Freude – das Wort zum Wort zum Sonntag

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Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Gereon Alter, veröffentlicht am 11.12.2016 von ARD/daserste.de

Echte, tief empfundene Freude hat immer auch etwas mit Beziehung zu tun. Sie kommt nicht auf einer Einbahnstraße daher. Sie entsteht aus einem lebendigen Hin und Her zwischen Menschen, die einander Aufmerksamkeit schenken.

Bis hierher stimme ich Herrn Alter uneingeschränkt zu: Beziehungen zu Menschen können eine freudvolle Angelegenheit sein. Dass dies so ist, lässt sich evolutionsbedingt erklären.

Menschen, die Freude empfinden und auch ihrerseits Freude hervorrufen können, hatten dadurch einen Vorteil gegenüber Zeitgenossen, die diese Fähigkeit nicht mitbrachten.

Survival of the fittest

Denn es ist keinewegs so, dass immer nur der Stärkste überlebt. Sondern es sind die am besten an ihre jeweilige Situation angepasste Lebewesen, die sich langfristig durchsetzen. Das Zusammenleben von Menschen in Gemeinschaften hatte sich irgendwann als förderlich erwiesen. Und das gelingt besser, wenn Menschen freundlich miteinander umgehen.

Freude am Miteinander lässt sich also nicht nur als biochemischer Vorgang, sondern auch als evolutionär entwickelte Fähigkeit beschreiben.

Kein Wort zum Sonntag ohne Religionsbezug

Natürlich darf in einer christlich-religiösen Verkündigung der Bezug zur Religion nicht ganz fehlen. Und so kann sich Herr Alter auch diesmal nicht einen Hinweis darauf verkneifen, dass hinter der ganzen, rein zwischenmenschlichen, irdischen Freude, offenbar auch noch ein höheres Wesen stecken könnte:

Für mich fühlt sich das jedenfalls sehr weihnachtlich an – um nicht zu sagen: wie ein Geschenk des Himmels.

Die Fähigkeit, Freude zu schenken und zu empfinden, haben auch diejenigen, die an ganz andere oder gar keine Götter glauben. Was den christlich-biblischen Gott angeht, der war der Meinung, den Menschen eine besonders große Freude damit zu machen, dass er sich seinen eigenen Sohn als Menschenopfer für sich selbst zu Tode hatte foltern lassen.

Und die Freude, die er Menschen verspricht, besteht aus einer angeblichen ewigen himmlischen Herrlichkeit, die ja für sich genommen schon alles andere als freudvoll erscheint. Schon allein die Vorstellung einer Ewigkeit an sich finde ich beängstigend, egal, wie diese gestaltet sein mag.

Himmlische Freude?

FreudeDoch damit nicht genug: Der angeblichen postmortalen ewigen Herrlichkeit steht die Androhung einer ebenso zeitlich unbegrenzten Dauerbestrafung durch Höllenqualen gegenüber. Auch wenn dieser Aspekt heute aus verständlichen Gründen gerne verschwiegen wird.

Ein fiktives Versprechen – das geht klar, aber wer möchte sich heute noch einer (zwar ebenso fiktiven, aber eben trotzdem unangenehmen) Strafandrohung ausgesetzt sehen? Und trotzdem wirkt das christliche Belohnungs-Bestrafungskonzept bei erschreckend vielen Menschen erschreckend gut. Bewusst oder unbewusst.

Deshalb erschließt es sich mir nicht, was genau an menschlicher Freude ¨ein Geschenk des Himmels¨ sein soll. Denn das ist eine höchst irdische, menschliche Angelegenheit.

Wenn schon, dann ist Freude ein Geschenk der Evolution. Denn die hat die Menschen mit der Fähigkeit ausgestattet, Freude zu empfinden.

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