Kommentar zu: NACHGEDACHT (183) Und sie hat JA gesagt – Hochzeit

Lesezeit: ~ 6 Min.

Ganz unabhängig von den folgenden Überlegungen wünsche ich alles Gute zur Hochzeit!

Kommentar zu: NACHGEDACHT (183) Und sie hat J A gesagt ….Gedanken über Christina L A N D E R, geb. Leinweber, Originalartikel zur Hochzeit verfasst von Martin Angelstein, veröffentlicht am 10.7.2016 von Osthessennews

Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, aufgewachsen in Großenlüder bei Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen.*

Hochzeit
Biblisches zur Hochzeit

Diese Kurzbiographie der Autorin ist neben jedem NACHGEDACHT-Artikel zu lesen. Was ich mich in diesem Zusammenhang schon öfters gefragt habe: Wer oder was hatte denn den Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen? Für sie vorbestimmt und beschlossen klingt ja nicht gerade danach, als hätte sich die Autorin diesen Weg selbst ausgesucht. Auch für eine katholisch-private Schulausbildung entscheiden sich Kinder kaum von sich aus.

In der christlichen Mythenwelt ist für Vorbestimmungen ja zumeist Jahwe pesönlich zuständig. Da sich aber noch kein einziger Gott jemals persönlich irgendwie belastbar zu Wort gemeldet oder sonst wie nachweislich ins Geschehen eingegriffen hat, dürfte wohl auch diese Vorbestimmung samt Beschluss vermutlich den Eltern zuzuschreiben sein.

Geboren in das „schwarze“ Fulda…

Kleine Randnotiz: In den allerersten Artikeln wurde die Autorin übrigens noch mit diesen Worten vorgestellt (Hervorhebungen von mir):

  • ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in das „schwarze“ Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in das ebenso erzkatholische Paderborn. (Quelle)

Das klang damals schon fast wie eine Entschuldigung – sie kann nichts dafür, nehmen Sie ihr es bitte nicht übel… Und doch beschreibt es frappierend genau, wie die allermeisten Menschen zu ihren Glaubensüberzeugungen gelangen: Durch Sozialisierung, also abhängig davon, wann sie wo geboren und wie sie erzogen werden. Religiöser Glaube ist kein überirdisches Gottesgeschenk, sondern ein rein gesellschaftliches Phänomen (bzw. Problem).

Liberal-theologisch?

[…] Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch…

Warum diese ja offenbar massive, systematische und zielgerichtete Indoktrination einschließlich Vorbestimmung und Beschluss dann trotzdem „nur“ zu einer „liberal-theologischen“ Einstellung geführt hat, wäre eine weitere interessante Frage. Schließlich hat Fulda ja den traurigen Ruf, Heimat eines erzkatholischen bischöflichen Hardliners zu sein. Also das genaue Gegenteil von „liberal-theologisch.“

Genauso interessant fände ich mal einen NACHGEDACHT-Beitrag  zum Thema „Was bedeutet liberal-theologisch?“ Was unterscheidet „liberal-theologisch“ von „theologisch“? Wie lässt sich diese „Befreiung“ theologisch begründen? Warum ist eine „Liberalisierung“ überhaupt nötig? Was bleibt von der Theologie überhaupt noch übrig?

Leider fordert die Autorin zwar immer wieder mal zur Dialogbereitschaft auf und betont deren Wichtigkeit, lehnt aber einen Dialog über die von ihr veröffentlichten Beiträge ab.

Hochzeit im privaten Rahmen

Übrigens: „Ganz in Weiß“ werden Freddy und Christina am kommenden Wochenende heiraten – allerdings mehr im privaten Rahmen und das ist verständlich.

Das sehe ich genauso – private Veranstaltungen passen am besten in einen privaten Rahmen. Wie bei kath.net zu lesen ist, nimmt die Zahl derer, die in ihre persönliche Partnerschaft noch Wüstengötter aus der Bronzezeit einbeziehen, stetig ab. Eine Studie benennt gar schon das Ende der katholischen Trauungen:

  • Nach Schätzungen des Forschungsinstituts CENSIS könnte die Zahl der katholische Trauungen im Jahr 2031 gegen Null tendieren. (Quelle: kath.net)

Kein Wunder – eine stimmungsvolle, unvergessliche und feierliche Folkloreveranstaltung anlässlich einer Hochzeit lässt sich hervorragend auch ohne irgendwelche Fantasiewesen und erfundene „Sakramente“ zelebrieren.

