Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Thema Lüge: „Wer einmal lügt…“

Lesezeit: ~ 3 Min.

Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Thema Lüge: „Wer einmal lügt…“ – vekündigt von Alfred Buß, veröffentlicht am 3.12.2016 von ARD/daserste.de

Wenn ein religiöser Verkünder Menschen der Lüge bezichtigt, dann ist er vermutlich davon überzeugt, dass er selbst die Wahrheit vertritt. Aber wie wahr können Behauptungen über übernatürliche Phantasiewesen und deren angebliche Eigenschaften überhaupt sein? Also, wahr im Sinne von wahrhaftig? Mit möglichst hoher Wahrscheinlichkeit der Wirklichkeit entsprechend?

Und ob sich Herr Buß wohl des krassen Widerspruchs bewusst ist, den seine Verkündigung enthält? Einerseits kreidet er zu Recht an, wenn Menschen Behauptungen ungeprüft für wahr halten und weiter verbreiten.

Andererseits ist er berufsbedingt ja selbst darauf angewiesen, dass Menschen sich genau so verhalten. Denn ohne das Für-wahr-halten von unbewiesenen Behauptungen könnte ja niemand an seinen Gott glauben.

…wie bei Alfred

[…] Zu Tausenden werden solche Lügen ins Netz geblasen nach dem Motto: Wird schon was hängenbleiben. Wie bei Hartmut: „Was Wahres wird schon dran sein“.*

Oder wie bei Alfred: „Irgendwer wird doch noch an unseren Gott glauben“.

Hinters Licht führen hat Methode: Man lügt, behauptet Bullshit oder bricht ein Tabu.

Diese Einschätzung wäre dann ehrlich, wenn sie auch auf Religionen bezogen wäre. Wer zum Beispiel vorgibt, zu wissen, wer oder was Gott ist und welche Eigenschaften oder Absichten dieser Gott hat, den könnte man durchaus der Lüge bezichtigen.

Wie auch die restliche Verkündigung vermuten lässt, dürfte Herr Buß kaum zustimmen, dass das Behaupten von göttlichen Eigenschaften als Wahrheit in Wirklichkeit dem entsprechen, was als Lüge bezeichnet wird.

Hier leuchtet das Adventslicht in der Dunkelheit – still, hell und warm. Es will Klarheit bringen in der verworrenen Welt und Menschen zusammenführen, Hoffnung geben und Zuversicht.

Hoffnung worauf? Dass ein allmächtiger, allgütiger und allwissender Gott seinen Allmachtsplan ändert und endlich doch mal etwas gegen Leid und Elend seiner irdischen Schöpfung unternimmt? Das erscheint mir alles andere als zuversichtlich…  Eine Kerze mag Licht, Wärme und Gemütlichkeit ausstrahlen.

Ein Symbol, das auf die angebliche Geburt eines ebenso angeblichen Gottessohnes  hinweist, bringe ich beim besten Willen nicht mit Klarheit in Verbindung. Es gibt sicher gute Gründe, die Welt als verworren zu bezeichnen. Nur ist die religiöse Scheinwirklichkeit kein bisschen weniger verworren.

Verschleierte Lüge: Hinters Licht geführt

Wer andere hinters Licht führt, will seine Interessen durchsetzen – skrupellos. Wie beim Abgasbetrug VW, manche Fifa-Größen, Steuerhinterzieher und viele mehr.

LügeAuch Kirchenvertreter haben ganz offensichtlich keine Skrupel, die Interessen ihrer Arbeitgeberin durchzusetzen und zu diesem Zweck Menschen religiöse Mythen und Legenden als Wahrheit zu verkaufen.

Zumindest scheinen sie den Konflikt zwischen ihrer religiösen Scheinwirklichkeit und ihrer Vernunft, ihrem Wissen und ihrer intellektuellen Redlichkeit so gut bewältigen zu können, dass sie keine Skrupel haben, ihre religiösen Vorstellungen wie Wahrheiten zu verkündigen. Den Vorwurf der Lüge würden sie sicher wortreich empört von sich weisen.

Doch bleiben solche Täuschungen nicht folgenlos.

Stimmt.**

Hinters Licht führen macht die Welt finster.

Nicht zufällig wird die Epoche, in der die Kirche noch mehr Macht und Einfluss hatte als nach der Säkularisierung, auch das „Finstere Mittelalter“ oder das „Dunkle Zeitalter“ bezeichnet.

[…] Wenn Menschen einander das Licht der Wahrheit klauen, tappen bald alle in Finsternis.

Das Licht der Wahrheit bringt keine Adventskerze. Das Licht der Wahrheit bringen die Aufklärung und die Wissenschaften. Eine Adventskerze bringt eine bestenfalls hoffnungsvolle Illusion.

Davon kündet das Licht des Advent. Erschienen ist die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes – im Kind von Bethlehem. Gott ruft uns aus der verworrenen Finsternis in sein wahres Licht.

Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes? Es kann natürlich sein, dass der von Herrn Alfred Buß imaginierte Gott tatsächlich freundlich und Menschen liebend ist. Gott kann alles Beliebige sein. Und das genaue Gegenteil. Gott ist völlig beliebig definierbar.

Freundlichkeit und Menschenliebe?

Der biblisch-christliche Wetter-Berge-Wüsten-Kriegs-Lieber-Gott Jahwe jedenfalls hat mit Freundlichkeit und Menschenliebe wahrlich nichts zu tun.

Dessen Freundlichkeit besteht darin, dass er Menschen seine wie auch immer geartete Liebe dafür in Aussicht stellt, dass sie sich ihm bis zur Selbstaufgabe unterordnen. Nicht etwa ein glückliches, gesundes, erfüllendes Leben gibt es als Zeichen der Liebe. Sondern das zweifelhafte Vergnügen, auf ewig bei „ihm“ sein zu dürfen. Kleiner Haken: Erst im (erfundenen) Jenseits. Und das auch nur, wenn er das so entscheidet.

Wer sich nicht von Jahwe, sondern von einem anderen oder von keinem Gott lieben lassen möchte, den bestraft er mit ewiger Höllenqual. Oder quält ihn, nach katholischer Aufassung, so lange, bis er sich ihm doch unterordnen möchte.

Freundlichkeit und Menschenliebe heißt bei Jahwe auch, dass er sich einen Mesnchen, zu dem er ein Vater-Sohn-Verhältnis hatte, zu seiner eigenen Befriedigung zu Tode hatte foltern lassen, um einigen Menschen damit seine Liebe zu beweisen. Dazu ein Kind, das ein Geist mit einer Jungfrau gezeugt hatte, der somit also gleichzeitig sein Vater, aber auch ein Drittel seiner Selbst sein soll? Wenn das nicht verworren ist, dann weiß ich’s auch nicht…

Der Versuch, in altbekannt religiös-dualistischer Manier dem Negativem auf der Welt ein vermeintlich „wahres Licht“ gegenüberzustellen, muss auch diesmal scheitern. Denn kein religiöses Hirngespinst ist der Gegenpol zur Lüge. Sondern die Wahrheit.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnite sammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Artikel.
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