Kreuzbergbuden: Vorläufiger Endstand

Lesezeit: ~ 3 Min.

Nachdem ich heute noch mit Frau Müller, der Betreiberin der dritten Bude sprechen konnte, stellt sich mir der Stand der Dinge abschließend wie folgt dar:

  • Die Verträge sind unterschrieben, die Buden werden voraussichtlich noch bis Ende Oktober betrieben  und dann zurückgebaut.
  • Die Betreiber bedanken sich herzlich bei den inzwischen über 500 Fans der Facebook-Gruppe für ihr Interesse und ihre so gezeigte Unterstützung.
  • Die Buden stehen nicht unter Denkmalschutz und haben auch nicht die Aussicht, unter Denkmalschutz gestellt zu werden.
  • Für die Buden von Frau Mathes hätte es keine Nachfolger gegeben, Frau Müller hätte gerne noch ein paar Jahre weitergemacht.
  • Ein eingeschalteter Rechtsanwalt war von kirchlicher Seite von der zuständigen Stelle in München abgeschmettert worden.
  • Der Erhalt der Buden war ohnehin fraglich, besonders durch den geplanten Neubau des Klosterladens direkt am vorderen Eingang zum Kloster und durch wettbewerbsverzerrende Maßnahmen.
  • Wer den Budenbetreibern noch etwas Gutes tun will, sollte bis Ende Oktober nochmal bei gutem Wetter auf den Kreuzberg fahren und einkaufen 🙂
  • Weitere Aktionen zum Erhalt der Buden sind ausdrücklich nicht erwünscht.

Mein heutiger Versuch, doch auch mal mit Frau Somaruga zu sprechen, scheiterte auch diesmal. Ich wurde informiert, dass seitens der Franziskaner Klosterbetriebe GmbH zu diesem Thema „kein Redebedarf“ bestehe.

Ich hatte angefragt, ob die Darstellung in der Presse so den Tatsachen entspricht, oder ob es noch etwas zu ergänzen oder korrigieren gäbe. Da dies nicht der Fall zu sein scheint, ist davon auszugehen, dass die Berichterstattung so zutrifft.

Mein persönliches Fazit

Der Versuch, spontan noch etwas gegen den Rausschmiss zu unternehmen, war leider nicht erfolgreich. Weil es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung einfach schon zu spät war. Die Räumungsverfügung ist rechtlich abgesichert.

Trotzdem war die Aktion meiner Meinung nach nicht ganz umsonst. Wie nicht zuletzt die inzwischen über 500 Fans der Facebookgruppe innerhalb kürzester Zeit beweisen.

Viele Leute haben sich offenbar für das Thema interessiert. Und sicher hat sich so mancher auch ein oder zwei Gedanken gemacht. Auf Facebook gabs einige interessante Diskussionen rund um das Thema. Auch zwei Gedichte wurden verfasst.

Was bleibt?

Ich persönlich bin kein Kunde der Franziskaner Klosterbetriebe GmbH und werde es auch nicht werden. Der Boykott von ein paar hundert Einheimischen wird allerdings kaum ins Gewicht fallen. Das weiß man auch auf dem Berg.

Obwohl das eigentliche Angebot der Kirche – Seelenheil – nur eine Illusion ist, lässt sich mit den Zusatzverkäufen gutes Geld verdienen.  Selbst mit Leuten, die das schon längst durchschaut haben. Das Wallfahrtsgeschäft läuft wie geschmiert. Und das ganz ohne göttliches Zutun.

Wenn das Gebaren der Geschäftsführerin dem entspricht, wie es in der Presse und auch von den Besitzern mir gegenüber dargestellt wurde (und davon ist auszugehen, jedenfalls war es nicht dementiert worden), dann profitiert die Kirche hier gerne davon, dass Frau Somaruga die Budenbesitzer direkt durch die „Pforte der Barmherzigkeit“ vom Kreuzberg gejagt hat.

Wirtschaftsbetrieb mit Gewinnabsicht

Nächstenliebe, Fairness oder Barmherzigkeit: Fehlanzeige, jedenfalls, was das eigene Verhalten angeht. Dazu ruft man lieber andere auf. Die Kirche ist ein Wirtschaftsbetrieb mit ganz gewöhnlicher, sehr weltlicher Gewinnabsicht. Nämlich mit finanzieller.

Wasser und WeinDas ist natürlich grundsätzlich völlig legitim und weder rechtlich, noch moralisch zu beanstanden. Man sollte sich aber nicht von dem Barmherzigkeits-Image täuschen lassen, das sich die Kirche so gerne verpasst.

Statt sich gegen das rücksichtslose Vorgehen einer einzelnen, offenbar rabiaten und wenig traditionsbewussten Angestellten zu wehren, hat die Kirche für die rechtliche Absicherung dieser Aktion gesorgt. Für jede Woche, die die Buden nach der Frist noch stehen, ist eine Strafe von 100 Euro angedroht.

Auch ein solches Verhalten lässt sich übrigens problemlos biblisch rechtfertigen. Sogar mit Jesus persönlich:

  • Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. (Mt10, 34-35 LUT)

Die Aussicht auf Profit scheint jedenfalls schwerer zu wiegen als ein guter Ruf, der durch dieses Vorgehen sowieso höchstens kurzfristig und lokal begrenzt vielleicht eine kleine Delle erleiden könnte. Das „Geschmäckle“ wird bald verflogen sein. Business as usual.

Darauf, dass es zwischen ihren wirtschaftlichen und den klösterlich-kirchlichen Interessen Konflikte geben könnte, hatte Frau Somaruga ja schon in einem früheren Interview mit der Mainpost hingewiesen. Und auch darauf, dass sie von „allen Seiten“ angefeindet wird. Dass der zuständige Klosterbruder versetzt wurde, steht sicher ebenfalls genausowenig in einem Zusammenhang mit der Räumung wie der Neubau des Klosterladens.

Wasser und Wein

Wer jemals der Meinung war, die Kirche würde sich selbst an die von ihr gepredigte moralischen Standards halten, wurde hier einmal mehr eines Besseren belehrt. Es ist jedem selbst überlassen, wie ein solches Verhalten zu bewerten ist und welche Schlüsse man daraus zieht.

Interessant waren für mich auch verschiedene Reaktionen von einigen Facebook-Nutzern. Einige sahen durch den geplanten Meditationsplatz die angeblich christlichen Werte des Abendlandes gefährdet. Eine Dame richtete ein Bittgebet an die „Gottesmutter.“ Diese möge sich doch um den Erhalt der Buden kümmern. Auch eine Möglichkeit, mit der irdischen Realität umzugehen.

Im Gespräch mit der Besitzerin Frau Müller hatte sich heute morgen spontan eine Möglichkeit für ein Nachfolgegeschäft ergeben. So konnten wir vielleicht sogar doch noch wenigstens etwas helfen.

Den Familien Müller und Mathes wünschen wir, sicher auch im Namen der Facebook-Unterstützer, alles Gute für die Zukunft!

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