Etwas viel verlangt…

Lesezeit: ~ 2 Min.

Manchmal stoßen Atheisten an gewisse Logik-Grenzen, wenn es um religiöse Aussagen geht:

Ich bin Atheist, weil ein Gott, der sich selbst auf die Erde schickt, um sich selbst sich selbst zu opfern, um uns so vor sich selbst zu retten, etwas viel ist für einen logisch denkenden Menschen.

Atheisten

Nimmt man die christliche Lehre beim Wort, so stößt man auf gravierende Wiedersprüche. Und zwar so gravierend, dass sie redlicherweise nicht zu bewältigen sind. Die Wiedersprüchlichkeit bietet aber auch Vorteile. Denn wenn einen kein schlechtes Gewissen plagt, kann man so einfach das herauspicken, was einem gerade in den Kram passt. Und bei anderer Gelegenheit einfach das genaue Gegenteil.

Phantasiewesen wie Götter, Gottessöhne und Geister eignen sich hervorragend für eine völlig beliebige Aus- und Festlegung ihrer angeblichen Eigenschaften. Genauso wie jeder andere literarische Charakter kann auch Jesus Christus praktisch jede beliebige Rolle spielen: Mensch, Gottessohn, Gott, Zimmermann, Fischer, Verkünder, Verkündeter, Religionsgründer, Kirchengründer…

Wiedersprüche ohne Ende

Historisch lässt sich weder Jesus Christus, noch eine seiner angeblichen Rollen belegen. Im Lauf der Zeit erlebte auch der literarische Jesus Christus eine gar wundersame Metamorphose. Ausgehend vom historisch tatsächlich möglicherweise ziemlich sicher belegbaren Jeschua ben Josef entwickelten die anonymen Bibelschreiber ihre Figur vom jüdischen Wanderprediger. Der zufällig genau die selben Wunder wirkte wie andere Göttersöhne vor ihm auch schon.

Und dann geschah es, dass der Gott, dessen unmittelbar bevorstehende Ankunft Jesus verkündigt hatte, einfach nicht auftauchen wollte. So blieb nichts anderes übrig, als den Verkündiger zum Verkündeten zu machen. Die Vergötterung gipfelte schließlich in der Himmelfahrtslegende und der Vorstellung des dreifaltigen Gottes. Das brachte auch gleich einige Vorteile für die Apologeten. Denn so konnten sie Jesus bei Bedarf sowohl als Mensch, aber eben auch als Gott ausgeben.

Da aber (per definitionem, bzw. bei Bedarf) alle biblischen Aussagen als Gottes Wort und damit als unumstößliche, unveränderbare Wahrheit gelten, ergibt sich eine Konstellation, deren theologische Bewältigungsversuche ganze Bände füllen. Ohne Erfolg.

Atheisten tun sich leichter

Ein Gott, der selbst auf die Erde kam um sich selbst für sich selbst zu opfern? Atheisten tun sich (auch) hier zugegebenermaßen viel leichter. Statt sich die Köpfe über die Bewältigung wiedersprüchlicher und nach heutigen Maßstäben irrelevanter antiker Mythen und Legenden zerbrechen zu  müssen, können sie ihre aller Wahrscheinlichkeit nach einmalige, einzigartige Lebenszeit anderweitig nutzen. Und auch die Gewissensnot, in die ein dogmatisch verordneter Glaube an irreale Absurditäten führen kann, bleibt ihnen erspart.

Das bedeutet nicht, dass Atheisten wegen ihres Unglaubens gedankenlos oder ignorant sind. Im Gegenteil. Viele der Atheisten, mit denen ich mich unterhalten habe, dürften sich über ihre Weltanschauung wesentlich mehr Gedanken gemacht haben als viele Christen, die es sich in ihrer religiösen Scheinwirklichkeit gemütlich gemacht haben. Ohne diese zu hinterfragen. Weil in Religionen der als besonders tugendhaft gilt, der bereit ist, die noch so absurdesten Behauptungen als wahr anzuerkennen.

Es dürfte kaum von der Hand zu weisen sein, dass das bizarre christliche Erlösungs-Bestrafungs-Konzept viel mehr Fragen aufwirft, als es beantworten könnte.

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