Gedanken zu: Deutsche Bischofskonferenz gestartet – Kardinal MARX: „Die Kirche darf sich aus den Fragen der Zeit nicht heraushalten“

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Gedanken zu: FULDA Deutsche Bischofskonferenz gestartet – Kardinal MARX: „Die Kirche darf sich aus den Fragen der Zeit nicht heraushalten“, Originalartikel verfasst von pm, veröffentlicht am 20.09.16 von Osthessennews

Am heutigen Dienstagmorgen kamen die deutschen Bischöfe zum Eröffnungsgottesdienst der Deutschen Bischofskonferenz im vollbesetztenn Fuldaer Dom zusammen. „Wir leben in aufgewühlten politischen Zeiten. Am Sonntag hat eine Wahl stattgefunden und es werden viele andere Wahlen folgen“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in seiner Predigt.*

Die Feststellung, dass wir in aufgewühlten politischen Zeiten leben, mag sicher zutreffen. Auch wenn Herr Marx nicht näher beschreibt, wen genau er mit „wir“ meint.

Bischofskonferenz: Beiträge aus der religiös erweiterten Wirklichkeit

Dennoch stellt sich die Frage, was ausgerechnet Religionsvertreter meinen, zu realen Themen wie Politik beitragen können. Also Vertreter, die in einer um fiktive Größen wie Götter, Geister und Gottessöhne erweiterten Wirklichkeit leben. Und die so tun, als habe ihr imaginärer Freund tatsächlich einen Einfluss auf der Erden Lauf.

Immerhin scheine ich nicht der erste zu sein, der diese Frage stellt:

Oft würden die Bischöfe gefragt, ob die Kirche zu dieser Situation und den Schwankungen in der Welt eine Meinung habe und sich äußern müsse: „Manche sagen, das hat doch nichts mit dem Evangelium zu tun und noch weniger mit dem Glauben. Aber gerade das Gegenteil ist der Fall“, so Kardinal Marx.

Die nun folgende Begründungen, warum der Klerus eine Meinung zu realen Themen äußern dürfe und auch müsse, sind gar abenteuerlich:

Zur Begründung verwies er auf die Enzyklika Rerum novarum von Papst Leo XIII., die vor 125 Jahren erschien.

Göttliches Herrscherrecht

BischofskonferenzWer war dieser Vincenzo Gioacchino Pecci aka Papst Leo XIII? Herr Pecci gilt als Verfasser der so genannten katholischen Soziallehre. Darin fasste er die politischen Ansichten der katholischen Kirche zusammen.

Also die Ansichten, die seiner Meinung nach die katholische Kirche zu politischen und gesellschaftlichen Themen haben könnte/sollte/müsste.

Mit der biblischen Grundlage der christlichen Lehre lässt sich jedoch jede beliebige politische Einstellung oder Weltsicht begründen. Es ist noch keine 100 Jahre her, da segneten Pfarrer der christlichen Kirchen Atombomben. Auch heute noch (und wieder) bietet auch das Christentum einen fruchtbaren Nährboden für Dualismus und Fundamentalismus, der dem anderer Religionen in nichts nachsteht.

Woher wusste Herr Pecci also, was er in seine Enzyklika Rerum Novarum schreiben sollte? Aus der Bibel konnte er es wie gesagt nicht wissen. Weil die Bibel nun mal keine eindeutigen, klare und in sich schlüssige Aussagen enthält. Wie kam er dann zu solchen Ansichten wie zum Beispiel dieser:

  • „Dass also jene, die die Gewalt im Staate ausüben, dies nur tun im Auftrage des Volkes, und deshalb ebensowohl auch vom Volke ihnen dieselbe wieder genommen werden könne! Im entschiedenen Widerspruch gegen diese Ansicht leiten die katholischen Christen das Herrscherrecht von Gott ab als seinem ebenso natürlichen wie notwendigen Urquell.“ (Ulitzka S. 153)

Arbeiterpapst mit Visionen und Nebenjob

Man muss vielleicht berücksichtigen, dass der „Arbeiterpapst“ auch jemand war, der unter Visionen litt. Und der, genauso wie der möglicherweise historisch belegbare Jesus auch, Experte für Exorzismus war. Das von ihm unter dem Einfluss von Visionen verfasste Gebet soll an dieser Stelle nicht vorenthalten werden:

  • Glorreichster Fürst der himmlischen Heerscharen, heiliger Erzengel Michael, verteidige uns im Kampfe gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Weltherrscher dieser Finsternis, gegen die bösen Geister unter dem Himmel.
    Komm den Menschen zu Hilfe, die Gott nach seinem Ebenbild erschaffen und aus der Tyrannei des Teufels um einen hohen Preis erkauft hat.
    Dich verehrt die heilige Kirche als ihren Schutzherrn; dir hat der Herr die Seelen der Erlösten übergeben, damit du sie an den Ort der himmlischen Seligkeit führest.
    Bitte den Gott des Friedens, daß Er Satan unter unseren Füßen vernichte, damit er nicht mehr imstand ist, die Menschen gefangen zu halten und der Kirche zu schaden.
    Bringe unsere Gebete vor das Angesicht des Allerhöchsten, damit Er uns mit seinem vielfältigen Erbarmen schnell zuvorkomme. Und ergreife den Drachen, die alte Schlange, das heißt den Teufel und Satan, und stürze ihn gefesselt in den Abgrund der Hölle, damit er die Völker nicht weiter verführe.
  • […]Und man besprenge den Ort mit Weihwasser.
    (Quelle und weitere Anleitungen zur Teufelsaustreibung: etika)

Kämpfer gegen die Weltherrscher der Finsternis

Jetzt frage ich nochmal: Wie sind Aussagen eines Menschen einzuschätzen, der mit Phantasiewesen spricht? Und der diese allen Ernstes (!) um Unterstützung im Kampf gegen die Weltherrscher der Finsternis und gegen die bösen Geister anruft? Der Orte mit Weihwasser besprengt, um sie vor der Rückkehr von Dämonen zu schützen?

