- War es das? – Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Advent, verkündigt von Pastorin Annette Behnken, veröffentlicht am 30.11.2019 von ARD/daserste.de
Darum geht es
Nach einem Abgleich mit der irdischen Wirklichkeit scheint Frau Pastorin Behnken erkannt zu haben, dass die Hoffnung, die sie früher aus dem Advent schöpfte, nur eine Wirklichkeitsflucht ist. Obwohl der Advent „nicht mehr funktioniert“ empfiehlt sie, daran festzuhalten.
Er funktioniert nicht mehr, der Advent. Nicht mehr so, wie früher. (Quelle: War es das? – Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Advent, verkündigt von Pastorin Annette Behnken, veröffentlicht am 30.11.2019 von ARD/daserste.de)
Wie sich Frau Behnken das mit der Hoffnung im Advent früher vorgestellt hatte, verrät sie auch:
[…] Ich konnte in Kerzenlicht baden und die Botschaft glauben: Advent ist die Zeit der Erwartung. Dass Gerechtigkeit und Frieden sich küssen. Und Gott kommt in die Welt und macht alles heil!
Als glaubensfreier Mensch kann man sich kaum vorstellen, dass ein erwachsener, ansonsten vermutlich aufgeklärt und vernünftig denkender Mensch seine Hoffnung tatsächlich auf eine solch absurde, kindlich-naive Einbildung setzen kann. Bis zu welchem Lebensabschnitt Frau Behnken diese, ihr hoffnungsvoll erscheinenden Phantasien hegte, verrät sie leider nicht.
Verreckende Visionen von einer besseren Welt
Wer nach dieser Einleitung jetzt ein Plädoyer für realistisches und vernünftiges Denken erwartet, wird allerdings erwartungsgemäß enttäuscht. Denn obwohl Frau Behnken ja offenbar durchaus bewusst (geworden) ist, dass ihre Hoffnung auf den lieben Gott eine Luftnummer ist und dass ein Kerzenlichtbad bestenfalls der emotionalen Selbstbefriedigung dient, hält sie trotzdem daran fest:
Ich zünde morgen die erste Kerze an. Mit einer armseligen Hoffnung, die dringend Nahrung braucht. Weil sonst nichts bleibt, außer: Tatsachen, die nicht auszuhalten sind. Außer verreckenden Visionen von einer besseren Welt. Außer Ohnmacht.
Frau Behnken, es tut mir leid, dass Sie die Hoffnung auf eine bessere Welt offenbar aufgegeben haben. Dazu kommt bei Ihnen ja noch die Ent-Täuschung, die Ihre Erkenntnis für Sie zunächst mit sich bringt, dass es sich bei dem Heilsversprechen Ihrer Religion lediglich um eine Illusion, eine rein menschliche Einbildung, eine fiktive Wunschvorstellung handelt.
Da kann man vermutlich schon mal in einen Fatalismus verfallen und kapitulieren. Aber was versprechen Sie sich davon, das Fernsehpublikum des öffentlich-rechtlichen Fernsehens an Ihrer Sinn-, Glaubens- und Hoffnungskrise teilhaben zu lassen?
Wenn die Hoffnung nicht mehr funktioniert
Meine Hoffnung funktioniert nicht mehr, wie früher.
Ach – demzufolge hatte Ihre Hoffnung auch früher schon nicht mehr funktioniert? Oder haben Sie sich nur mit dem Komma vertan? 🙂
Frau Behnken, sehen Sie es doch als ersten Schritt in Richtung der Erkenntnis, dass diese Hoffnung bei Licht betrachtet nicht funktionieren kann. Ihr Gott hilft Ihnen genausowenig, wie Ihnen Dagobert Duck keine Taler überweist. Hier prallt Wunsch auf Wirklichkeit.
Weil es bis zum Beweis des Gegenteils eben kein magisches Himmelswesen gibt, das nachweislich ins irdische Geschehen eingreift. Auch der Gott, an den Sie glauben, ist bis zum Beweis des Gegenteils ein rein menschliches Phantasieprodukt. Eine von Menschen konstruierte Projektionsfläche für menschliche Wünsche, Ängste und Hoffnungen.
Das kann man natürlich tun – die Gedanken sind dank Aufklärung und Säkularisierung hierzulande und heutzutage freier denn je.
Allerdings hält das wohlige Gefühl nur so lange an, wie Sie daran glauben. Danach ist alles wieder wie vorher.
Diese Eigenschaft teilt das Hoffen auf Götter mit dem Hoffen des Alkoholikers, die Flasche möge seine Probleme lösen.
Nüchtern ist das Leben nur im Suff zu ertragen
Was von Ihrer Glaubensgewissheit, vom Vertrauen auf den viel zitierten „Fels in der Brandung“, den großen Retter und Erlöser offenbar übrig geblieben ist, liest sich erstaunlich zutreffend:
Kuschelige Weltflucht bei Kerze, Keks und Mandelkern. Ja. Auch das! Das brauchen wir Menschen manchmal.
Frau Behnken, hier stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu: Wer es sich leisten kann, der irdischen Realität zumindest temporär zu entfliehen, der möge das gerne tun. Aber bitte als Privatvergnügen und nicht auf Kosten der Allgemeinheit!
Wenn von einer Glaubenslehre tatsächlich nur noch eine kuschelige Weltflucht übrig geblieben ist, dann kommt das einer Bankrotterklärung gleich.
