Gedanken zu: Wort des Bischofs – Kranke pflegen!

Lesezeit: ~ 3 Min.

Gedanken zu: Wort des Bischofs – Kranke pflegen!, verkündigt von Herrn Woelki, veröffentlicht am 21.08.2016 von domradio.de

„Operieren tut bei uns der Chefarzt – aber richtig gesund werden Sie erst durch die Krankenschwester!“ – so habe ich das mal in einem Krankenhaus an einer Wand im Schwesternzimmer gelesen.*

„Wenn man von etwas keine Ahnung hat – einfach mal…. schweigen!“ – so (ähnlich) habe ich das mal gelesen.

Neben der fachlichen Qualifikation und Ausbildung benötigen die Menschen in diesem Beruf [gemeint ist die Krankenpflege] aber vor allem ein großes Herz, denn ohne die Bereitschaft, einem Kranken wirklich zu helfen, für ihn ganz da zu sein, geht es nicht.

Wo auch immer Herr Woelki seine Kenntnisse über Pflegeberufe her haben mag – aus der Praxis offenbar nicht. Das, was er hier mit „ein großes Herz“ umschreibt, ist keineswegs die Voraussetzung, einem Kranken „wirklich“ helfen zu können.

Wer seinen Pflegeberuf als Werk der Barmherzigkeit und nicht als soziale Dienstleistung versteht, ist besonders anfällig für negative Folgen wie Helfersyndrom oder Burn Out. Denn gerade „Management by heartbeat“ ist ein häufiger Grund dafür, dass Mitarbeiter in der Pflege ausbrennen.

Selbstverständlich steht der zu Pflegende mit seiner Persönlichkeit und seinen Bedürfnissen im Zentrum jeder Pflegetätigkeit. Und er verlangt zurecht volle Aufmerksamkeit und auch eine möglichst umfassende Berücksichtigung seiner Bedürfnisse. Nicht nur im medizinischen, sondern auch im sozialen, zwischenmenschlichen Bereich.

Aber weder Pflegekräfte, noch Patienten haben etwas davon, wenn sich Pflegekräfte „aufopfern.“ Denn besonders Menschen, die Kranke pflegen, laufen Gefahr, sich von Patienten mehr „vereinnahmen“ zu lassen als es erforderlich oder angemessen wäre. Deshalb ist es ratsam, nicht nur mit den Patienten, sondern genauso auch mit sich selbst achtsam umzugehen.

Wer längerfristig in der Pflege tätig sein möchte, sollte lernen, zwischen einer professionellen Mitmenschlichkeit und einer aufzehrenden, langfristig oft zerstörerischen Barmherzigkeitsvorstellung zu unterscheiden. Besonders wer schon mal in der Pflege mit Nonnen zusammengarbeitet hat, wird dies wahrscheinlich bestätigen können.

Denn die sehen in ihrer Pflegetätigkeit nicht selten als Möglichkeit, ein gottgefälliges Leben zu führen. Bei der Krankenpflege gehts aber um reale Kranke und nicht um überirdische Phantasiewesen, die sich Menschen ausgedacht haben. Dieser scheinbar kleine Unterschied kann gravierende Folgen haben. Etwa dann, wenn menschliches Leid zur Tugend erhoben wird, wie es bei Mutter Teresa, dem „Todesengel von Kalkutta“ der Fall war.

Kranke pflegen: Christliche Zwangshandlung?

„Kranke pflegen!“, das ist ein Auftrag an alle von uns. Gerade wir Christen können gar nicht anders. Nicht nur im aktuellen Jahr der Barmherzigkeit, zu dem uns Papst Franziskus einlädt, gilt dieses konkrete Werk der Barmherzigkeit für uns immer und überall.

Gerade haben Sie noch geschrieben, Menschen in der Pflege benötigen eine fachliche Qualifikation und Ausbildung – jetzt soll Krankenpflege plötzlich eine christliche Zwangshandlung sein? Wie stellen Sie sich das mit der Krankenpflege als „Auftrag an alle von uns“ konkret vor? Natürlich kann man sich, zum Beispiel ehrenamtlich oder im persönlichen Umfeld, um kranke Menschen kümmern oder für bedürftige Menschen da sein.

Krankenpflege sollte man ohne eine entsprechende Ausbildung jedoch besser Leuten überlassen, die eine diesbezügliche Qualifikation und auch die erforderliche Professionalität mitbringen. Völlig unabhängig davon, ob oder wenn, dann welches imaginäre Wesen sie verehren. Altruismus ist eine Fähigkeit einiger irdischer Lebewesen und hat mit erfundenen Göttern nichts zu tun.

Himmel auf Erden?

Wo immer aber Kranke barmherzig gepflegt und gesund gemacht werden, da wird der Himmel schon auf Erden sichtbar.

Woher wissen Sie das? Und ist Mitmenschlichkeit nicht schon per definitionem ein Zeichen für Mit-Menschlichkeit? Und nicht für Mit-Himmligkeit?  Wo immer Kranke professionell gepflegt und gesund gemacht werden, da werden die Errungenschaften der Medizin und ein funktionierendes Gesundheitssystem sichtbar. Wohingegen die Mär von der kirchlichen Wohlfahrt längst als Legende entlarvt ist.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Artikel.

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