Gedanken zu: Pr[e]digt im Dom – Bischof ALGEMISSEN zu Mariae Himmelfahrt: „Bild des erlösten Menschen“

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Gedanken zu: Pr[e]digt im Dom – Bischof ALGEMISSEN zu Mariae Himmelfahrt: „Bild des erlösten Menschen“, veröffentlicht am 16.08.16 von Osthessennews

Das Hochfest Mariae Himmelfahrt hat der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen am Montag als „das Fest des unbeirrbaren Glaubens an den Menschen als Gottes Ebenbild“ bezeichnet.

Ob Herrn Algermissen bewusst ist, dass diese Aussage nicht nur un-, sondern sogar in höchstem Maße widersinnig ist?

Glauben bewahrenNicht dass ihn das stören dürfte. Als Bischof hat er ja den Auftrag, die kleinen Schafe einfachen Gemüts vor den schädlichen Einflüssen Intellektueller zu beschützen. Er tut somit auch nur seinen Job. Aber wenigstens er selbst müsste es ja eigentlich trotzdem erkennen können. Sollte man meinen…

Der Mensch ist weder das Ebenbild des christlichen Wüsten-, noch irgendeines anderen Gottes, den sich Menschen ausgedacht haben. Ausnahmslos alle von Religionen behauptete Götter sind bis zum Beweis des Gegenteils rein menschliche Wunschbilder.

Jahwe teilt das Schicksal aller Phantasiewesen: Er „existiert“ nur in der menschlichen Vorstellung. Noch kein überirdisches Wesen ist jemals seriös belegbar irgendwie auch nur einmal in Erscheinung getreten. Wer behauptet, der Mensch sei Gottes Ebenbild, irrt. Und führt andere in die Irre.

Allein „unbeirrbarer Glauben“ ist schon ein Widerspruch in sich, ein Paradoxon. Glauben bedeutet ja eben, etwas für wahr zu halten, was bis zum des Beweis des Gegenteils nicht der Sach- und Faktenlage entspricht, sondern frei erfunden ist. Wie zum Beispiel die Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Wer etwas, das nicht wahr ist, für wahr hält, der irrt.

Und dass ein unbeirrbarer Irrtum Unsinn ist, sollte nicht allzu schwer zu erkennen sein. „Unbeirrbarer Glaube“ ist bestenfalls in etwa so sinnvoll wie die Paradoxien aus dem lustigen Gedicht Dunkel wars, der Mond schien helle…. Wer einen unbeirrbaren Glauben hat, lässt sich in seinem vorsätzlichen Irrtum nicht beirren. Der Irrtum ist umso irriger, je unbeirrter jemand daran festhält.

Mariae Himmelfahrt: Das Fest zur Legende

Natürlich kann man auch einen offensichtlichen Denkfehler zum Anlass eines Festes hernehmen. Man sollte dann aber nicht erwarten, dass man noch von irgendwem ernstgenommen wird.

Gerade auch dann, wenn man Angst habe vor dem Sterben und dem Tod, gelte: „Die Gottesmutter zeigt uns in ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel die Morgenröte der Auferstehung.“

Sterben und Tod sind, vermutlich auch noch bis auf Weiteres, die völlig natürlichen, unausweichlichen Folgen allen Lebens. Es gibt deshalb keinen einzigen vernünftigen Grund, sich vor Sterben oder Tod zu fürchten. Oder frei nach Epikur: Ist er (der Tod) da, sind wir nicht mehr da. Sind wir da, ist er (noch) nicht da.

Christen bekommen eingeredet, dass man vor dem Tod Angst haben müsse. Dass der Tod eine finstere Macht des Bösen sei, die es zu überwinden gelte. Denn nur wer Angst hat, ist auch bereit, auf Leute hereinzufallen, die behaupten, sie von der angeblichen Angst befreien zu können.

Die Morgenröte der Auferstehung ist der Sonnenuntergang des Verstandes und der Vernunft. Die leibliche Aufnahme eines Menschen in den Himmel ist – wen wunderts – historisch nicht belegbar.

Doch Mariae Himmelfahrt scheitert nicht nur an der historischen Wirklichkeit, sondern auch nach christlicher „Logik.“

Sonnenuntergang des Verstandes

Denn auch die biblischen Quellen sind Textstellen, die erst geradezu inhaltlich vergewaltigt werden mussten, um sie zu „Belegen“ für die aufgestellte Behauptung verbiegen zu können. Logik, Plausibilität, Wahrscheinlichkeit, berechtigter Grund zur Annahme, gar Beleg oder Beweis? Fehlanzeige.

Auferstehungsmythen gibt es schon, seit sich Menschen Götter ausgedacht haben. Viele Götter, Halbgötter, Gottessöhne und weitere Phantasiewesen waren schon vor Maria angeblich in den Himmel aufgefahren.

Wer sich also vor dem Tod fürchtet und die Himmelfahrt Mariens für tröstlich hält, könnte sich genausogut damit trösten, dass ja Dornröschen nach 100 Jahren Schlaf auch wieder wachgeküsst wurde.