Irgendwelche Ansprüche auf Sonderprivilegierung oder millionenschwere staatliche Alimentierung lassen sich meines Erachtens damit jedenfalls nicht mehr aufrecht erhalten.
Advent, Advent, die erste Nebelkerze brennt…
Nach dieser Quasi-Selbstzerstörung (um diesen gerade populären Ausdruck auch mal verwendet zu haben) gilt es jetzt, doch noch irgendetwas zu erzählen, das zumindest den Anschein erweckt, Advent sei mehr als kerzenbeschienene Realitätsflucht für Menschen, die vor der Wirklichkeit kapituliert haben.
Was wäre da besser geeignet als ein Schwung wohlklingende, aber inhaltsleere Wortgirlanden, die im Grunde überhaupt nichts aussagen, aber wohl geeignet sind, bei entsprechend empfänglichen Menschen so etwas wie eine hoffnungsvoll erscheinende Illusion zu triggern?
Aber der Advent ist ja mehr! Er passt nicht in diese Welt. Er stellt sich gegen die Welt. Er ist eine Gegenkraft gegen die Hoffnungslosigkeit. Ohne solche Zeiten gehen wir vor die Hunde und die Welt mit uns. Ohne diese Hoffnungskraft, die vom Himmel auf Erden erzählt. Das ist, was wir zum Leben brauchen: Hoffnung. Sehnsucht. Erwartung. Nicht, dass sich etwas wandelt. Nein – dass wir etwas wandeln. Dass Heiliges wahr und Himmlisches wirklich wird. In und durch uns.
Frau Behnken, erst erklären Sie lang und breit, dass Advent „nicht mehr funktioniert“, weil Sie in Anbetracht der irdischen Wirklichkeit keine Hoffnung mehr daraus schöpfen können. Und jetzt ist der Advent plötzlich doch wieder mehr als eine naive Realitätsflucht? Jetzt doch plötzlich eine Gegenkraft? Hoffnungskraft?
Ausgerechnet bei diesem Gott, der laut der von Ihnen vertretenen biblisch-christlichen Mythologie die Welt so hoffnungslos erschaffen hat, suchen Sie Trost und Hoffnung?
Menschlich und Irdisch statt Heilig und Himmlisch
Für den Appell, dass es maßgeblich Sache der Menschheit ist, den Planeten auch in Zukunft als geeigneten und lebenswerten Lebensraum für Sauerstoff verstoffwechselnde Lebewesen zu erhalten braucht es weder „Heiliges“ noch „Himmlisches.“ Sondern „Menschliches“ und „Irdisches.“
Dass „Heiliges“ und „Himmlisches“ nichts bringt (Ihren Ausführungen zufolge nicht mal mehr zur Wirklichkeitsflucht), hatten Sie doch gerade ausführlich dargestellt, Frau Behnken?
Zusammengefasst besteht Ihre heutige Verkündigung aus Fatalismus, einem Eingeständnis der Wirkungslosigkeit Ihres Glaubens und aus der abschließenden Empfehlung, dass sich Menschen immermal Erholungsphasen gönnen sollten, während sie an Gottes statt und nicht zuletzt in ihrem eigenen Interesse die Welt retten.
Widersprüche zum Advent: Finde den Fehler
Frau Behnken, Sie stellen in Ihrer heutigen Verkündigung zwei widersprüchliche Behauptungen auf:
- 1. Advent stiftet keine Hoffnung mehr und
- 2. Advent ist Gegenkraft gegen die Hoffnungslosigkeit, ist eine „Hoffnungskraft“
Sie schreiben, dass Menschen zum Leben Hoffnung, Sehnsucht, Erwartung brauchen. Meine Hoffnung ist die Entwicklungsfähigkeit der Menschheit. Die Narrative eines zu Staatsreligion modifizierten magischen Wüstenglaubens aus der Bronzezeit sind hierfür irrelevant, was Sie ja ebenfalls festgestellt haben.
Wieso nutzen Sie Ihre Medienpräsenz nicht, um zum Beispiel Projekte vorzustellen, mit denen Menschen die Welt besser, gesünder, fairer, menschlicher machen?
Statt einer Betroffenheits- und Selbstbemitleidungsshow darüber, dass Ihre Lebensqualität durch die Erkenntnis der Hoffnungs- und Wirkungslosigkeit Ihres Glaubensplacebos leidet, könnten Sie Ihre Zuschauer doch auch anhand konkreter Beispiele dazu anregen, sich für eine solche Welt zu engagieren.
>>[…] Ich konnte in Kerzenlicht baden und die Botschaft glauben: Advent ist die Zeit der Erwartung. Dass Gerechtigkeit und Frieden sich küssen. Und Gott kommt in die Welt und macht alles heil!>>
Wieso sollte Gott damit bis zum Advent warten?
Funktioniert das nich das ganze Jahr über?
Wie können Menschen nur so eine infantile, dümmlich-einfältige Einstellung haben und so lebensverneinend und so totbejahend sein?
Schließlich sind es nicht die himmlisch-göttlichen „Taten“, die uns das Leben angenehm und lebenswert machen, sondern die subtanziellen, sachenlich Dinge!
Von Gottes Gnade und Jesus‘ Nächstenliebe, werde ich nicht satt.
Machen die beim WzS eigentlich einen Drogentest mit den Predigern, bevor man sie vor die Kamera stellt? Advent, Advent … das Tütchen brennt …