhirten, was sicher einer der Gründe dafür sein dürfte, dass es gerade in der katholischen Kirche eine so erschreckend große Zahl von sexuellen Missbrauchsfällen und heimlich ausgelebter Sexualität gibt, von der allgegenwärtigen direkten oder indirekten Unterdrückung und Gängelung kirchlich Angestellter auch wegen deren Sexualleben ganz zu schweigen?

Woher kommt diese unnatürlich massive, zwanghafte Aufforderung nach Fortpflanzung um jeden Preis (einen Preis, den die Menschen zahlen und nicht die Kirche)? Cui bono?

Alle theologischen „Begründungen“ kann man getrost vergessen, denn für dieses Verhalten gibt es eine ganz einfache, naheliegende und logische Erklärung.

Die allermeisten Gläubigen glauben an den gleichen Gott, an den auch ihre Eltern und Großeltern glauben oder glaubten. „Vererbung“, also die möglichst frühkindliche und systematische Weitergabe der Konfession an die nächste Generation, ist die effektivste Methode, die Zahl der Anhänger groß und damit eine Kirche am Leben zu erhalten.

Verglichen mit der Anzahl der Menschen, die ihre Konfession von ihren Eltern eingepflanzt bekommen haben, ist die Zahl derer, die sich später freiwillig, aus eigenen Stücken und nach reiflicher, persönlicher Abwägung für einen bestimmten Gott entscheiden, verschwindend gering.

Kirchen sind also auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, dass es möglichst viele Menschen gibt, die idealerweise schon im Säuglingsalter mit ihren religiösen „Werten“ und Ideen indoktriniert werden – nichts weniger als ihre Existenz steht auf dem Spiel.

Es geht also keineswegs um Menschenwürde, „Respekt vor der Schöpfung“ oder sonstige Hilfsmotive oder Einschüchterungen, sondern ganz banal um Geld und Macht.

Je mehr Gläubige…,

  • desto mehr Einnahmen,
  • desto größer der Einfluss,
  • desto sicherer die Subventionen und Sonderprivilegierungen.

Je weniger Gläubige…,

  • desto weniger Einnahmen,
  • desto geringer der Einfluss,
  • desto unsicherer die Subventionen und Sonderprivilegierungen.

Vor diesem Hintergrund erscheint es nur logisch, Menschen dazu zu verdonnern, um jeden Preis bei der Weitergabe des Lebens sehr großzügig zu sein – weil die Hoffnung besteht, dass mit dem Leben eben auch eine im besten Fall lebenslängliche religiöse Abhängigkeit weitergegeben wird.

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