Algermissen sieht in Maria das „Bild des erlösten Menschen“. Sie habe jenes Ziel erreicht, zu dem hin alle noch unterwegs seien. Ihr Leben habe sie so gelebt, dass Gott es ganz zu sich genommen habe.

Ha – das ist geschummelt! Maria war, als einziger Mensch außer Jesus, frei von Erbsünde, weil ihre Mutter Anna sie „unbefleckt“ empfangen hatte. Ohne diesen unlauteren Wettbewerbsvorteil hätte Gott sie nie und nimmer ganz zu sich nehmen können (das hatte vorher ja außerdem auch schon der Geist Gottes getan – mit fatalen Folgen…).

Geisteszustand des biblischen Jesus Christus: äußerst fragwürdig

Nach biblischer Logik hätte Maria niemals von Gott in den Himmel aufgenommen werden dürfen. Die Familie von Jesus hatte diesen aus guten Gründen für verrückt erklärt:

  1. Halluzinationen, Visionen und Stimmen
  2. Tempelreinigung
  3. Verfluchung des Feigenbaumes
  4. verbale Explosionen und Aufrufe zur Gewalt
  5. Beziehung zu seiner Familie
  6. instabiler Geisteszustand aus der Sicht seiner Familie und Anderer
  7. messianisches Selbstbewusstsein und sein Größenwahn
  8. Aufruf zur Selbstverstümmelung
    (Quelle und weitere Ausführungen über den Geisteszustand des biblischen Jesus)

Und Jesus hatte schließlich allen, die ihren Bruder einen Narr nennen, dafür die Bestrafung im ewigen Höllenfeuer angekündigt.

Menschenbild der katholischen Kirche

Die Aussagen über die Gottesmutter „spiegeln das vom Glauben geprägte positive Menschenbild der katholischen Kirche wieder“, betonte der Bischof.

Womit der Bischof einmal mehr demonstriert, dass er ganz offensichtlich eine reichlich verzerrte Vorstellung des Menschenbildes in der katholischen Kirche hat. Laut katholischer Lehre lastet auf Menschen die Erbsünde.

Dazu kommt die individuelle Schuld und Sünde, die alle Menschen im Lauf ihres Lebens zwangsläufig und unweigerlich auf sich laden, weil Gott sie angeblich mit einem freien Willen ausgestattet hat, der ihnen das ermöglicht. Wozu einen freien Willen, wenn er ja doch nur zu Schuld und Sünde führt? Schönen Dank auch.

Das irdische Dasein ist im katholischen Menschenbild geprägt von Leid und Qual. Die wichtigsten menschlichen Eigenschaften sind Unterwürfigkeit, Sich-Schuldig-fühlen und auf Erlösung hoffen. Ein positives Menschenbild sieht anders aus.

Zur Vernunft berufen

Der menschliche Leib sei, auch wenn viele an ihm litten, mit all seinen Begrenzungen „zur Auferstehung berufen“.

Der menschliche Leib ist aus ganz vielen winzig kleinen Bauteilen zusammengesetzt. Und in diese Bauteile zerfällt er nach dem Tod auch wieder. Das ist schon alles, was man nach aktueller Sach- und Faktenlage sicher sagen kann. Auferstehungsberufungen gibts nur in Zombiefilmen. Und in der katholischen Kirche.

Bischof Algermissen erinnerte daran, dass das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel 1950 unter dem unmittelbaren Eindruck des durch Auschwitz und Hiroshima geschändeten Menschenleibes formuliert und als eine „instinktiv geniale Antwort der Kirche auf den menschenverachtenden, Leben zerstörenden Zynismus des Nationalsozialismus“ (C. G. Jung) gesehen wurde.

Einen frei erfundenen Mythos als „geniale Antwort“ auf ungezählte reale Tote zu bezeichnen, erscheint mehr als fragwürdig. Selbst dann, wenn ein Herr Algermissen jährlich daran erinnert.

A propos erinnern: Einmal mehr ist daran zu erinnern, dass sich auch die Mörder von Auschwitz problemlos auf die Bibel berufen konnten. Und die Atombomben waren ebenfalls mit christlichem Segen und Bittgebet für eine sichere Rückkehr der Bomberpiloten abgeworfen worden – Atombomben als Werkzeuge der Nächstenliebe. Das darf man nie vergessen.

Theologischer Gehalt

„Materie, Geist und Seele gehören tatsächlich zusammen, bilden eine Einheit – der theologische Gehalt dieses Hochfestes zeigt uns das deutlich.“

Die Formulierung „theologischer Gehalt“ suggeriert, die Theologie könnte irgendetwas Gehaltvolles beitragen. Was schon allein daran scheitert, dass der Gegenstand theologischer Betrachtungen bis zum Beweis des Gegenteils nichts als reine menschliche Fiktion ist.

