Argument #20: „Ich habe Gott erlebt.“

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Behauptung: „Ich habe Gott erlebt.“

Antwort: Dies ist ein Argument, das man gegen außen nicht verwenden kann, weil eine Offenbarung immer nur für den direkten Empfänger eine Offenbarung wäre.

Für jeden anderen, der die Offenbarung nicht erlebt hat, handelt es sich um nichts weiter als Hörensagen. Man sollte sich also keine Hoffnungen machen, wenn man seinen Glauben mit persönlichen Erfahrungen verteidigen möchte.

Dafür gibt es auch noch weitere Gründe.

Vertreter aller Religionen und auch Leute, die an Geister, Aliens oder anderes glauben, erzählen von persönlichen Erfahrungen.

Wenn man persönliche Erfahrungen als gültige Argumente einstuft, muss man all diesen Leuten Glauben schenken.

Und man verliert die Übersicht vor lauter Glaubenssätzen, die sich zudem oft gegenseitig widersprechen.

Und hier finden wir das nächste Problem:

Religionen geben sich in aller Regel als die einzig wahre Religion aus. Das heißt: Wenn eine davon stimmt, sind alle anderen falsch. Sie können nicht alle wahr sein, aber alle falsch. Wir müssen also davon ausgehen, dass die allermeisten Menschen, die glauben, einen bestimmten Gott erlebt zu haben, sich bei der Deutung ihrer Erlebnisse irren.

Auffällig ist zusätzlich, dass fast jeder Gläubige unter all den unzähligen Göttern, die die Menschheit angebetet hat, ausgerechnet den Gott seiner Eltern erlebt haben will.

Wenn persönliche Erfahrungen ehrlich suchender Menschen verlässliche Erkenntnismethoden wären, würden wir erwarten, dass es keine Rolle spielt, wo und als wessen Kind man geboren wird.

Dass die allermeisten Leute ausgerechnet an den Gott ihrer Eltern und nie an einen Gott glauben, von dem sie noch nie gehört haben, spricht dafür, dass die Deutung der persönlichen Erlebnisse vom Umfeld abhängt und nicht vom Wahrheitsgehalt dieser Erlebnisse. Diese Tatsachen sollten jeden Gläubigen sehr skeptisch machen.

In der Wissenschaft werden persönliche Erfahrungen als ganz und gar nicht schlagkräftig angesehen. Weil man dort schon lange erkannt hat, dass sich der Mensch leicht täuscht. Und dass seine Erinnerungen bisweilen stark von der Realität abweichen.

Wenn wir Krankheiten nach persönlicher Erfahrung diagnostizieren würden, würden wir wohl immer noch davon ausgehen, dass Dämonen Menschen krank machen. Oder dass Wasser die Poren für Erreger öffnet.

Gerade wenn es um lebensverändernde Ansichten mit einschneidenden Konsequenzen geht, sollten wir uns nicht auf die subjektive Deutung persönlicher Erfahrungen verlassen. Würden Sie die Evolution akzeptieren, wenn die Wissenschaftler nur sagen würden, ihre persönliche Erfahrung habe ihnen offenbart, dass die Evolution ein Fakt sei?

Die Erlebnisse anderer Menschen sind uns nicht zugänglich.

Wir wollen nicht leugnen, dass andere Menschen beeindruckende, vielleicht sogar unerklärliche Erfahrungen gemacht haben. Aber wir sehen nicht, mit welchem Recht Gläubige ihre Erlebnisse auf das Wirken eines spezifischen Gottes zurückführen. Und aus ihnen schließen, dass ausgerechnet die Bibel ernstgenommen werden sollte.

Wenn man etwas nicht erklären kann, dann deutet nichts darauf hin, dass ein spezifischer Gott als Antwort in Frage kommt. Redlichkeit und Bescheidenheit sind gefragt, wenn man der Wahrheit auf die Spur kommen will.

Und auch der Mut, einfach mal zu sagen: „Ich weiss es nicht.“

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