Gedanken zu Sankt Martin: Der Heilige Martin wartete hoch zu Ross – Zentrale Martinsfeier der Katholischen Innenstadtpfarrei im Dom

Lesezeit: ~ 2 Min.

Gedanken zu: Der Heilige Martin wartete hoch zu Ross – Zentrale Martinsfeier der Katholischen Innenstadtpfarrei im Dom, Originalartikel zum Thema Sankt Martin veröffentlicht am 12.11.16 von Osthessennews

[…] Stadtpfarrer Buß betonte, man wolle ein bewusstes Zeichen in der Stadt für kirchliche Traditionen setzen. In einer Zeit, in der diskutiert werde, ob man ein Lichterfest oder Laternenfest feiere, gelte es, das Vorbild des Heiligen Martin für unsere Zeit herausstellen. An andere zu Denken und zu Teilen seien höchst aktuelle Dinge.*

Sankt MartinZur kirchlichen Tradition gehört auch, „Heilige“ so darzustellen, dass sie einer bestimmten Wunschvorstellung entsprechen. Sie dienen als Grundlage für allerlei Mythen und Legenden.

Noch heute verlangt die katholische Kirche mindestens zwei „nachgewiesene“ „Wunder“, um eine Person „heilig“ zu sprechen. Was nicht ins verklärte Bild passt, wird weggelassen. Und dafür die gewünschten Eigenschaften mit Legenden ausgeschmückt.

Schon die kleinsten Kindergartenkinder bekommen systematisch eingetrichtert, dass „Sankt Martin“ ein „guter Mann“ gewesen sei. Dabei sollte man die dunklen Seiten des Martin von Tours nicht unter den Teppich kehren:

Sankt Martin

  • einer der bis heute beliebtesten Heiligen, ist sein Festtag (→ Martinstag) doch mit feierlichen Umzügen und Zuckerbrezeln (für die Kinder) und Glühwein (für die Eltern) verbunden. „Sankt Martin war ein guter Mann“, singen die Kinder während des Laternenumzugs und viele von ihnen bewundern aufrichtig den römischen Soldaten, der da auf einem hohen Ross reitend, die abendliche Prozession anführt. Meist ha­ben sie schon im Kindergarten die rührselige Geschichte vom barmherzi­gen Heiligen gehört, der einem frierenden Bettler angeblich die Hälfte (Frage: Warum eigentlich nur die Hälfte?) seines Mantels gab.
  • Der heilige Martin war der Legende nach ein großer Spezialist in Wunderdingen, der nicht nur Tote erwecken konnte, sondern seine enormen Wunderkräfte beispielsweise auch einer kranken, von einem „bösen Geist besessenen“ Kuh angedeihen ließ. (Die Kuh sank daraufhin übrigens auf die Knie und küsste dem Heiligen die Füße [vgl. Deschner, Kriminalgeschichte, Bd. 3, S. 222].) Nicht so recht ins barmherzige Legendenbild passt, dass der hl. Martin von Tours (316-397) als Bischof 20.000 Sklaven für sich schuften ließ und in aller Brutalität die Evangelisierung der gallischen ‘Heiden’ vorantrieb.
  • So können wir annehmen, dass der heilige Martin sein Schwert weit weniger zur mildtätigen Zerteilung seines Mantels benutzt hat als zur Vernichtung von Kulturen und Menschen, die nicht ins christliche Konzept passten. Kurzum: Ein Heiliger, wie er im Buche steht. (Quelle: hpd.de: Das ABC des Christentums, zitiert aus: „Die Kirche im Kopf – Von „Ach Herrje!“ bis „Zum Teufel!“, von Carsten Frerk und Michael Schmidt-Salomon)

Einen weiteren interessanten Beitrag über „Sankt Martin“ mit einem Exkurs zum Thema „Deflation“ gibt es hier.

Neue Vorbilder

Bedarf es heute tatsächlich noch einer so fragwürdigen Gestalt wie der eines Sankt Martin, um Menschen zur Mitmenschlichkeit anzuregen? Ist das Herschenken eines halben Mantels, der zudem Militäreigentum war, eine Tat, die eine solche Überhöhung rechtfertigt?

Gäbe es nicht andere Personen, deren Taten unseren heutigen Vorstellungen von Mitmenschlichkeit mehr entsprechen als die des Sankt Martin? Personen, die sich nicht nur durch eine einzige, zur Schau gestellte wohltätige, wenn auch bei näherer Betrachtung nur halbherziger Handlung profilierten? Sondern die ihr gesamtes Handeln in den Dienst der Mitmenschlichkeit gestellt haben? Wer könnte Sankt Martin ablösen?

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Artikel.
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