Natürlich gehören Materie, Geist und „Seele“ zusammen – allerdings nur, solange die Hardware auch funktioniert. Hört die Materie auf zu funktionieren, kann man bis zum Beweis des Gegenteils davon ausgehen, dass es dann auch mit Geist und „Seele“ (was auch immer das sein soll) vorbei ist. Diese Ansicht teilt zum Beispiel auch Stephen Hawking, dem folgendes Beispiel zugeschrieben wird:

Wenn man die Festplatte eines Computers physikalisch zerstört, sind damit auch die Daten verloren, die darauf gespeichert waren. Ein „flüchtiger“ Speicher wie der Arbeitsspeicher eines PC (RAM) „vergisst“ sogar schon alle Daten, sobald er nicht mehr mit Strom versorgt wird.

Klappe zu – Affe tot – Game over

Es gibt keinerlei seriösen Anhaltspunkt für die Annahme, menschliche Persönlichkeiten würden unabhängig und auch noch nach vollständiger Auflösung ihrer „Hardware“ weiterexistieren. Dies wäre aber die Voraussetzung dafür, dass mit menschlichen Persönlichkeiten noch irgendetwas nach ihrem Tod geschehen könnte. Egal ob Belohnung, Bestrafung oder „Reinigungsqual“ im Fegefeuer.

Geht man von der bis heute bekannten und allgemein anerkannten Wirklichkeit aus, lösen sich diese ganzen Hirngespinste in Wohlgefallen auf. Nur noch Theologen brauchen heute solche Absurditäten. Weil sie ihr Geld damit verdienen, sich darüber die Köpfe zu zerbrechen.

Das heutige Fest sei besonders optimistisch, so der Bischof weiter. „Im Tod fallen wir nicht ins Bodenlose, sondern in die ebenso väterlichen wie mütterlichen Arme Gottes.“

Diese Behauptung, Mariae Himmelfahrt sei ein besonders optimistisches Fest, ist bestenfalls eine optimistische Illusion. Jeder weiß doch heute, dass die Menschen nach dem Tod ein Biervulkan und eine Stripperfabrik erwartet.

Deshalb ist es natürlich schlicht unsinnig, sich einen Gott mit väterlichen und mütterlichen Armen vorzustellen – egal, was auch immer in der Kindheit vielleicht schief gelaufen sein und möglicherweise zu so einem Wunschdenken geführt haben mag.

Dreiteiliger Gott mit väterlichen und mütterlichen Armen

Ein schizophrener Gott, bestehend aus Vater, Sohn und Geist und mit ebenso väterlichen wie mütterlichen Armen lässt sich meiner Meinung nach kaum noch von einer veritablen Wahnvorstellung abgrenzen.

Und da sitzen dann 1200 Menschen ansonsten vermutlich klaren Verstandes im Jahr 2016 in einer osthessischen Kirche und keiner findet das irgendwie zumindest fragwürdig? Un-glaublich.

Das uralte Herzenswissen der Gläubigen sei dann am 1. November 1950 als fester Glaubenssatz dogmatisch formuliert worden: „Maria ist nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen worden.“

Herzenswissen ist eine allzu wohlwollende Umschreibung für Absurdität, Nonsens, Humbug, Wunsch, Selbsttäuschung, Hirngespinst. Das Herz ist das Organ, das den Körper mit Blut versorgt. Wissens-, aber auch Gefühlsprozesse laufen im Hirn ab.

Herzenswissen?

Mariae Himmelfahrt
Himmelfahrt im 21. Jahrhundert

Abgesehen davon ist die literarische Gestalt der Maria als Muttergottes keineswegs so „uralt.“ Sie wurde nach und nach nach ganz bestimmten, zweckdienlichen Gesichtspunkten von Menschen erschaffen. Selbst im Neuen Testament spielte sie nur eine dem damaligen Frauenbild entsprechend untergeordnete Rolle.

Redlicher- und anständigerweise sollte Herr Algermissen bei der öffentlichen Verkündigung von Mythen und Märchen immer ausdrücklich darauf hinweisen, dass diese Geschichten mit der realen Wirklichkeit bestenfalls so viel zu tun haben wie der Gestiefelte Kater. Oder die Zahnfee… Dann wüssten vielleicht auch naive oder leichtgläubige Menschen, die Aussagen Algermissens richtig einzuordnen.

Nicht mal die meisten Christen dürften heute noch bereit sein, außerhalb ihrer religiösen Scheinwirklichkeit etwas für uneingeschränkt wahr oder auch nur für besonders bedeutsam zu halten, was sich bis heute nicht mal ansatzweise als wahr oder wenigstens plausibel beweisen lässt.

Und weil es zwar jede Menge Belege dagegen, aber keinen einzigen seriösen Beleg dafür gibt, dass tatsächlich auch nur ein Mensch jemals nach dem Tod mit Leib und Seele – wie und wo auch immer – weiterexistiert hat, weil es ein überirdisches Wesen so veranlasst hatte.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalartikel.
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***Aussagen über Götter und andere Phantasiewesen beziehen sich auf die diesbezüglichen Angaben der jeweils zugrundeliegenden Schriften.

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