Und wer möchte heute schon noch ernsthaft sein persönliches Privatleben mit den aus heutiger Sicht völlig abstrusen Gesellschaftsordnung eines primitiven Wüstenvolkes aus dem Vormittelalter in Verbindung bringen? Das aus einer Zeit stammt, in der Selbstbestimmung oder gar Gleichberechtigung von Mann und Frau noch völlig unvorstellbar waren? Und in deren übergeordnetem Regelwerk es zum Beispiel heißt:

  • Wenn ein Mann eine Frau geheiratet und mit ihr Verkehr gehabt hat, sie aber später nicht mehr liebt und ihr Anrüchiges vorwirft, sie in Verruf bringt und behauptet: Diese Frau habe ich geheiratet, aber als ich mich ihr näherte, entdeckte ich, dass sie nicht mehr unberührt war!, wenn Vater und Mutter des Mädchens dann das Beweisstück ihrer Unberührtheit holen und zu den Ältesten der Stadt ans Tor bringen und der Vater des Mädchens den Ältesten erklärt: Ich habe diesem Mann meine Tochter zur Frau gegeben, aber er liebt sie nicht mehr,
    ja er wirft ihr jetzt Anrüchiges vor, indem er sagt: Ich habe entdeckt, dass deine Tochter nicht mehr unberührt war!; aber hier ist das Beweisstück für die Unberührtheit meiner Tochter!, und wenn sie das Gewand (aus der Hochzeitsnacht) vor den Ältesten der Stadt ausbreiten, dann sollen die Ältesten dieser Stadt den Mann packen und züchtigen lassen.
    Sie sollen ihm eine Geldbuße von hundert Silberschekel auferlegen und sie dem Vater des Mädchens übergeben, weil der Mann eine unberührte Israelitin in Verruf gebracht hat. Sie soll seine Frau bleiben. Er darf sie niemals entlassen.
    Wenn der Vorwurf aber zutrifft, wenn sich keine Beweisstücke für die Unberührtheit des Mädchens beibringen lassen, soll man das Mädchen hinausführen und vor die Tür ihres Vaterhauses bringen. Dann sollen die Männer ihrer Stadt sie steinigen und sie soll sterben; denn sie hat eine Schandtat in Israel begangen, indem sie in ihrem Vaterhaus Unzucht trieb. Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen.

    (Quelle: 5. Mose 22, 13-21 EU)
  • Der Herr sprach zu Mose: Sag zu den Israeliten: Wenn eine Frau niederkommt und einen Knaben gebiert, ist sie sieben Tage unrein, wie sie in der Zeit ihrer Regel unrein ist.
    Am achten Tag soll man die Vorhaut des Kindes beschneiden und dreiunddreißig Tage soll die Frau wegen ihrer Reinigungsblutung zu Hause bleiben. Sie darf nichts Geweihtes berühren und nicht zum Heiligtum kommen, bis die Zeit ihrer Reinigung vorüber ist.
    Wenn sie ein Mädchen gebiert, ist sie zwei Wochen unrein wie während ihrer Regel. Sechsundsechzig Tage soll sie wegen ihrer Reinigungsblutung zu Hause bleiben.
    Wenn die Zeit ihrer Reinigung vorüber ist, soll sie, für einen Sohn ebenso wie für eine Tochter, ein einjähriges Schaf als Brandopfer und eine junge Taube oder eine Turteltaube als Sündopfer zum Priester an den Eingang des Offenbarungszeltes bringen.
    Er soll es vor dem Herrn darbringen und sie entsühnen; so wird sie von ihrem Blutfluss gereinigt. Das ist das Gesetz für eine Frau, die einen Knaben oder ein Mädchen gebiert.
    Wenn sie die Mittel für ein Schaf nicht aufbringen kann, soll sie zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben nehmen, eine als Brandopfer und die andere als Sündopfer; der Priester soll sie entsühnen und so wird sie gereinigt.
    (Quelle: 3. Mose 12 EU)