Würde man nicht ernsthaft den Geisteszustand eines Menschen in Frage stellen, der in einer solchen Scheinwirklichkeit lebt? Über Herrn Pecci könnte man noch viel schreiben.

Aber die Beispiele sollen genügen um zu zeigen, dass die Ansichten eines Papstes von vor über 100 Jahren weder genuin christlichen Ursprungs sein können, noch dass sie eine Einmischung der Kirche in die Politik legitimieren.

„Die Kirche darf sich aus den Fragen der Zeit nicht heraushalten“, so Kardinal Marx. „Wie sie sich äußert und engagiert, darüber müssen wir Bischöfe und das ganze Volk immer wieder neu nachdenken.

Kleine Leute vor intellektuellem Einfluss bewahren

Dieses Selbstverständnis entspricht nicht gerade dem Berufsbild, das Papst Benedikt XVI. für Bischöfe definiert hatte:

  • „Der christliche Gläubige ist eine einfache Person. Aufgabe der Bischöfe ist es deshalb, den Glauben dieser kleinen Leute vor dem Einfluss der Intellektuellen zu bewahren.“
    –Benedikt XVI. alias Kardinal Ratzinger
    Predigt vom 31.12.1979, zum Entzug der Missio canonica für Hans Küng
    (zitiert nach John L. Allen, Joseph Ratzinger, 2002)
    Gefunden in: „Problemfall Religion – ein Kompendium der Religions- und Kirchenkritik“ von Gerhard Czermak,  Tectum Verlag Marburg, 2014

Von Geistern inspiriert

Die Katholische Soziallehre sei mit allen ihren Aussagen vom Geist des Evangeliums inspiriert und trage so selbst zur Evangelisierung bei, wie es der heilige Papst Johannes Paul II. gesagt habe.

Welche Methoden haben die besseren Erkenntnisse geliefert: „Vom Geist des Evangeliums inspiriert“ oder doch die Errungenschaften von Wissenschaft, Forschung, Philosophie und Kunst?

„Die kirchliche Soziallehre ist nicht etwas für wenige Spezialisten. Die Soziallehre gilt für uns alle“, sagte Kardinal Marx. Das zeige sich auch in der Weisheitsliteratur des Alten Testaments, die sich als Anleitung zu einem richtigen Leben verstehe.

Weisheit, Stand: 50 v. u. Z.

Das Buch der Weisheit kann logischerweise nur die Weisheit der Zeit beinhalten, zu der es verfasst worden war – also etwa 50 v. u. Z.. Dass ein Buch aus dieser Zeit kaum als Grundlage für eine moderne Soziallehre sein kann, liegt auf der Hand. Wer das anders sieht, sollte sich einfach mal mit dem Text befassen und kritisch hinterfragen, was zum Beispiel Aussagen wie diese wohl bedeuten könnten:

  • Denn des Gottlosen Anschläge müssen vor Gericht, und seine Reden müssen vor den Herrn kommen, daß seine Untugend gestraft werde. (Weish 1, 9 LUT)
  • Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt und ihn erfahren alle, die ihm angehören. (Weish 2, 24 EU)
  • Doch die große Kinderschar der Frevler bringt keinen Nutzen; sie ist ein unechtes Gewächs, treibt keine Wurzeln in die Tiefe und fasst keinen sicheren Grund. Breitet es auch eine Zeit lang üppig seine Zweige aus, so wird es doch vom Wind hin und her geschüttelt und von der Gewalt der Stürme entwurzelt. Die Äste, die noch schwach sind, werden geknickt; ihre Frucht ist unbrauchbar, unreif und ungenießbar, zu gar nichts geeignet. Denn die Kinder eines sündigen Beischlafs treten im Gericht als Zeugen auf für die Schlechtigkeit ihrer Eltern. (Weish 4, 3-6 EU)

Was soll das mit der Realität der Menschen im 21. Jahrhundert zu tun haben?

Politische Statements von Menschen, die zu imaginären Wesen sprechen?

Bereits zum Beginn des Gottesdienstes hatte Kardinal Marx die Gläubigen im Fuldaer Dom aufgerufen, sich dem für heute von Papst Franziskus ausgerufenen Weltgebetstag für den Frieden anzuschließen, mit dem der Papst von Assisi aus ein Zeichen gegen Gewalt und Terror in der Welt setzen wolle.

Auch dieser Aufruf belegt ein weiteres Mal, dass Herrn Marx‘ Aussagen zu realen Themen nicht wirklich ernstgenommen werden können: Wer es tatsächlich für sinnvoll hält, mit erfundenen Phantasiewesen zu sprechen, der entzieht sich damit einer ernsthaften Diskussion.

Denn in Wirklichkeit war natürlich auch der bei der Bischofskonferenz verehrte Wüstengott Jahwe vom Fliegenden Spaghettimonster erschaffen worden. Und wer etwas anderes behauptet, verletzt meine religiösen Gefühle.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalartikel.
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