Nicht den Frieden, sondern das Schwert…

Verstörend und abschreckend wirken aber nicht nur diese beliebig vermehrbaren Texte aus dem Alten Testament. Auch im so genannten Neuen Testament wird es keineswegs besser. Wer Jesus ins Haus lässt, kann sich aber auf was gefasst machen! Der Messias selbst bringt es unmissverständlich auf den Punkt:

  • Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
    Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. (Quelle: Mt 10, 34-36 EU)

Hochzeit wegen der Gefahr der Unzucht

Auch Paulus hat noch einige Tipps zum Thema Hochzeit. Er nennt den eigentlichen Grund, warum man doch heiraten sollte (Hervorhebungen von mir):

  • Nun zu den Anfragen eures Briefes! «Es ist gut für den Mann(,) keine Frau zu berühren». Wegen der Gefahr der Unzucht soll aber jeder seine Frau haben und jede soll ihren Mann haben. Der Mann soll seine Pflicht gegenüber der Frau erfüllen und ebenso die Frau gegenüber dem Mann. Nicht die Frau verfügt über ihren Leib, sondern der Mann. Ebenso verfügt nicht der Mann über seinen Leib, sondern die Frau. Entzieht euch einander nicht, außer im gegenseitigen Einverständnis und nur eine Zeit lang, um für das Gebet frei zu sein. Dann kommt wieder zusammen, damit euch der Satan nicht in Versuchung führt, wenn ihr euch nicht enthalten könnt. Das sage ich als Zugeständnis, nicht als Gebot.
    Ich wünschte, alle Menschen wären (unverheiratet) wie ich. Doch jeder hat seine Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so. (Quelle: 1. Kor 7, 1-7 EU)
  • Ihr sollt aber wissen, dass Christus das Haupt des Mannes ist, der Mann das Haupt der Frau und Gott das Haupt Christi. (Quelle: 1. Kor 11,3 EU)
  • Denn der Mann stammt nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann. Der Mann wurde auch nicht für die Frau geschaffen, sondern die Frau für den Mann. (Quelle: 1. Kor 11, 8-9 EU)
  • Eine Frau soll sich still und in aller Unterordnung belehren lassen. Dass eine Frau lehrt, erlaube ich nicht, auch nicht, dass sie über ihren Mann herrscht; sie soll sich still verhalten. Denn zuerst wurde Adam erschaffen, danach Eva. Und nicht Adam wurde verführt, sondern die Frau ließ sich verführen und übertrat das Gebot. Sie wird aber dadurch gerettet werden, dass sie Kinder zur Welt bringt, wenn sie in Glaube, Liebe und Heiligkeit ein besonnenes Leben führt. (Quelle: 1. Tim 9-15 EU)

Ihre Daseinsberechtigung hat die Frau laut Bibel ihrer Fähigkeit des Kinderkriegens zu verdanken. Es ist wirklich kein Wunder, dass immer weniger Menschen diese Schauergeschichten noch für irgendwie bedeutsam halten.

Wer noch nicht genug hat: Mehr Bibelstellen zum Thema Frauen und Familie gibts hier.

Die Bibel: Klotz am Bein des Christentums

Ganz gleich, ob sich jemand selbst als „liberal-theologisch“ bezeichnet oder nicht: Solange der Bibel noch als „Wort Gottes“ eine übergeordnete Bedeutung zugeschrieben wird, können auch diese, aus heutiger Sicht absurden und völlig unpassenden Vorschriften jederzeit wieder als doch zutreffend und verbindlich ausgegeben werden. Die einzige Grundlage des christlichen Glaubens ist gleichzeitig der größte Klotz am Bein derer, die das Christentum auch heute noch am Leben erhalten möchten.

Mit jedem Tag schwindet die Wahrscheinlichkeit weiter, dass es Theologen aller Schulen doch noch irgendwie gelingt, ihre archaischen Moralismen und ihren unsympathischen Gott irgendwie doch noch mit der heutigen Wirklichkeit in Einklang zu bringen. Bis heute sind sie trotz eines unvorstellbar großen Aufwandes kläglich an der Realität gescheitert. Nichts deutet darauf hin, dass es doch noch gelingen wird – im Gegenteil. Somit führt ausgerechnet das „Heilige Wort Gottes“ in einen nicht lösbaren Teufelskreis.

*Die Als Zitat gekennzeichnten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalartikel.
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